Michael Horowitz - H. C. Artmann - Bohemien und Bürgerschreck

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Porträt des legendären Dichters
H. C. Artmann war einer der bekanntesten und schillerndsten Dichter des deutschen Sprachraums – ein fantasievoller Schriftsteller und Sprachspieler, ein ständiger Grenzgänger zwischen Realität und Fantasie. Als er im Dezember 2000 verstarb, trauerte die literarische Welt.
Einer seiner langjährigen Freunde, Michael Horowitz, zeichnet in dieser Annäherung an den großen Autor ein bewegtes Leben nach: vom Rebellen der 50er-Jahre und dem kometenhaften Aufstieg dank der Dialektgedichte «med ana schwoazzn dintn» über seine «Wanderjahre» bis zum fulminanten Gesamtwerk.

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Das Schuhmachergeschäft und die Werkstatt des Vaters sind für Hans Carl der Schnittpunkt seiner Kindheit: „manche haben einen wald voller rotkehlchen – schuhmacher besitzen ahlen, beiß- und kneifzangen, bienenwachs, hämmer, klopfhölzer, kneipe, leisten, spirituslämpchen, verzierrädchen und anderes mehr … wenn der schuhmacher sein tagewerk beginnt, weicht er vorerst einmal das leder ein, dann trinkt er seinen morgenkaffee und spuckt sich in die hände.“

An der Wand des väterlichen Geschäftes hängt ein Spruch: „Scheissen und Brunzen sind Kunsten“ (Jahrzehnte später sollte dieser Spruch wieder auftauchen: bei Konrad Bayer und Gerhard Rühm.) Die Lehrbuben und Gesellen sprechen Italienisch, Tschechisch und Ungarisch. Das Schwadronieren, die G’schichterln von den Abenteuern mit tschechischen Ammen und Köchinnen, im Ringelspiel, der amerikanischen Schaukel, an den Schießbuden oder am Hasensteg und unterm Stadtbahnbogen vermischen sich zu einem Sprachgewirr.

Tschechen und Ungarn, vereinzelt auch Italiener und Polen, waren als Schuster und Schneider, Maurer und Tischler in Breitensee zu Hause. Die Slowaken erkannte man sofort als Kesselflicker, Scherenschleifer oder Händler, die mit Holzwaren von Haus zu Haus zogen. Und jede Gruppe hatte ihren eigenen Treffpunkt: Tschechen und Slowaken das Tanzlokal „Swoboda“ – wo am Wochenende bis in den frühen Morgen Blaskapellen aufspielten. Die Ungarn hingegen feierten im Wirtshaus „Koszaka“ in der Kuefsteingasse.

Und sogar echte Chinesen gab es dort schon damals. 70 Jahre später erinnert sich H. C. Artmann an das Chinesenviertel, das Chinatown von Breitensee . An Herrn Wang, den freundlichen, immer verlegen lächelnden Straßenbahnschaffner, oder den schmächtigen chinesischen Kohlen-Austrager aus der Kuefsteingasse 48, gleich neben seiner Volksschule. Die Chinesen von Breitensee hausten hier unter menschenunwürdigen Bedingungen, in Kellerräumen, Stockbett an Stockbett eingepfercht wie Tiere. An die 50 chinesische Arbeiter sollen es gewesen sein, die Mitte der 30er-Jahre plötzlich da waren . Als das faschistische Italien 1935 Äthiopien überfiel und zur Kolonie machte, wurden alle Chinesen aus Italien ausgewiesen. In Österreich fanden manche von ihnen eine neue Heimat. Und manche wurden vom Schicksal nach Breitensee verschlagen.

Der einzige Mensch, mit dem sich die Chinesen-Kolonie anfangs verständigen konnte, war der Fleischhauer Leopold Killmeyer in der Breitenseer Straße – bei dem auch Mama Marie Artmann manchmal einkaufte. Killmeyer, in den 1930er-Jahren Österreichs erfolgreichster „Sand-, Gras- und Dirt-Track“-Fahrer und als solcher vielfacher Staats- und mehrfacher Weltmeister, erinnert sich im Buch „Penzing – Vom Wienfluss zum Wienerwald“: „Diese exotischen Mitbürger waren Kunden in meinem Fleischhauergeschäft. Sie kauften nur billigste, aber nahrhafte Fleischwaren, vor allem Schwartln und Schweinshaxen. Die Chinesen waren handwerklich sehr geschickt und erzeugten Vasen, Perlenketten, Schirme und Kunsthandwerkliches aus Papier. Ihre Waren boten sie in den Parks und Gassen der Umgebung an. In einem Viertel, in dem die meisten Leute ebenfalls bitterarm waren, konnten sie nicht viel verdienen. Viele ältere Breitenseer erinnern sich noch, dass die fremdartigen Männer auf die Kinder ebenso faszinierend wie bedrohlich gewirkt haben. So wurde es zur häufig gebrauchten Drohung bei Kindern: ‚Wenns d’ schlimm bist, kommst zu die Chineser.‘ Im Jahr 1938 verschwanden die Chinesen genauso schnell, wie sie drei Jahre zuvor aufgetaucht waren.“

Der junge Artmann entwickelt unter dem Einfluss der vielen fremden Dialekte schon während der Volksschulzeit ein außergewöhnliches Sprachgefühl. Während der Hauptschule, im B-Zug, als zwölf- oder 13-Jähriger, liest er begeistert „domschakbiachln“, Abenteuer-Hefte vom Wunder-Detektiv Tom Shark, die in der Schule getauscht werden. Und führt als 15-Jähriger Tagebuch in Sanskrit, während seine Mitschüler aus der Hauptschule in der Lortzinggasse vom sensationellen „Slovan“-Sieg gegen die feldüberlegene „Austria“ schwärmen oder mit wassergefüllten Präservativen in der Klasse herumschießen.

Durch die populären Tom-Shark-Groschenhefte, ihre Helden und Schurken aus Nah- und Fernost ist Hans Carl von den fernen Welten so fasziniert, dass er sich in deren exotische Sprachen vertieft. Assyrische Vokabeln notiert er penibel in einem Heft, das autodidaktische Sprachstudium des Hauptschülers beginnt.

Und er beginnt wie besessen zu lesen. Eskimo-Märchen und keltische Sagen, althochdeutsche Literatur und arturische Epen. In seiner 14-köpfigen Bauernfamilie war Literatur nie gegenwärtig: In einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ erzählt der Schriftsteller 1997: „Nix hamma g’habt. Den Soldatenkalender und den lustigen Bauernkalender … Ich bin von Haus aus Niederösterreicher. Meine Mutter mochte Wien nie. Obwohl sie seit 1914 in Wien war. Das überträgt sich dann irgendwie … den Wiener Dialekt habe ich zu Hause nicht gesprochen. G’schert hamma gredt. Niederösterreichischen Dialekt, Bauernsprache. Die ist solider …“

Nach der Hauptschule wird Hans Carl für drei Jahre Büropraktikant in einer „Chinasilber-Erzeugung“. Jeden Tag in der Früh geht er zu Fuß von Breitensee in die Zieglergasse. Mittags schnell zurück nach Hause, wo die Mutter mit dem Essen wartet. Und dann die vier Kilometer wieder zurück in die Firma. Weil der Inhaber der Firma Ignaz Freisinger fast nie im Büro war, konnte der kaufmännische Lehrling den ganzen Tag lesen, vor allem Sprachlehrbücher. „Die Post und die Buchhaltung musste ich dem Herrn Freisinger immer ins Café Tuchlauben bringen. Dort hat er jeden Tag tarockiert. Die Firma war ihm ziemlich gleichgültig, er war ein sehr einsamer Mensch, seine ganze Familie lebte in Palästina.“

Einmal pro Woche besucht der Handelsgehilfe Artmann die Handelsschule in der Skodagasse. Am frühen Abend, nach der Arbeit im Büro, kommt er wieder nach Hause, zur Mutter in die Kienmayergasse. Jene Gasse in Breitensee, die im 18. Jahrhundert nach Johann Michael Kienmayer benannt wurde, dem Besitzer der Herrschaft Breitensee , dem wohltätigen Gründer eines Waisenhauses. Als dort am Rennweg 1768 eine Kirche geweiht wurde, schrieb der zwölfjährige Wolfgang Amadeus Mozart eine Messe für den Festakt – die „Waisenhausmesse“. Und das Wunderkind Mozart dirigierte die Uraufführung, im Beisein von Maria Theresia und Josef II., selbst.

Nur etwas älter als damals Mozart – Hans Carl ist 14, 15 Jahre alt – träumt er von der Welt draußen, von der Magie exotischer Länder. Er unternimmt Reisen im Kopf, „im Ballon von Niedercalifornien nach Krain, mit Werwolfsjägern ins koloniale Indien, mit Frankenstein nach Sussex …“.

30 Jahre später beginnt er seine Geschichte „Frankenstein in Sussex“ – die an fantasiegeladene Märchen erinnert – mit dem Satz: „Sie werden das, was ich ihnen jetzt erzähle, kaum glauben, aber die folgenden vorfälle entsprechen tatsächlich der wahrheit“, um dann Frau Holle mit Mary Wollstonecraft Shelley als Kontrahentinnen zusammenzubringen.

Seine reale Umgebung, die Wiener Vorstadt – zwischen Basesse und Bassena – erscheint dem Heranwachsenden bald ziemlich eintönig, bar jeder Mystik: „Ich bin aufgewachsen. Jeder Sommer ist vergangen wie der andere. Ich bin nicht rausgekommen. Ich bin durch den weichen Asphalt marschiert und habe Holunder gerochen …“ Über seinem Diwan hat er eine Karte mit den Reiserouten Don Quixotes aufgehängt. Im „Register der Sommermonde und Wintersonnen“ schreibt er später: „… im traum suche ich immer das weite und erwache im bett. frage: wie weit ist mein bett vom traum entfernt?“

Aus Sehnsucht nach den Abenteuern in weit entfernten Gegenden will er frei und unbeschwert wie ein Vogel sein, von einem fernen Baum zum anderen fliegen. Fremde Sprachen, die er sich selbst beibringt, sollen ihm dabei helfen. Er macht sich mit spielerischer Leichtigkeit Grammatik, Vokabeln und schwierigste Satzkonstruktionen untertan. Er erfindet nebenbei gleich neue Dialekte und imaginäre Sprachkombinationen: „Worte haben eine bestimmte magnetische Masse … sie sind gleichsam ‚sexuell‘, sie zeugen miteinander, sie üben Magie, die über mich hinweggeht, sie besitzen Augen, Facettenaugen wie Käfer … und schauen sich unaufhörlich und aus allen Winkeln an …“

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