im Lande ist er stark, er hat Kraft,
wie bei einem Meteoriten sind seine Wirkungen gewaltig.270
Du wirst ihn lieben wie eine Frau, wirst ihn liebkosen,
er aber wird dich oft aus schlimmer Schlacht erretten . «
Einen zweiten Traum sah er,
erhob sich und ging zur Göttin, seiner Mutter.
Gilgamesch spricht zu ihr, seiner Mutter:
»Nun, Mutter, habe ich ein zweites Traumgesicht gesehen:
Auf der Straße von Hürden-Uruk
lag eine Axt, und um sie herum ist (das Volk) versammelt.
Ganz Uruk-Land steht bei ihr,
das Land ist um sie versammelt,280
es drängt sich das Volk um sie,
die jungen Männer umringen sie.
Ich aber hob sie auf und legte sie vor dir nieder.
Ich liebte sie, liebkoste sie wie eine Frau.
Du aber stelltest sie mir gleich.«
Die Mutter des Gilgamesch, klug, weise und allwissend, spricht zu ihrem Sohn,
[20]die Wildkuh Ninsun, klug, weise und allwissend, spricht zu Gilgamesch:
»Mein Sohn, die Axt, die du sahst, ist ein Mann.
Du wirst ihn lieben, ihn liebkosen wie eine Frau,
und ich werde ihn dir gleichstellen.290
Ein starker Genosse wird zu dir kommen, der behütet den Freund,
im Lande ist er stark, er hat Kraft,
wie bei einem Meteoriten sind seine Wirkungen gewaltig.«
Da spricht Gilgamesch zu ihr, zu seiner Mutter:
»Mutter, nach dem Befehl des Beraters Enlil soll es eintreffen,
möchte ich doch einen Freund, einen Berater gewinnen,
gewinnen möchte ich einen Freund, einen Berater!«
(So) sah er seine Träume.
Als Schamchat dem Enkidu Gilgameschs Träume erzählt hatte,
liebten sich die beiden.300
(Enkidu) bleibt bei (Schamchat) sitzen …
Etwa 27 Zeilen verloren, in denen offenbar Schamchat spricht.
».... warum durchstreifst du mit dem wil den Getier die Steppe ?«
(Enkidu), mit sich selbst beratschlagend ….30
nach seinem Plan ….
(nun) klug in seinem Herzen ….
nimmt er den Rat der Schamchat an .
Ein Gewand legt sie selbst an,
und mit einem zweiten Kleid bekleidet sie ihn .
Sie fasst ihn an, führt ihn an der Hand, wie es Schutzgötter tun,
zum Lager der Hirten bei den Hürden.
Die Hirtenschaft ist um ihn versammelt und
so, wie sie es verstehen, (sprechen sie) zu sich selbst:
»Der Kerl – wie ist er doch an Gestalt dem Gilgamesch gleich,40
groß an Wuchs, prä chtig wie ein Zinnenkranz.
Im Bergland ist er wohl geboren,
wie bei einem Meteoriten sind seine Wirkungen gewaltig!«
Brot legten sie ihm vor,
Bier setzten sie ihm vor,
(aber) Enkidu aß das Brot nicht, er schaut und guckt.
Brot zu essen hatte er nicht gelernt, und
Bier zu trinken verstand Enkidu nicht .
[22] Da sprach die Dirne zu ihm, zu Enki du:
» Iss das Brot, Enkidu, das die Men schen brauchen, 50
trink vom Bier, wie es Brauch ist im La nde . «
Lücke, vgl. die altbabylonische Version AB 1, 104–119.
Er erschl ug die Wölfe, verja gte die Löwen .60
Während die Tierhüter im Schlaf lagen,
war Enkidu ihr Hirte, der w ache Ma nn.
Da war ein Mann, der zum »Hochzeitshaus« ging
inmitten von Hürden-Uruk ....
Lücke, vgl. die altbabylonische Version AB 1, 136–165.
(Enkidu) stand auf der Straße von Hürden- Uruk100
.... rührte er auf mit Macht ….
versperrte Gilgamesch den Weg.
Da trat ganz Uruk zu ihm hin,
das Land war um ihn herum versammelt,
die Menge drängt sich um ihn herum ,
die jungen Männer umringen ihn .
Sie küssen seine Füße wie die eines kleinen Kindes.
Als nun der junge Mann zum Hochzeitsmahl kam
– für Ischchara war schon ein Bett hergerichtet ,
für Gilgamesch, wie für einen Gott, war schon ein Ersatz gestellt –110
da versperrte Enkidu mit seinen Füßen die Tür zum »Hochzeitshaus«,
erlaubte nicht, dass Gilgamesch eintrat.
Da packten sie einander im Tore des »Hochzeitshauses«,
[23]stießen zusammen auf der Straße, dem Hauptplatz des Landes.
Der Türpfosten erbebte, die Mauer erzitterte ….
Große Lücke, in der Gilgamesch den Enkidu zu seiner Mutter bringt.
Er ist der Stärkste im Lande, Kraft hat er, 162
wie ein Meteor sind seine Wirkungen gewaltig .
Groß an Wuchs ist er, prächtig wie ein Zinnenkranz.
Die Mutter des Gilgamesch hebt an, redet,
spricht zu ihrem Sohn,
die Wildkuh Nin sun hebt an, redet, spricht zu Gilgamesch :
»Mein Sohn ....
bitterlich hast du ….
....................170
....................
du hältst ….
…. in seinem Tor ….
er weint bitterlich ….
Enkidu hat nicht ….
lose hängendes Haar ….
wurde in der Steppe geboren, und nie mand zog ihn auf. «
Enkidu, der dabeistand, hörte, was sie sprach ,
überlegte, setzte sich weinend nieder.
Seine Augen füllten sich mit Tränen ,180
seine Arme erschlafften, die Kräfte schwanden ihm.
Sie fassten sich an und gemeinsam setzten sie sich hin ,
verschränkten die Hände wie Liebende.
Gilgamesch ….
spricht zu Enkidu folgendermaßen:
[24]»Warum, mein Freund, sind deine Augen mit Tränen gefüllt,
deine Arme erschlafft, deine Kräfte geschwunden ?«
Da spricht Enkidu zu ihm, zu Gilgamesch:
»Mein Freund, mein Herz entbrannte in Schmerz,
und in Tränen erbebte mein Inneres .190
Furcht erfasste mein Herz,
....................«
Da hebt Gilgamesch an und spricht zu Enkidu folgendermaßen
Die folgenden Zeilen 194–215 sind nur fragmentarisch erhalten. In ihnen erwähnt Gilgamesch erstmals Chumbaba.
Da hebt Enkidu an und spricht zu Gilgamesch folgendermaßen :216
»Wie, mein Freund, können wir zum Zedernwald gelangen ?
Um die Zedern zu bewahren, hat Enlil ihm bestimmt, dass er ein Schrecken sei für die Menschen.
Die Straße dorthin darf man nicht gehen, den Mann dort darf man nicht sehen .
Der Wächter des Zedernwaldes, sein Einfluss reicht weit ,220
Chumbaba – sein Brüllen ist die Sintflut,
sein Rachen ist Feuer, sein Atem ist der Tod.
Er hört auf sechzig Meilen das Rauschen des Waldes.
Wer kann da hinabsteigen zu seinem Wald?
Adad ist der Erste, er aber der Zweite!
Wen gibt es unter den Igigi, der ihm trotzte?
Um die Zedern zu bewahren,
[25]hat Enlil ihm bestimmt, dass er ein Schrecken sei für die Menschen.
Und wer da hinab in seinen Wald steigt, den wird Lähmung befallen!«
Da hebt Gilgamesch an und spricht folgendermaßen zu Enkidu: 230
»Komm, ….
Warum, mein Freund, sprichst du so jämmerlich,
ist dein Mund schlaff und machst du mein Herz schwer?
Des Menschen Tage – sie sind gezählt.
Und was immer er tat, ist (nichts als) Wind,
es gibt keine ….
Du wurdest in der Steppe geboren und wuchst (dort) auf,
du hieltest die Löwen in Schach, hast all es erfahren,
und (selbst) wehrhafte Männer flohen vor dir.
Dein erfahrenes Herz kennt doch den Kampf!240
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