Heiko Werning - Im wilden Wedding - Zwischen Ghetto und Gentrifizierung

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Im wilden Wedding: Zwischen Ghetto und Gentrifizierung: краткое содержание, описание и аннотация

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Willkommen im wilden Wedding, jenem Berliner Bezirk, der wahlweise als eines der härtesten Krisengebiete des Landes oder als kommender In-Bezirk gepriesen wird. Erstaunlicherweise beides seit Jahrzehnten in friedlicher Koexistenz. Hier müssen sich die Bewohner noch nicht mit Touristen herumärgern, die sich in ihre Hauseingänge übergeben, hier steigt man auf dem Nachhauseweg noch über echte einheimische Kotze vom ureigenen Prekariat. Hier treffen sich nachts am Imbiss der McFit-gestählte Jungmacho, den seine Eroberung des Abends vor die Tür gesetzt hat, weil er zu betrunken war, um noch einen hoch zu kriegen, mit dem Prediger vom Moscheeverein gegenüber, der seinen Heißhunger auf Schweinefleisch zu stillen sucht.

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»Auf die Pommes was drauf?«, fragte der Imbisswirt. Die Situation begann mich kommunikativ zu überfordern. Ich lächelte scheu zu der Frau, dann wandte ich mich wieder dem Imbisswirt zu: »Ja, Mayo bitte.«

Während er es aus der Plasteflasche protschern ließ, hakte ich noch einmal nach: »Woraus sind die Bouletten denn sonst immer? Tofu?« Er sah mich spöttisch an. »Willste mich verscheißern? Tofu-Bouletten? Sind wir hier ’n gottverdammter Veganer-Grill, oder was?«

»Ich glaube, es liegt an den großen Alu-Rollen«, sagte die Frau, »deswegen ist die Störstrahlung so stark hier.«

»Mensch, wenn die Dinger aus Soja wären«, führte der Imbisswirt aus, »dann würden die fünf Euro das Stück kosten. Das kannste vielleicht in Kreuzberg machen, aber doch nicht hier. Nee, was weiß ich, das hat natürlich schon irgendwas mit Fleisch zu tun, also, zumindest mit toten Tieren, wa?! Pressfleisch eben, Knorpel, Fett, Separatorenfleisch, keine Ahnung, ist ja allerhand dran an so ’nem Schwein, was weiß ich, was da so abfällt. Aber heute war’n die Teile aus echtem Hackfleisch, wa?! So richtig, wie vom Fleischer. Das siehste ja. Ist halt nicht jedermanns Sache, deshalb frag ich jetzt lieber vorher. Vorhin hat einer nämlich so ’n Teil zurückgehen lassen. Die ist total bröckelig, hat er gesagt, so was isst er nicht.«

»Die sind doch total verstrahlt«, mischte sich die Frau wieder ein. »Wir sollen das doch gar nicht merken, was die uns da verkaufen. Versuch’s mal mit Alu-Folie!« Sie zog ihre Mütze hoch und hielt mir die Innenseite vor das Gesicht. Sie war tatsächlich fein säuberlich mit Alu-Folie ausgekleidet, das Licht der Laterne spiegelte sich darin.

»Hier essen oder mitnehmen?«, fragte der Imbisswirt.

»Mitnehmen!«

In aller Ruhe wickelte er das Papptablett erst in Packpapier, dann in Alu-Folie. Die junge Frau schaute mich herausfordernd an, als lauerte sie darauf, dass ich noch einen Nachschlag Alu-Folie verlangen würde.

Schnell legte ich die abgezählten Münzen auf den Tresen, nahm mein Päckchen, verabschiedete mich und ging. Als ich an die Ampel kam, an der ich vom Mittelstreifen auf die andere Seite der Seestraße zu wechseln pflege, drehte ich mich noch einmal um. Der Imbisswirt hatte sich zum Rauchen nach draußen begeben. Er stand jetzt direkt neben der jungen Frau. Ich sah seine Zigarette aufglimmen, als er einen tiefen Zug nahm. Dann setzte er seine weiße Imbissbuden-Kappe ab. Bildete ich mir das nur ein, oder blitzte es tatsächlich silbern-schimmrig auf, als er sie auf das Stehtischchen legte? Schaudernd machte ich mich auf den Weg nach Hause.

Auf der Sonnenseite

Es ist nicht so, dass es uns an Spätkaufs mangelt. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Seestraße, ist einer. Direkt links um die Ecke, in der Lüderitzstraße, ist auch einer. Ein paar Schritte weiter die Lüderitzstraße runter ist noch einer. Direkt rechts um die Ecke, in der Togostraße, ist wahrscheinlich auch einer. Wahrscheinlich, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob das tatsächlich ein Spätkauf ist, weil er sich nach außen als Ayurveda-Studio ausgibt und die Frau, die dort steht, wirkt esoterisch, und vor esoterischen Frauen habe ich Angst. Deshalb habe ich mich noch nie in den Ayurveda-Spätkauf hineingetraut. Was aber auch gar nicht nötig ist, denn jetzt haben wir direkt im Nachbarhaus, auf unserer Seite der Seestraße, auch einen Spätkauf.

Er zog ein in das Ladenlokal des ehemaligen Sonnenstudios mit dem wenig originellen Namen Sunshine . Das begrüßte ich grundsätzlich zunächst, denn mit einem Spätkauf im Nachbarhaus kann ich hin und wieder durchaus etwas anfangen, mit einem Sonnenstudio dagegen nie. Das lässt mein Naturell nicht zu. Die esoterische Frau aus dem Ayurveda-Spätkauf würde dazu wahrscheinlich sagen, dass in meinem Körper der Geist eines Grottenolms haust. Weil sie damit vermutlich Recht hat, brauche ich aber weder Ayurveda-Zubehör noch Sonnenbänke.

Offenbar war der Bedarf an Sonnenbänken aber auch bei den anderen Grottenolmen, die in der Seestraße wohnen, nicht sehr ausgeprägt. Weshalb die Frau im Sunshine , eine Mittvierzigerin mit Metall in der Nase und in den Ohren und blondierten, auftoupierten Haaren und Fingernägeln, die sie fraglos auch zur Selbstverteidigung einsetzen könnte, zum einen als Stichwaffe, noch wirkungsvoller aber vermutlich zur Abschreckung aufgrund der beim unvorbereiteten Betrachter lähmendes Entsetzen auslösenden schockgrellen Färbung, weshalb die Sun­shine -Frau jedenfalls ihr Geschäftsmodell auf »Sex-Toys für Frauen« ausgeweitet hatte. Eine kleine Armada von Plastik-Dildos, die perfekt mit ihren Fingernägeln korres­pondierend gefärbt waren und von denen einer neonblau leuchtete, stand von da an im Eingangsbereich auf dem kleinen Tresen mit der Kasse.

Aber entweder war das Interesse der Weddinger Frauen an leuchtenden oder grellbunten Dildos nicht groß genug, oder sie mochten sie einfach nur nicht in einem Sonnenstudio kaufen, auf jeden Fall gab das Sunshine eines Tages auf und wich dem vom ganzen Block schon sehnlichst erwarteten Spätkauf. Endlich war Schluss mit dem nervenaufreibenden nächtlichen Wechsel auf die andere Seite der Seestraße oder gar in die Lüderitzstraße, endlich konnten auch wir also in Ruhe einkaufen, die Lebensqualität der Häuser Seestraße 596 bis 608 schoss in die Höhe.

Anfangs mussten wir uns noch ein bisschen zurecht­ruckeln, der Spätkauf, der selbstverständlich ergänzt wur­de von einer Internet- und einer Billig-Telefonier-Funk­tion, und wir. Den Namen hatten sie einfach beibehalten, der Laden hieß also weiterhin Sunshine . Die Auswahl war zunächst noch recht eingeschränkt und bestand im Wesentlichen aus Bier, Spirituosen, Cola und Chips. Aber die jungen Türkischmigrationshintergründler, die das Sunshine als kleines Team leiteten, waren äußerst geschäftstüchtig. Als ich bei meinem ersten Besuch noch etwas ratlos vor den Regalen stand, fragte der Junge hinterm Tresen mich gleich, was ich suchte. Alkoholfreies Bier wollte ich haben, aus Gründen, die jetzt hier nichts zur Sache tun, das aber gab es nicht. Kein Problem, sagte der Spätverkäufer, ich sollte nur sagen, welche Marke, ab morgen hätte er das dann da. Ich schaute ihn misstrauisch an, aber er schwörte: »Ichschwöre.« Na gut. Ich bestellte Jever Fun und versprach, bei einem zukünftigen Versorgungsengpass in meinem Haushalt mal wieder danach zu schauen. Was mir für diesen Abend allerdings nicht viel nutzte. »Dann nimmstu eben Bier mit Alkohol, is auch gut«, sagte der Sonnenjunge, und damit hatte er ja eigentlich auch vollkommen Recht. Mit einem Sixpack Urquell unterm Arm verließ ich das ehemalige Sonnenstudio.

Als ich einige Zeit später mal wieder nicht genug eingekauft hatte und aber noch etwas alkoholfreies Bier wollte, versuchte ich erneut mein Glück. Und tatsächlich, Jever Fun war nun im Sortiment. Das sich überhaupt interessant entwickelt hatte, die Nachbarn hatten offenbar auch reichlich bestellt. Milch, Wurst und Käse waren ebenso verfügbar wie Katzenfutter, und auf dem Tresen lag eine Zeitung zum Verkauf aus. Eine Zeitung. Die FAZ . Erstaunt sah ich den diensthabenden Sonnenjungen an, er sagte: »Is gute Zeitung, willstu?« Aber mein Blick war schon zum Regal neben dem Tresen gewandert, auch dort standen erstaunliche Dinge: Vata-Massageöl, Balm – ätherischer Balsam aus Bienenwachs, ein Mandel-Vital-Drink-Puder. »Was ist das denn?«, fragte ich. »Is Ayurveda. Willstu? Welche Dosha-Typ bistu? Mit erhöhte Pitta?« Ich überlegte kurz, ob das eine Anspielung auf mein Gewicht war, beließ es dann aber dabei und beschränkte mich doch lieber auf Jever Fun . Beim Zahlen legte der junge Mann noch eine kleine Flasche Kleiner Feigling dazu: »Is von Haus. Kleiner Schnaps. Is ja nur alkoholfrei, was du da hast.« Dieser bezaubernden Logik hatte ich nichts entgegenzusetzen.

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