Während jetzt die drei alten Leute zur Tür hineintreten, sorgen Leo und Marie, des Bildhauers Enkelkind, für die Unterbringung und Pflege des Pferdes.
„Ist es für Ihren Herrn Grossvater nicht eine gar zu grosse Anstrengung, die weite Fahrt zu machen?“
„Er wollte es sich ja nicht nehmen lassen. Gestern wurde das Gehäuse vollendet. Viele Wochen hat er daran geschnitzt.“
„Merkwürdig, auch Meister Grieshaber gönnte sich seit Wochen keine Ruhe. Beide wollen wohl ihre Gemeinschaftsarbeit vollendet sehen, ehe ein Stärkerer ihnen die Werkzeuge aus der Hand nimmt.“
Im Wohnzimmer in der „besten Stube“, die nur Sonntags benutzt wird, wenn Gäste im Hause sind, haben die Freunde die Uhr aufgehangen.
„Faller, du hast dich dieses Mal selbst übertroffen! Diese Schnitzerei ist von einer Zartheit und Gleichmässigkeit, die nicht zu überbieten ist! Wieviele Stiche und welche Sicherheit der Hand gehören dazu, nur allein das Schallgitter zu schaffen! Aus wievielen Einzelblümchen — jedes ein Kunstwerk an sich und eines genau wie das andere — besteht es? Und gar erst der darüber schwebende Korb, aus dem die von Blättern und Blüten umrahmte Rose hervorragt! Wundervoll! Herrlich auch die ovale Form, die dem Gehäuse ein so gefälliges Aussehen verleiht! Und die harmonische Farbenzusammenstellung: das zart aufgetragene Gold auf den hellbraunen Grundton des Holzes!“
Der alte Uhrmacher ist vor Begeisterung und Bewunderung ganz überwältigt. Andächtig sitzt die kleine Gemeinde im Betrachten der prächtigen Arbeit vertieft. Da rückt der Grieshaber den Zeiger seiner Uhr auf sechs. Ein wundersames Klingen, Flöten und Musizieren beginnt. Kaum sind die letzten Töne verhallt, rückt er die Zeiger um eine Stunde weiter und dann fort bis zwölf. Bei jedem Stundenschlag ertönt ein Lied, eines immer schöner und inniger als das andere.
Worte können es nicht ausdrücken, was im Innern der Freunde vor sich geht. Solche Augenblicke höchster Seligkeit vermag nur der zu verstehen, der selbst Werke schuf, die ihm wie ein Wunder erschienen.
Beider Werk auf Erden ist vollendet. Die Pforte zu jenem unbekannten Reich, aus dem noch niemand wiederkehrte, ist für sie geöffnet. Wer gelebt hat wie sie, kann ohne Furcht und Bangen eintreten.
Am anderen Tag heisst es Abschied nehmen. Es ist ein sonnenbeglänzter Sommertag, voller Pracht und Jubel. Leo und Marie reichen sich die Hände, die länger ineinander ruhen als sonst. Sie schauen sich in die Augen und lesen darin das alte Lied vom Glück der reinen Liebe.
Auch Faller, Grieshaber und Vrenili drücken sich lange die Hand. In ihren Blicken steht ebenfalls ein Glück geschrieben, zu dem sich aber der Schmerz des Scheidens für immer gesellt.
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