Ein Unternehmen braucht beides – Visionäre, aber auch, nennen wir sie, Realisten. Damit sind hier Personen gemeint, die zeigen, was möglich ist und was nicht, wo die Grenzen sind und die den Visionär quasi am Boden der Realität halten.
Wie kann dieses Innovation-Risiko-Paradox bewältigt werden? Welche Ansätze gibt es? Wie lässt sich die „Welt des anderen“ nutzen, beispielsweise Agiles mit Klassischem, und wie lassen sich Synergien schaffen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das vorliegende Buch. Es wird dabei ein Einblick in beide Welten gegeben, ein Verständnis für die jeweils „andere Welt“ sowie eine gemeinsame Kommunikationsbasis geschaffen.
In diesem Buch werden die klassischen Ansätze des Risikomanagements mit den Herausforderungen radikaler Innovationsprozesse in Unternehmen verbunden. Es werden Möglichkeiten zur Förderung der Ambidexterität gezeigt, um das Risk-Reward-Paradox sowie Exploit-Explore-Dilemma zu lösen. Sie erhalten einen Überblick von ausgewählten Risiko- und Innovationsmanagement-Methoden und -Techniken. Wie Sie das theoretische Wissen aus zwei Welten praktisch umsetzen können, wird am Ende in einem Fallbeispiel erläutert.
Das Buch gestaltet sich wie folgt:
In Kapitel 1wird Das Innovation-Risiko-Paradoxnäher erläutert und die Wechselwirkung zwischen Innovation und Risiko diskutiert.
In Kapitel 2, Herausforderungen für Unternehmen, wird auf das Spannungsfeld Globalisierung, Reglementierung und Digitalisierung (GRD) näher eingegangen und einzelne Treiber und Auswirkungen werden beschrieben.
In Business Innovation Management(Kapitel 3) werden für eine gemeinsame Kommunikationsbasis grundlegende Begriffe des Innovationsmanagements vorgestellt, ein Überblick über Innovationstypen aufgezeigt sowie ein Überblick und eine Einführung in ausgewählte Innovationsstrategien und Frameworks gegeben. Des Weiteren erfolgt eine Einführung in den Innovationsprozess sowie in das Innovationscontrolling.
Die Grundsätze sowie grundlegende Begrifflichkeiten des Risikomanagements werden in Kapitel 4Risikomanagement erläutert. Hier wird der Risikomanagementprozess vorgestellt und ein Überblick sowie eine Einführung in ausgewählte Methoden zur Risikobeurteilung gegeben und der internationale Standard ISO 31000:2018 vorgestellt. Besonders bei den grundlegenden Begriffen wird die neue ÖNORM D 4900:2021 berücksichtigt.
Grundlegende Geschäftsmodelle werden in Kapitel 5Business Modelling vorgestellt.
Kapitel 6, Faktor Mensch im Innovations- und Risikomanagement, widmet sich dem Faktor Mensch und seiner Rolle im Unternehmen sowie der Unternehmenskultur.
Ein möglicher Ansatz zur Lösung des Innovation-Risiko-Paradoxes wird in Kapitel 7Minimal-Risk-Innovation-Modell (MRI-Modell) vorgestellt.
Wie die beiden Welten Innovation und Risiko gesamtheitlich betrachtet werden können und wie einzelne Methoden als Beitrag zum Ganzen in der Praxis angewendet werden können, zeigt das in Kapitel 8dargestellte Fallbeispiel.
Abschließend erhalten die Leser ein Resümee und einen Ausblick. (Kapitel 9, Schlussfolgerung und Ausblick)
Neben dem Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis
zu Beginn des Buches sind im Anhang ein Glossarzum Themenschwerpunkt Risiken und Fehler sowie das Literaturverzeichniszusammengefasst.
Danksagung
Ich bedanke mich bei meinen Sparringspartnern für die umfassenden Diskussionen, die mir neue Blickwinkel eröffnet und Wege aufgezeigt haben. Ein besonderer Dank gilt meinem Partner Herrn Roger Hage. Gemeinsam haben wir den Ansatz Minimal-Risk-Innovation (MRI) erarbeitet und entwickeln diesen kontinuierlich weiter. Des Weiteren bedanke ich mich beim Verlag von Austrian Standards, der mir die Möglichkeit gegeben hat, dieses Fachbuch zu schreiben und zu publizieren. Hier möchte ich insbesondere Gertraud Reznicek für ihre Unterstützung bei der Projektumsetzung danken.
Ich wünsche Ihnen ein spannendes und interessantes Lesevergnügen und hoffe, Ihnen mit dem vorliegenden Buch wertvolle Anregungen und Impulse für Ihre berufliche Praxis geben zu können.
Böheimkirchen, im März 2021
Barbara Streimelweger
1 Das Innovation-Risiko-Paradox
1 DAS INNOVATION-RISIKO-PARADOX
1.1 PROBLEMSTELLUNG
Wir leben in einer Zeit der ständigen Veränderung und jede Veränderung ist mit Unsicherheiten verbunden. Neue Technologien entwickeln sich immer rasanter und schneller. Unternehmen benötigen daher neue Innovationen – sei es in Form von neuen Produkten, Lösungen und Dienstleistungen, neuen Geschäftsmodellen und Strategien oder auch neuen Organisationsstrukturen oder -kulturen. Innovationen finden in unterschiedlichen Bereichen statt.
Es gibt bekanntlich keine Innovation ohne Risiko. Was bedeuten Risiken und Unsicherheiten für Unternehmen und Organisationen? Ist Risikomanagement im Zusammenhang mit Innovationen wirklich notwendig, macht es überhaupt Sinn oder sollte man sich einzig und alleine auf die Innovation konzentrieren? Oder umgekehrt: Soll man sich nur den Risiken widmen und mögliche Chancen, aus denen Innovationen hervorgehen könnten, einfach ignorieren?
Die Frage sollte sein: Wie lässt sich die Innovation maximieren und wie kann man zugleich damit einhergehende Risiken minimieren, insbesondere im Kontext von Unternehmensrisiken?
Risiken werden oft mit etwas Negativem assoziiert, dabei gibt es auch positive Risiken, besser bekannt als Chancen. Diese Chancen können, wie erwähnt, wiederum Innovationen hervorbringen. Daher sollte das Managen von Risiken auch das Erkennen und Aufgreifen von Chancen beinhalten. Unternehmen sollten ein Risiko- und Chancen-Management anstreben und implementieren.
Jede Innovation hat ihre Risiken! Die maximale Innovationskraft auszuschöpfen und dabei die mit einer Innovation einhergehenden Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu bewältigen, sollte oberste Prämisse sein. Dies führt dazu, neue Geschäftsmodelle mit kalkuliertem Risiko zu entwickeln und die beiden konträren Welten der Innovation und des Risikos als ein System zu betrachten und eine Brücke vom klassischen Risikomanagement zum Innovationsmanagement zu schlagen.
Hierfür ist es notwendig, beide Welten in ihren Grundsätzen zu verstehen und einen Überblick und ein Gefühl für ausgewählte Methoden und Techniken zu entwickeln und diese anzuwenden. Dies hilft unter anderem dabei, die Aspekte von Innovationen in den Risikomanagementprozess und umgekehrt jene des Risikomanagements in innovative Prozesse integrieren zu können. Das Risikomanagement- und Innovationsmanagement-System sind sowohl effizient als auch effektiv zu definieren und zu implementieren, Schnittstellen und Synergien sind zu evaluieren und zu nutzen. Dabei sollte der Ansatz eines integrierten Managementsystems dem einer Einzelsystem-Lösung bevorzugt werden.
Wie mit Risiken, aber auch Chancen umgegangen wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Internationale Standards und Frameworks können in der Umsetzung des Risikomanagements unterstützen und führen beispielsweise durch einzelne Schritte der Risikobeurteilung. Spezifische Methoden und Techniken unterstützen zusätzlich, um faktenbasierte Entscheidungsgrundlagen zu finden. Je nach Branche, Art des Risikos oder auch der Problemstellung selbst können passende Methoden und Techniken gewählt werden, wobei in der Praxis zumeist unterschiedliche Ansätze kombiniert werden.
Auch im Bereich der Innovation gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden und Techniken. Die Wahl der richtigen Methode oder Technik hängt hier beispielsweise von der Art der Innovation ab, zum Beispiel disruptiv oder inkrementell, oder andererseits auch von der Art des Unternehmens, wie Startup oder etabliertes Unternehmen.
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