Norbert Philipp - Wir reden, noch

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Das digitale Zeitalter schaltet die Menschen und ihre Kommunikation auf stumm. Aber auch alle anderen Signale, die im Gespräch zwischen den gesprochenen Zeilen mitschwingen würden. Von der hochgezogenen Augenbraue bis zur sonoren tiefen Stimme. Wenn Menschen plötzlich Gefühle eher in Emojis lesen als in Gesichtern, bleibt vom Sender zum Empfänger so einiges auf der Strecke: Empathie und alle anderen Schmierstoffe, die den Party-Small-Talk unterhaltsam, das Kamingespräch unvergesslich, die Nachbarschaft so verschworen und das Team so produktiv machten. Und es geht noch mehr verloren als nur die gewohnte Kommunikationskultur im ungewohnten Kanal: Gefühle etwa, wie jene, wahrgenommen und verstanden zu werden. Oder auch die Glücksmomente eines guten Gesprächs. Gehirnforscher, Psychologen und Medienwissenschaftler deklarieren, warum «reden» oft stärker und nachhaltiger wirkt als tippseln. Vor allem auf Bindungen und Beziehungen. Und Experten für digitale und analoge Zwischentöne erklären, was auch sonst zum «guten Ton» gehört, egal ob im Gespräch, das kein Ende nimmt, oder im kurzen Tweet, der nach 280 Zeichen schon wieder zu Ende ist.

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Sicherheitshalber bekamen in den letzten Jahren doch einige Autoren publizistische Panikattacken. Dabei sind sie mit ziemlich drastischen Prognosen und Stichwörtern aufgefahren: „Digitale Demenz“ war nur eine der populärsten Diagnosen, die Psychiater und Neurowissenschaftler Manfred Spitzer auch als Buch gut verkauft hat. 20Inzwischen sind die kritische Haltung und der Kommunikationskulturpessimismus an einem Punkt angekommen, wo man die „Funktionsstörung“ und den „Störfall“ nicht in der Technik vermutet, sondern beim Menschen, der diese Technik verwendet. 21Die Umbrüche zeigen sich nicht nur stilistisch in den Dialogen auf dem Smartphonedisplay, sondern mindestens auch in dem, was in gewissen Gehirnregionen so los ist. Aber nicht nur im Gehirnscanner meinen Neurowissenschaftler Verstörendes zu sehen, sondern auch in der Zukunft. In ihr sehen die besonderen Pessimisten einsame, bindungsunfähige Menschen wandeln. Und dazu Kinder, die keine Emotionen mehr aus Gesichtern lesen können, dafür in Emojis. Die Freundschaften schließen sie über Online-Games, nicht im Kindergarten. Und verbal werden sie auch emotional nicht viel mehr äußern können als ein universelles „What the Fuck“ oder „I like“. Dafür können sie wahrscheinlich Kurzgeschichten mit Emojis erzählen. Auch gut, aber nicht ganz optimal, um sie dann mit der etwas älteren Generation zu teilen.

Schädlich zu sein, das gehört noch zu den netteren Diagnosen, die man den sozialen Medien so stellt. Manche halten sie dagegen für richtig kriminell. Und unterstellen ihnen sogar bisweilen böse Absicht. Wenn sie etwa „Entführer“ sind, die es hauptsächlich auf eines abgesehen haben: auf unsere Aufmerksamkeit. „Our minds can be hijacked“, verkündete etwa Justin Rosenstein. 22Einer der Kidnapper: Facebook, das Unternehmen, für das er selbst tätig war. Das Bewusstsein werde fremdgesteuert, sagt Rosenstein. Noch schlimmer als Facebook sei aber ohnehin Snapchat. Heroin wirke auch nicht viel anders, meint einer, der eine der Drogen selbst im Labor mit abgemischt hat. Früher war Rosenstein in einer Arbeitsgruppe, die den „Like“-Button für Facebook entwickelt hat. Heute gehört er hingegen zu einer Gruppe, die auch nicht viel kleiner ist: jene der Silicon-Valley-Häretiker. Ehemalige Technologievisionäre, die heute nur mehr schwarzsehen. Allesamt Menschen, die jetzt vor den Monstern warnen, die sie selbst mit großgezogen haben. Für die großen Internetkonzerne waren sie aktiv, geläutert holen sie heute ihre Kinder aus der Waldorfschule in Silicon Valley ab und verspüren Schuldgefühle: Wie etwa auch der ehemalige Facebook-Vizepräsident, der das schlechte Gewissen, das ihn plagt, gerne als „Tremendous Guilt“ in den Medien verlautbart. Chamath Palihapitiya heißt er. Bis 2011 arbeitete er bei Facebook. Heute zerreißt es ihm fast das Herz, wie sehr Facebook seinerseits „das soziale Gewebe zerreißt und alle Regeln, wie die Gesellschaft bis dahin funktionierte“. 23Teuflische dopamingesteuerte Feedbackschleifen fangen die User ein. Die Konsequenz: die Grundfesten der Gesellschaft zerbröseln. Gemeinsam mit der Basis, wie sich Menschen seit jeher mit- und zueinander verhalten haben. Auch nicht freundlicher rechnet wiederum ein anderer Facebook-Veteran mit seinem ehemaligen Arbeitgeber ab: Die Grundlage seines Erfolgs soll eine perfide Fragestellung gewesen sein, behauptet Sean Parker: „Wie konsumieren wir so viel Zeit und bewusste Aufmerksamkeit wie möglich?“ 24Klingt alles weniger nach Kollateralschaden als nach bewusster Manipulation, was da mit der Gesellschaft passiert. Auch der New Yorker Autor und Psychologe Adam Alter sieht das so: „Wir sind nicht hineingerutscht. Wir wurden geschubst.“ 25Facebook, Instagram und Twitter holen sich die Aufmerksamkeit mit psychologischen Tricks. Um dem User gar nicht erst die Gelegenheit zu bieten, sich auch einmal ausklinken zu können. Die Folge: Soziale Medien wirken wie Drogen. „Digital Junkies“ geistern durch eine Welt, zu der sie selbst den Kontakt verlieren, weil sie ihre eigene nicht mehr so recht verlassen. 26Absurd scheint es jedoch, dass gerade jene, die uns abhängig gemacht haben, inzwischen auch erlösen wollen. Ein Drogenkartell mit eigener Entgiftungsabteilung: Google & Co. schicken ihre User auf „Digital Detox“. Ähnlich verwirrt war man zuletzt, als McDonald’s plötzlich Salat im Angebot hatte. Die Konzerne, die konsequent unsere Gehirne angeblich mit heimtückischen Strategien zersetzten, gerieren sich plötzlich als extrafürsorglich. Google etwa rief 2019 seine „Digital Wellbeing Experiments“ aus. Ein Substitutsprogramm für alle, die in die digitale Abhängigkeit geschlittert sind. Eine Ausformung davon hieß „Desert Island“, eine App, die auf dem Gedankenspiel „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ basiert. Denn man darf die nächsten 24 Stunden nur mit drei Apps verbringen. Und weil Google – ach – so besorgt ist, hatte der Konzern gleich noch eine absurde Idee: Das Google Paper Phone. Auch eine App, die Krönung der Verhöhnung. Alles, was man so für den Tag brauchen könnte, druckt man sich einfach aus und faltet es auf Smartphonegröße zusammen, den Wetterbericht, den Stadtplan, den Kalender. So soll man ohne Suchtverhalten durch den Tag kommen. Auch die Online-Verkaufstheke für virtuelle Ware, der App-Store, füllt sich mit Apps zur freiwilligen Selbstkontrolle. Oft kriegt man noch ein paar einfühlsame Worte in der Beschreibung dazu. Wie etwa von der App „Moment“, die uns gleich zu verstehen gibt, dass wir jetzt ganz stark sein müssen. „Wir verstehen, dass dein Handy dein Leben ist“, liest man dort. Damit man leise für sich selbst ergänzt: „Aber es macht dich depressiv und einsam. Sorry.“ Mit „Moment“ soll genau dieser wieder einem mehr selbst gehören als den Interessen einer Datenindustrie. Die App zeichnet einfach die Häufigkeit und Dauer der Handynutzung auf. Dabei gibt es auch Ansätze von analogen Lösungen, sich dem Sog der digitalen Kommunikation zu entziehen. Einen Vorschlag dafür hat etwa der Wiener Designer Klemens Schillinger entwickelt. Ursprünglich als künstlerische Position im Rahmen einer Ausstellung für die Vienna Design Week, das „Substitute Phone“. Die einzige Funktion, die es in sich trägt: Man kann es in der Hand halten. Es fühlt sich so an wie ein Smartphone und es ist auch genauso schwer. Ah ja: Man kann auch über Steinkugeln streichen, die statt eines Displays auf dem Gerät angeordnet sind. Ein analoger Gegenvorschlag zum digitalen Wischen. „Stein ist für mich auch das analogste Material, das es gibt“, sagt Schillinger. Und das „Substitute Phone“ tut, was es tun soll: Es beruhigt. Zwar nur den „User“, nicht die Experten, die sich um ihn und die Gesellschaft als Ganzes Sorgen machen. Ein Besuch in Japan hatte den Gestalter zur Idee geführt. Dort hatte Schillinger eine Beobachtung beeindruckt und verstört zugleich: die stumme, dystopische Choreographie, mit der die Menschen in der U-Bahn über ihre Handydisplays wischen – Telefonieren ist in Tokio in der U-Bahn verboten. Und noch etwas sei ihm aufgefallen, wie Schillinger erzählt. Dass Umberto Eco „ständig an einem Holzstaberl kaute, als er sich das Rauchen abgewöhnen wollte“. Ein beruhigendes Substitut muss her, dachte sich der Designer.

Der digitalen Nähe-Distanz-Paradoxie hat etwa auch die amerikanische Soziologin Sherry Turkle nachgespürt, in einigen Büchern, die man am Ende nicht unbedingt optimistischer zuschlägt. Allein „Alone together“ 27erzählt davon, wie Jugendliche zusehends verarmen, in ihren sozialen, realen Beziehungen. Und auch in ihren sozialen Kompetenzen. Turkle traut den Jugendlichen nicht einmal mehr zu, dass sie sich an einer Konversation sinnvoll beteiligen könnten, wenn sie zufällig doch in eine geraten. Die Aufmerksamkeitsspannen seien dafür einfach schon zu kurz.

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