Die Übersetzer der siebzehn Originalromane wechselten. Thomas Schlück, der als SF-Literaturagent die Serie an Bastei vermittelt hatte, übertrug mit »Galaxis der Verlorenen« auch Band eins – er trug übrigens ein Titelbild des TERRA ASTRA-Künstlers Eddie Jones, der ebenfalls über die Agentur Schlück lief. Danach ging die Aufgabe des Übersetzens an Leni Sobez und Bodo Baumann, die gleichzeitig für Moewig arbeiteten, Letzterer auch als Autor. Bei Frank N. Stein, der mit Band 38 die letzte amerikanische Folge ins Deutsche brachte, handelte es sich um das humorige Pseudonym des Redakteurs.
Ein wesentlicher Grund für den Tod von COMMANDER SCOTT, der plötzlich, aber für viele keineswegs unerwartet mit Band 42 das Zeitliche segnete, war die unterschiedliche Darstellung des Charakters, die so weit auseinanderlief, dass er bei manchen Leser geradezu als »schizophren« galt. Im englischen Original war er Richter, Ankläger und Henker in einer Person gewesen – die deutschen Autoren legten ihn deutlich softer an.
Ein neues Testfeld für Autoren
Die Leserseite in PERRY RHODAN gab es nun schon geraume Zeit. Seit ihrer Einführung am 1. Juli 1967 in Band 302 war sie zu einer festen Einrichtung geworden und umfasste bald sogar zwei Seiten. Anfangs hatten sich die Beiträge auf Lobhudeleien und Clubgründungen der Leser beschränkt, und natürlich war sie von jeher ein Podium für Verlagsmitteilungen gewesen. In den Siebzigerjahren waren auch immer mehr Sachartikel zu den Themenbereichen UFOs, Parapsychologie, Kosmologie und Physik erschienen, und im November 1974 verstärkte sich der Magazincharakter noch …
Auf der Leserseite von PERRY RHODAN 691 schreibt William Voltz: »Wir werden diesmal einem unserer Grundsätze untreu und veröffentlichen die SF-Story eines Lesers. Es handelt sich sozusagen um einen Testfall. Wenn diese Veröffentlichung Anklang findet, werden wir jeden Monat eine (sofern vorhanden) gute Leserstory abdrucken.«
Ob es nun eine unbewusste Vorahnung war oder einfach nur vom guten Geschmack des Redakteurs zeugte, der Autor dieser ersten Story, die den Titel »Blockierte Seelen« trug, war niemand anders als H. Hoffmann – H für Horst. Ein Jahr später veröffentlichte er als Neil Kenwood seinen ersten SF-Roman bei Kelter und begann kurz darauf, für TERRA ASTRA zu schreiben. Im Fandom hatte er das satirische Magazin WATCHTOWER herausgegeben, das im damals sehr teuren Offset-Verfahren daherkam. Den Lesern war er schon seit einiger Zeit als Briefeschreiber, Zeichner und Witzeautor bekannt, aber niemand konnte wissen, dass er 1982 ins Autorenteam von PERRY RHODAN aufgenommen werden würde.
Voltz ahnte zu diesem Zeitpunkt sicher auch nicht, dass er mit seiner Ankündigung, künftig Lesergeschichten bringen zu wollen, eine Lawine lostrat. Zwar hielt er niemals den von ihm verkündeten monatlichen Erscheinungsrhythmus bei, aber die Einsendungen der Leser rissen nicht mehr ab. Weitere Storys wurden ab Band 706 veröffentlicht, und kurz darauf ging Voltz dazu über, die meisten eingesandten Beiträge auf der Leserseite von ATLAN unterzubringen, damit der vielseitige Charakter der LKS von PERRY RHODAN gewahrt bleiben konnte.
Wie sich herausstellte, war diese Veröffentlichungsmöglichkeit ein ideales Testfeld. Sofort meldeten sich hochtalentierte Autoren der damaligen Fanszene wie Manfred Borchard und Jens Ehlers zu Wort, und im ersten Jahr dieser Einrichtung erschienen – abgesehen von Hoffmanns Erzählung – noch weitere literarische Kostproben künftiger Profis.
So stammte die Leserstory in PERRY RHODAN 717, der dritte Erzählbeitrag überhaupt, mit dem Titel »Selbstmord?«, von Peter Griese, der in Band 748 gleich mit einer zweiten Story nachlegte. Band 739 enthielt Andreas Eschbachs erste veröffentlichte Kurzgeschichte »Welt des Unheils«. Und Band 715 brachte zwar keine Erzählung, dafür aber eine Aufstellung der Mutanten in PERRY RHODAN, zusammengetragen von einem gewissen J. (für den Mittelnamen Josef) Nagula. Seine Erzählung »Bevölkerungsimplosion« wurde kurz darauf auf der Leserseite der zweiten Auflage von ATLAN 25 nachgereicht.
Was diese Autoren verbindet? Sie alle schrieben später für PERRY RHODAN!
Auch in der zweiten Auflage der Serie sollten mit der Zeit immer mehr Leserstorys erscheinen, bis sie Jahre später sogar zu einer festen Einrichtung in jedem PERRY RHODAN-Heft wurden. Redakteur Voltz ließ der Kreativität der Leser freien Lauf und würzte die Stories oft mit gezeichneten und geschriebenen Witzen, wobei die veröffentlichten Einsendungen immerhin mit stolzen 30,- DM honoriert wurden.
Die SF-Witze erscheinen schon lange nicht mehr, aber die Zeichnungen der Leser finden sich in Form von Cartoons und Illustrationen noch immer gelegentlich auf der LKS der Erstauflage von PERRY RHODAN.
SF-Witze der Woche
Aus dem Veranstaltungskalender einer Lokalzeitung: »Die nächste Tagung der Gesellschaft für Außersinnliche Wahrnehmung findet am 3. Dezember statt – wo, werden Sie ja wissen!«
(Eingesandt von G. Horstmann aus Waldshut)
Ein Arkonide betritt ein Restaurant, geht zum Versorgungsautomaten und bedient einige Tasten. Der Automat reagiert aber nicht. Ein zweiter Arkonide betritt den Raum, drückt einige Tasten, und wieder geschieht nichts. Sie beraten, ob sie einen Reparaturrobot rufen oder ein anderes Lokal aufsuchen sollen. Da kommt ein Terraner herein. Er drückt auf die KAFFEE-Taste, und nichts geschieht. Der Terraner blickt kurz hinter die Maschine, grinst und steckt den Stecker in den Netzanschluss. Der Becher füllt sich mit Kaffee. – »Siehst du«, sagt da der eine Arkonide zu seinem Genossen, »deshalb kann ich die Terraner nicht leiden!«
(Eingesandt von Fred Ohnewald aus Aalen)
Warum haben die Arkoniden so wenig Erfindungsgabe? – Weil sie sich nichts aus den Rippen schneiden können.
(Eingesandt von M. Poersch aus Waldeck)
Wer ist der klügste Terraner? – Zweifellos Erich von Däniken, der erinnert sich sogar an die Zukunft!
(Eingesandt von Horst Heilke aus Minden)
Ein Siganese läuft im Schatten eines Ertrusers durch die sonnendurchglühte Wüste einer Ödwelt. Sagt der Siganese zu dem Ertruser: »Wenn es dir zu warm wird, tauschen wir.«
(Eingesandt von J. Schwab aus Rötenberg)
Alle Witze stammen von Leserkontaktseiten der Jahre 1974/1975.
In der Dakkarzone
William Voltz hatte in PERRY RHODAN 717 eine gewaltige Zäsur gesetzt. Auf der Suche nach der heimatlichen Milchstraße war die SOL Zeuge des Untergangs einer Galaxis geworden und in ein Schwarzes Loch geflüchtet. War die Flucht gelungen? Lebte die Besatzung noch? Der Exposéautor wusste die Spannung zu nutzen.
Es wurde umgeblendet …
Eine Figur aus PERRY RHODAN 703 kam wieder zu ihrem Recht: Jocelyn der Specht, ein gewissenloser Aphiliker, der seinen Beinamen der Gewohnheit verdankt, bei starker Anspannung mit dem rechten Zeigefinger zu trommeln. Diese Kneifelsche Eigenentwicklung hilft in Band 718 einer Anzahl Frauen, auf deren Welt alle männlichen Kinder gestorben sind, terranische Männer für ihr Gemeinwesen zu rekrutieren.
Aber erst im Folgeheft von H. G. Francis gelingt es dieser Gruppe mit Hilfe von Roi Danton und Reginald Bull, der die Aphilie abschütteln konnte, ihre Welt wirklich vor dem Aussterben zu bewahren. Jocelyn der Specht sollte noch einmal in Band 733 auftauchen.
Erneut wurde umgeblendet …
In der Heimatgalaxis der Menschheit sucht Atlan Hilfe gegen die Unterdrücker. Er leitet ein Todeskommando auf Last Hope und schickt Ronald Tekener nach Andromeda, versucht mit Ovaron Verbindung aufzunehmen, dem alten Freund der Menschheit, aber trotz der Hilfe durch die Bewusstseinsinhalte der Altmutanten André Noir, Tama Yokida, Betty Toufry, Wuriu Sengu und Tako Kakuta scheitern alle Versuche.
Auch eine Kolonie der Multicyborgs kann Atlan nicht weiterhelfen. Also besinnt sich die Menschheit im Kampf gegen die Laren und Überschweren auf sich selbst und beruft eine Geheimkonferenz der Rebellen ein. Die Unterdrücker vernichten den Tagungsort, ohne zu ahnen, dass es sich um einen Bluff handelt. Die wahre Konferenz findet nämlich ganz woanders unter Julian Tifflors und Tekeners Leitung statt.
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