Der Nordosten der Provinz Granada
Fließende Formen: Hammam Al Jatib
Der äußerste Nordosten der Provinz Granada, eingeklemmt zwischen den Provinzen Almería und Jaén, sieht nur wenige Besucher. Die trockenen, nur im Frühjahr bunt blühenden Sierras hier ähneln teilweise schon den wüstenähnlichen Mondlandschaften Almerías - ein wildes, dünn besiedeltes Gebiet, in dem sich noch Entdeckungen machen lassen.
Baza: Etwa 45 Kilometer nordöstlich von Guadix gelegen, blickt das Städtchen auf eine lange Vergangenheit zurück. Baza ist eine Gründung der Iberer, auf die auch die Skulptur der berühmten Dama de Baza zurückgeht, die hier ausgegraben wurde und heute in Madrid ausgestellt ist; das kleine Archäologische Museum des Ortes selbst behielt nur eine Kopie zurück.
Auch in der römischen Epoche besaß die Siedlung als Basti einige Bedeutung. Unter den Mauren spielte Baza eine wichtige Rolle als Grenzstadt zum benachbarten Königreich Murcia; die am höchsten Punkt der Stadt gelegenen Ruinen der Festung Alcazaba, angelegt im 12. Jh., stammen aus jener Zeit. Erst 1489 wurde Baza von den „Katholischen Königen“ zurückerobert. Über den Grundmauern einer Moschee entstand 1529 die gotische Kirche Colegiata Concatedral de Santa María. Das bedeutendste Bauwerk Bazas, zusammen mit seiner Umgebung als Monumento Nacional unter Denkmalschutz gestellt, besitzt ein schönes Hauptportal im Platereskstil. Heute zeigt sich Baza als abgelegenes, eher unbedeutendes Landstädtchen von rund 20.000 Einwohnern.
Übernachten ** Hotel Anabel €-€€, schlichtes kleines Hotel in Zentrumsnähe, ein paar hundert Meter südlich der Plaza Mayor; ein Bar-Restaurant ist angeschlossen. Ganzjährig geöffnet. Calle de María de Luna 3, Tel. 958 860998, info@hotelanabel.es www.hotelanabelbaza.com.
Cuevas y Hammam Al Jatib €€, sehr hübsch gestalteter Komplex in einsamer Lage etwas außerhalb. Fast schon ein kleines Dorf aus Höhlenzimmern und -Apartments, deren größtes bis zu elf Personen Platz bieten kann. Angeschlossen ein (nicht immer geöffnetes) Restaurant sowie als Besonderheit ein Höhlenbad, der sog. Hammam, mit unterschiedlich temperierten Becken. Am Wochenende sowie im Sommer ist Reservierung sehr ratsam. Anfahrt vom Ort über die Zufahrtsstraße zur Anschlussstelle Baza-Este bis zu einem großen Kreisverkehr kurz vor der Autovía, von diesem in den „Camino de Servicio“, dann beschildert. Arroyo Cúrcal s/n, Tel. 958 342248, mobil 667 524219, info@aljatib.com www.aljatib.com.
Embalse de Negratín: Wie eine Oase liegt der türkisfarben leuchtende Stausee in der knochentrockenen Landschaft nordwestlich von Baza. Im Umfeld der Staumauer an der Straße nach Pozo Alcón gibt es ein Lokal, in der Nähe liegt ein kleiner „Club Naútico“. Sonst existieren praktisch kaum Einrichtungen.
Oase in der Halbwüste: Embalse de Negratín
Galera: Die freundliche, ländliche Siedlung liegt unweit der Mündung des Río Galera in den Río Huéscar (etwa 42 Kilometer nordöstlich von Baza) und wirkt auf den ersten Blick wenig spektakulär. Dass dieses fruchtbar grüne Gebiet schon lange besiedelt war, belegen die Ausgrabungen in der nahen iberisch-römischen Necrópolis de Tútugi. Möglicherweise reicht die Anwesenheit des Menschen hier sogar noch viel weiter zurück: Falls das auf ein Alter von 1,8 Millionen Jahren datierte Knochenfragment, das in einer fossilienreichen Zone beim benachbarten Ort Orce gefunden wurde, wirklich (wie von mancher Seite angenommen) ein Teil eines menschlichen Schädels sein sollte, wären alle Theorien über die Besiedlung der Iberischen Halbinsel über den Haufen geworfen. Andere Wissenschaftler vermuten allerdings, das Knochenstück sei schlicht der Überrest eines Pferdekopfes.
Provinz Jaén
Wohl auch aufgrund ihrer ungünstigen Lage im Nordosten der Region ist die Provinz Jaén so ein bisschen das Stiefkind der Comunidad Andalucía, zumindest, was die Zahl ihrer Besucher angeht.
♦ Fläche 13.498 Quadratkilometer, Bevölkerung 640.000 Einwohner, das entspricht der sehr geringen Bevölkerungsdichte von 47 Einwohnern pro Quadratkilometer. Schöne Orte: Baeza, Úbeda, Cazorla. Reizvolle Landschaften: Der Naturpark Parque Natural Sierras de Cazorla, Segura y las Villas. Internet-Info: www.jaenparaisointerior.es
Der Name Jaén bedeutet etymologisch soviel wie „Karawanenweg“, und wirklich war die Provinz immer schon vor allem eine Durchgangsstation. Hier liegt mit dem Pass Despeñaperros die wichtigste Pforte von Kastilien nach Andalusien. Schon die christlichen Heere, die sich zu Beginn des 13. Jh. an die Rückeroberung Andalusiens von den Mauren machten, nahmen zwangsläufig diesen Weg.
Von Durchreisenden abgesehen, verirren sich nicht allzu viele Besucher in diese Nordostecke Andalusiens, die keine Küste und nur in wenigen Orten echte Sehenswürdigkeiten besitzt. Selbst die erstaunlichen Renaissance-Städtchen Baeza und Úbeda empfangen nur verhältnismäßig wenige Touristen, von der insgesamt nicht unbedingt besonders glanzvollen Hauptstadt Jaén ganz zu schweigen. Dabei verfügt die Provinz über einen Schatz, der bisher fast nur von inländischen Gästen gewürdigt wird: Der Naturpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas am Oberlauf des jungen Guadalquivir ist eine traumhafte Gebirgslandschaft mit herrlichen Wandermöglichkeiten, außerhalb der spanischen Urlaubssaison weitgehend menschenleer.
Der allgegenwärtige Reichtum der Provinz Jaén sind ihre Olivenhaine. Spanien steht in der Herstellung von Olivenöl weltweit auf dem ersten Rang, liefert mehr als die Hälfte der Welternte. Innerhalb Spaniens ist Andalusien der bei weitem wichtigste Hersteller und hier wiederum die Provinz Jaén, aus der (je nach Erntejahr) rund ein Drittel bis die Hälfte der spanischen Produktion stammt. Über 60 Millionen Ölbäume liefern pro Jahr durchschnittlich 600.000 Tonnen Öl, mehr als ganz Italien. Hügelauf, hügelab wellen sich die säuberlich in Reihen gepflanzten Ölbäume. Weithin glänzen die silbrigen Blätter über roter oder ockergelber Erde, bilden aus der Entfernung geometrische Muster. Der Dichter Antonio Machado nannte Jaén deshalb „das gekämmte Land“. Ein schöner, wenn auch mit der Zeit etwas ermüdender Anblick. Und ein Zeichen gefährlicher Abhängigkeit: Mit den Oliven blüht und welkt die Wirtschaft Jaéns, eine einzige Fehlernte brächte die Provinz in bittere Schwierigkeiten.
Was anschauen?
Jaén: Die mit kaum mehr als 100.000 Einwohnern relativ kleine Provinzhauptstadt mag nicht zu den städtebaulichen Schönheiten Andalusiens zählen, einige hochrangige Sehenswürdigkeiten gibt es aber doch. An erster Stelle steht die monumentale Renaissance-Kathedrale des Architekten Andrés de Vandelvira, die künftig sogar in die Liste des Welterbes aufgenommen werden könnte. Den Besuch lohnen auch das Castillo de Santa Catalina und der Palacio de Villardombardo mit seinen maurischen Bädern. Sofern erst einmal komplett bestückt, wird sicher auch das neue Museo Íbero zu den Höhepunkten der Hauptstadt zählen.
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