Rahel Sanzara - Das verlorene Kind

Здесь есть возможность читать онлайн «Rahel Sanzara - Das verlorene Kind» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Das verlorene Kind: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Das verlorene Kind»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Sanzaras erster und erfolgreichster Roman ist die mit einer geradezu unheimlichen Objektivität erzählte Geschichte eines Sexualmordes. Die vierjährige Anna verschwindet spurlos auf dem Gutshof ihrer Eltern. Die Dorfbewohner verdächtigen die Zigeuner im Dorf. Den darauf folgenden Gerichtsprozess übernimmt die Autorin aus dem neuen «Pitaval». Der Roman war das literarische Ereignis des Jahres 1926 und fiel später der Zensur der Nationalsozialisten zum Opfer, bevor er 1983 erstmals wieder veröffentlicht wurde.-

Das verlorene Kind — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Das verlorene Kind», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Vier Wochen später, am dreiundzwanzigsten Juni, dem Tage vor Johannis, war der vierte Geburtstag des Kindes.

Es war die schöne, festliche Zeit des Sommers. Die schwere Feldarbeit hatte noch nicht begonnen. Das Getreide auf den Feldern, kindeshoch und reich angesetzt im Korn, stand noch im Grün. Die Bäume hielten noch die schwellenden Früchte an den Zweigen, die Beeren ihre glühenden Trauben zwischen den Blättern ihrer Sträucher. Nur das Heu war schon gemäht, lag tot, mit schwerem Duft in der Sonne. Der Gesang der Vögel in den Nächten war verstummt, überall hingen schon die Nester mit der zart wispernden Brut. Auf den Weiden führten die Alten ihre Jungen zur Äsung: die Schafe ihre Lämmer, die mit den zierlichen Gelenken zitternd ihre Sprünge taten, die schweren Kühe hatten ihre milchduftenden Kälber um sich, die mit weichen Mäulern das Gras von der Erde saugten, und zwei Stuten trabten hinter dem übermütig blinden Lauf ihrer Fohlen sorgend mit erhobenen Köpfen einher. Von zwei kindlichen Hirtinnen bewacht, führten die Enten ihre Jungen lärmend zum Teich, und die Hennen riefen, warnten und lockten unermüdlich das Volk ihrer Kücken. Alles war in Ruhe, im Wachsen und Reifen. Die Tage waren strahlend in der noch milden Glut des Frühsommers, die Nächte durchsichtig blau, mit sternbesäten Himmeln, mit zart bewegter Luft. Ein Hauch von Frieden und Glück, von leichter Fröhlichkeit wehte aus der Natur die Menschen an, und man hörte viel Singen und Lachen auf dem Hof.

Es war Sonntag. Nach dem Gottesdienst war die Schwester des Herrn gekommen und hatte der kleinen Anna Geschenke gebracht, eine große Tüte Bonbons, ein paar feine weiße Strümpfe mit roten Ringen, in deren Fußende je zwei Taler versteckt waren. Das Kind war fiebernd vor Freude und Erregung. Es lief von einem zum andern, um ihm sein Glück über die vielen Geschenke, die es erhalten hatte, zu erzählen. Es hob mit freudebebenden Händchen die Falten seines Röckchens auf, um jedem nahe und deutlich sein neues Kleidchen zu zeigen, aus schönem, rot- und grünkariertem Stoff, an dem Leibchen und an den Ärmeln mit einer dichten Reihe schillernder Knöpfe besetzt. Es hob, wie eine Tänzerin seine Arme ausstreckend, den kleinen Fuß empor, um die noch weißschimmernde Sohle seines neuen Stiefelchens zu zeigen. Es tobte und sprang und lachte sprudelnd, so daß es am Abend kaum zur Ruhe gebracht werden konnte, und es schien von einer so gewaltsam gesteigerten Lebensfreude erfüllt zu sein, daß es der Mutter schwerfiel, es in den Schlaf zu zwingen, so bestrickend, im tiefsten erfreuend waren seine Zärtlichkeiten, sein Liebreiz und sein Lachen an diesem Tag gewesen.

Am späten Nachmittag war der Herr aufgebrochen, um seine Schwester heimzufahren. Seit der Geburt des jüngsten Kindes war sie, die alle Jahre vorher sich selbst in bitterer Einsamkeit gehalten hatte, um nicht die Qual fremden Glückes zu spüren, doch wieder in den Kreis menschlicher Gemeinsamkeit getreten, hatte oft des Bruders Haus besucht, um an der reichen, jedem offenen Lieblichkeit des Kindes auch Freude für ihr Herz zu gewinnen. An dem Bruder aber, als an dem Vater und Erzeuger, hing sie jetzt in einer fast ehrfürchtigen Liebe. Vor der breiten, stattlichen Auffahrt zum Wohnhaus ihres Gutes trennten sich die Geschwister, denn der Bruder wendete den Wagen gleich zurück. Die Schwester sah ihm nach. Der Himmel wölbte sich um ihn, während er in die Weite der Ebene hineinfuhr, die großen, leuchtenden Sterne standen immer über seinem Haupt.

Christian fuhr langsam zurück, um ihn sank der Abend auf die Erde. Er erinnerte sich jener Fahrt, im Winter, mit Martha, seiner Braut. Damals war es kalt gewesen, die schneebedeckte Erde hellstrahlend, der Himmel aber dunkel und verborgen, und das schwarze, weitgeöffnete Auge der Frau war wie Finsternis um seine Gestalt gewesen. Jetzt war es warm, die Luft noch durchhaucht von der Sonne des Tages, der nachtblaue Himmel groß, sichtbar, schimmernd wie Glas. Die Gestirne prunkten. Die Erde aber war dunkel, verschwiegen, trächtig in sommerlicher Fülle. Er dachte an seine Frau, und plötzlich erzitterte er. Ihr gesenktes Auge fiel ihm ein, ihr nachtdunkler Blick, nicht mehr mit ihren Armen zugleich fordernd um ihn geschlungen, sondern nur noch auf das Kind. Er trieb die Pferde an und fuhr schneller, von plötzlicher Sehnsucht nach dem Kinde ergriffen.

Aber als er ankam, war schon alles zur Ruhe gegangen. Schweigend und verlassen, in Sauberkeit und Ordnung lag der schöne große Hof da, der Brunnen raunte leise, gedämpfter Tierlaut kam aus den Ställen, die schon geschlossen waren. Nur die große, weite Scheune Numero vier, nahe dem Wohnhaus gelegen, hatte die Riesenflügel ihres Tores weit in den Angeln zurückgeschlagen, und ihr tiefer, fensterloser Raum stand in scharf abgegrenzter, schwarzer Finsternis in der durchsichtigen Nacht. Die Sterne schwebten groß, nah und gewaltig leuchtend auch über ihrem Dach, doch nichts von ihrem Widerschein konnte in das Innere dringen.

Christian, als er die Pferde ausspannte, stand eine Weile gebannt durch diesen Anblick, er erschrak, als plötzlich die Frau ihm entgegentrat, die auf der Bank vor dem Haus ihn erwartet hatte. Doch er reichte ihr schnell die Hand und zog sie neben sich auf die Bank zu einer Rast noch nieder. Sie schwiegen. Die Natur war voll tiefster Stille, nur der Glanz der Sterne war so groß, daß er zu tönen schien.

Endlich sagte Christian, den Blick fest gerichtet auf die geöffneten Tore der finsteren Scheune: »Ist Güse für morgen bestellt?« Das war der Dachdecker, der das Strohdach der Scheune vier ausbessern sollte, ehe sie mit dem diesjährigen Korn eingescheuert werden sollte. Christian fühlte das Tönen der Sterne verstummen, die finstere Scheune rückte ferner seinem Blick, und er hörte die Stimme der Frau, die ihm antwortete: »Ja, er kommt morgen mittag.« Er sprach weiter: »Fritz kann früh gleich zum Teich gehen, die Weiden schneiden und einweichen.«

»Ja«, sagte die Frau.

»In Wiesenschlag sieben mähen wir. Nachmittags holt Plachmann das Schlachtvieh, es muß pünktlich gemolken werden.«

»Ja«, sagte die Frau.

»Ich bin mit den Jungen oben im Wald, wir wollen fällen.«

»Ja.«

»Es wird schon gehen«, sagte der Mann.

Die Frau griff nach seiner starken, zuversichtlichen Hand, und sie schwiegen noch eine Weile. Dann erhob sich der Mann, und die Frau folgte ihm ins Haus. Sie gingen die Treppe empor und traten in das Schlafzimmer ein. Im Dunkeln vernahmen sie den zarten, reinen, hauchenden Atem des Kindes. Im Dunkeln kleideten sie sich leise aus. Die Frau stand am Bettchen des Kindes, hell schimmerten ihre Schultern und die weichgeformten Arme im Widerschein der sternendurchglänzten Nacht. Sie zögerte noch, aber plötzlich wandte sie sich um, war nahe dem Mann, ihr leises, strömendes Lachen tönte, sie umschlang ihn mit den Armen, tauchte die schwarzglänzende Nacht ihrer Augen in seinen Blick und zog ihn zu sich.

Das Kind erwachte und rief. Die Frau riß sich los, wich fort von dem Mann in der Dunkelheit. Als der Mann Licht angezündet hatte, stand sie, ohne sich zu rühren, am Fußende des Kinderbettes, den Kopf tief gesenkt, das Gesicht von ihrem schwarzen Haar verborgen.

Das Kind aber stand aufrecht im Bettchen, heiß vom Schlaf, in erregter, unnatürlicher Munterkeit lachte und sprach es, bettelte und wollte sein Geburtstagsgeschenk, sein neues, buntes Kleidchen sehen.

»Du mußt jetzt schlafen«, sagte der Vater sanft und versuchte, das Kind niederzulegen. Es begann zu weinen, und die Mutter neigte sich demütig und stumm und reichte ihm das Kleidchen hin. Das Kind nahm es in die Arme, streichelte es, dann verlangte es noch, die neuen Schuhe zu sehen. Die Mutter reichte auch diese ihm hin. Das Kind strich zärtlich mit den kleinen Fingerchen über die noch unberührten weißen Stellen der Sohlen und über ihre scharfen, noch glänzenden Kanten hin. Es begann zu plaudern und zu lachen. Der Vater hob es auf und bettete es zwischen sich und die Frau. Schelmisch begann es ihm zu schmeicheln, haschte nach seiner Hand, die es festhielt und in die es sein kleines Gesichtchen schmiegte. Dann entdeckte es den breiten, goldenen Ring an seinem Finger, versuchte ihn abzuziehen, und der Vater, selbst glücklich in diesem Spiel, kämpfte mit dem Kind, ballte die Hand zusammen und nahm sein kleines Händchen darin gefangen. Jedesmal, wenn er das tat, lachte das Kind in langen, weichtönenden Zügen, rollte die kleine Kehle, und seine wie ein Blumenblatt zarten Lippen feuchteten sich. Still, mit gesenkten Blicken sah die Mutter, an des Kindes anderer Seite liegend, dem Spiel zu. Endlich ermüdete das Kind und schlief wieder ein. Der Vater verlöschte das Licht. Doch nur im ersten Augenblick umgab ihn Finsternis. Die helle, von Sternenschein durchlichtete Nacht schwebte bald vor seinen Blicken auf, er erkannte, ihm zur Seite liegend, das weißschimmernde Gesicht der Frau, die lichten Lider über die Nacht ihrer Augen gesenkt, er sah, an sein Herz geschmiegt, das am Tage goldfarbene Haar des Kindes jetzt silbern aufleuchten, und im tiefsten Frieden und Glück schlief er ein.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Das verlorene Kind»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Das verlorene Kind» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Das verlorene Kind»

Обсуждение, отзывы о книге «Das verlorene Kind» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x