Rahel Sanzara - Das verlorene Kind

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Sanzaras erster und erfolgreichster Roman ist die mit einer geradezu unheimlichen Objektivität erzählte Geschichte eines Sexualmordes. Die vierjährige Anna verschwindet spurlos auf dem Gutshof ihrer Eltern. Die Dorfbewohner verdächtigen die Zigeuner im Dorf. Den darauf folgenden Gerichtsprozess übernimmt die Autorin aus dem neuen «Pitaval». Der Roman war das literarische Ereignis des Jahres 1926 und fiel später der Zensur der Nationalsozialisten zum Opfer, bevor er 1983 erstmals wieder veröffentlicht wurde.-

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Ein Jahr später, wieder im Sommer, sah er, durch den Wald wandernd, einen jungen, aus dem Nest gefallenen Vogel am Boden liegen. Es war ein Rotkehlchen; seine winzigen, schwarzen Augen blinkten, der kleine Schnabel öffnete und schloß sich lautlos klagend. Er hob ihn auf und nahm ihn zwischen seine Hände. Das Herz des geängstigten Tieres, das rasend gegen seine Hände schlug, jagte ihn auf; sein Blut, das in wilden Strömen von ihm zu dem Vogel und von dem Vogel zu ihm zurück in geheimnisvoller Verbundenheit kreiste, sein Herz, das zu furchtbaren Doppelschlägen angefeuert wurde vom Takt des rasend in Angst schlagenden Tierherzens, es jagte ihn auf, zur Flucht. Die Hand um den Vogel gepreßt, die eigene Kehle umwürgt, flog er in hastigen Sätzen dahin, gepeitscht durch die Stöße seines Herzens, Schweiß auf seiner heiß geröteten Stirn, mit weit geöffnetem Mund, der zischend aus der engen Kehle den emporgekeuchten Atem ausstieß. Aber er erreichte das Haus noch, solange der Vogel lebte.

Er eilte in seine Kammer und ließ den Vogel aus seinen Händen in eine Mütze gleiten, hielt die Innenflächen seiner Hände aufrecht und ausgebreitet in die Luft, bis in der Kühlung seines Blutes aller Aufruhr in ihm verging. Er begann dann, das Tierchen zu füttern, und es gelang ihm auch, es mit vieler Mühe großzuziehen und es zu zähmen. Es erkannte seinen Pfiff, mit dem er es rief, flog herbei und setzte sich auf seine Schulter und fraß aus seiner Hand. Er schnitzte ihm einen schönen geräumigen Käfig. Nur einen Namen fand er nicht für das Tier, obwohl er oft in seiner Kammer in einfachen, langgedehnten Lauten seiner weichen Stimme mit ihm sprach.

Im Frühjahr, das nun folgte, flog ihm der Vogel, wenn sein Käfig geöffnet war, aus dem Fenster seiner Kammer bis auf den Hof entgegen. Da erblickte ihn zum erstenmal die kleine Anna und streckte in kindlicher Freude und Verlangen ihre Ärmchen nach ihm aus. Sofort holte Fritz den Käfig, lockte den Vogel hinein und brachte ihn dem Kinde als Geschenk. Die Frau wollte ihm zur Belohnung ein Geldstück schenken, doch er nahm es nicht. Das Kind aber war so erfreut über den Vogel, daß es ihn den ganzen Tag, neben ihm sitzend, betrachtete, mit kindlicher Sprache zu ihm redete und sein glückliches Lachen ihm entgegensprudelte. Am Abend, als es schlafen sollte, ruhte es nicht eher, als bis der Käfig auf einem Stuhl neben sein Bettchen gestellt wurde. Fritz, der wie früher noch die Kleider und Schuhe der Herrschaftskinder sammelte, um sie zu reinigen, kam an der offenen Tür des Schlafzimmers vorbei. Er sah das schlafende Kind und neben ihm den Käfig mit dem schlafenden Vogel auf der Stange. Er trat ein, ging leise zum Bettchen des Kindes und sah es in der noch lichten Dämmerung des Frühlingsabends an. Er hob die freie linke Hand und senkte sie dem Köpfchen des Kindes entgegen, den zarten Flaum seiner duftigen Lokken fühlte er schon warm ihn berühren, feines, stechendes Klopfen regte sich schon im Innern seiner Hand, da schreckte ihn das leise Flattern der schlafesschweren Flügel des kleinen Vogels auf. Er riß die Hand vom Haupt des Kindes zurück, zitternd und gierig öffnete er mit dieser Hand die kleine Tür des Käfigs, ergriff den Vogel, aber noch ehe ihre beiden Herzen wie damals im Wald in wilden Schlägen sich ineinander verfangen konnten, drückte er zu, den glitzernd geweiteten Blick auf das schlafende Kind gerichtet. Er hörte das leise Krachen der zarten Knochen unter dem weichen Federkleid, und er fühlte heiße Feuchtigkeit zwischen seine Finger sich drängen, sammetweich schmiegte sich das Blut des Vogels in seine Hand, alles besänftigend. Sein Herz war ruhig. Weiß und engelgleich war sein Gesicht. Um ihn zu verbergen, ließ er den toten Vogel in den Schuh der kleinen Anna gleiten und ging so zur Treppe hinab, durch die Küche an seiner Mutter vorbei in den Garten. Unter dem Stamm eines Holunderbaumes grub er mit seinen Händen eine kleine Grube, ließ den Vogel, ohne ihn noch einmal zu berühren, ohne sich niederzubeugen, von der Höhe seiner Gestalt herab, aus dem Schuh in die Höhlung niederfallen, deckte Erde über ihn und stampfte sie mit den Füßen fest. Der Geruch der Erde, feucht und stark, das Erfühlen ihrer Krume, kühl, weich und ohne klopfendes Leben in seinen Händen, und die kleine, alles verbergende Ebene der Grube stimmte ihn leicht und fröhlich, leise sang er bei seiner Arbeit mit seiner sanften Stimme.

Am nächsten Morgen glaubten alle, der Vogel sei durch die Unachtsamkeit des Kindes aus dem Käfig gekommen und entflogen. Das Kind weinte bitterlich um den Verlust und fragte Fritz täglich, ob der Vogel nicht wiedergeflogen komme. Fritz schüttelte stumm den Kopf und sah es an. Er ging aber und sägte von einem wilden Kirschbaum einen Ast ab und schnitzte unter vieler Mühe und Sorgfalt dem Kinde eine Puppe, mit einem schön ausgeführten Gesicht und wohlgestalteten Gliedern. Er erwies sich als sehr geschickt für alle diese Dinge und gab seiner Mutter auch genau an, wie sie die Kleider der Puppe nähen sollte. Das Kind liebte die Puppe nun ebenso, wie es den Vogel geliebt hatte, und ließ sie nicht aus seinen kleinen Armen.

Zum Trost auch für den fortgeflogenen Vogel schenkte der Vater ihm und den Geschwistern ein Ponygespann, und nun fuhr Fritz unermüdlich die kleine Anna spazieren, ließ sie auf den Rücken der kleinen Pferde reiten, sie sorgsam und geschickt, wie eine Frau, haltend. Er lief geduldig nebenher, so lange das Lachen und Jauchzen des Kindes nur anhielt. Er ging nie mehr zum Teich, und durch den Wald nur bei wichtigen Wegen, er hielt dann den Blick fest vorwärts gerichtet und seine Hände in den Taschen vergraben. Hörte er das zarte Rufen der Brut in den Nestern, pfiff er laut vor sich hin, um es zu übertönen. Im Herbst grub er gern in dem Garten, warf die schwarze Erde auf und wendete sie. Er sammelte welke Blätter, um Lauberde zu gewinnen, vermischte sie mit Erdkrumen, häufte und wendete sie fleißig im Laufe des Winters, und es bereitete ihm eine tiefe, beruhigende Freude, zu beobachten, wie langsam das Laub zerfiel und bis zum Frühjahr in feine weiche Erde, der andern völlig gleich, sich verwandelt hatte. Doch wußte er nie, warum er alles so tat und so fühlte, und gab dem keinerlei Namen. Die nächsten Jahre vergingen auch für ihn noch gut.

Es kam der Sommer mit dem vierten Geburtstag der kleinen Anna. Im Frühjahr war das Kind leicht erkrankt, hatte Fieber, und auf seiner kleinen, linken Brust, dicht über dem Herzen, entstand ein großes, bösartiges Geschwür. Die Mutter badete das Kind, legte heiße Umschläge und Salben auf die Wunde, und bald heilte sie auch, eine weiße, kreisrunde Narbe zurücklassend. In der Freude der Genesung überkam die Frau plötzlich das Verlangen nach einem Bild des Kindes, und sie beschloß, mit ihm zur Stadt zu fahren, um es photographieren zu lassen. Heimlich, zur Überraschung des Mannes sollte es geschehen. Das Kind trug ein weißes Kleidchen mit kurzen, wie kleine Flügel aufgestellten Ärmeln, Arme und Füße waren entblößt. Doch es weigerte sich, entgegen seinem sonst so großen Gehorsam, hartnäckig, vor den Apparat zu treten, und brach in schmerzliches Weinen aus, das seinem Kinderweinen nicht mehr glich. Dieses Weinen steigerte sich zu entsetzensvollen Schreien, als die Mutter, um es zu beruhigen, ihm erklärte, daß aus diesem schwarzen Apparat ein Bild hervorkomme, genau wie es selbst, mit Augen, Haaren, Füßen und Händen und den Kleidern, die es trüge. Die kleine Anna schlug in Verzweiflung die Händchen vor das Gesicht und wich bis in die äußerste Ecke des Raumes zurück. Um sie doch noch zu gewinnen, erzählte ihr die Mutter, daß das Bild dem lieben Vater zum Geschenk dienen sollte. Und nun gestand das Kind unter Schluchzen in seiner kindlichen Sprache die tiefe und sonderbare Angst seines Herzens, daß es nämlich glaubte, wenn ein Bild von ihm entstünde, genau wie es selbst, mit Augen, Haaren, Händen und Füßen und den Kleidern, die es trüge, es selbst dann vergangen wäre in dem Bild und nicht mehr da sei. Und es wolle lieber dableiben, im Leben, bei Vater und Mutter, bei der Puppe und den Pferdchen und bei allen Tieren, die es liebte und die es der Mutter alle einzeln aufzählte. Es bat und flehte rührend, kein Bild aus ihm zu machen, und die Mutter brauchte lange, um ihm zuzureden und es zu beruhigen. Langsam gewann nun das Kind seine Heiterkeit zurück, lachte wieder und begann dann, als es nochmals vor den Apparat geführt wurde, aus eigener Eingebung eine sonderbare, wenn auch bezaubernde Stellung einzunehmen, die es sehr still und lange festhielt. Es stand leichtfüßig da, als ob die nackten Füßchen den Boden kaum berührten, das linke Ärmchen hatte es hinter sein Köpfchen gehoben, das sich leicht zur Schulter niederneigte, das rechte Händchen aber hielt es erhoben bis zur Schulter, und da streckte es weisend seinen kleinen Zeigefinger empor. Ein süßes, zartes Lächeln lag um den Mund und auf den kleinen Zügen des Gesichts, während die großen Augen noch von Tränen, Furcht und Traurigkeit verschleiert waren. Das Bild, das so entstand, ergriff später alle, die es sahen, auf besondere Weise.

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