Obwohl das Bett schmal und nur für eine Person ausgelegt war, ließen sie sich, von wilder Leidenschaft getrieben, beinahe gleichzeitig darauf hinabfallen, sodass der Holzrahmen bedrohlich knarrte. Anfangs zurückhaltend, dann jedoch zunehmend besitzergreifend tasteten Saparins Hände nach den Brüsten seiner Partnerin. Umfuhren zuerst vorsichtig die weiblichen Rundungen, bis er sich schließlich kaum mehr beherrschen konnte und sie wollüstig zusammendrückte. Mit einem frenetischen Stöhnen erwiderte Nemesta seine rauen, aber für sie dennoch sehr erregenden Zärtlichkeiten.
Breitbeinig und leicht nach vorn gebeugt kniete sie auf ihm und ließ ihre Hände ebenfalls leidenschaftlich über seinen Körper gleiten. Sanft und gleichzeitig verlangend strich sie ihm übers Gesicht und krallte sich mit den Nägeln ein wenig in die weiche Haut seines Halses. Mit einem Ruck richtete die Albin sich urplötzlich kerzengerade auf, sodass sie nun genau auf seinem Bauch saß. Durch sachten aber bestimmten Druck auf seine Schultern hinderte sie Saparin daran, sich ebenfalls zu erheben. Dabei drückte sie ihre Schenkel zusammen, sodass auch seiner Kehle unwillkürlich ein Laut der reinen Lust entsprang.
Ohne Hast umschloss Nemesta mit Daumen und Zeigefinger ihrer Linken die Schnürbänder, welche ihr Untergewand an seinem Platz hielten und zog daran. In einer fließenden, aber scheinbar unendlich langsamen Bewegung streifte sie sich den Stoff über den Kopf und entblößte ihrem Gefährten das, wonach er sich verzehrte, seit er sie das erste Mal gesehen hatte.
Ein Lächeln umspielte die Züge des Alben, bei dem er wolfsgleich seine Zähne aufblitzen ließ, während sein Blick an ihrem Körper entlangwanderte. Saparin schien sich regelrecht an ihrer nackten Haut festzusaugen und ein Funkeln lag in seinen Augen, das nicht allein vom flackernden Licht der Kerzen stammte.
Nemesta genoss es, wie er lüstern zu ihr aufsah und sich vor Verlangen kaum mehr zurückhalten konnte. Auch in ihrem Unterleib stieg inzwischen eine kribbelnde Spannung auf, die sie einzig und allein an die bevorstehende Vereinigung ihrer beiden Körper denken ließ.
Längst hatte Saparin den Gürtel seiner Hose geöffnet und sich die Stiefel ausgezogen. Ohne von dem viel zu schmalen Lager aufzustehen, entledigte er sich, gemeinsam mit ihrer Hilfe, seiner Beinkleider, die achtlos zu dem Kettenhemd in die Ecke flogen. Auch Nemestas Augen weiteten sich jetzt in unverhohlener Vorfreude, ihn jeden Moment in sich zu spüren. Ohne groß darüber nachzudenken, griff sie nach dem Hemd ihres Geliebten, um es ihm vom Leib zu reißen und ihn endlich in seiner vollen Nacktheit vor sich zu sehen.
Doch kaum, dass sie sein Gewand zur Hälfte nach oben gezogen hatte, zuckte die Albin erschrocken zusammen. Dort, wo sie bis eben noch Saparins Bauchnabel vermutet hatte, den sie verführerisch mit ihren Fingern umstreicheln wollte, klaffte ein fausttiefes Loch. Über eine Handspanne lang zog sich die Wunde durch seinen Oberkörper, aber kein einziger Blutstropfen ergoss sich aus ihr. Hätte Nemesta nicht augenblicklich mit den Zärtlichkeiten, die sie Saparin scheinbar mit jeder einzelnen Stelle ihres Körpers gleichzeitig angedeihen ließ, aufgehört, er hätte es vermutlich selbst kaum wahrgenommen.
Fassungslos wechselten ihre Augen zwischen der lebensgefährlichen Wunde und dem Gesicht ihres Liebsten hin und her. Er erwiderte den Blick nichtssagend und plötzlich wurde der Albin erneut bewusst, dass ihr Partner sein Leben gegeben hätte, nur um das ihre zu schützen. Neben der hemmungslosen Lust, die sie für ihn empfand, gesellte sich nun auch noch ein weiteres Gefühl hinzu, das sie seit zweihundert Jahren nicht mehr empfunden hatte. Liebe.
»Tut ... tut das weh?«, fragte sie leise und streckte die Hand nach der Verletzung aus, nur um sie im letzten Moment ängstlich wieder zurückzuziehen.
»Nein.« Saparin schüttelte den Kopf, erstaunt darüber, wie mitfühlend seine sonst so gewaltbesessene Gefährtin sein konnte. »Zumindest nicht sehr. Ich spüre es zwar noch, aber es fühlt sich eher so an, als wäre die Stelle eingeschlafen. Das Fleisch ist taub und kribbelt ein bisschen.« Behutsam griff er nach ihrer Hand und fuhr mit ihr über die offene Stelle. »In ein paar Tagen wird es aber wieder besser«, fügte er aufgrund von Nemestas leicht schockiertem Gesichtsausdruck hinzu, um sie zu beruhigen. Daraufhin legte sie ihre Stirn jedoch nur noch mehr in Falten.
»Woher weißt du das?«, fragte die Albin leicht verwirrt. Doch schon im nächsten Augenblick, als Saparin sein Hemd noch ein Stück höher zog und so seine muskulöse Brust enthüllte, fiel es ihr wieder ein.
»Oh ... ja ... stimmt. Du hast bei deiner Wiederauferstehung ja keinen neuen Körper bekommen«, sprach sie, während ihr Blick mitleidig auf seine zweite Verletzung fiel. Die Wunde war deutlich schmaler, es hätte nicht einmal mehr ein Finger hineingepasst und die Ränder schienen gut zusammenzuheilen. »Das war die Halbmenschin, Therry, nicht wahr?« Saparin nickte stumm, doch ihre letzten Worte hatten ihn nachdenklich werden lassen.
»Ein neuer Körper? Heißt das, du sahst früher, bevor du gestorben bist, einmal anders aus?« Der Halbgott versuchte seine Stimme möglichst beiläufig klingen zu lassen, während er darum bemüht war, ihr beim Sprechen in die klaren, schwarzen Augen und nirgendwo sonst hinzusehen.
»Ja und nein«, antwortete Nemesta vielsagend und legte den Kopf nachdenklich auf die Seite. »Loës hat mir genau den Körper zurückgegeben, den ich vor zweihundert Jahren hatte. Die Wunde, die mich damals getötet hat, ist natürlich nicht mehr vorhanden.« Demonstrativ deutete sie mit der Hand auf ihre unverhüllten Brüste.
»Du bist also nicht der Erste für mich, falls du das gemeint hast«, fügte sie hinzu und lächelte schelmisch. Saparin erwiderte das Grinsen und konnte es seinen Augen nun doch nicht verbieten, an ihrem Körper herabzuwandern und unverhohlen ihre vollkommene Schönheit zu bewundern. Tatsächlich war kein Makel und keine Narbe auf der ebenmäßig weißen Haut der Kriegerin zu sehen. Obwohl er ihr nun endlich beiliegen wollte, brannte ihm noch immer eine Frage über jene Frau, von der er eigentlich gar nichts wusste, auf der Zunge.
»Wie war das damals eigentlich bei dir?«
Nemesta hob eine Braue und sah ihn fragend an.
»Deinen Tod meine ich«, spezifizierte er, als ihm die Zweideutigkeit seiner Worte auffiel. Erneut huschte ein Lächeln über Nemestas Züge, diesmal jedoch so bitterböse, wie er es von ihr gewohnt war.
»Sagen wir es mal so, ich bin meinem Mörder in der heutigen Schlacht begegnet und nun wird nie wieder ein Alb durch seine Hand fallen«, sprach sie vielsagend, jedoch mit einem Unterton, der das Thema als abgeschlossen bewertete.
Auch wenn sie inzwischen wahrhaftige Liebe für Saparin empfand, so gab es doch immer noch Dinge, die ihn nichts angingen. Ein Kapitel aus ihrem Leben, das schon längst geschlossen war ... [Fußnote 1]
Er schien es zu verstehen und fragte nicht weiter nach, was allerdings auch einfach nur daran liegen konnte, dass seine Lust ihn nun endgültig zu übermannen drohte. Begierig streckte er erneut seine Hände nach ihr aus, doch Nemesta drückte seinen Arme zärtlich nieder und hielt ihn zurück.
»Du sollst wissen, dass ich dir wirklich sehr dankbar bin, für das, was du für mich getan hast.« Ihre Stimme klang leise und verführerisch, doch Saparin spürte, dass sie das, was sie sagte, dennoch vollkommen ernst meinte. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, senkte Nemesta langsam den Kopf, bis ihr Mund nur einen Fingerbreit über der von Nubrax geschlagenen Wunde verharrte.
»Das werde ich dir nie vergessen.« Heiß und ein wenig kitzelnd konnte er ihren Atem auf der gesunden Haut um die offene Stelle herum spüren. Vorsichtig, als hätte die sonst so tollkühne Kriegerin noch immer Angst, ihm Schmerzen zuzufügen, hauchte sie ihm sanft einen Kuss auf den Schorf. Obwohl Saparins zerstörte Nervenenden die Liebkosung gar nicht wahrnehmen konnten, hätte er sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen können.
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