Wie der Titelheld der Erzählung, also der Taugenichts, namenlos bleibt, so bleiben auch der Name und die Lebensgeschichte der jungen Die MuseFrau zunächst unerwähnt. Von dem Taugenichts ist längst bekannt, dass er als Sänger, Dichter und Wanderer durch die Welt gehen will. In dieser Rolle hat er die Sympathie der beiden Damen gewonnen. Sehr bald merkt der Leser, dass jene jüngere der beiden Damen »Impuls und Maßstab für sein Dichten gibt«, dass sie »die passende Geliebte«, dass sie »anders gesagt […] seine Muse«6 wird.
Ausgangspunkt der Beziehung zwischen dem Taugenichts und Aurelie sind die Die Musik als Basis der BeziehungLieder und der Gesang, in denen beide sich treffen. Das geschieht zum ersten Mal, als die beiden Damen den Taugenichts sein Lied Wem Gott will rechte Gunst erweisen singen hören. Später sieht der angestellte Gärtner, wie »die schöne Frau mit der Gitarre oder einem Buche in der Ferne wirklich durch den Garten zog, so still, groß und freundlich wie ein Engelsbild« (S. 9). Daraufhin singt er – »für [s]ich hin«:
Wohin ich geh und schaue,
In Feld und Wald und Tal
Vom Berg ins Himmelsblaue,
Viel schöne gnäd’ge Fraue,
Grüß ich dich tausendmal. (S. 9)
Dass diese besungene »gnäd’ge Fraue« weder gnädig, noch adlig ist und »Aurelie« heißt, erfahren Erzähler und Leser erst spät und nur an einer einzigen Stelle der Erzählung, nämlich in dem Brief, den Aurelie an Flora schreibt (S. 55).
Der Der ehrwürdige NameName Aurelie ist in Österreich nicht unüblich. Er kann als Ableitung vom lateinischen Substantiv aurum = ›Gold‹ gedeutet und mit ›die Goldene‹ oder ›die Schimmernde‹ übersetzt werden. Eine weitere Erklärung bringt den Namen in Beziehung zu dem lateinischen Wort aurora , das ›die Morgenröte‹ bedeutet.7 In jedem Fall ist eine Tendenz zur Erhabenheit angedeutet.
Schemenhafte IdealisierungEbenso wie der Taugenichts nicht als Person oder Individuum vorgestellt wird, sondern als Figur und damit als erdichtete Gestalt, ist auch Aurelie, die zunächst als »liebe schöne gnädige Frau« (S. 23) eingeführt wird, dann aber als Muse dem wahren Dichter und Sänger dient, nicht Individuum, sondern Figur. In dieser Figur sind sowohl die märchenhaften Züge einer Heiligen als auch die verlockenden Züge einer liebenden jungen Frau enthalten. Zu fragen ist, ob diese Aurelie anbetungswürdig wie die Jungfrau Maria oder heidnische Venus?Jungfrau Maria ist oder ob sie – wie das vom Autor oft beschworene Gegenbild der heidnischen Göttin Venus (z. B. S. 61) – für Verwirrung und Untergang sorgt.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.