Heiko Werning - Im wilden Wedding - Zwischen Ghetto und Gentrifizierung

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Im wilden Wedding: Zwischen Ghetto und Gentrifizierung: краткое содержание, описание и аннотация

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Willkommen im wilden Wedding, jenem Berliner Bezirk, der wahlweise als eines der härtesten Krisengebiete des Landes oder als kommender In-Bezirk gepriesen wird. Erstaunlicherweise beides seit Jahrzehnten in friedlicher Koexistenz. Hier müssen sich die Bewohner noch nicht mit Touristen herumärgern, die sich in ihre Hauseingänge übergeben, hier steigt man auf dem Nachhauseweg noch über echte einheimische Kotze vom ureigenen Prekariat. Hier treffen sich nachts am Imbiss der McFit-gestählte Jungmacho, den seine Eroberung des Abends vor die Tür gesetzt hat, weil er zu betrunken war, um noch einen hoch zu kriegen, mit dem Prediger vom Moscheeverein gegenüber, der seinen Heißhunger auf Schweinefleisch zu stillen sucht.

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So spielten sich die Hausbewohner allmählich mit dem Sunshine recht gut ein. Ich zum Beispiel finde es sehr praktisch, jederzeit noch alles Nötige dort zu bekommen. Und kundige Beratung gibt es gleich dazu. Als unverhofft eines Abends noch Besuch kam, holte ich rasch ein Sixpack Urquell vom Sunshine . Am Tresen wühlte ich ein bisschen im Portmonee, aber es waren nur zwei Fünfzig-Euro-Scheine darin. Das war dem Sonnenjungen nicht entgangen.

»Ey, Dicker« – es wird ein vertraulicher Umgangston gepflegt bei uns im Block – »wenn ich so viel Kohle hätte, würd ich mir doch kein Bier kaufen!«

»Nein?«

»Nein, hier – der Wodka hier. 70 Prozent ey, voll krass. Kommstu Krankenhaus, ichschwöre!«

»Äh, nein danke. Einfach nur das Bier.«

»Ey, wenn ich so viel Geld hätte, ich würd’s kaufen. 70 Prozent! Voll Krankenhaus, ichschwöre.«

Bedauernd stellte er die Flasche zurück ins Regal. Dann gab er mir mein Wechselgeld und stellte noch ein kleines Fläschchen Kleiner Feigling dazu: »Is von Haus. Nur Bier, das bringt doch kein Spaß.«

Ich bedankte mich. Zum Abschied rief er mir noch hinterher:

»Willstu Ayurveda? Ich hab Pitta-Tee, mit Pergamon.«

»Mit Pergamon?«

»Ja, hier! Voll für inneres Körpergleichgewicht!«

Es war dann aber doch nur Kardamon, und für diesen Abend reichte mir mein Sixpack Bier fürs innere Körpergleichgewicht vollkommen aus.

Christenkröte

Seit bei uns im Vorderhaus eine Art Tempel eingerichtet wurde, ist es mit der Ruhe im Hinterhof vorbei. Anfangs hatte ich noch keine große Bedrohung in dem freikirchlichen Gemeinderaum irgendeiner Pfingstcharismatiker-Gruppe erkannt. Bislang war noch jeder Versuch, das Ladenlokal in unserem Haus zu kolonisieren, fehlgeschlagen. In kurzer Abfolge hatten dort hintereinander residiert: ein türkisches Restaurant, dann ein indisches, ein mexikanisches, dann wieder ein indisches, das jetzt aber zusätzlich Mexikanisch anbot, dann kam ein Türke, der dort ein deutsches Restaurant eröffnete, weil er das für eine bislang unentdeckte Marktlücke im Wedding hielt, das lief aber nicht so recht, womöglich, wie er meinte, weil er seine traditionell deutschen Gerichte wie Wurstbrot und Spaghetti Carbonara nicht halal anbot, ich glaube allerdings eher, weil sie einfach grauenhaft schmeckten, jedenfalls holte er dann zwischenzeitlich eine österreichische Mieterin unseres Hauses hinzu, die dort österreichische Küche anbot, was aber auch nicht klappte, sodass der Türke auf Italienisch und Pizza wechselte. Aus blanker Verzweiflung holte er, der streng gläubige Muslim, dann diesen ulkigen freikirchlichen Gebetsverein ins Haus, den er erst jeden Mittwoch bewirtete, und schließlich gelang es ihm, als ihm finanziell wegen der Miete schon das Wasser bis zum Hals stand, den frommen Leuten den ganzen Laden aufzuschwatzen. »Allah sei Dank, die Christen haben mich gerettet«, seufzte er erleichtert, als er sich von uns verabschiedete, nachdem er aus dem Knebel-Mietvertrag raus war. Und seither haben wir eben die Christen im Haus.

Bei meiner ursprünglichen Prognose, dass es nicht lange dauern könne, bis die auch wieder verschwinden würden, lag ich allerdings empfindlich falsch. Tatsächlich gelang es Prediger Martin und seinen Jüngern, den Laden so auf Vordermann zu bringen, dass er jetzt richtig brummt. Nun bieten sie im Palmblatt täglich eine Art Volxküche an, für drei Euro fünfzig gibt es einen Teller voll Hausmannskost, für wenig Geld wird auch Kuchen und Kaffee feilgeboten. Mancher Passant musste allerdings irritiert feststellen, dass es statt einem Keks Botschaften von Jesus zum Heißgetränk gab. Was das Weddinger Subprekariat allerdings nicht davon abhält, den Laden reichlich zu frequentieren, denn es schmeckt und es ist drinnen warm und trocken, dafür kann man sich schon auch mal ein bisschen was von Jesus anhören. Zumal die Geschichten letztlich wohl gar nicht so viel anders klingen als das, was sie sonst auf den Bänken am Leopoldplatz erzählt bekommen. Irgendwer glaubt, übers Wasser gehen zu können oder hat ein Kind nicht vom eigenen Mann gekriegt, sondern von einem ominösen Geist – die üblichen Storys halt.

So hat sich das Palmblatt -Café zum echten Kiez-Treff gemausert und vervollständigt die Ladenzeile unseres Häuserblocks auf kongeniale Weise. Es fügt sich nahtlos ein in die Reihe aus einem islamistischen Falafel-Dealer mit Koran-Suren an der Wand, dem Sonnenstudio-Spät­kauf, dem Fachgeschäft für Killernieten und einer Shi­sha-Bar mit Spielautomaten, einem Café mit Spielautomaten, einer Cocktail-Bar mit Spielautomaten und einem Spielcasino mit Kaffee-, Shisha- und Cocktail-Ausschank mit dem interessanten Namen Goldener Dreieck . Eine richtige kleine Flaniermeile ist so vor unserer Haustür entstanden, und das Bemerkenswerte ist, dass die Gäste aller Läden sich kreuz und quer gegenseitig besuchen: Die Christen holen zwischendrin schnell mal eine Pa­ckung Salzstangen aus dem Spätkauf, der Falafel-Islamist trinkt in seiner Mittagspause Kaffee bei den Christen, der Killernieten-Verkäufer sitzt nach Feierabend am Spielautomaten im Goldener Dreick , und die Cocktail-Kon­su­menten kehren wiederum regelmäßig auf ein Stück Erdbeerkuchen bei den Jesus-Freaks ein.

Meinetwegen. Sollen sie alle machen. Dumm nur, dass die Christen zunehmend auch unseren Innenhof in Anspruch nehmen. Zuerst war es nur einer der Christen, die dort gelegentlich telefonierten. Vermutlich der Diskretion wegen, wenn er heikle seelsorgerische Gespräche führte. Das will er dann nicht drinnen machen. Und stellt sich deswegen genau vor mein auf Kipp stehendes Bürofenster. Daher weiß ich jetzt auch, wie pfingstcharismatische Lebenshilfe funktioniert. Es ist ganz einfach, wenn mal Bedarf besteht, kann ich jederzeit einspringen. Es geht nämlich so: »Er hat was mit einer anderen Frau angefangen? Du musst ganz fest an Jesus glauben, dann wird alles wieder gut.« »Er hat dich geschlagen? Schon wieder? Du musst nur ganz fest an Jesus glauben, dann wird alles wieder gut.« »Du bist pleite, euer Haus ist abgebrannt, und euer Sohn hängt an der Nadel? Sei nicht traurig, denn Jesus liebt dich so sehr.« Die Liebe von Jesus scheint recht eigenwillige Ausdrucksformen zu kennen.

Irgendwann neigte sich meine Geduld mit dem gläubischen Treiben allerdings dem Ende zu. Denn sie gingen hin und mehrten sich, und der Nachwuchs tollte fortan im Hof herum und machte sich die Müllcontainer untertan in Gestalt eines vielleicht sechsjährigen Jungen, der dort alleine herumspielte, vermutlich immer dann, wenn er das Gepredige und Gesinge drinnen nicht mehr ertragen konnte. Im Grunde hätte er damit meine Sympathie gehabt, wenn die elende Christenkröte nicht immer genau den Moment abgepasst hätte, den ich mal nicht am Schreibtisch saß und den Innenhof somit unter Sichtkontrolle hatte. Dann rollte er rasch die Müllcontainer vor mein Fenster oder vor unseren Hauseingang. Wieder und wieder. Und grinste mich unschuldig an, wenn ich später entnervt alles wieder an seinen Platz schob. Aber nicht mit mir, dachte ich, und leitete umgehend die Vertreibung aus dem Paradies ein. Wozu bin ich denn schließlich im tiefsten Westfalen aufgewachsen? Mit einem falschgläubigen Kind werde ich da doch wohl locker fertig.

Bei nächster Gelegenheit passte ich den Jungen also ab. »Hallo Kleiner!« Er guckte skeptisch zu mir hoch. »Soll ich dir mal ein bisschen was von Jesus erzählen?«, bot ich freundlich an. Seine Anspannung löste sich, er wirkte gelangweilt. Klar, so wird er vermutlich jeden Tag von wildfremden Leuten angesprochen. Aber ich hatte meinen Trumpf noch nicht ausgespielt. »Also, richtig von Jesus, nicht dieses weichgespülte Zeug wie bei euch, weißt du: Ich bin nämlich katholisch!« Er schaute mich erschrocken an. Ich lächelte maliziös. »Ich war sogar mal Messdiener. Im Dom! Mit Weihrauch und allem! Und wenn man da so mit dem Bischof ganz alleine in der Sakristei ... Also, ich kann dir da einiges erzählen ... Willst du nicht mal mit reinkommen ...?« Fluchtartig rannte er davon. Na also.

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