Daniel lächelte ein schwaches Lächeln. Dieser grobschlächtige Kerl, er schien ein weiches Herz zu haben. Trotzdem war es komisch, dass er ausgerechnet ihm half – einem jungen, unerfahrenen Typen aus der Vorstadt ohne viel Kraft und Wissen … Was hatte er am Abend zuvor gesagt, sein Auftrag sei „ein ganz anderer“? Da war er aber mal gespannt, was ein einzelner Kämpe so Wichtiges vorhatte, dass er sich die Zeit nahm, das Leben von Unbekannten zu retten.
Nach etwa siebzig Metern war Martin bereits auf ein schwarzes Kunststoffrohr gestoßen, von welchem offensichtlich früher einmal Abzweigungen weggeführt hatten. Die Anschlüsse waren jedoch herausgerissen worden und verschwunden. „Sieht ganz nach einer Hauptleitung für die Bewässerung aus“, dachte er und begann dem Rohr zu folgen. Ein paar hundert Meter weiter mündete es in ein tankartiges Gebilde, aus welchem mehrere ähnliche Rohre wegführten. Ärgerlich blieb Martin stehen. Dies war mit Sicherheit ein Pumpenhaus, das seit Jahren außer Betrieb war. Vermutlich hatte es Grundwasser aus der Erde geholt und dann in die angeschlossenen Leitungen gedrückt. Wenn hier alle Leitungen erdgespeist waren, kam man ohne elektrischen Strom nicht an das Wasser heran.
Als Martin gerade umdrehen und es auf der anderen Seite der Autobahn versuchen wollte, vernahm er mit dem linken Ohr ein leises, aber hochwillkommenes Geräusch. Seine Augenbrauen hoben sich und er steuerte schnellen Schrittes darauf zu. Das war doch eindeutig das Plätschern von Wasser! Einige zig Meter weiter fand er auch dessen Ursprung: hier floss tatsächlich ein Flüsschen entlang, in welches eines der Rohre aus dem Pumpenhaus hineintauchte. So war das also! Wenn das Bett dieses Flusses früher trockengefallen war, waren vermutlich Zusatzaggregate eingeschaltet worden, welche dann Grundwasser gefördert hatten. Kluge Burschen, diese Atalanen … da war es fast ein Jammer, dass heutzutage praktisch nichts mehr von ihrem Genius übrig war.
Martin ertappte sich dabei, „Danke, Große Mutter“ zu denken. Junge, Junge, diese beiden Zwerginnen hatten ihm wirklich geholfen, irgendetwas in sich zu entdecken. Wenn es sie tatsächlich gab, was mochte die Große Mutter wohl genau sein? Natürlich hatten Urgalanen ihre Götter, manche auch nur einen, aber dieses Konzept schien viel abstrakter zu sein. Die meisten Leute hatten Abbilder von Gottheiten in ihren Heimen – ein Bild aber dieser Großen Mutter zu erschaffen, damit hätte wohl jeder Künstler ein Problem gehabt.
Er kniete sich hin, füllte seine Wasserflaschen und den großen Kanister und verschwand auf diese Weise beladen zurück in Richtung der Straße. Mal sehen, wie es Daniel inzwischen ging. In der Tat mochte er diesen Burschen gut leiden. Er wusste nicht einmal wieso, eigentlich war er kaum mehr als ein schwächlicher Bengel, der mit großer Sicherheit die meiste Zeit seines Lebens mit nichtsnutzigem Zeug verbracht hatte. Vielleicht war es aber gar nicht nötig, nach einem Grund für seine Zuneigung zu suchen. Anscheinend hatte ihm sein inneres Licht einen Begleiter über den Weg geschickt, der sich womöglich schon bald als guter Kamerad erweisen würde.
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