Brigitte Regitz - Das unsichtbare Tor

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Nur wenige Wochen, nachdem Ida Sommer ihre neue Stelle im Marketing einer großen Damen-und Herren-Oberbekleidungskette angetreten hat, verschwindet ihre Kollegin und gute Freundin Tanja plötzlich. Die Polizei tappt im Dunkeln. Ida macht sich selbst auf die Suche und begibt sich dabei in große Gefahr.

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Brigitte Regitz

Das unsichtbare Tor

Kriminalroman

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Inhaltsverzeichnis Titel Brigitte Regitz Das unsichtbare Tor Kriminalroman - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Brigitte Regitz Das unsichtbare Tor Kriminalroman Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Impressum neobooks

Kapitel 1

Ida Sommer saß an ihrem Küchentisch und betrachtete durch ihre frisch geputzten Fenster die letzten Blätter, die noch an den Zweigen der Rotbuche hingen, die den Raum im Sommer verdunkelte, aber auch vor Hitze schützte. Bald ist wieder Winter, dachte sie, trank einen Schluck Kaffee und faltete die Zeitung auseinander.

Sie überflog die Berichterstattung über das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden eines Entsorgungsunternehmens, dessen Privatwohnung von Kriminalbeamten durchsucht worden war.

Sie erfuhr, dass der Leiter des Ordnungsamtes einer Klein-stadt wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von dreißigtausend Euro verurteilt worden war und dass sich ein vierzig Jahre alter Mitarbeiter einer städtischen Einrichtung wegen Untreue in neununddreißig Fällen vor Gericht verantworten musste.

Sie las einen Leserbrief, der sich mit der Frage beschäftigte, wie viele Menschen in den letzten zwei Jahren durch unfähige Chefs arbeitslos geworden waren.

Da genoss die große Damen- und Herren-Oberbekleidungskette Shirt-Parade einen besseren Ruf. Dort hatte Ida am folgenden Tag ein Vorstellungsgespräch, wollte möglichst mit einem Vertrag wieder nach Hause kommen. Ihr zukünftiger Abteilungsleiter, Klaus Eberhard, wenn er es denn werden sollte, hatte sich am Telefon angenehm angehört, und Ida glaubte, bei ihm Sympathie herausgehört zu haben.

Sie griff wieder zur Zeitung. Die Rubrik Test ehrlicher Finder berichtete, nur zwei von zehn Findern hätten das ausgelegte Portemonnaie abgegeben. Wen wundert das? dachte sie, Manager, die sich bereicherten oder Steuern hinterzogen, waren eben keine guten Vorbilder.

Was machte eigentlich ein angesehenes Unternehmen aus, fragte sich Ida. Wie bekam es ein positives Image? Was genau war prägend für die Meinungsbildung über einen Betrieb? Die formellen Normen für Urlaub, Arbeitszeit, Pausen? Wohl kaum. Die hatte jede andere Firma auch. Waren es die sozialen Leistungen wie die Betriebsrente oder das herausragende Kantinenessen zum sensationell günstigen Preis? Oder war es die vorbildliche Ausbildung, die den Absolventen gute Start-chancen ins Berufsleben garantierte und die regelmäßig ausgezeichnet wurde?

Vielleicht waren es Grundsätze der Fairness? Die Gehaltsstruktur, die so angelegt war, dass die Angestellten darauf vertrauen konnten, gerecht bezahlt zu werden? Die Berücksichtigung von Ausbildung und Fähigkeiten von Bewerbern bei internen Stellenausschreibungen, wodurch die Mitarbeiter eine Perspektive hatten, die sie motivierte?

Ida griff wieder nach ihrer Tasse und trank noch einen Schluck Kaffee. Sie fragte sich weiter, ob es vielleicht an den Direktoren lag, die zwar gehobene, jedoch angemessene Einkommen erzielten, über die sich in der Öffentlichkeit niemand den Mund zerreißen konnte. Aber trugen nicht hohe Umsätze, eine solide Finanzbasis, eine vorausschauende Personalpolitik, die Heuern und Feuern vermied, was sichere Arbeitsplätze garantierte, genauso erheblich zu einem positiven Unternehmensbild bei?

Es wird wohl etwas von alldem sein, glaubte Ida. Das Geschäftsfeld oder die hergestellten Produkte spielten bestimmt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Der Produzent von Batterien war für die Allgemeinheit kaum so interessant wie der von Damenoberbekleidung, die in Schaufenstern zu sehen war, und über die in Frauenzeitschriften berichtet wurde.

Ida seufzte, schaute wieder in die Zeitung. Ihr Blick fiel auf eine Überschrift: Ausweg in Sicht? Neugierig geworden, las sie weiter. Könnten Armin Schneiders Roboter ein Ende der Wirtschaftsmisere herbeiführen? hieß es da.

Ida sah auf und dachte: Armin Schneider, ist das nicht der Nähmaschinenhersteller, hier bei uns, in Bushausen, der seit einiger Zeit auch die kleinen, runden Staubsauger anbietet, die eigenständig saugen? Sie zuckte mit den Schultern, nahm die Zeitung wieder hoch. Tatsächlich, von genau diesem Schneider war in dem Artikel die Rede. Angeblich hatte er in seinem Familienbetrieb inzwischen nicht nur menschenähnliche Roboter entwickelt, sondern sogar schon seit zwei Jahren getestet.

„Das glaubt ja kein Mensch!“, rief Ida erzürnt. „Vom Mini-Staubsauger zum Androiden! Das liest sich wie ein Artikel vom ersten April.“

In dem Beitrag wurde behauptet, die äußere Hülle der Roboter sähe aus wie menschliche Haut und Gestik, Mimik und Motorik ließen sich nicht von der eines Menschen unterscheiden. Die Sprachmodule besäßen eine individuelle Stimme, die Sprache sei flüssig, klänge völlig natürlich. Schneiders Androiden sollten sogar autonom auf unterschiedliche Situationen reagieren.

Fragt sich nur, warum diese Supermodelle nicht in den Fern-sehberichten von der Hannover-Messe gezeigt worden waren, dachte Ida. Die da vorgeführten Typen bewegten sich staksig, sahen nicht aus wie Menschen, sprachen nicht so, hörten sich eher blechern an. Und von der Assoziationsfähigkeit menschlicher Gehirne waren die Forscher noch Lichtjahre entfernt. Und überhaupt: Wie wollte Herr Schneider eigentlich ein Ende der wirtschaftlichen Probleme herbeiführen, wie es in der Überschrift hieß?

Ida las weiter, riss die Augen auf, warf die Zeitung auf den Küchentisch, hätte fast ihre Tasse dabei umgeworfen und fing dann schallend an zu lachen. Wer hatte sich bloß diesen Schwachsinn ausgedacht? Um der Korruption Herr zu werden, schlug Schneider laut Zeitungsartikel vor, in den großen Betrieben die Abteilungsleiter-Ebene auszutauschen und dort seine Androiden einzusetzen, denen er soziale Kompetenz einprogrammiert haben wollte und die fair, objektiv, gerecht, vor allen Dingen aber unbestechlich sein sollten.

„Na dann“, kicherte Ida. „Die amtierenden Abteilungsleiter packen bestimmt schon ihre Sachen, wenn sie diesen Bericht lesen, und die Geschäftsführer werden sich bei dem Gedanken, mit Robotern zusammenzuarbeiten, vor Freude auf die Schenkel schlagen.“

Jedenfalls war der gute Herr Schneider im Gespräch. So kurbelte er seinen Umsatz an. Ida schlug die Zeitung um, wollte sie zusammenfalten, als sie das Wort Shirt-Parade sah.

Was stand da? Aufmerksame Nachbarn hatten einen jungen Mann als vermisst gemeldet, den die Polizei anschließend tot in seiner Wohnung fand. Ob eine Selbsttötung vorlag oder der Mann durch Fremdeinwirkung ums Leben gekommen war, wussten die Ermittler noch nicht. Die Untersuchungen liefen, hieß es.

Bei dem Toten handelte es sich um einen ehemaligen Beschäftigten der Shirt-Parade, wurde weiter berichtet. Vermutlich spielte es keine Rolle, woher der Reporter, ein gewisser Wilfried Weiß, das wusste. Wahrscheinlich hatte er es eher zufällig von den Ermittlungsbehörden erfahren und in seinen Artikel eingebaut, um vom großen Bekanntheitsgrad dieses Unternehmens zu profitieren, weil er seiner Reportage zu mehr Bedeutung verhelfen wollte.

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