Juhari
Die weiße Massai
Ein gesellschaftskritischer Reiseroman
von HANSSACHS
Juhari
Die weiße Massai
Ein gesellschaftskritischer Reiseroman
Buchbeschreibung:
Juhari ist die Fortsetzung von DIE VILLA.
Arnold und Judith, seine Frau, machen einen getrennten Urlaub in Afrika. Arnold in den Arabischen Emiraten, Judith in Tansania und Kenia. Während Arnold auf Wüstenreisen in Todesgefahr gerät und letztlich in der Liwa-Oase eine junge Araberin zur Frau erhält, wird Judith auf ihrer Safari vom Reisegefährten Erwin und einem schwarzen Guide aus dem Tanganjikasee gerettet, ehe sie zu den Massai in Kenia weiterziehen. Dort verliebt sich Judith in die Kultur des Stammes und Hakim, den Schamanen. Hier kommt ihr die Intuition, die jungen Mädchen Kenias von dem Ritual der Beschneidung zu befreien. Sie entschließt sich, in Kenia zu bleiben, und heiratet den Schamanen, um dann auf erlebnisreichen und gefährlichen Rundreisen zu den 29 verschiedenen Stämmen Kenias ihre Vision von der Nichtverstümmelung der Frau und der so wichtigen Geburtenkontrolle zu verbreiten. Dabei geht sie mit den Thesen der katholischen Kirche wie der Vorstellung der Muslime keinesfalls immer konform. Gott ENGAI der Massai bestimmt das Leben der Naturmenschen.
Über den Autor:
Ein Handwerksmeister im Ruhestand schreibt bereits seit vielen Jahren Kurzgeschichten und Gedichte, gelegentlich auch mundartlich. Das Schreiben ist sein Hobby, genau wie Fotografieren und die Erstellung von Skulpturen aus Holz und Speckstein. Als ihm mehr Zeit gegeben war, schrieb er seinen ersten Roman, vom Krieg und vom Frieden . Nach zwei weiteren Büchern wurde der vorliegende Roman veröffentlicht. Weil Reisen eine weitere Leidenschaft sind, schreibt er gerne über Land und Leute und verwebt damit seine Protagonisten. Alle Bücher erscheinen unter dem Pseudonym HANSSACHS.
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Das werden Sie lesen:
Juhari,
die weiße Massai
Ein gesellschaftskritischer Reiseroman
6 Wüstensturm
27 Die dritte Frau
83 Juhari auf Mission
162 Stammesbesuche
208 Wasserfrevel
235 Gerichtstage in der Wüste
385 Auf der Flucht
Wüstensturm
Der erschöpfend heiße Tag in der Rub al-Chali-Wüste, nahe an der Grenze zu den arabischen Emiraten, näherte sich dem Abend. Arnold und sein Freund Botho v. Amelung sind wieder auf dem Weg nach Nafir. Die kleinen, auf den Wanderdünen erscheinenden Sandwirbel hatten für sie keine weitere Bedeutung.
Beide Reisenden haben nur geringe Wüstenerfahrung. Die von Einheimischen so gefürchteten Anzeichen beachteten sie daher nicht. Doch nur deshalb, weil Arnold seiner Wüstenblume Mira eine angenehme Nacht über`s Handy gewünscht hatte, wurden die Freunde vor dem bevorstehenden Inferno gewarnt. Sie sind auf einem erneuten Wüstentrip in den Oasenort Nafir, wo Arnold Mira kennenlernte.
Der Mameluck, Ortsvorsteher eines dieser 39 Orte der Liwa-Oase, hatte durch den eigenartigen, nur von Wüstenkennern erkennbaren Geruch, der in der Abendluft lag, die Gefahr erahnt und die Bewohner gewarnt. Und nur deshalb, weil der Deutsche seiner Liebsten einen Nachtgruß übermittelte, bekam Arnold Kenntnis von der bevorstehenden Gefahr. Ein liebevolles Gespräch, ein kurzer Gruß manchmal nur, vermag vor unbekannten Bedrohungen oder Schlimmerem zu bewahren.
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Arnold ist ein vermögender Villenbesitzer. In Deutschland besitzt er ein umfangreiches Anwesen, sogar mit eigenem Golfplatz. Von Scheich Badshah Abu Salamah wurde er mit Botho, seinem langjährigen Freund, im Palast des Emirs nobel empfangen. Ohne ihre Frauen beabsichtigten beide einen Urlaub in den Golfstaaten zu verbringen.
Vor weniger als fünfzig Jahren war das Sultanat Dubai ein armes Fischer-und Perlentaucherdorf. Jetzt ist es eine auf goldenen Sanden erbaute Stadt. Am Dubai-Creek stehen, von den exorbitanten Öleinnahmen finanziert, zahlreiche feudale Villen und Hotels. Gäste aus aller Herren Ländern nehmen hier Quartier, geben Unmengen an Geld aus und lernen auf längeren oder kürzeren Trips die vor der Haustür liegende Wüste kennen. Beduinen, in vergangenen Zeiten durch Raubzüge gefürchtet, verdienen sich heute als Fremdenführer ihren Lebensunterhalt. Sie stehen sich erheblich besser dabei.
Botho hat eine der Töchter des arabischen Fürsten während eines vorherigen Besuches auf Drängen des Palastherrn geschwängert. Der Scheigh hat sich in den Kopf gesetzt, mit europäischem Blut eine aus dem Rahmen fallende Linie im Emirat zu begründen. Es kam ihm der spleenige Einfall, den Deutschen mit einer seiner zahlreichen Töchter zu verbandeln. Das hatte entsprechende Folgen.
Arnold wurde als honoriger Gast mit allem Komfort eines öl- und steinreichen Scheichs verwöhnt. Hier lernte er die Wohltaten verschiedener Haremsdamen kennen, die ihm auf Anordnung des Emirs orientalische Freuden zu bereiten hatten.
Nach einigen Traumtagen im luxuriösen Anwesen ihres Gönners chauffierte dann eine feudale Gesellschaft zur Liwa-Oase. Die liegt am Rande der größten Wüste der Erde, der Rub Al-Chali. Dort besitzt Scheigh Badshah ein weiteres Luxusrefugium mit Harem. Der etwas Spleenige, aber auf strikte Befolgung ergangener Anordnungen bedachte Herrscher ist in gleicher Person Richter und Imam über seine Untergebenen. In hochglanzpolierten Edelkarossen werden der Scheich und dessen Gäste von trotz der Hitze in edler Livree steckenden Fahrern kutschiert.
Vier Hauptfrauen und viele Kinder, die er gar nicht alle mit Namen zu nennen vermag, zeugen von unermesslichem Reichtum, aber ebenso geheimnisvoller Potenz. Liegt es an der südlichen, nur gelegentlich von Wolken getrübten Hemisphäre, oder eher am genießerischen, durch scharfe Speisen gewürztem Lebensstil: Seine weitverzweigte Familie wächst und wächst ......
Von Alyhaly aus, nicht weit vom Oasengürtel der Liwa entfernt, werden die ersten Kurzausflüge in die Randgebiete der unendlichen Wüste unternommen. Zunächst nur zum Hineinschnuppern in die unheimliche, riesige, am Tage glühend heiße, in den Nächten nahe am Gefrierpunkt liegende Sandkiste.
Es birgt nicht unbeträchtliche Gefahren, als Unwissende und Neulinge diese Gebiete zu bereisen. Vergleichbar mit Urlaubsreisenden in Deutschland, wenn die eine Wattwanderung bei Ebbe oder als Ungeübte eine Bergtour unternehmen. Wer sich nicht auskennt, würde gut beraten sein, nicht ohne ortskundige Führung eine derartige Wanderung durchzuführen. Überraschend schnell kommt nämlich das Wasser in den Prielen zurück und schneidet Wattwanderern den Rückweg ab, oder in den Alpen bauen sich unvermittelt elementare Gewitter mit Kälteeinbrüchen auf.
Dass Reisende in einer Wüste ertrinken, ist äußerst unwahrscheinlich. Doch Sandstürme, womöglich gar Zyklone kommen manchmal unerwartet und für Unkundige ohne erkennbare Vorwarnung.
Auf einer längeren Wüstentour gelangte Arnold dann mit einem Beduinen als Begleiter in das kleine Oasendorf Nafir. Es ist eines von 39 Dörfern in der langgezogenen Oase. Dort lernte er das Arabermädchen Mira kennen.
Miras schwarze, verhalten glühende Augen ließen den Fremden, der sie unauffällig beobachtet hatte, in der Nacht kaum schlafen. Ihr Blick war schlafraubender als der Erdtrabant in Vollmondnächten. Jugendliche 14 Jahre wirkten auf Arnold wie Opium, anregend und zerstörerisch zugleich. Dieses Mädchen hatte es dem europäischen Oasenbesucher auf Anhieb angetan.
Mira, so ihr arabischer Name, war schon im Alter von 8 Jahren dem Scheigh als zukünftige, weitere Haremsfrau empfohlen worden, der aber kein weitergehendes Interesse an dem blutjungen Mädchen zeigte. Die Kleine war dem Herrscher offenbar nicht standesgemäß genug.
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