Abends bringe ich ihn ins Bett und liege dann in meinem eigenen, viel zu breiten, und lausche auf seine Atemzüge von dem anderen. Als er glaubt, daß ich eingeschlafen bin, wagt er es, sein Nachtgebet zu sprechen, in dem neben Vater und Tessie – erst glaube ich, daß es sich dabei um ein Haustier handelt, bis mir einfällt, daß Theresa eine Allergie hat – auch Großmutter Bernadette, Marge und Dave und alle ihre Kinder, eine Anzahl Fische aus dem Aquarium und zum Schluß jemand namens Joyce bedacht werden.
Mein Sohn schnieft in der Dunkelheit, aber ich wage es nicht, aufzustehen, um ihn zu trösten. Falls es sich wirklich um Weinen handeln sollte, was könnte ich denn tun, wenn ich das Problem wäre?
Am nächsten Morgen geht es weiter.
Mein Sohn macht Konversation und sagt absolut überhaupt nichts.
Mein Sohn ist neun und langweiliger als ein Büroangestellter.
In der Nacht, bevor wir zurückfliegen wollen, wache ich mit hohem Fieber auf und Mandeln so groß wie Hühnereier, und der Joel, der mit meinem kleinen Tauchsieder geduldig Wasser für meinen Tee erhitzt und mir kalte, nasse Waschlappen auf die Stirn meines schmerzenden Kopfes legt, erinnert mich an den Joel, den ich einmal gekannt habe.
Aber als ich mich auf zitternden Beinen winkend von dem kleinen Jungen verabschiede, dessen rotes Haar, mein rotes, irisches Haar, gut unter einer blauen Baseballmütze verborgen ist und der artig einer professionell lächelnden Bodenhosteß folgt, weiß ich, daß das so nicht weitergehen kann.
Stundenlange Telefongespräche mit Marge lösen keine Probleme. Joel befindet sich außerhalb unserer Reichweite. In meinen Gedanken ist er eine kleine, einsame Gestalt, die in Richtung Horizont trottet, während sowohl sein primäres als auch sein sekundäres Netzwerk in der Ferne verschwinden.
Aber vielleicht ist das nur Lüge und Wunschdenken, daß es ihm bei Marge oder sogar bei seiner Mutter mit ihrem nicht allzu strukturierten Privatleben besserginge.
Joel ist das einzige Kind einer wohlhabenden Familie. Er ist von Menschen umgeben, die ihn auf ihre Art mögen. Ich habe kein Recht, das zu bezweifeln. Er hat Freunde, ist aktiv und gesellig und lebt in geordneten Verhältnissen.
Zu guter Letzt sind es meine Zweifel, die die Sache entscheiden.
Was mich betrifft, ist der Kampf zu Ende. Ein Forschungsstipendium, das mir zwei Jahre Arbeit in Europa ermöglicht, rettet mich aus tiefster Depression. Nach einiger Überredung genehmigt die Universität mir Urlaub.
Die Telefongespräche mit Joel gehen weiter, genauso unsinnig und genauso mechanisch, bis ich aufbreche.
Irgendwo über dem Atlantik lasse ich ihn los.
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