Exentanz Stephan Steinbauer Exentanz Josefine & Joseph 2
Impressum Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Print-ISBN: 978-3-96752-120-7 E-Book-ISBN: 978-3-96752-620-2 Copyright (2021) XOXO Verlag Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag unter Verwendung der Bilder: Nummer 233350501 von www.shutterstock.com Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag Hergestellt in Bremen, Germany (EU) XOXO Verlag ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH Gröpelinger Heerstr. 149 28237 Bremen Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Stephan Steinbauer
Exentanz
Josefine & Joseph 2
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Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
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E-Book-ISBN: 978-3-96752-620-2
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Nummer 233350501 von www.shutterstock.com
Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag
Hergestellt in Bremen, Germany (EU)
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ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH
Gröpelinger Heerstr. 149
28237 Bremen
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
1.
Dalmatien
Ankunft, Mittwoch 14. Juli bis Donnerstag, 15. Juli
Sie standen am Hafen von Split und suchten ein Schiff zur Insel Hvar. Joseph Hofstätter bewachte die zwei Rollkoffer. Er blinzelte in die Sonne, die schon tief im Westen stand. Josefine Karloff ging ein Stück hinaus auf die Mole, wo ein Hafenarbeiter an einem Handwägelchen lehnte, auf dem einige Gepäckstücke lagen.
Vor ihnen erstreckte sich das weite Hafenbecken, erfüllt von flirrendem Dunst und glastigem Wolkenschleim, weißgrau und feucht. Weit draußen, wo bei der Hafenausfahrt ein Leuchtturm aufragte, erschienen ein paar Schiffe, Rauchwolken hinterherschleppend, ohne merkliche Bewegung.
»Wann geht das Schiff nach Hvar?«, fragte Josefine den sonnenverbrannten Hafenarbeiter.
»Acht Uhrr«, sagte er bedächtig. »Morgen acht Uhrr.«
»Und heute noch?«
»Heute nix Schiff nach Hvar. Morgen acht Uhrr.« Er zuckte die Achseln, wandte sich ab und rollte sich eine Zigarette.
Es war schwül. Der Lärm und der Gestank des Hafens, das Kreischen einer Motorwinde, das Plärren einer Sirene am Horizont, zerrten an Josefines Nerven. Der Flug von Frankfurt nach Split war angenehm verlaufen. Vor allem pünktlich. Aber hier am Balkan gingen die Uhren wohl anders, musste sie feststellen.
Es war ihr erster Urlaub ohne die Frau Mama. Und der erste Urlaub, der nicht an exklusivem Ort in einem Luxushotel verbracht wurde. Obwohl Josefine schon 23 Jahre alt war, musste sie bisher stets im Windschatten ihrer Mutter segeln. Frau Irmgard Karloff-Bardolino, zweifache Witwe und Erbin vieler Millionen, die ihre allzu früh verstorbenen Männer erwirtschaftet hatten, achtete streng und nicht ohne Erfolg darauf, dass ihr Töchterlein in ebenbürtiger Gesellschaft verkehrte. Den Mitgiftjäger und Hochstapler Barta hatte sie elegant beiseitegeschoben, freilich ein wenig zu spät. Sie hatte nicht verhindern können, dass Josefine nach einem unvorsichtigen Schäferstündchen mit diesem Barta schwanger wurde. Die Folgen allerdings ließ die ebenso resolute wie lebenstüchtige Witwe durch einen diskreten Arzt beseitigen. Die Gefühle ihrer Tochter waren ihr egal. Das lag nun drei Jahre zurück.
Da stand Josefine nun in ihrem leichten blauen Sommerkleid und wirkte etwas ratlos. Kein Schiff nach Hvar heute. Von ihren früheren Urlaubsreisen mit ihrer Mutter war sie Besseres gewohnt. Geblendet beobachtete sie das glitzernde Spiel der Wellen um die Mole und die knapp über dem Wasser segelnden Möwen, die nach dem silbrigen Bauch eines toten Fisches schnappten, der zwischen faulenden Melonenschalen dümpelte. Ein alter Dodge blubberte an ihr vorbei.
Sie ging zurück zu ihrem Freund, der die Koffer bewachte. Joseph Hofstätter, 24 Jahre alt, aus Wien und Doktor der Rechtswissenschaft, entsprach keineswegs den Vorstellungen, die Josefines Mutter von einem künftigen Schwiegersohn hatte. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und hatte weder den Ehrgeiz, der High Society anzugehören, noch das Bestreben, besonders reich zu werden. Zu Geld hatte er keine Beziehung. Josefines Millionenerbe betrachtete er eher als hinderlich. Wäre sie ein »einfaches« Mädchen gewesen, hätte er sie schon vor Monaten zu seiner Geliebten gemacht. Damals, als er mit nichts als nur zwei alten Koffern voller armseliger Klamotten aus Wien nach Frankfurt kam, um hier seine Arbeitsstelle anzutreten, war Josefine noch die arrogante, anspruchsvolle Prinzessin gewesen. Dass er bei einer solchen verwöhnten Lady keine Chancen auf ein Liebesverhältnis hatte, war ihm von Anfang an klar. Aber er war fasziniert vom Wesen dieser kühlen, klugen und distanzierten jungen Frau. Dass sie noch unter der quälenden, nach drei endlosen Jahren zu Ende gekommenenBeziehung mit seinem Freund Barta litt, hatte er gleich bemerkt. Und so war es ihm gelungen, mit Geduld und Einfühlsamkeit, mit freundschaftlicher Zuneigung, mit ein wenig List und schließlich mit Liebe, Josefine zu gewinnen. Sogar die kurze und heiße Affäre mit ihrer Erzfeindin Charlotte Trenkhoff hatte sie ihm verziehen. Und jetzt war es ihr eigener Wunsch gewesen, mit ihrem Joseph den Urlaub auf seiner gewohnten Ferieninsel in Dalmatien zu verbringen. Dass er dortin den vergangenen Jahren jede Gelegenheit wahrgenommen hatte, hübsche Mädchen zu vernaschen, wusste sie. Diesmal aber hatte sie ihm die Suppe versalzen. Er sollte sich nur trauen, anderen Weiberröcken hinterher zu schauen!
»Heute geht kein Schiff mehr nach Hvar«, klärte sie Joseph auf.
»Tja, dann übernachten wir eben in Split«, antwortete er gelassen. »Ein Zimmer finden wir ganz leicht. Drüben am Bahnhof stehen immer Männer, die ihre Sobe anbieten.«
Sie gingen den Weg zurück über die Mole, vorbei an Halbwüchsigen, die auf der Hafenmauer hockten und fischten. Vor dem Bahnhof sahen sie schon einige ältere Männer mit Strohhüten, die den vorübereilenden Touristen »Soba, Soba Izvolite, Zimmer gefällig, wenn angenehm!« zuriefen.
Joseph sprach einen der Männer an, der ihm am vertrauenswürdigsten erschien.
»Zimmer? Gut, kommen sie mit mir, ich habe Zimmer«, sagte der Mann in fast akzentfreiem Deutsch.
»Weit vom Hafen?«, wollte Josefine wissen. Sie war schon recht erschöpft und hatte Sehnsucht nach einer erfrischenden Dusche und einem Bett, auf dem sie sich wenigstens eine Stunde lang ausstrecken konnte. Und sie hatte Sehnsucht nach Joseph, nach seiner Berührung, seinen Zärtlichkeiten. Noch keine Woche war es her, dass sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Aber was heißt da »geschlafen«? Joseph vermochte ihr, die außer einem vorzeitig abgebrochenen Schäferstündchen mit ihrem Ex Barta noch keine körperliche Liebe kennengelernt hatte, eine ganz neue Welt zu erschließen. Und jetzt verspürte sie schon wieder dieses sehnsuchtsvolle Ziehen in ihrem Schoß.
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