Und endlich schließt sich die Klammer …
In PERRY RHODAN 726 löst William Voltz über die Hauptfigur Alaska Saedelaere die Spannung auf: Rhodan konnte an Bord der SOL dem Untergang der Galaxis entkommen. Der Sturz durch einen Dimensionstunnel führte in eine Zwischenwelt voller Geheimnisse und Gefahren – die Dakkarzone. Die Folgebände berichten von der Begegnung mit den Spezialisten der Nacht und dem Volk der Zgmahkonen, die keine Fremden in ihrem Machtbereich dulden, weil sie als Nullbewahrer eine Aufgabe zu erfüllen haben.
In einem Doppelband von Voltz, der diesen Handlungsabschnitt beendet, entbrennt die Auseinandersetzung in voller Stärke. Nur mit knapper Not gelingt es den Terranern, die aus der Dakkarzone führenden Dimensionstunnel zu erkunden, ein Tunnelschiff zu kapern und sich mit der SOL zu retten – allerdings zu einem schrecklichen Preis: Der Haluter Icho Tolot, wie alle Vertreter seines Volkes eingeschlechtlich, verliert dabei sein Kind!
Nach der Flucht aus der Dakkarzone verlassen die Spezialisten der Nacht die SOL. Sie erzeugen in einem Hangar des Schiffes ein Schwarzes Loch von zehn Meter Durchmesser, durch das sie einer nach dem anderen für immer verschwinden.
Info zur Romanserie: Spezialisten der Nacht
Die sechs weiblichen und sechs männlichen Echsenwesen wissen nicht, dass sie vor langer Zeit im Auftrag der Koltonen – des ausgestorbenen siebten Konzilsvolks – gezüchtet wurden, um deren Wissen und Macht über Schwarze Löcher zu bewahren. Äußerlich ähneln sie den Zgmahkonen, einem Mitgliedsvolk des Hetos der Sieben, das als eigentlicher Begründer des Konzils gilt. Die Haut glänzt silbrig und zeigt manchmal blaue Reflexe. Die Augen berühren sich fast oberhalb der Nasenschlitze. Sie besitzen zwei Arme und zwei Beine, sind humanoid, schlank und muskulös, allerdings »nur« zweieinhalb Meter groß und zierlicher gebaut als Zgmahkonen. Dafür ist ihr Kopf durch die per Züchtung überstark entwickelten Gehirnzentren um die Hälfte größer. Sie haben die Gabe des Wesenspürens für fünf- und sechsdimensionale Energien, was sie befähigt, das große Schwarze Loch in der Dakkarzone zu »verstehen«. Außerdem sind sie besonders langlebig.
Kurt Brand schreibt Taschenbücher
Er war einer der ersten Autoren von PERRY RHODAN und hatte als Verfasser von Leihbüchern begonnen – gebundenen Büchern, die bis weit in die Sechzigerjahre hinein eigens zum Ausleihen in Volksbüchereien, später auch Zeitschriftenläden und Antiquariaten, hergestellt wurden. Der Siegeszug des Taschenbuchs zwang viele Autoren, von dieser Produktionsform Abschied zu nehmen – so auch Kurt Brand.
Die vorhandenen Leihbücher wurden anschließend oft als Hefttroman in gekürzter Form wiederverwertet, etwa K. H. Scheers ZBV-Serie oder Arbeiten von Clark Darlton und auch Brand, aber neue Leihbücher wurden nicht mehr in Auftrag gegeben – und der Wechsel zum Taschenbuch fiel schwer. In den meisten Fällen mussten die Autoren für den wachsenden Markt der Heftromane tätig werden.
Kurt Brand konnte davon ein Lied singen. Obwohl er sich unablässig bemühte, auf dem Taschenbuchsektor Fuß zu fassen, fruchteten seine Bemühungen nie lange. Das erste Taschenbuch aus seiner Feder war ein PERRY RHODAN PLANETENROMAN, schon 1962 erschienen. Ein zweiter PLANETENROMAN wurde Jahre später zum ersten REN DHARK-Taschenbuch umgeschrieben, dem bis 1976 noch fünf weitere folgen sollten.
REN DHARK sollte Brands größter Taschenbucherfolg bleiben. Es war der Gipfelpunkt einer Entwicklung, die nach der Einstellung der gleichnamigen Heftserie begonnen hatte.
In diesem Zusammenhang verdient eine Anekdote Erwähnung, die mit der Serie und ihrem Erfinder in Zusammenhang steht: Schon Mitte 1967 hatte es bei REN DHARK einen tragischen Unfalltod gegeben. Hans-Joachim Freiberg war mit dem Auto gegen einen Baum gefahren. Er hatte drei Romane zur Serie beigesteuert – der offizielle vierte »Rettung naht, die Giants kommen!«, im Oktober des Jahres erschienen, war bei Freibergs Tod erst halb fertig gewesen und wurde von Kurt Brand anonym zu Ende geschrieben.
Und Brand erwies Freiberg noch einen Freundschaftsdienst. Wie Werner Kurt Giesa, sein Vertrauter der späten Jahre, sich im Mai 2004 erinnert, gelang es Brand kurz darauf, »postum dessen SF-Roman ›Erfolgsaussichten 11%‹ zu lancieren, der in der Krimi-Reihe unter den Namen ›John Fryberg‹ und ›H. J. Fryberg‹ erschien – der eine Name auf dem Buchrücken, der andere im Buchinneren, und der richtige im Titelverzeichnis. Er ist ein grausiges Machwerk und handelt von einem Abwehrkampf der Menschheit gegen feindliche Invasoren à la E. E. Smith, im großen galaxienumfassenden Rahmen gehalten, inhaltlich trivial, lediglich interessant durch Freibergs sehr vom ›Science‹-Anteil geprägten Stil.«
Der Roman trug die Bandnummer 790, und nur fünf Ausgaben später erschien Brands erstes Krimi-Taschenbuch, was vermuten lässt, dass er es unmittelbar im Anschluss daran verfasste – zu einer Zeit, als REN DHARK gerade eingestellt worden war. Es sollte der erste von drei Krimis sein, die ab 1969 in jährlichen Abständen als Band 795, 803 und 814 in der Reihe der Kelter-Taschenbücher unter dem Pseudonym Philipp Mortimer erschienen – mit einem Helden namens Phlipp Mortimer. »Phlipp pfeift Mord«, »Phlipp jagt ›Adria‹« und »Phlipp schießt scharf« lauten die Titel der heute sehr gesuchten Romane.
Laut Giesa hatte der Autor damals bei Kelter noch einigen Einfluss, was sich auch daran zeigt, dass schon Mitte 1970 innerhalb der Heftreihe KELTER KRIMI seine »Checkpart 2000«-Serie über die internationale Polizeiorganisation Special Globe Guard startete, die insgesamt 54 Abenteuer erlebte. Nach ihrer Einstellung im Oktober 1972 veröffentlichte auch Torsten Reschke zwei Krimis im KELTER TASCHENBUCH. Er hatte zuvor – anonym wie alle anderen Autoren – acht Romane zu »Checkpart 2000« beigetragen.
MONSTRULA
Kurt Brand ist zeit seines Lebens ein Stehaufmännchen gewesen. Als in der Krimi-Heftreihe, in der »Checkpart 2000« erschienen war, ein knappes Jahr nach Einstellung dieser Unterserie alle vier Wochen ein sogenannter »Geister-Krimi« erschien, war er schon beim dritten Band wieder mit dabei – diesmal unter dem ungarischen Pseudonym Jànos Véreb. Die Reihe wurde 1974 mit Band vier ausgegliedert, und er verfasste in diesem Jahr nicht nur sechs weitere Véreb-Hefte, sondern konzipierte auch eine neue Romanreihe.
MONSTRULA hieß das Projekt, das er parallel zu den REN DHARK-Taschenbüchern unter dem Pseudonym Ted Scout startete. Es sollte eine Horrorserie werden, doch brachte sie es im KELTER TASCHENBUCH nur auf drei Bände. Nach den ersten beiden Romanen mit dem Helden Mart Wayne kam vom Verlag das Aus – obwohl noch ein Roman von Edgar Tarbot alias Friedrich Tenkrat mit anderem Thema und anderen Figuren folgte.
Brands Konzept wurde auf Eis gelegt, der Name MONSTRULA aber gleich im Anschluss für eine Heftserie mit dem Helden Jack Callum verwendet, einem Reporter, der durch den Fluch seiner verstorbenen Verlobten zum Geisterseher wird. Die insgesamt 46 Romane schrieben M. R. Heinze und Richard Wunderer gemeinsam unter dem Pseudonym M. R. Richards. Ersterer verfasste die Exposés, Letzterer die Romane, wobei Heinze gelegentlich auch einzelne Kapitel beisteuerte. Mit dieser im August 1974 gestarteten Heftserie versuchte Kelter sich an den Erfolg von DÄMONENKILLER anzuhängen, der Horrorserie von Ernst Vlcek und Neal Davenport, die sehr erfolgreich im Erich Pabel Verlag lief.
Kurt Brand blieb bei alledem wieder außen vor. Er verfasste noch vier REN DHARK-Taschenbücher und ein Heftmanuskript für die SF-Reihe GEMINI, das der zuständige Kelter-Redakteur jedoch ablehnte.
Neue Anläufe – und Abgesänge
Schon vor der Einstellung von REN DHARK im Taschenbuch hatten sich die Stimmen gemehrt, die eine Neuauflage und Fortführung der Heftserie wünschten.
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