Die um das Feuer versammelte Gesellschaft lachte laut auf. Das schrille Gejapse der blöden Düsseldorferin riss Irmgard aus ihren Gedanken. Zwangsweise lachte sie mit.
»Tja, Töchterlein, deine Mutter hat sich auch noch nicht ins Kloster zurückgezogen«, setzte sie ihre Gedanken fort. »Es muss nur der Richtige kommen. Dein Joseph ist ja ganz knusprig, das hab ich wohl gespürt. Wenn ich wollte, hätte ich ihn längst haben können. Freilich, so schamlos wie diese Charlotte Trenkhoff könnte ich nie sein. Die hat ihn sich einfach gegriffen. Vor allen Leuten im Golfclub! Schleppt ihn einfach ab! Im Clubhaus! Er hat sie ja bestens bedient, ihren Brunftschreien nach zu urteilen. Waren ja nicht zu überhören. Dieses Flittchen. Jetzt ist sie tot. Hat sie davon. Nein, solche Eskapaden liegen mir nicht. Mein Freund Dildo hilft mir über die ärgsten Trockenperioden hinweg. Der ist wenigstens diskret. Aber auf die Dauer?«
Sie sah ins flackernde Feuer, dann fiel ihr Blick auf den Ranger, der Holz nachlegte, dass die Funken stoben.
»Na ja, dieser William Sutherland ist ja auch schon recht alt. Obwohl, seine Männlichkeit konnte ich riechen, als er mir das Weinglas gereicht hat. Und sein Blick dabei? Very British. Und sonst? Das Angebot auf dieser Safari ist ja recht dürftig. Ein einziger Mann, dazu noch ein Schwätzer, dieser Düsseldorfer. Ein einziger Mann? Irmgard, wo hast du deine Augen? Da sitzt ja noch einer!«
Und sie lugte verstohlen nach Thomas Wenger. Der merkte nichts davon, war tief in Gedanken versunken.
»Thomas Wenger«, überlegte Frau Irmgard. »Mitte vierzig, geschieden, Kosmetikfabrikant. Die Frau ist ihm weggelaufen. Warum wohl? So schlecht sieht er doch gar nicht aus. Der Safarianzug steht ihm. Was steht ihm sonst noch?«
Sie versuchte, Herrn Wengers Körpermitte mit ihren Augen zu vermessen, doch er hielt die Hände über der Wolldecke gefaltet, gerade da, wo es interessant gewesen wäre.
»Dich bring ich schon auf Trab, wenn es sein muss«, dachte sie. »Mein Giorgio Bardolino konnte sich auch nicht beschweren, und der war zwanzig Jahre älter als du. Warum hat er mich wohl geheiratet? Der wusste, eine erfahrene und glutvolle Frau zu schätzen. Obwohl, lieber Thomas, bist du nicht zu jung für mich? Mein Motto war stets, überlebe deinen Mann. Am Ende überlebst du mich? Aber was soll’s? Ich muss sehen, aus meinen ererbten Millionen ordentlich Rendite herauszuschlagen. Und bei den gegenwärtigen Zinsen kommt da wenig rum. Ich muss investieren, Risiko eingehen. Kosmetik läuft immer. Und du, lieber Thomas, hast einige recht vielversprechende Marken im Sortiment. Soviel ich weiß, deckst du nur den inländischen Markt ab. Mit etwas Kapital und einer taffen Frau wie mich an deiner Seite rollen wir beide doch den ganzen internationalen Markt auf. Den Rubel bringen wir schon zum Rollen. Und wenn ich dann noch einen Mann aus Fleisch und Blut im Bett habe, umso besser. Dildo adieu!«
Und Irmgard Karloff-Bardolino nahm als Abschluss ihrer Gedanken noch einen genüsslichen Schluck Rotwein und sammelte ihre ganze weibliche List, um ihre Schlingen nach Thomas Wenger auszuwerfen.
Da ließ die bislang eher schweigsame Hamburger Witwe verlauten, dass sie jetzt müde sei und sich zu Bett begeben wolle. Das Düsseldorfer Ehepaar, der Mann erschöpft von seiner Erzählung, die Frau ausgepumpt von ihrem Gelächter, schloss sich an.
Nun waren sie alleine übrig am Lagerfeuer, Thomas und Irmgard. Der Ranger fühlte, dass hier ein Zwiegespräch in der Luft lag, bei dem er nicht stören sollte. Mit angeborener britischer Diskretion zog er sich zurück.
»Sie haben mir ja vorhin ganz ordentlich Kontra gegeben, Herr Wenger. Sie führen eine scharfe Klinge«, sagte Frau Irmgard nun in vertraulichem Ton.
»Ich hoffe, ich habe sie nicht verletzt«, antwortete er erschrocken.
»Wie könnten sie? Aber wissen sie, weißt du, lieber Thomas, ich finde, es ist an der Zeit, dass wir vom unpersönlichen Sie auf das vertrautere Du übergehen. Ich heiße Irmgard.«
Sie stießen mit dem letzten Rest an, der sich in ihren Gläsern befand. Thomas erhob sich aus seinem Klappstuhl, trat dicht vor sie hin und machte eine Verbeugung.
»Und ich heiße Thomas. Darf ich sie, ich meine, darf ich dich, liebe Irmgard, brüderlich umarmen?«
Irmgard erhob sich gleichfalls, warf die Decke auf die Erde und bot ihm ihren halb geöffneten Mund.
»Du darfst mich sogar küssen, Thomas«, gurrte sie. Er versuchte, sie auf die Wange zu küssen, doch sie verstand es, sich so zu drehen, dass seine Lippen auf ihren Lippen landeten.
»Oh!«, rief er erschrocken aus. »Verzeih meine Ungeschicklichkeit.«
»Sei nicht albern, Thomas’, sagte sie »wir sind doch erwachsene Leute.«
Und sie nahm seine Hand und zog ihn, der sich noch halbherzig sträubte, hinter sich her in ihre Lodge.
»Hast du nicht gemerkt, wie ich dich schon die ganze Zeit über angesehen habe?«, flüsterte sie und knöpfte seine Safariweste auf. »Du hast meine Sinne benebelt, du Schlimmer. Du hast mich schmoren lassen. Am ausgestreckten Arm verhungern. Aber ich bin eine Frau, eine leidenschaftliche Frau. Mich lässt man nicht so verhungern.«
Während sie so sprach und ihre Stimme immer lockender und sinnlicher wurde, entfernte sie seine Weste, sein Hemd und den Gürtel seiner Hose. Da stand er nun und versuchte, das über seine Hüften hinabrutschende Beinkleid mit einer Hand festzuhalten, während er sich mit der anderen Hand nervös durch den blonden Haarschopf strich. Aber Irmgard ließ sich nicht mehr bremsen. Mit einem beherzten Griff stieß sie seine störende Hand beiseite und öffnete den Reißverschluss seiner Hose.
»Du verstehst es, Frauen zu verführen«, raunte sie und vollendete die Entkleidung dieses zögerlichen Mannes.
Den Anblick, der sich ihr bot, konnte man selbst bei wohlwollender Beurteilung nicht gerade als vielversprechend bezeichnen. Das Wort Hängeregistratur kam Irmgard in den Sinn und sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln. Aber nun gab es kein Zurück.
»Du willst mich doch nicht so angezogen ins Bett schicken?«, sagte sie mit tiefer Stimme und drängte sich an ihn.
Thomas Wenger geriet in Bedrängnis. Er musste jetzt seinen Mann stehen, das war ihm bewusst. Aber die Standhaftigkeit seiner Männlichkeit gehorchte leider nur unbewussten Regungen, und die hatten sich bisher noch nicht eingestellt. Er begann, Irmgards Safariweste aufzuknöpfen. Langsam, viel zu langsam. Sie assistierte ihm. Auch die Bluse wies zahlreiche Knöpfe auf, viel zu kleine Knöpfe. Auch hier war Irmgard ihm eine unverzichtbare Assistentin. Den BH öffnete sie selbst. Ihre Brüste, prall und lockend wie zwei Honigmelonen, wogten seinen vorsichtig tastenden Händen entgegen.
»Du Schlimmer, du Don Juan, du Casanova«, gurrte sie und stöhnte unter den Berührungen seiner kalten Finger.
Während Thomas sich noch mit der Fülle der dargebotenen Früchte beschäftigte, stieg Irmgard behände aus ihrem Safarirock und stand nun vor ihm, nur mit einem rosa Schlüpfer bekleidet. Sie ergriff seine Rechte und führte sie an ihr Delta.
»Verwöhn mich, du wilder Stier!«, wisperte sie und versetzte seine Hand in reibende Bewegung.
Er spürte die Wärme ihrer Haut unter der Seide ihres Slips. Und er spürte die Rundung ihres Venushügels, das zarte Rascheln ihres Haarflaums und das Zucken ihres Schoßes unter seinen Liebkosungen. Ihm schien, als fühlte sich der Stoff etwas feucht an.
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