R. S. Volant
Das verlorene Seelenheil
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Inhaltsverzeichnis
Titel R. S. Volant Das verlorene Seelenheil Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Gebrochene Herzen
Frühlingserwachen
Aufbruchstimmung
Der geheime Garten
Die Taufe
Die wundersame Auferstehung
Der Pakt
Vertraue niemandem
Auch ein König braucht mal eine Auszeit
Ein kleines Stückchen Glück
Der Unglücksrabe
13 Unverhoffter Besuch
14 Der verräterische Bruder
15. Die Flucht
16 Epilog
Impressum neobooks
Amanoue sog keuchend die Luft in seine brennenden Lungen und schlug die Augen auf. Sein Blick fiel zum Betthimmel empor und für einen winzigen Augenblick fühlte er sich durch das vertraute Sternenmuster regelrecht erleichtert, bis die Schmerzen einsetzten. Nicht nur die der tiefen Wunde, die der Bauchschnitt mit sich brachte. Sein ganzer Körper schmerzte als wäre er in kochendes Öl getaucht worden oder als ob man ihn bei lebendigem Leibe verbrennen würde.
Er wollte schreien, irgendjemanden um Hilfe anflehen, aber sein Mund öffnete sich nicht, genau wie ihm auch keine andere Bewegung gelang. Irgendetwas schien ihn festzuhalten, an Armen und Beinen zu lähmen, genau wie den Rest seines Körpers. „Du bist schuld, dass der Meister fort ist“, zischte es fauchend um ihn herum, „der Meister ist fort, wehe uns“, „verdammt seist du, Elender“, „dafür wirst du uns büßen“, wimmerte es von überall her.
„Amanoue? Kannst du mich hören? Ich bin`s“, vernahm er eine menschliche Stimme und Marius` Gesicht trat in sein Blickfeld. „Manou?“ Der junge Mann wedelte mit einer Hand vor ihm herum und so versuchte er wenigstens zu blinzeln. „Sag doch bitte was“, flehte Marius besorgt und setzte sich dicht neben ihn. „Spürst du das?“, fragte er, Amanoues Hand nehmend und vorsichtig drückend.
Es fühlte sich an, als würde seine Hand unter einem Mühlstein zerquetscht werden und wieder entrang sich ein stummer Schrei seiner gelähmten Kehle. „Du bist in der Hölle“, fauchte es in seinem Kopf, „dein Kind ist tot, sie hat es erstickt, hast du es gespürt?“, „ja, nicht wahr? Du hast mit deinem Neugeborenem mitgelitten, hast gespürt, wie es seinen letzten Atemzug aushauchte und es war uns die reinste Freude“, zischte es hämisch. „Du hast unseren Meister vertrieben, wir werden dich nicht mehr gehen lassen, als Ersatz für ihn“, „ja, du sollst unser neuer Gebieter sein…“, flüsterte es in seinen Ohren und er schloss die Augen…
***
„Manou?“
„Durst“, krächzte Amanoue und Marius kreischte auf.
„Du sprichst! Manou! Seit drei Wochen liegst du hier und ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben“, lachte der junge Medicus erleichtert und fiel ihm vor lauter Freude um den Hals.
„Trinken, bitte…“
„Ja, sicher, hier“, erwiderte Marius entschuldigend und hielt ihm vorsichtig einen Becher an die Lippen. „Warte, ich stütze dich“, sagte er, eine Hand unter dessen Nacken schiebend und Amanoues Kopf anhebend.
„Was ist passiert?“, fragte der, nachdem er seinen ersten Durst gestillt hatte und Marius holte Luft wie ein alter Mann, der gerade einen Berg erklommen hatte.
„Jede Menge, leider. Der Thronerbe ist gestorben, bei der Geburt und Henry wollte, dass du es wiedererweckst, aber du warst bewusstlos“, gestand ihm Marius bedauernd. „Seine Majestät war außer sich und ist es immer noch.“
Amanoue schloss die Augen vor Trauer und schluckte verzweifelt. „Ich weiß“, sagte er leise.
Marius stieß den Atem hörbar aus. „Es war wirklich schlimm und es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für dich habe“, erwiderte er bedrückt. „Hast du Schmerzen?“
„Nein“, antwortete Amanoue, leicht den Kopf schüttelnd. „Nischd mehr. Was ist mit meine Bauch? Und diese Ding, das in mir war? Ist es tot?“, fragte er furchtsam.
„Die Wunde heilt langsam zu, eigentlich viel zu langsam, für dich“, antwortete Marius irgendwie verhalten. „Du hast nach zwei Tagen die Augen geöffnet, konntest mich aber nicht hören und sehen und hast immerzu nur die Decke angestarrt, wenn du nicht geschlafen hast und du hattest starkes Fieber. Ich habe mir wirklich große Sorgen um dich gemacht, das war schon vor drei Wochen und bis jetzt dachte ich wirklich, dass du nie wieder richtig zu dir kommen würdest.“
„Ich habe dich gehört und auch gesehen, aber ich konnte mich nicht bewegen“, meinte Amanoue und rappelte sich etwas hoch. „Was ist mit dem“, er fasste sich an den Bauch, „was in mir drin war, geschehen?“, fragte er erneut und Marius wich seinem bohrenden Blick aus.
„Es war nur ein Geschwür, nichts weiter als ein blutiger Klumpen Fleisch“, raunte er fahrig und stand auf. „Ich hole dir was zu essen, ja?“
„Marius! Was hast du damit gemacht? Hast du es ins Feuer geworfen?“, ließ Amanoue trotzdem nicht locker.
„Es ist fort, ich habe es weggeworfen“, antwortete Marius, ihn kurz über die Schulter hinweg ansehend. „Es war kein Kind! Und auch sonst nichts anderes, nur ein Geschwür“, sagte er noch entschlossen und ging.
Herzog Richard lief aufgebracht hin und her. Immer wieder hielt er kurz inne und schüttelte fassungslos den Kopf über das, was ihm sein Neffe und König gerade offenbart hatte. Schließlich blieb er erneut vor dem stehen und atmete tief durch. „Ist das dein letztes Wort?“, fragte er und der König blickte ihn kalt an.
„Ja“, antwortete der unnachgiebig und nun schüttelte auch dessen Bruder Wilhelm das Haupt und stützte seine Stirn in eine Hand.
„Henry, ich bitte dich noch einmal, darüber nachzudenken“, sagte er von den endlosen Diskussionen der letzten Tage zermürbt, „du brauchst sie!“
„Ich brauche niemanden!“, erwiderte der König trotzig und Wilhelm stieß die Luft schnaubend aus.
„Niemand wird das verstehen oder auch nur das geringste Verständnis für deine Entscheidung aufbringen!“, warf Richard ihm wieder vor und Henry fuhr von seinem gepolsterten Stuhl hoch.
„Sie hat mich auf das Schändlichste hintergangen und betrogen! Und das ist in meinen Augen Hochverrat!“, brüllte er seine beiden engsten Verwandten an. „Sybilla wollte mir ein Kind unterjubeln! Soll ich das einfach so hinnehmen? Mit den Schultern zucken und sagen: Ach was solls, kann ja mal passieren“, sagte er gespielt lässig und winkte mit beiden Händen zynisch lächelnd ab.
„Nein, selbstverständlich nicht“, erwiderte Wilhelm genervt.
„Ach!“
„Aber wie willst du es begründen? Offiziell hast du doch jetzt einen Erben und alle Welt denkt, es wäre alles in bester Ordnung zwischen euch beiden“, versuchte Wilhelm es erneut und Henry wandte sich verbittert um.
„Ich kann ihr das nicht verzeihen, ihnen beiden nicht“, raunte er tief getroffen. „Die beiden Menschen, die mir das liebste waren, haben mich betrogen. Ich habe ihnen vertraut und sie haben mich beide verraten“, sagte er, sich wieder zu ihnen umdrehend und sah sie mit feuchten Augen an.
Sein Onkel ging rasch zu ihm und umarmte ihn fest. „Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr dein Herz schmerzen muss und es zerreißt auch mich, glaube mir“, murmelte er nahe an Henrys Ohr. „Es muss ein furchtbarer Schock für dich gewesen sein und dennoch bin ich der gleichen Meinung wie Wilhelm. Du kannst doch deine Königin nicht einfach scheinbar grundlos wegen Hochverrates anklagen und hinrichten lassen. Bitte Heinrich, es geht hierbei auch um dich! Du hast Wilhelms Sohn bereits öffentlich als euer legitimes Kind ausgegeben und jedermann denkt, es wäre dein rechtmäßiger Erbe. Du kannst Sybilla nicht mehr anklagen, bitte, sieh das doch ein“, beschwor er ihn nochmals.
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