Zur Überführung von einer analogen in eine digitale Speicherung, man spricht im Englischen von Digitizing, wird ein sogenannter Digitizer verwendet. Nach Hess umfasst ein Digitizer „sowohl einen Sensor zur Erfassung analoger Größen als auch eine Software, die diese Größen in ein digitales (d. h. binäres) Format überführt“[7]. Wie die technische Umsetzung konkret erfolgt, ist vom jeweiligen Ausgangsmedium abhängig.
Heute wird Digitalisierung häufig mit der Einführung digitaler Technologien in Unternehmen gleichgesetzt und gilt damit als Treiber der digitalen Transformation. Hess bezeichnet in diesem Zusammenhang Digitalisierung als „eine spezielle Form der Automatisierung, nämlich jene der (Teil-)Automatisierung mittels Informationstechnologien (IT)“[8].
Für eine Abgrenzung zwischen Digitalisierung und Automatisierung ist es notwendig, auch den Begriff der Automatisierung zu verstehen. Unter Automatisierung wird „der selbstständige Betrieb von Maschinen, der menschliche Kommunikation oder Kontrolle vermindert oder überflüssig macht, wenn alles normal abläuft“, verstanden.[9] In den späten 1940er-Jahren hat die Ford Motor Company erstmals den Begriff der Automatisierung angewendet, der auch als Mechanisierung bekannt ist. In einer alternativen Begriffserklärung bezeichnet Automatisierung „den Einsatz von Maschinen beim Transport und der Verlagerung von Material in einem Lager oder einer Fabrik“[10].
Um zu zeigen, wie vielfältig und unterschiedlich Digitalisierung beschrieben wird, sei anbei jene politische Definition der österreichischen sowie deutschen Bundesregierung angeführt. Der Unterschied in der Begrifflichkeit spricht für sich:
+Die österreichische politische Definition lautet: „die Kernaufgabe des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort ist, die Digitalisierung in Österreich voranzutreiben. Vorrangige Ziele sind die Verbesserung bestehender Rahmenbedingungen, um die Gesellschaft fit für den digitalen Wandel zu machen, digitale Innovation und Technologietransfer in der Wirtschaft zu ermöglichen, sowie die österreichweite Koordination und Umsetzung von E-Government-Lösungen für Bürgerinnen, Bürger und die Wirtschaft“[11].
+Die deutsche Bundesregierung definiert Digitalisierung wie folgt: „Der digitale Wandel verändert unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu lernen fundamental und mit rasanter Geschwindigkeit. Wir wollen diesen Wandel gestalten und unser Land auf die Zukunft bestmöglich vorbereiten. Im Mittelpunkt steht: Was bringt die Digitalisierung dem Einzelnen? Und: Wie erhalten und stärken wir die Werte unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung im digitalen Zeitalter? Ihr Ziel ist es, die Lebensqualität für alle Menschen […] weiter zu steigern, die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale zu entfalten und den sozialen Zusammenhalt zu sichern.“[12]
Die österreichische Bundesregierung spricht konkret von der Kernaufgabe des Bundesministeriums, worin die vorrangigen Ziele liegen und zeigt Lösungsansätze auf. Ihre Definition von Digitalisierung ist vorwiegend auf die wirtschaftliche Komponente ausgerichtet. Die deutsche Bundesregierung hingegen verwendet die Wir-Form und vermittelt dadurch den Eindruck, das Volk in den Wandel, den die Digitalisierung mit sich bringt, verstärkt miteinbeziehen zu wollen. Zu ihren Zielen zählen neben den wirtschaftlichen Aspekten auch die Nutzung ökologischer Potenziale sowie die Sicherung des sozialen Zusammenhalts.
2.3.2 Das digitale Zeitalter und die Entwicklung hin zur Digitalisierung
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann von England aus die erste Industrielle Revolution. Sie war von einer Vielzahl an bedeutenden und zukunftsweisenden Erfindungen und Innovationen gekennzeichnet. Eine Übersicht über die Entwicklung von der 1. bis zur 4.industriellen Revolution ist schematisch in Abbildung 3dargestellt.
ABBILDUNG 3
ÜBERSICHT DER INDUSTRIELLEN REVOLUTIONEN IM ZEITSTRAHL
(QUELLE: BMVIT[13])
Heute befinden wir uns mitten in der 4. Industriellen Revolution, welche von der Vernetzung physischer und digitaler Systeme geprägt ist (siehe Abbildung 4). Das Internet-of-Things (IoT) bildet dabei das Zentrum, über das die Vernetzung koordiniert und verwaltet wird.
Im Folgenden werden beispielhaft einige Aspekte des IoTs diskutiert[14]:
+Arbeitnehmer und Angestellte – Sie steuern beispielsweise über ihre Endgeräte (PC, Tablets, Smartphones) Systeme oder sonstige Produkte und Maschinen.
+Produkte – Hier hat sich der Begriff Smart Home bereits etabliert. Produkte wie zum Beispiel TV-Geräte, Haushaltsgeräte wie Öfen, Waschmaschinen, Wäschetrockner oder Gefrierschränke sowie Steuerungsanlagen für Heizung oder Rollos sowie Alarmanlagen lassen sich bequem über IoT vernetzen und steuern.
ABBILDUNG 4
DIE 4. INDUSTRIELLE REVOLUTION – VERNETZUNG PHYSISCHER UND DIGITALER SYSTEME
(QUELLE: BMVIT[15])
+Maschinen – In unterschiedlichen industriellen Bereichen kommunizieren Maschinen miteinander (M2M) oder Maschinen mit Robotern (M2R).
+Werkstoffe und Zulieferer – Auch hier hat die Industrie 4.0 und das IoT bereits Einzug gehalten. So lässt sich nachverfolgen, wo sich beispielsweise die letzte Bestellung befindet. Andererseits lassen sich Beladung und Routen zur Warenauslieferung durch LKWs genau planen.
+Logistik – Durch den Einsatz, beispielsweise von Sensoren, Monitoring und Tracking-Systemen, erfährt der Güterverkehr sowie der Transport via Containerschiffe eine Revolution im wahrsten Sinn des Wortes. Das Transportgut kann durch effiziente Planung optimal verladen werden und lässt sich genauestens lokalisieren. Frachten können in Echtzeit verfolgt werden und die Auslieferung kann bereits in einem kurzen Zeitintervall dem Kunden kommuniziert werden.
+Forschung und Innovation – Die Vernetzung ermöglicht einen Zugriff auf Wissen in kürzester Zeit. Suchalgorithmen unterstützen hier. Andererseits werden neue Technologien entwickelt und Lösungen für neue Produkte und Dienstleistungen geschaffen. Klassische Buzz-Words sind hier Künstliche Intelligenz beziehungsweise Artificial Intelligence (KI beziehungsweise AI), Virtual Reality (VR), Blockchain oder auch Data Analytics beziehungsweise Datenanalyse.
+Kunden – Sowohl Kunden im Business-to-Business (B2B) als auch Business-to-Customer (B2C) Bereich profitieren von den oben genannten Lösungen der Industrie 4.0.
Es wird angenommen, „im Jahr 2002 […] war es der Menschheit das erste Mal möglich, mehr Informationen digital als im Analogformat zu speichern“. Daher wird dies „als der Beginn des ‚Digitalen Zeitalters‘“ gesehen.[16]
2.3.3 Treiber und Auswirkungen der Digitalisierung
Durch die Digitalisierung verändern sich Angebot und Nachfrage nicht nur am Markt von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch auf Arbeitsmärkten. Des Weiteren gibt es Auswirkungen auf rechtliche Rahmenbedingungen und ebenso werden beispielsweise politische, ökonomische oder volkswirtschaftliche Aspekte beeinflusst. Sogar unsere Art der Kommunikation unterliegt dem digitalen Wandel.
Als Technologietreiber der digitalen Transformation sind IoT, M2M, KI beziehungsweise AI, AR (Artificial Reality), VR oder auch der 3D-Druck und Blockchain zu nennen. Lösungen und Produkte, die bereits heute zur Verfügung stehen und digitale Technologien einsetzen, sind beispielsweise im Bereich Mobile, Social, Cloud und Big Data vorzufinden.
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