• Kann es ein Papier ungefähr in der Mitte falten? (Kann es ein Blatt ungefähr in der Mitte zu einem »Buch« und dann zu einem »Taschentuch« falten?)
• Malt es einen geschlossenen Kreis? (Die Aufgabe ist nur dann gelöst, wenn der Ausgangspunkt in den Endpunkt findet.)
• Malt es ein Kreuz nach? (bitte auf gleichem Blatt vormalen)
• Kann es auf- und zuschrauben? (z. B. eine Sprudelwasserflasche oder eine Dose, mit erkennbarer Gegenbewegung und Nachfassen)
Handmotorik bis 48 Monate
• Ist die Händigkeit festgelegt? (Malt, schneidet das Kind immer mit der gleichen Hand? Auch beim Auffädeln von Perlen, Schlagen einer Trommel im Rhythmus, Einsortieren von kleinen Gegenständen, Stapeln von Holzstäbchen auf den Packesel)
• Kann das Kind die Fingerbewegungen bei Fingerspielen ausführen?
• Kann es aus einer Knetkugel eine Walze formen?
• Kann es ein Schrägkreuz und ein Viereck nachmalen? (Vorgemalte Figuren werden auf gleichem Blatt nachgemalt.)
Diagnostische Methoden und Verfahren, mit denen allein die Motorik überprüft wird, sind selten. Die meisten Verfahren sind Papier-Stift-Verfahren, bei denen nicht nur Bewegung, sondern visuell gesteuerte Bewegung geprüft wird (
Kap. 6). Aber nicht alle geschickten Feinmechaniker, Uhrmacher und Goldschmiede können auch gut malen. Zu einer umfassenden Beurteilung der Bewegung gehört auch eine Beurteilung der Kraft und der Sensibilität (zur taktil-kinästhetischen Wahrnehmung auch
Kap. 11).
Handmotorik und Schulreife
Bislang gibt es nur Vermutungen, aber keine wissenschaftlich fundierte Evidenz, dass handmotorische Fertigkeiten helfen, mit Gegenständen und der Umwelt leichter in Bezug zu treten und so die kognitive Entwicklung bei jüngeren Kindern zu unterstützen. Eine Verzögerung der grafomotorischen Entwicklung kann selbstverständlich den Schreiberwerb erschweren. Sie kann aber nicht Ursache für eine Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) sein. Bei vielen Einschulungsuntersuchungen werden Stifthaltung und Fähigkeiten im Zeichnen und Malen überbewertet.
Das bedeutet, dass die Schulfähigkeit/Schulbereitschaft nicht oder nur sehr begrenzt von motorischen Fähigkeiten abhängt. Kinder mit einer Verzögerung der handmotorischen oder grafomotorischen Entwicklung sind nicht generell in den Schulleistungen gefährdet. Eine Verzögerung der handmotorischen Entwicklung allein ist daher kein Grund, ein Kind nicht einzuschulen.
Die Anforderungen an die Handmotorik bei der Einschulung sind nicht normiert. Die folgende Aufstellung stellt eine Aufzählung wünschenswerter Fähigkeiten dar (Groschwald, Rosenkötter & Schuh, 2018).
Handmotorische Fähigkeiten bei der Einschulung
• Selbstständiges An- und Ausziehen
• Schuhe binden / Schleife binden
• Sicheres Ausschneiden eines Rechtecks und eines Kreises
• Einfache Tätigkeiten: lochen, abheften, Drehverschluss öffnen
• Sorgfältiges Ausmalen
• Kneten
• Einfaches »Basteln«: falzen, kleben, stapeln, einsetzen, auffädeln
• Malen und zeichnen
• Stifthaltung
• Malen von Baum, Haus, Mensch (mit wichtigen Merkmalen: Kopf, Augen, Nase, Mund, Haare, Rumpf, Arme, Beine, Hände, Füße)
• Eine einfache Figur ausmalen und dabei die Außenlinien beachten
• Nachzeichnen von Kreis, Rechteck, Kreuz, Schrägkreuz, Welle, Raute
5.3 Maßnahmen bei Störungen der Handmotorik
Was tun, wenn die Entwicklung der Handmotorik verzögert oder gestört ist? In jedem Fall muss man darauf achten, ob dies der einzige Bereich ist, in dem das Kind Schwierigkeiten hat. Wenn dies der Fall ist, spricht man auch von einer Umschriebenen Entwicklungsstörung der Handmotorik. Wir gehen im Kapitel 6 auf Förder- und Therapiemaßnahmen ein. Wenn andere Entwicklungsbereiche ebenfalls auffällig sind, müssen weitere Beobachtungen erfolgen und/oder eine medizinische Diagnostik eingeleitet werden, entweder in Richtung eines Zusammentreffens (Komorbidität) mit anderen Umschriebenen Entwicklungsstörungen (z. B. der Grobmotorik oder der Sprache) oder in Richtung einer allgemeinen Entwicklungsverzögerung (psychomotorische Retardierung) oder Entwicklungsstörung.
Meilensteine der Entwicklung der Handmotorik
3–4 Monate: |
Erstes aktives Greifen |
6 Monate: |
Palmares Greifen |
7–8 Monate: |
Scherengriff |
10 Monate: |
Pinzettengriff |
11–15 Monate: |
Gezieltes Loslassen |
18 Monate: |
Stapeln |
22–24 Monate: |
Waagerechten Strich malen |
25–36 Monate: |
Aufschrauben |
36 Monate: |
Geschlossenen Kreis malen |
48 Monate: |
Schrägkreuz und Viereck nachmalen |
48 Monate: |
Festgelegte Händigkeit |
Mit 5 Jahren: |
Mit Schere ausschneiden |
Mit 5 Jahren: |
Dreieck nachmalen |
Grenzsteine der Handmotorik in den ersten drei Lebensjahren
6. Monat: |
Transferieren eines Gegenstandes (Spielzeug) von einer Hand in die andere in der Mittellinie; radialer Faustgriff |
12. Monat: |
Scherengriff: Kleine Gegenstände werden zwischen Daumen und gestrecktem Zeigefinger gehalten |
24. Monat: |
Halten eines Malstiftes im Faustgriff oder »Pinselgriff« (mit den ersten drei Fingern, wobei der Stift in der Handinnenfläche liegt) |
36. Monat: |
Buchseiten können einzeln korrekt umgeblättert werden; sicherer Pinzettengriff oder bereits Drei-Finger-Spitzgriff (Daumen – Zeigefinger – Mittelfinger) bei der Stifthaltung und der Manipulation kleiner Gegenstände |
Pauli, S. & Kisch, A. (2016). Geschickte Hände. Spielerische Förderung von 4–10 Jahren. Dortmund: Modernes Lernen.
Pauli, S. & Kisch, A. (2018). Spiele zur Förderung der Handgeschicklichkeit und Grafomotorik. Dortmund: Modernes Lernen.
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