Heide-Marie Lauterer - Mörderischer Galopp

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WIE ICH AUFS PFERD KAM
Neuer Freund, neuer Job, neues Pferd. Eigentlich könnte alles perfekt sein im Leben von Vera Roth. Wäre da nur nicht der neue Reitstall: Ein Paradies für Pferde, von reizenden Menschen bevölkert. Bis die Elitereiterin Marga vom Pferd stürzt und tot liegen bleibt. Unfall oder Mord?

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Die Autorin

Danksagung

Heide-Marie Lauterer

Mörderischer Galopp

Reiterkrimi

spiritbooks

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2011 spiritbooks, 73230 Kirchheim/Teck

Verlag: spiritbooks, www.spiritbooks.de

Autor: Heide-Marie Lauterer

Herausgeber: Ulrike Dietmann

Coverfoto: Abramova Kseniya

Autorenporträt: Gülay Keskin

Grafik: vectors seamartini

Druck und Verlagsdienstleister: tredition

Printed in Germany

eBook-ISBN: 978-3-944587-89-9

Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Die Autorin

Heide-Marie Lauterer, langjährige Schriftführerin des Heidelberger Reitvereins und Pferdebesitzerin kennt sich aus in den Höhen und Tiefen des Reiterlebens. Sie veröffentlicht Kurzkrimis und ist Mitglied der Autorenvereinigung "Mörderische Schwestern".

Für Hans-Jürgen, meinen Mann

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„Wie heißt sie denn?“

„Nine-Days-Wonder“, sagte er. „Eine Nerwa-Tochter.“

Der Name gefiel mir, er klang geheimnisvoll und schön, aber Nerwa sagte mir gar nichts. Natürlich wusste ich, dass es sich um ihre Abstammung handelte – aber da kannte ich mich überhaupt nicht aus. Glücklicherweise schien der Händler meine Verlegenheit gar nicht zu bemerken. „Ihr Vater war der Vollblüter Aggregat und ihre Mutter war die schwarzbraune Trakehnerstute Nerwa. Ihre Töchter sind ihr wie aus der Rippe geschnitten – Namibia, Narcisse, Nexe, – und wie sie alle heißen – haben es im großen Sport zu beachtlichen Meriten gebracht.“

Ich schluckte. So ein Pferd war für mich bestimmt zu teuer. Ich hatte mir eine Grenze gesetzt, über die ich auf keinen Fall hinausgehen durfte, als Berufsanfängerin konnte ich nicht gleich in die Vollen gehen. Ich hatte gerade meine Doktorprüfung bestanden und gleich darauf eine Stelle gefunden. Mitten in der Heidelberger Altstadt, zum Universitätsplatz und zu meinem Lieblingscafé war es nur ein Katzensprung, die Bibliothek lag um die Ecke und meine Chefin hatte mir ein eigenes Büro im Institut in Aussicht gestellt. Vertraglich geregelte Arbeits- und Urlaubszeiten, ein regelmäßiges Einkommen und eine interessante Aufgabe, die mir genug Zeit ließ, meinem Hobby nachzugehen. So jedenfalls hatte ich mir meine neue Arbeit vorgestellt, denn sonst wäre ich wohl kaum auf die Idee mit dem Pferd gekommen. Seit meiner Kindheit hatte ich von einem eigenen Pferd geträumt und jetzt sah ich mich plötzlich in der Lage, mir diesen Traum zu erfüllen. Doch dieses Pferd kam für mich nicht in Frage, ich traute mich nicht einmal nach dem Preis zu fragen.

Der Händler schien mein Zögern gar nicht zu bemerken. Er öffnete die Boxentür, streifte der Stute ein Stallhalfter über und zog sie ziemlich unsanft aus ihrem Stall auf den Hof hinaus. Dort band er sie an einem Geländer fest. Doch die Stute, die widerwillig und schläfrig hinter ihm hergetrottet war, ließ plötzlich das Weiße in ihren Augen blitzen, stampfte mit ihrem Vorderhuf so zornig auf den Steinboden, dass die Funken sprühten, verlagerte dann ihr ganzes Gewicht auf die Hinterhand, sodass sich der Anbindestrick bis zum Äußersten spannte und nur nicht zerriss, weil der Panikhaken im letzten Augenblick nachgab. Doch jetzt war das Pferd frei und galoppierte mit donnerndem Hufgetrappel davon.

„Verdammt“, entfuhr es dem Händler und ich hatte den Eindruck, dass er sich nur deshalb vor weiteren und noch schlimmeren Flüchen zurückhielt, weil er auf mich keinen noch schlechteren Eindruck machen wollte. „Irgendetwas hat sie erschreckt, sie ist sonst immer sehr brav.“ Aber davon war der Stute nichts anzumerken. Sie galoppierte immer noch in engen Zirkeln auf dem Hof herum und alle Versuche des Händlers und seiner Helferin, das Tier zu beruhigen, erreichten nur das Gegenteil.

„Lassen Sie mich mal“, sagte ich. Ich wunderte mich über mich selbst – woher nahm ich plötzlich dieses Selbstvertrauen, ein fliehendes Pferd aufzuhalten? Bisher hatte ich doch nur Schulpferde geritten und in den Ferien manchmal das Pony meiner Freundin gepflegt. Ich weiß nicht, was mit mir geschah, ich fühlte nur, wie ich plötzlich ganz ruhig wurde. Langsam näherte ich mich der Stute. „Hoooo, hooo“. Sie spitzte die Ohren, als sie meine Stimme hörte, fiel in einen leichten Trab, ging ein paar Schritte und blieb stehen. Dann drehte sie sich zu mir um und schaute mich aufmerksam an. Ich streckte die Hand aus und forderte sie auf, zu mir zu kommen. Und genau das tat sie.

„Das ist Ihr Pferd“, sagte der Händler anerkennend. „Nine-Days-Wonder, die Nerwa Tochter“, fügte er hinzu und es klang, als spräche er von einer Prinzessin. Doch erst als ich selbst im Sattel saß, wusste ich, was er gemeint hatte. Ich hatte das Gefühl auf einer rosa Wolke zu schweben. Noch nie hatte ich ein Pferd geritten, das so weich und feinfühlig auf alle meine Hilfen reagierte. Als ich abstieg und den Sattelgurt lockerte, drehte sich die Stute zu mir um und legte mir ihren Kopf auf die Schulter. Es war mir, als wolle sie mir etwas ins Ohr flüstern, doch ich verstand es nicht, weil der Händler im gleichen Augenblick zu reden anfing.

„Jetzt kann ich es Ihnen ja sagen – es gibt nicht viele Leute, die mit dieser Stute zurechtkommen – aber Sie beide scheinen die gleiche Wellenlänge zu haben – ich mache Ihnen einen guten Preis – Sie brauchen nur einzuschlagen.“

Colorado Rocky Mountains high – ich hatte den Oldies-Sender eingestellt und dieses Lied spielten sie nur für mich. Ich fuhr durch die sanften Kraichgauhügel zurück nach Hause und sang aus vollem Herzen mit, den Text kannte ich auswendig. He left yesterday behind him, you might say, he was born again, he found a key to every door. Genau so ging es mir in diesen Minuten, ich kam mir vor wie neugeboren, ich fühlte mich glücklich, frei und leicht, als ob ich ohne Sattel durch die Prärie galoppierte, auf meiner Stute Nine-Days-Wonder, immer geradeaus, der Sonne nach. Alles andere lag hinter mir, die schweren Prüfungen, die Suche nach dem richtigen Pferd, und die schwierige Anfangszeit mit Gerson. Er würde jetzt daheim auf mich warten, in unserem Zuhause, begierig darauf, meine Neuigkeiten zu hören.

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