Zahlreiche Wanderwege führen rund ums Kloster durch das Siebengebirge, am Eingang steht eine große Wanderkarte. Danach ist die Klosterstube eine gute Gelegenheit zur Einkehr und Stärkung.
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Kloster Heisterbach
Heisterbacher Straße
(zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott)
53639 Königswinter-Heisterbacherrott
02223 700737 (Führungen)
www.abtei-heisterbach.de
9 Basalt für die Nordsee
Königswinter: Basaltsteinbruch Kleiner Weilberg bei Heisterbacherrott
Basalt ist das wichtigste Gestein des Rheinlandes. Ohne Basalt bliebe der Rhein nicht in seinem Bett, wären die Niederlande schon untergegangen und so manche Nordseeinsel wäre weggespült. Wahrscheinlich wäre auch der Kölner Dom schon umgekippt. Links und rechts des Rheins gibt es zahlreiche Vulkangebiete: den Westerwald, das Siebengebirge, das Drachenfelser Ländchen und die Eifel. Viele Vulkane und Lavaströme bestehen aus Basalt, einem Gestein, das sich aus einem meist dünnflüssigen Magma bildet, das tief aus dem Erdinneren aus dem Erdmantel empordringt. Erstarrt die Basaltlava, verringert sich ihr Volumen, es entstehen Zerrspannungen und das Gestein zerreißt zu säulenförmigen Strukturen, die im Idealfall sechseckig sind.
Nirgendwo im Siebengebirge sind die Basaltsäulen so schön wie am Weilberg. Im Steinbruch des Kleinen Weilberges kann man sie sogar anfassen. Die Säulen stehen dort nicht senkrecht, wie etwas weiter am Großen Weilberg, sondern sie kommen praktisch auf uns zu und wir sehen ihre Querschnitte.
Riesige Mengen Basaltsäulen wurden überall abgebaut, ganze Berge verschwanden im Rheinland deswegen, so auch der Weilberg und andere Kuppen des Siebengebirges wie der Asberg, der Meerberg und der Minderberg, Teile des Oelberges und des Leyberges. Mit Basaltsäulen sind weite Teile des Rheinufers befestigt, niederländische Deiche wurden damit angehäuft, Nordseeinseln befestigt und die 15 Meter dicken Fundamente des Kölner Doms geschaffen. Die Basaltsäulen unter dem Kölner Dom, im Volksmund früher Unkelsteine genannt, stammen von der Erpeler Ley im südlichen Siebengebirge – an deren Fuß die Ortschaften Erpel und Unkel liegen.
Ein paar Hundert Meter weiter im Steinbruch des Großen Weilberges erklären Infotafeln den Vulkanismus des Siebengebirges.
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Basaltsteinbruch Kleiner Weilberg
Erreichbar vom Wanderparkplatz Weilberg an der L268 von 53639 Oberdollendorf nach 53639 Königswinter-Heisterbacherrott. Dem Weg Richtung Weilberg folgen, nach 50 Metern führt ein kleiner Pfad rechts in den Steinbruch.
Tourismus Siebengebirge
Drachenfelsstraße 51
53639 Königswinter
02223 917711
www.siebengebirge.com
10 Steine für das Kloster Heisterbach
Königswinter: Stenzelberg-Rundweg bei Heisterbacherrott
Der Stenzelberg mit seinen unheimlichen Schluchten ist ein ehemaliger Lavakörper, der nahezu komplett abgebaut und zu Kirchen und Klöstern verarbeitet wurde. Hier stehen seltsame Zapfen, sogenannte Umläufer, vulkanische Konstrukte, die Geologen als Entgasungsschlote in der Lava deuten. Es sind die markantesten und auffälligsten Strukturen am Stenzelberg. Der größte von ihnen wird jedes Jahr von unbekannten Kletterern mit einem Weihnachtsbaum geschmückt.
Wenn nicht gerade Weihnachten ist, wandern wir auf dem etwa drei Kilometer langen Stenzelberg-Rundweg um diesen halb abgebauten Gipfel herum sowie auf einem kleinen Pfad durch ihn hindurch. Strahlt die Sonne, schaut hier und da eine Mauereidechse hervor, Falken schießen an den steilen Wänden entlang und herrliche Blumen blühen. Seit Beginn des 11. Jahrhunderts wurde hier das Gestein Latit abgebaut, der Berg war Eigentum des Zisterzienserklosters Heisterbach. Aus dem Gestein wurden die Kirche und die anderen Klostergebäude der Abtei errichtet, auch in Bonn und Köln wurde das Gestein verbaut. Wer genau hinschaut, findet es überall, ein feinkörniges hellgraues Gestein mit oft bis zu fingergroßen schwarzen Hornblendekristallen darin. Wir sehen diese Kristalle im Berg, in den Mauern der Klosterruine und im ganzen Rheinland. Wer sie erkennt, der vermag künftig locker zu sagen: »Aha: Stenzelberg-Latit!« Zum Unglück aller Mineraliensammler lassen sich diese großen schwarzen Kristalle nicht aus dem Gestein herausarbeiten.
Eine 1891 eröffnete Schmalspurbahn brachte den Latit durch das Tal, in dem wir parken, nach Niederdollendorf ans Rheinufer zur Verladung. Ende 1931 wurde der Gesteinsabbau am Stenzelberg eingestellt, seither gehört der Berg der Tier- und Pflanzenwelt.
Am Einkehrhaus Waidmannsruh ist der Wanderweg zum Kloster Heisterbach ausgeschildert, ein Bus fährt vom Klostereingang bergauf und hält am Parkplatz Stenzelberg.
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Stenzelberg-Rundweg
Ausschilderung am Wanderparkplatz Stenzelberg, der rechter Hand an der Straße von Kloster Heisterbach nach 53639 Königswinter-Heisterbacherrott liegt
11 Hier röhrt der Hirsch
Königswinter: Einkehrhaus Waidmannsruh bei Heisterbacherrott
Schön am Siebengebirge sind die Einkehrhäuser mitten im Wald, man kann auf nahezu jeder Wanderung irgendwo ein Gasthaus erreichen und dort gut essen. Nach ein paar gewanderten Kilometern schmeckt es bekanntlich sowieso umso besser.
Das urigste dieser Einkehrhäuser ist sicherlich das Einkehrhaus Waidmannsruh am Stenzelberg. Nur zu Fuß erreichen wir dieses Einkehrhaus über einen recht steilen Anstieg von Heisterbach her oder über einen längeren Weg von der Margarethenhöhe, wunderschöne Wanderungen, die sich beliebig um zahlreiche Umwege und Schleifen verlängern lassen. Und dann steht da dieses Häuschen wie aus einem alten Heimatfilm. Es müsste eigentlich in Schwarz-Weiß fotografiert werden, und dann fehlt nur noch Peter Alexander auf der Terrasse. Sogar ein Hirschröhren ist zu hören … es kommt aus der Gaststube … Genau diese Szenerie lieben die Leute, diese urige Gemütlichkeit wie aus einer vordigitalen Zeit.
In der Gaststube verputzt man deftigen Kesselsknall, das ist ein Kartoffelauflauf, eine regionale Spezialität. Noch so fies kann das Wetter sein, hier drinnen fühlt man sich nach der langen Wanderung wie zu Hause. An schönen Sommertagen ist die Terrasse ein wahrer Lieblingsplatz, stundenlang lässt es sich dort sitzen und nach dem deftigen Essen das ein oder andere Glas Siebengebirgswein genießen – wohl dem, der einen Fahrer dabeihat. Das ist wie Urlaub, nur ohne Meer, die Terrasse liegt immer in der Sonne und wer Zeit hat, nimmt ein Buch mit. Allerdings: nur an Wochentagen! An schönen Wochenenden kann es hier so voll sein, dass man anstehen muss, bis ein Tisch frei wird. Aber warum nicht einmal einen Tag in der Woche freimachen und die schönen Seiten des Siebengebirges kennenlernen?
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