Inge Podbrecky - Unsichtbare Architektur

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INGE PODBRECKY hat Kunstgeschichte in Wien und Rom studiert und arbeitet im Denkmalschutz, als Autorin, Sachverständige und Universitätslektorin mit einem Forschungsschwerpunkt in der Architekturgeschichte und -theorie des 19. und 20. Jahrhunderts (u.a. Architektur und Identität, Adolf Loos, Siedlerbewegung, Rotes Wien, Fin-de-Siècle, Beziehungen Österreich/Italien, Hochhäuser, Wohnbau).

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Im Zentrum der Veranstaltung stand die „Eucharistische Prozession der Männer und Jungmänner“ am Abend des 9. September, die vom Stephansdom über die Kärntner Straße und die Ringstraße zur Votivkirche geführt wurde. 70Die Veranstaltung fand, wie so oft im Austrofaschismus (aber nicht nur dort), abends statt, um die Dunkelheit für szenische Lichteffekte zu nutzen.

Die Votivkirche, anlässlich der Rettung Kaiser Franz Josephs 1853 vor einem Attentat errichtet, aus Spenden aus der ganzen Monarchie finanziert und ursprünglich als „österreichisches Pantheon“ intendiert, war ein weiterer wichtiger habsburgischer Erinnerungsort und bis 1918 die Garnisonkirche des österreichisch-ungarischen Militärs. Als Denkmal des Heeres stand sie für dessen historische Funktion beim Entsatz von Wien, aber auch für die Exekutive als Stütze des austrofaschistischen Regimes. Außerdem befindet sich in der Votivkirche das Grabmal von Niklas Graf Salm, eines Befehlshabers während der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529. 71

Der Architekt Ceno Kosak, ein Schüler von Clemens Holzmeister, inszenierte eine „abendliche Kerzenprozession, an der keine einzige Frau teilnehmen wird“ – ein Vorgeschmack auf die bald folgende Zurückdrängung von Frauen ins Private. 72– Seine Befassung als Künstler begründete Kosak mit der Notwendigkeit, „dem gemeinsamen Willen der Masse einen klaren, überzeugten und symbolischen Ausdruck zu geben.“ Für Aufstellung und Durchführung zeichnete General Wiesinger verantwortlich; die dezidiert militärische Struktur und Organisation der späteren austrofaschistischen Aufmärsche wurde hier präfiguriert. Den Anfang bildete eine Gruppe von 120 fahnentragenden Reitern in altchristlichen Gewändern ( Abbildung 6) sowie eine Gruppe von Posaunenträgern. Es folgte – hinter einem vier Meter hohen Kreuz – eine ebenfalls kreuzförmig angeordnete Formation von Klerikern im vollen Ornat, im Zentrum der Kardinal mit dem Allerheiligsten unter dem Himmel. Dahinter kamen Regierung, Militär, Vereine und Verbindungen – Pfadfinder, Studenten, Soldaten, katholische Jugend usw. Den Abschluss bildete die „gleichförmige Gruppe der Lichtund Fahnenträger.“ 73Die kirchliche Manifestation wurde durch die Präsenz von Regierung und Funktionären politisch aufgeladen und durch die Präsenz Gottes im Allerheiligsten legitimiert. Optische und akustische Effekte wie Orgelklang und Scheinwerferlicht wurden zur Dramatisierung und Effektsteigerung benützt. 74Auch Manifestationen des NS-Regimes wurden gerne in der Dämmerung oder in der Dunkelheit veranstaltet, um Lichtspektakel zu inszenieren, durchaus auch mit sakral-visionären Untertönen. 75

Ein Novum in der Festkultur war die beschriebene mittelalterlich-frühchristlich kostümierte Gruppe, denn für das Mittelalter als Bezugsepoche gab es in Wien nur wenige Vorbilder. Die traditionelle Wiener Identifikationsepoche war das Barock mit seinen spektakulären Kirchen, Schlössern und Palais und mit historischen Persönlichkeiten wie Prinz Eugen von Savoyen, einem weiteren „Türkenbezwinger“, und Kaiserin Maria Theresia. Bezugnahmen auf das Mittelalter gab es zuvor vereinzelt mit Hans Makarts Festzügen in der Gründerzeit, politisch aufgeladen allerdings erst im Zeitalter des von den Austrofaschisten als Vorgänger und Vorbild verehrten christlichsozialen Bürgermeisters Lueger: Damals wurde versucht, ein – entgegen der historischen Wahrheit – friedliches, ständisch organisiertes wienerisches Mittelalterverständnis zu propagieren, charakterisiert von bürgerlichem Wohlstand und von der Abwesenheit sozialer Konflikte. 76Der Rückgriff auf vorindustrielle, ständische Gesellschaftsformen, wie sie der auch sonst fortschrittsfeindliche Austrofaschismus wollte, war damals bereits von christlichen Sozialreformern wie Karl von Vogelsang propagiert worden. 77Holzmeister verfügte bereits über Erfahrungen mit der Mittelalterrezeption in der Festkultur: Seit 1911 war er als Leiter der Bauberatungsstelle des Vereins „Deutsche Heimat“ für die Förderung bodenständigen Bauens zuständig. Der Verein war 1905 gegründet worden, um die „Liebe zur Heimat und zum angestammten Volke“ zu fördern, aber auch, um zur „wirtschaftlichen Hebung“ der österreichischen Provinz beizutragen. 78Zu diesem Zweck organisierte der Verein – neben Vorträgen, „vaterländischen Abenden“, Schulungen und Beratungen – zahlreiche lokaler Feste, die auf regionale Besonderheiten und historische Ereignisse hinweisen und gut erhaltene Altstadtkerne präsentieren sollten. Beliebt war unter anderem das oft wiederholte und in mittelalterlichen Kostümen durchgeführte „Veilchenfest“ 79auf dem Wiener Kahlenberg.

Das im Festzug evozierte Frühchristentum hatte bis dahin im Wiener beziehungsweise österreichischen Identifikationsnarrativ völlig gefehlt. Es fand seinen Eingang in Ceno Kosaks Inszenierung wohl über eine ganz andere Quelle, nämlich die katholische Liturgiereform-Bewegung, die sich – besonders in den Schriften ihres Protagonisten Johannes von Acken – ausführlich mit frühchristlicher Liturgie und den entsprechenden Bauformen beschäftigt hat und die in der Rückkehr zu diesen Wurzeln wichtige Erneuerungsmöglichkeiten für den Katholizismus und seinen Kirchenbau sah. Dieser Einfluss – er wird weiter unten näher thematisiert – wurde durch Clemens Holzmeister und Robert Kramreiter eingebracht, die zuvor Kontakte zur rheinischen katholischen Reformbewegung gehabt hatten. 80

Der von Kosak in Szene gesetzte Festzug führte über die Ringstraße, genauer gesagt über jenen Abschnitt, der das den Christlichsozialen verhasste, weil sozialdemokratisch gewollte und kodierte Republikgründungsdenkmal enthielt. 81Die Haltung des Austrofaschismus zur Ringstraße war zwiespältig: Sie war ein Dokument der von ihm (ebenso wie seiner Identifikationsfigur Lueger) abgelehnten Epoche des Liberalismus und Kapitalismus, aber auch traditioneller Veranstaltungsort des politischen Gegners, der Sozialdemokratie, deren Umzüge am 1. Mai über den Ring zum Rathausplatz führten und bis heute führen. Andererseits war die Prachtstraße ein vom hoch verehrten Kaiser Franz Joseph gewolltes Stadterweiterungsprojekt gewesen, mit dem Sitz der Dynastie in der Hofburg, mit dem dynastisch kodierten Heldenplatz mitsamt Burgtor und den ehemals kaiserlichen Museen. Die Strategie der Austrofaschisten im Umgang mit der Ringstraße war die einer Neuüberformung: Bereits am 1. Mai 1933 wurde die Ringstraße durch Polizei und Militär gesperrt, um den traditionellen Maiaufmarsch der Sozialdemokratie zu verhindern. 82Am 1. Mai 1934, am Tag der Einsetzung der austrofaschistischen Verfassung, fand stattdessen am Ring ein „Huldigungszug der Stände“ in mittelalterlichen Kostümen und ein „Festzug Alt-Wien“ statt. 83

1934 wurde das Republikgründungsdenkmal am Ring abgebaut, an seiner Stelle sollte ein „Denkmal der Arbeit“ entstehen; das Burgtor wurde als Denkmal der Armee überformt, und zahlreiche Prozessionen und Umzüge, wie zum Beispiel das Doppelbegräbnis der Kanzler Seipel und Dollfuß, wurden um den Ring geführt. An der Ringstraße befindet sich auch mit dem Karl-Lueger-Denkmal (1913–1916), das einzige christlichsozial initiierte Denkmal der ausgehenden Monarchie. Weitere ältere Bestände an der Ringstraße, wie das Radetzkydenkmal am Stubenring, das Deutschmeisterdenkmal, die Denkmäler Erzherzog Karls und Prinz Eugens, Kaiserin Maria Theresias und Fürst Schwarzenbergs, fügten sich passend in den dynastisch-militärischen Schwerpunkt austrofaschistischer Erinnerungskultur.

Ein weiterer habsburgischer Erinnerungsort war das kaiserliche Schloss Schönbrunn, Wohn- und Regierungssitz Kaiserin Maria Theresias und Sterbeort Kaiser Franz Josephs. Das habsburgische Vermögen war mit dem sogenannten Habsburgergesetz, einem Verfassungsübergangsgesetz aus 1919, an den Staat gefallen, die Habsburger wurden damals des Landes verwiesen, der Adel in Österreich abgeschafft. Diese republikanischen Gesetze wurden mit ebenso wie das Adelsaufhebungsgesetz in den Rang eines einfachen Bundesgesetzes rückgestuft. 1935 wurde der Landesverweis für die Habsburger aufgehoben und eine Vermögensrestitution der Bundesregierung zur Entscheidung überlassen. Als Zeichen des Bezugs zur Monarchie und des Wunsches nach Kontinuität adaptierte der autoritäre Staat einige habsburgische Symbole und Hoheitszeichen, wie die Kaiserhymne und den Doppeladler. Statt Hammer und Sichel, wie ihn der (einköpfige) Wappenadler der Ersten Republik in den Fängen hielt, wurden nun Kreuz und Schwert eingesetzt. 84Dazu kam 1933 das Kruckenkreuz als Zeichen der Vaterländischen Front ( Abbildung 9), das dem nationalsozialistischen Hakenkreuz ähnelte, ihm aber bewusst als Zeichen christlichen Deutschtums entgegengesetzt sein sollte. 85Das Kruckenkreuz ist als Schwertfegermarke auf dem Reichsschwert (Mauritiusschwert) dargestellt, einem Bestandteil der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reichs. Das Schwert wird in der Weltlichen Schatzkammer aufbewahrt wird und trägt unter anderem die Inschriften „CHRISTVS · VINCIT · CHRISTVS · REIGNAT · CHRISTVS · INPERAT“ sowie an der Scheide eine Reihe von Kaiserdarstellungen, so dass hier mehrfache Anknüpfungspunkte sowohl für den Politischen Katholizismus (Christkönigsideologie) als auch für den Versuch einer Legitimierung der behaupteten Vormachtstellung Österreichs als deutscher Nation, wie sie der Austrofaschismus verfolgte, vorhanden waren.

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