Norbert Philipp - Wir reden, noch

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Das digitale Zeitalter schaltet die Menschen und ihre Kommunikation auf stumm. Aber auch alle anderen Signale, die im Gespräch zwischen den gesprochenen Zeilen mitschwingen würden. Von der hochgezogenen Augenbraue bis zur sonoren tiefen Stimme. Wenn Menschen plötzlich Gefühle eher in Emojis lesen als in Gesichtern, bleibt vom Sender zum Empfänger so einiges auf der Strecke: Empathie und alle anderen Schmierstoffe, die den Party-Small-Talk unterhaltsam, das Kamingespräch unvergesslich, die Nachbarschaft so verschworen und das Team so produktiv machten. Und es geht noch mehr verloren als nur die gewohnte Kommunikationskultur im ungewohnten Kanal: Gefühle etwa, wie jene, wahrgenommen und verstanden zu werden. Oder auch die Glücksmomente eines guten Gesprächs. Gehirnforscher, Psychologen und Medienwissenschaftler deklarieren, warum «reden» oft stärker und nachhaltiger wirkt als tippseln. Vor allem auf Bindungen und Beziehungen. Und Experten für digitale und analoge Zwischentöne erklären, was auch sonst zum «guten Ton» gehört, egal ob im Gespräch, das kein Ende nimmt, oder im kurzen Tweet, der nach 280 Zeichen schon wieder zu Ende ist.

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Viele Gespräche beginnen inzwischen auch anders, wenn man sie in einem speziellen Modus mündlich führt, nämlich „fernmündlich“. Ein beliebter Gesprächseinstieg etwa ist: „Wo bist du?“ Denn gerade das ist, wenn man jemanden anspricht, gar nicht mehr so klar. Früher hieß das noch: „Was? Du auch hier?“ oder „Was machst du denn da?“ Dass Gesprächspartner nicht mehr da sind, wo man selbst gerade ist, daran ist aber nicht die Digitalisierung schuld. Sondern eher dass sich in die menschliche Kommunikation wieder so ein penetrantes Präfix hineingedrängt hat – und das gleich an so vielen Stellen des Alltags, nämlich das „Tele“, wie etwa in „Telekommunikation“. Der Vorteil von Face-to-Face-Situationen: Man sieht sofort, wenn’s gerade nicht passt. In fernmündlichen muss man da schon mal nachfragen, was häufig auch geschieht: „Stör’ ich?“ Vor allem noch, als neben dem ständigen Erreichbarsein auch das ständige Abheben noch zum guten Ton bei der Handytelefonie gehörte. Und während des Gesprächs, bei dem man einander nicht sieht, muss man auch extradeutlich akustisch signalisieren, dass man noch dran ist. Damit man sich auch überhaupt einmal gehört und verstanden fühlt. Doch der bei Weitem noch größere Teil der Gespräche verläuft heute ohnehin nicht nur ohne Gesichter, sondern überhaupt gleich ohne ausgesprochene Worte. Dafür mit getippselten, die sich dann doch wieder irgendwie fast anhören, als hätte sie jemand ausgesprochen. Es ist tatsächlich passiert: Man redet schriftlich. Mit ein Grund, warum es ein wenig länger dauern kann, bis das Gespräch zu Ende ist. Meist weiß man das in digitalen Chats auch gar nicht so genau, ob man jetzt vielleicht noch etwas sagen sollte oder ob ohnehin schon alles geklärt ist. Gerade Messengerdienste wie WhatsApp haben Gespräche ziemlich zerdehnt. Tatsächlich Schluss ist manchmal erst, wenn die Hardware die nächste Softwareaktualisierung nicht mehr mitmacht. Bis dahin hängen zahlreiche lose Gesprächsfäden unsichtbar im virtuellen Raum. Mal zieht man an dem einen, mal knüpft man an dem anderen weiter.

In der Schweiz haben sich die Sprachwissenschaftler besonders intensiv damit beschäftigt, was Jugendliche entlang ihrer langen, langen Gesprächsfäden am Handy so auffädeln. An sprachlichen Zeichen natürlich, aber auch an nichtsprachlichen. 15Eine der Diagnosen: Was sie so auf WhatsApp hin- und herschicken, das hat man sich früher fast ausschließlich ins Gesicht gesagt, nämlich – den Dialekt. Der ist inzwischen von seiner ursprünglichen Domäne in die schriftliche Kommunikation gerutscht, die ja gerne so tut, als wäre sie gar keine. Doch man redet nicht nur, wenn man schreibt, sondern man schreibt manchmal auch, wie man früher nicht einmal gesprochen hätte. Weil man einige Zeichen lautlich gar nicht mehr so gut in den Mund nehmen kann, vor allem wenn es Abkürzungen sind wie „WTF“, wenn man die Welt nicht mehr versteht, oder „LOL“, wenn man gerade besonders lustig ist. Noch schwieriger für den Mundgebrauch: Emojis muss man wieder zurück in echte Ereignisse und Gefühle transkribieren, um sie auszusprechen. Der „Iconic Turn“, also die Wende zur bildhaften Kommunikation, ist spätestens mit den Emojis in der Sprache und in den Gesprächen, die man mit ihr führt, angekommen.

Wenn Emojis plötzlich Wörter sind, dann steht vor allem eine Welt nicht mehr lang: jene, die sich Sprachpuristen und -kritiker so konsequent seit der Erfindung der deutschen Standardsprache aufgebaut haben. Achtung, Armageddon: Der Smiley mit den Lachtränen ist auch schon einmal zum Wort des Jahres gekürt worden, vom Komitee der Oxford Dictionaries in Großbritannien, im Jahr 2015. Die uranalogen Metaphern wie „in Stein gemeißelt“oder „schwarz auf weiß“ – in der digitalen Kommunikation haben sie kaum mehr etwas zu melden. Alles scheint zerstäubt in unverbindliche Datenwolken. Und jene, die noch mit sprachlichen Konventionen aufgewachsen sind, hängen inzwischen in den schriftlichen Gesprächsformaten sicherheitshalber einfach eine Entschuldigung hinten dran: „Von meinem I-Phone gesendet“ – die Abbitte, für alles, was zuvor aus der Orthographie und sonstigen Normen gepurzelt sein könnte.

Dass sich Gespräche heute anders anhören, merkt man auch, wenn man sie – anhört: Stimmt schon, wenn man sich abends die Gespräche seines eigenen Tages vorlesen würde, würde man sie am liebsten redigieren. Kaum ein Satz ist da fertiggesprochen. Und hat er doch einmal Anfang und Ende, dann trägt man ihn dem anderen im Laufe eines Tages gerne in unterschiedlichsten Varianten vor. Auch ein Grund, warum sich Drehbuchautoren mit den möglichst „natürlichen“ Dialogen am meisten abmühen. Selbst Kabarettisten bieten inzwischen mündlich auf der Bühne dar, was sie über die Tage schriftlich so vor sich hingeredet haben: Klaus Eckel liest gern aus den WhatsApp-Gruppen der Schule seiner Kinder vor – die besten Pointen, die er nicht selbst geschrieben hat. Auch das deutsche Fernsehmoderatorenduo Joko und Klaas haben Dialoge wieder vermündlicht, jene, die sie sich aus Chats der eBay-Kleinanzeigenplattform geborgt haben – und daraus wurde ein Comedyformat. Auch weil sich Online-Dialoge den sprachlichen Füllstoff sparen, mit dem man die mündliche Kommunikation gerne auskleidet. Digital kommt man schneller auf den Punkt. Geschuldet ist das auch den Designvorgaben der Gesprächskanäle, die oft gar nichts anderes zulassen. Vor allem nicht mehr als 160 Zeichen, als SMS. Okay, bei einem Kanal, der „Short“ und „Message“ im Namen trägt, hätte man nichts anderes erwartet. Mit 280 Zeichen kann man sich inzwischen bei Twitter auslassen, anfangs war sogar nach 140 Zeichen ausgezwitschert. Ausreichend Platz noch immer, um einen ganzen Roman unterzubringen, wie es das experimentelle Genre der „Twitteratur“ versucht hat.

Mit bestimmten Phrasen, „Hallo erstmal“, Prolog, Epilog und konsequentem Einsatz von verbalen Schmiermitteln hält sich der Chat nicht auf. Die Anrede spart man sich auch, die man verschwommen noch aus Archetypen der schriftlichen Kommunikation, dem Brief etwa, kannte. Auf Plattformen wie Twitter sind ohnehin alle gemeint: Wer das liest, der ist auch angesprochen. Warum denn jemanden noch extra anreden? Vor allem mit Anfang und Ende tun sich digitale Formate oft schwer. Man macht einfach weiter, dort, wo man gar nicht mal richtig aufgehört hat. Bei Face-to-Face-Gesprächen dagegen dauert das Ende der Kommunikation manchmal länger als der inhaltliche Austausch davor. Schließlich muss man noch emsig die Beziehung beim Verabschieden bearbeiten, falls man sich doch noch einmal wiedertrifft.

Die Digitalisierung schickt die Kommunikation durch den Häcksler: Die Redeportionen werden deutlich kleiner. Manche Gespräche wirken zerfetzt, zerbröselt, vielleicht auch, damit man sie besser streuen kann, in alle Richtungen. Ein Häppchen hier, ein Häppchen dort, klein genug sollten sie sein, dass man sie inhaltlich nebenbei und ganz beiläufig verdauen kann. Man ist ja eigentlich beschäftigt. Mit etwas ganz anderem. Noch so ein digitales Symptom: Wenn sich die eine Welt in die andere blendet. Genau das ist auch mit der öffentlichen und der privaten passiert. Früher hätte man manche Emotionen zuhause gelassen, gemeinsam mit bestimmten Gesprächsthemen, das hat eine soziale Norm so geregelt. Inzwischen fühlen sich viele aber immer dort zuhause, wo ihr Smartphone gerade ist. Dieses Gefühl kollidiert dann allerdings gerne mit den Gefühlen von anderen, die meinen, sie seien gerade im öffentlichen Raum. Vor allem wenn dort nach ehemaligen Maßstäben gewisse Kommunikationsformate plus Themen gar nicht hingehören würden. Das Smartphone hat die Gespräche, an denen man teilnehmen kann, als Unbeteiligter und Zuhörer, vor die Tür getragen. Und plötzlich ist jeder Ort für jedes Thema gut. Früher hat man zwischen Beichtstuhl, Bar, Kaffeehausnische und Stadiontribüne noch unterschieden. Wenn jetzt jede Straßenecke für jeden Gesprächsstoff taugt, kann am Ende des Tages schon ganz schön was hängen bleiben an Gesprächsfetzen, mit denen man aus der Stadt nachhause kommt. Mit einer schönen Auswahl aus dem weiten Spektrum des Lebens der anderen: „Ach, meine Krampfadern“, „Was gibt’s zum Abendessen“, „Pauh, gestern war wieder eine Nacht“. Vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln, in denen sich viele Benutzer kommunikativ dann doch ziemlich privat fühlen. Da kommt schon nach ein paar Stationen Straßenbahn-Fahren so einiges an Angelegenheiten zusammen, mit denen man selbst eigentlich gar nicht so viel zu tun haben wollte. Sich durch eine Stadt zu bewegen heißt: sich durch die Gespräche anderer zu bewegen. Und noch dazu ist von der klassischen Gesprächsdyade, der Zweierkonstellation, meist nur die eine Hälfte vor Ort. Das ist der Fluch der Fernmündlichkeit: Die Gesprächsbrocken der anderen mit nachhause zu schleppen.

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