Elbquelle
Berliner Straße
D-01587 Riesa
Riesa Information
Hauptstraße 61
D-01589 Riesa
+49 (0)3525 529420
www.riesa.de
11 Ein historisches Schwergewicht
Torgau: Rund um Schloss Hartenfels Torgau
Für unsere Familie war damals die Welt hinter Meißen zu Ende, genauer gesagt hinter Diesbar-Seußlitz. »Da kommt nischt mehr«, pflegte mein Vater zu sagen, wenn es um Ausflüge am Wochenende ging, und so lernte ich Torgau erst als Erwachsener kennen und schätzen. Die Stadt ist über 200 Jahre älter als Dresden und feierte 1973 ihren 1.000-jährigen Geburtstag. Ungeschoren durch die letzten Kriege gekommen, hat sich auch die gewaltige Schlossanlage aus der Frührenaissance vollständig erhalten können. Der riesige Schlosshof ist imposant, wobei der Blick sofort auf den markanten Wendelstein fällt, eine 20 Meter hohe freitragende Treppe. Einst von Dresdner Bildhauern aus Elbsandstein gemeißelt, erstrahlt sie frisch restauriert in warmen Gelbtönen. Jeder Besucher sollte die rechtsdrehende Gewindespirale ersteigen, um dieses meisterhafte Steinmetzkunstwerk mit jedem Schritt selbst zu erspüren. Eine bessere Aussicht auf die Altstadt und über die Elbe bietet allerdings der Schlossturm mit offenem Rundgang.
Doch damit nicht genug, weitere Baudenkmäler in Torgau rufen den Respekt vor der Leistung unserer Vorfahren hervor. Unweit des Schlosses erhebt sich die Marienkirche, ein gewaltiger, dreischiffiger, spätgotischer Sakralbau. Beeindruckend ist die farbig bemalte wie figürlich gestaltete Grabplatte von Katharina von Bora, der Witwe Martin Luthers, die auf der Flucht vor der Pest in einer Kutsche verunglückte und in Torgau 1522 verstarb. Glücklicher ging das Treffen der Alliierten auf der zerstörten Elbbrücke am 25. April 1945 aus, als sich Amerikaner und Sowjetsoldaten symbolisch die Hände schüttelten und an diesem Elbe-Day das Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelten. Die historische Brücke gibt es nicht mehr, stattdessen ein Denkmal am Fuße des Schlosses.
Unbedingt an einer Stadtführung teilnehmen, Anmeldung in der Tourist-Information am Markt!
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Schloss Hartenfels Torgau
Schlossstraße 27
D-04560 Torgau
+49 (0)3421 7581089
www.schloss-hartenfels.de
Torgau-Informations-Center
Markt 1
D-04860 Torgau
+49 (0)3421 70140
www.tic-torgau.de
12 Gleich zwei schöne Marktplätze
Oschatz: Spaziergang durch die Altstadt
Von Dresden aus betrachtet liegt Oschatz irgendwo im Nirgendwo, in der Ferne nördlich von der Landeshauptstadt, noch hinter Riesa – also ganz weit weg. Das täuscht, denn die Regionalbahn gen Leipzig fährt nach nur 50 Minuten im kleinen längst verplombten Bahnhof von Oschatz ein. Der aussteigende Fremde staunt sogleich über einen zweiten kleineren Bahnhof mit Schmalspurgleis. Hier startet der Zug »Wilder Robert« im Dampfbetrieb zu Sonderfahrten nach Glossen.
Uns interessiert heute allerdings die rund 800 Jahre alte Stadt Oschatz. Ihr Zentrum mit gefälliger Renaissance-Architektur lässt den Romantiker aufmerken. So bietet zunächst der Altmarkt mit einem imposanten Brunnen des Künstlers Joachim Zehme ein beeindruckendes Ambiente. Gleich nebenan auf dem Neumarkt ziert ebenfalls ein markanter Brunnen das Granitpflaster, gekrönt von einem Löwen – dem Wappentier der Stadt.
Nach dem Prinzip der Steigerung krönt der Neumarkt mit der doppeltürmigen neogotischen Sankt Aegidien Kirche das Stadtbild. Über 199 Stufen lässt sich die ehemalige Türmerwohnung mit Schauwerkstatt erklimmen. Was für eine Aussicht auf die sanfte Hügellandschaft bis hin zum Berg Collm! Bei Kuchen und Kaffee im gemütlichen Stübchen lauschen wir den originellen Geschichten über die Generationen von Türmerfamilien, die einst hier oben in luftiger Höhe gelebt haben. Oschatz hat noch weitere Trümpfe im Köcher: ein Stadtmuseum mit Wachturm, die moderne Stadthalle Thomas-Müntzer-Haus und das Wüste Schloss Osterland am Stadtrand. Rad- und Wanderwege durch Wiesen und Wälder bilden ein grünes Netz rings um die Stadt. Also aufgerafft – die Stadt lohnt sich!
Das familienfreundliche Freizeit-Erlebnisbad Platsch mit großzügiger Saunalandschaft ist auch für wettergarstige Tage einen Ausflug wert!
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Altstadt
Startpunkt: Oschatz-Information
Neumarkt 2
D-04758 Oschatz
+49 (0)3435 970242
www.oschatz-erleben.de
13 Der älteste Baum in Sachsen
Wermsdorf: Collmer Sommerlinde
Dieser Baum erinnert mich an eine Party, auf der ich als Gast weilen konnte. Neben mir saß eine unbekannte Schönheit, wir eröffneten eine respektvolle Konversation. Schließlich offenbarte mir meine Tischnachbarin, dass sie Shiatsu sehr wertschätze und zur Entspannung und Aufmerksamkeitssteigerung für das Selbst regelmäßig genieße. Naiv wie kenntnisarm fragte ich sie, ob sie demnach zu den Menschen gehöre, die Bäume umarmen. Ihr Blick gefror zu Eisdolchen. Sie wandte sich ab und wechselte an dem Abend kein Wort mehr mit mir …
Die Collmer Linde reckt knapp 20 Meter ihre Krone neben der Kirche empor und weist einen Stammumfang von elf Metern auf. Zur Umarmung bedarf es mindestens sechs Menschen, je nach Körperwuchs. Man sollte sich hier finden und zusammentun. Nirgendwo in unserem Freistaat ist es uns Zeitgenossen vergönnt, ein so uraltes Lebewesen zu berühren und seine Energie, Lebensweisheit und Altersgelassenheit zu spüren und in sich hineinzusaugen.
Was hat dieser Baum in den kaum vorstellbaren über 1.000 Jahren seines Lebens alles gesehen, ohne sich vom Fleck zu rühren? In seiner Jugend vor 800 Jahren soll er Dingplatz gewesen sein, ein Ort oberster Rechtsprechung. Entscheidungen über Leben und Tod wurden im Schatten der Linde gefällt. Etwas harmloser war im Mittelalter die Nutzung als Pranger, bei dem ein Ringeisen um den Hals des Delinquenten gelegt wurde. Heute umgibt die Sommerlinde eine Aura von dörflicher Idylle und ruhiger Besinnung. Ich horche in den Stamm hinein. Der Lärm der Welt – er bleibe bitte außen vor! An den zerrissenen Wurzeln, an der zernarbten Rinde, an den Höhlungen und Löchern finde ich Frieden und rege mich weniger über alle Unbilden dieser so unruhigen, modernen Zeit auf. Komplette Entschleunigung unterm Baume auf dem Friedhof des kleinen Dorfes. Ganz ohne Shiatsu, Zen, Yoga und was auch immer.
Unweit des Dorfes erhebt sich der Collmberg mit Aussichtsturm, mit rund 313 Metern die höchste Erhebung weit und breit im nördlichen Sachsen.
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Collmer Linde
Dorfplatz
D-04779 Wermsdorf-Collm
www.wermsdorf.de
Touristinformation Wermsdorf
Altes Jagdschloss 1
D-04779 Wermsdorf
+49 (0)34364 81132
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