Fabian und Labude unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer sozialen Herkunft, sondern auch hinsichtlich ihres Politische Ziele und aktives Engagement politischen Engagements. Beide empfinden die anhaltende Krise und den »provisorischen Charakter der Epoche« (S. 68), doch Labude versucht aktiv eine Verbesserung der gesellschaftlichen Situation herbeizuführen. Er hat Ideale und konkrete politische Ziele und ist davon überzeugt, die Besserung der Menschen über eine Besserung der gesellschaftlichen Zustände erreichen zu können: Man müsse »das System vernünftig gestalten, dann werden sich die Menschen anpassen« (S. 59). Labude hält politische Vorträge und ist an der Bildung einer radikalbürgerlichen studentischen Initiativgruppe beteiligt, deren Aufgabe er darin sieht, »den Kontinent zu reformieren« (S. 89).
Labude organsiert gerne – im politischen wie im privaten Bereich –, so dass sogar »sein Sinn für Moral« als »eine Konsequenz der Ordnungsliebe« (S. 129) erscheint. Er hat vor, seine in Hamburg lebende Verlobte Leda nach erfolgreicher Habilitation zu heiraten. »Seine Zukunft war, nach der familiären Seite, bis auf die fünfte Stelle nach dem Komma ausgerechnet« (S. 109), erklärt Fabian. Scheitern der privaten Zukunftsplanung Doch Labudes Rechnung geht nicht auf. Als er erfährt, dass Leda ihn mit einem anderen betrügt, gerät sein »privates Ordnungssystem« (S. 129) durcheinander. Ledas Verrat trifft Labude so schwer, dass er die Beziehung noch in Hamburg beendet: »Der Fall ist erledigt. Ich habe fünf Jahre damit zugebracht, unter einer falschen Voraussetzung zu leben, das reicht« (S. 96).
Ebenso impulsiv und konsequent reagiert Labude auf die Nachricht von der Ablehnung seiner Habilitationsschrift. Obwohl er fünf Jahre intensiv an der Schrift zu Lessing gearbeitet hat und auch Fabian sie als »meisterhaft« (S. 228) einschätzt, glaubt er der Lüge des Assistenten Weckherlin, ohne das Gespräch mit dem Geheimrat zu suchen und die Gründe für die Ablehnung seiner Arbeit zu hinterfragen. Ordnungsliebend wie er ist, legt er in einem Abschiedsbrief die Gründe für seine Selbsttötung dar: »Die Berufliches Scheitern führt zur Selbsttötung Ablehnung meiner Arbeit ist, faktisch und psychologisch, mein Ruin, vor allem psychologisch. Leda wies mich zurück, die Universität weist mich zurück, von allen Seiten erhalte ich die Zensur Ungenügend. Das hält mein Ehrgeiz nicht aus, das bricht meinem Kopf das Herz und meinem Herzen das Genick, Jakob« (S. 209).
Labude, der sein Leben bis ins Kleinste geplant und große Ziele gehabt hat, hält das doppelte Scheitern in privater und beruflicher Hinsicht nicht aus. Sein Tod basiert auf einem schlechten Scherz, auf einer falschen Annahme. Und zugleich zerbricht er an dem Realität vs. Selbstbild Widerspruch von Realität und Selbstbild, wie Fabian traurig an seinem Totenbett bemerkt: »Du warst ein guter Mensch, du warst ein anständiger Kerl, du warst mein Freund, aber das, was du vor allem sein wolltest, das warst du nicht. Dein Charakter existierte in deiner Vorstellung, und als die zerstört wurde, blieb nichts mehr übrig als ein Schießeisen und das, was hier auf dem Sofa liegt« (S. 217).
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