Hans im Glück Gisela Sachs Hans im Glück (K)ein Ehemärchen Roman XOXO Verlag
Impressum Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Print-ISBN: 978-3-96752-113-9 E-Book-ISBN: 978-3-96752-613-4 Copyright (2020) XOXO Verlag Umschlaggestaltung und Buchsatz: XOXO Verlag Hergestellt in Bremen, Germany (EU) XOXO Verlag ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH Gröpelinger Heerstr. 149 28237 Bremen Alle Personen und Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Prolog
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Epilog
Über die Autorin
Gisela Sachs
Hans im Glück
(K)ein Ehemärchen
Roman
XOXO Verlag
Impressum
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://www.d-nb.de abrufbar.
Print-ISBN: 978-3-96752-113-9
E-Book-ISBN: 978-3-96752-613-4
Copyright (2020) XOXO Verlag
Umschlaggestaltung und Buchsatz: XOXO Verlag
Hergestellt in Bremen, Germany (EU)
XOXO Verlag
ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH
Gröpelinger Heerstr. 149
28237 Bremen
Alle Personen und Namen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Gewidmet meinem Mann Hans
Prolog
Es war einmal eine kleine Verkäuferin, der taten nach einem langen Arbeitstag die Füße weh. In dem kleinen Dorf, aus dem sie kam, gab es keine Arbeit für sie, so musste sie jeden Morgen einen weiten Weg über einen dunklen Acker zum Bahnhof bewältigen und mit dem Zug in die nächstgelegene Stadt fahren. Die Zugfahrt dauerte lange, danach musste sie eigentlich mit dem Bus weiter bis zu ihrem Arbeitsplatz fahren. Eine Busfahrkarte konnte sie sich mit ihrem kleinen Gehalt aber nicht leisten, so ging sie jeden Tag etliche Kilometer zu Fuß. Morgens hin zu dem Bioladen, abends zurück zum Bahnhof. Nach langer Zugfahrt war dann wieder der Heimmarsch über den dunklen Acker angesagt. Sie hatte Angst vor der Dunkelheit und träumte sich einfach weg, träumte sich in ein anderes Leben.
Groß und schlank sollte er sein, blonde Haare und blaue Augen sollte er haben, lustig sollte er sein, und viele schöne Kinder sollte er zeugen können. Ein Mann wie
‚Hans im Glück‘ schwebte ihr auf Wolke Sieben entgegen. Zuhause angekommen zog sich das Mädchen die Schuhe aus, rieb ihre schmerzenden Füße, wusch sich, ging zu Bett und träumte weiter von ihrem Traummann …
Bald darauf sollte es sich ergeben, dass das Mädchen an einer neu eröffneten ‚Wienerwald‘-Restaurantkette vorbeilief. Pommes mit Ketchup ja, das liebte sie. Sie kratzte ihre letzten Münzen zusammen, bestellte beim Straßenverkauf eine kleine Tüte davon und aß genüsslich. Roter Ketchup tropfte auf ihr weißes T-Shirt, so ging sie in das Lokal, in der Absicht, sich zu reinigen. Ihr Weg zur Toilette führte sie an einem Tisch vorbei, an dem zwei Männer saßen, aßen und tranken. Verschämt schaute sie zu Boden. Als sie den Blick wieder aufrichtete, sah sie in zwei himmelblaue Augen, versank in ihnen und augenblicklich war es um sie geschehen.
‚Hans im Glück‘ saß da.
»Du hast dich aber schön bekleckert«, sagte ‚Hans im Glück‘ und nach diesem Satz war ihr Schicksal besiegelt. Alsbald trafen sich die kleine Verkäuferin und der blonde Hans mit den himmelblauen Augen fast täglich. Und weil mittlerweile ein anderes Zeitalter angebrochen war, machte die kleine Verkäuferin ihrem ‚Hans im Glück‘ einen Heiratsantrag. Dieser war zwar überrascht, stimmte aber sogleich zu.
Hans und die verträumte Verkäuferin waren ein fröhliches Paar. Hans war genauso lieb und lustig, wie sich das Mädchen ihren Traummann vorgestellt hatte. Er las seiner Frau jeden Wunsch von den Augen ab, brachte das Kunststück fertig, Wünsche zu erfüllen, noch bevor sie ausgesprochen wurden. Jeden Morgen machte er das Frühstück und küsste seine Frau wach. Nach einem Walzer durch die Küche ging er dann seines Weges. Er hatte noch viel vor und arbeitete fleißig an seinen Wünschen.
»Man erreicht alles, wenn man es nur will«, sagte er und er wollte.
Nach getaner Arbeit ging ‚Hans im Glück‘ oft von seinem Wege ab, rannte wegen einer Blume in das Feld hinein, an dem er vorbeilaufen musste. Meist stand weiter hinten im Feld eine noch schönere Blume und Hans rannte dann weiter ins Feld hinein, um diese noch schönere Blume seiner Liebsten mit nach Hause zu bringen. Oft kam es auch vor, dass die junge Ehefrau auf ihren Mann warten musste, sie wusste genau, wo er zu finden war, und zog ihr Essen vom Herd. ‚Hans im Glück‘ und seine Ehefrau schliefen dann im Kornfeld.
‚Hans im Glück‘ und seine Frau bekamen schon im ersten Ehejahr einen wunderschönen Sohn, neun Jahre später eine kleine Prinzessin mit vielen goldenen Ringellocken. Das Leben war jetzt genauso schön, wie es sich die kleine Verkäuferin erträumt hatte.
Die Jahre zogen ins Land und wie so oft kam vieles anders, als man denkt. ‚Hans im Glück‘ wollte plötzlich seinen Goldklumpen gegen eine Gans eintauschen …
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Silberhochzeit. 25 Jahre verheiratet. Unfassbar. Mein Gatte schenkt mir nebst der obligatorischen Perlenkette, die alle alten Ehefrauen zur Silberhochzeit bekommen, 25 dunkelrote Rosen, schwarz schon fast, Duft verströmend, dornenlos, ein Entspannungsbad mit Rosenöl, sowie einen besonderen Duft, geheimnisvoll in blutrotes Papier verpackt, mit weißer Schleife und Engelchen daran von Douglas.
In einer romantischen Anwandlung hatte ich vor Wochen schon viele Beutel Teelichter vorwiegend beruhigende Düfte wie Lavendel, Vanille und Zimt gekauft und forme mit diesen ein Herz auf unseren Plattenboden im Wohnzimmer – Fliesenserie ‚Landschaftsgrüße Provence‘. Passt. Sieht toll aus. Streichhölzer lege ich daneben, Sekt steht kalt, der Tisch ist festlich gedeckt, vom CD-Player ertönt Kuschelmusik, Räucherstäbchen brennen. Lavendelduft schwebt wie eine leichte Wolke durch das Haus, erinnert an den letzten Urlaub, gaukelt dem geschlossenen Auge Lavendelfelder vor Träume in blau, von der Abendsonne der Provence beleuchtet …
Mein Silberbräutigam, müde und gestresst, vom Geschäft verspätet heimgekehrt, bemerkt mein Kunstwerk nicht, fragt nur, warum es hier so anders rieche, ob ich ein neues Menü ausprobiert hätte, dieses vielleicht angebrannt sei. »Halb so wild«, tröstet er mich, »ich habe sowieso keinen Hunger, mache erst mal etwas Augenpflege«. Das heißt bei ihm, dass er ins Bett geht. Schon vor Vollendung des Satzes ist er auf der dritten Stufe nach oben, die ins Schlafzimmer führt. Mit verständnisvollem Lächeln zünde ich die 25 Teelichter an, öffne die Sektflasche und warte geduldig.
In weiser Voraussicht habe ich die Lichter mit der längsten Brenndauer gewählt. Stundenlang erfreue ich mich alleine an der Pracht. Die duftenden Kerzen hatten ihren Preis, es ist ein teures Vergnügen, da alleine reinzuschauen. Sparsam und praktisch denkend, blase ich das Festival der Düfte schließlich aus, bewahre das Kunstwerk für unsere Tochter auf mein Mann wünschte sich zum zehnten Hochzeitstag eine Tochter, das ist jetzt praktisch. Den Sekt Rosé trinke ich, immer noch ungeküsst, bis zum letzten Tropfen aus. Mein Silberbräutigam schlief durch bis zum nächsten Morgen.
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