60 Der König der Tafelberge
Děčín: Děčínský Sněžník
61 Ein Kleinod Böhmens
Velké Březno: Schloss Velké Březno
62 Sommerresidenz der Habsburger
Zákupy: Schloss Zákupy
63 Über dem Dresdner Elbkessel
Kreischa: Babisnauer Pappel
64 Treffpunkt für Romantiker
Müglitztal: Kunsthof Maxen
Westen
65 Ein vielfältiger Gehölzwald
Tharandt: Forstbotanischer Garten
66 An der Roten Weißeritz
Freital: Rabenauer Grund
67 Skulpturen schön wie Gemälde
Mittweida: Johannes-Schilling-Haus
68 Glitzersteine aus aller Welt
Freiberg: Mineraliensammlung terra mineralia
69 Ein historisches Schwergewicht
Freiberg: Freiberger Dom St. Marien
70 Und er dreht sich doch
Marienberg: Pferdegöpel Rudolphschacht in Lauta
71 Irgendwo im Nirgendwo
Boží Dar: Berggipfel Meluzína im böhmischen Erzgebirge
72 Edler Herrensitz im Grünen
Jirkov: Schloss Červený Hrádek
73 Einfach mal den Stecker ziehen
Červený Hrádek: Stille Bank am See Zámecký rybník
74 Ein Muss für Mountainbiker
Annaberg-Buchholz: Mountainbike-Route Stoneman Miriquidi Trail
75 Mächtiger Wächter über der Stadt
Annaberg-Buchholz: Pöhlberg
76 Ein Turm für die Ewigkeit
Annaberg-Buchholz: Turm der St. Annenkirche
77 Pfennigsemmel und Groschenbrot
Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Museum
78 Per Eisenbahn in den Berg
Annaberg-Buchholz: Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln bei Frohnau
79 Ein Bier so rot wie Kupfer
Scheibenberg: Brauerei Fiedler in Oberscheibe
80 Leuchtendes Kobaltblau
Schneeberg: Technisches Museum Siebenschlehener Pochwerk
81 Romantische Ritterburg
Frohburg: Burg Gnandstein
82 Spätgotisches Kleinod
Frohburg: Dorfkirche Gnandstein
83 Lebendige Geschichte
Rochlitz: Schloss Rochlitz
84 Kleinod an der Zwickauer Mulde
Wechselburg: Benediktinerkloster und Schlosspark Wechselburg
85 Flieg, flieg wie Ikarus!
Colditz: Schloss Colditz
Karte
Raus aus dem Kessel!
Vorwort: Vor die Tore Dresdens
Der beschleunigte Wiederaufbau nach der politischen Wende 1989 hat Dresden ohne Zweifel aufblühen lassen. Die Altstadt konnte sich mit neobarocken Kleidern neu schmücken. Ein Hauch von Disneyland – so ein Schülerkommentar – umschwebt das Areal um die Frauenkirche. Klar, der Sachse liebt die Gemütlichkeit auch in der Architektur und misstraut dem modernen Bauwesen aus Glas, Stahl und Beton. So lassen sich Bezüge zu unserem aktuellen Jahrhundert eher selten erblicken. Die letzten Kriegslücken werden derzeit geschlossen, die sächsische Landeshauptstadt boomt! Die Einwohnerzahl nimmt seit Jahren zu. Zuziehende beanspruchen Wohnraum, ebenso die Neuankömmlinge auf Erden, denn Dresden schmückt sich seit Jahren mit dem Titel, die Geburtenhauptstadt von Deutschland zu sein. Der Mietmarkt ist eng geworden. Komplexe Wohnviertel schießen wie Pilze aus dem Boden. Wem die steinernen Kulissen in der Stadt zu viel werden, sollte die Chance beim Schopfe packen und auf der Suche nach Balsam für die Seele hinaus in die Natur pirschen und sich Kraft holen im erweiterten Horizont.
Dresden hat das Glück, in einer unglaublich vielfältigen und abwechslungsreichen Umgebung zu liegen. Was für ein Trumpf, was für ein üppigst gedeckter Gabentisch! Welche Schätze liegen hier für jeden Dresdner und Besucher parat! In alle Himmelsrichtungen kann man starten und sich vollkommen konträre Horizonte erschließen: im Norden die eiszeitlich geprägte Endmoränenlandschaft mit einer derzeit neu entstehenden Seenplatte rings um Senftenberg, im Osten die Oberlausitz mit ihren sanften Bergen und lauschigen Kleinstädten, im Süden den Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz und die malerischen Vulkanhügel Nordböhmens und schließlich im Westen das Erzgebirge (tschechisch Krušné hory). Egal in welche Richtung man sich zu Tagesausflügen aufrafft, für jeden Geschmack sind Ziele dabei, mit denen sich die eigene Batterie wieder aufladen lässt.
Unsere Lieblingsplätze beginnen im Norden und ergeben im Uhrzeigersinn um Dresden herum einen Kreis. Der Rathausmann in der sächsischen Landeshauptstadt fungiert sozusagen als Dreh- und Angelpunkt. Er müsste als Wegweiser mit ausgestrecktem Arm ganz langsam um seine Achse rotieren können. Untereinander sind die Lieblingsplätze kaum miteinander thematisch vernetzt. Jeder steht für sich allein und bildet eine eigene in sich abgeschlossene Geschichte – sozusagen eine Short Story. Unsere Schwerpunkte tendieren zu besonderen landschaftlichen Höhepunkten in Abwechslung mit romantischen Klöstern, Burgen und Schlössern, geschaffen von unseren Vorfahren in längst vergangenen Zeiten. Bei der Suche nach Lieblingsplätzen ist uns einmal mehr aufgefallen, wie tief die Romantik in uns verwurzelt ist. Die feinen Sinne können wieder auftanken. Mit körperlicher Fortbewegung zu Fuß oder per Fahrrad steigt der Erholungseffekt über den Tag fernab der Großstadt und abends lässt es sich mit Verve und frischem Blick gestärkt in den Elbkessel zurückkehren. Einige Ziele liegen am Außenradius von 100 Kilometern Luftlinie. Daraus resultiert in Autobahnnähe oder bei direkter Zuganbindung wie nach Görlitz kein Zeitproblem. Anders sieht natürlich die Anreisezeit bei Landstraßen oder mit Umstiegen bei der Bahn aus – etwa ins Erzgebirge, Kohrener Land oder Isergebirge in Böhmen. Bei diesen Orten vielleicht den Tagesausflug gegen einen Wochenendtrip mit Übernachtung tauschen?
Das Zusammenstellen von unseren Lieblingsplätzen gestaltete sich nach dem Prinzip »Qual der Wahl« – ein Luxusproblem. Erstaunlich viele liegen in Böhmen, was einer tief liegenden Schwäche für die lieblichen Gefilde unseres tschechischen Nachbarlandes entspringt. Für die endgültige Auswahl haben wir eine ausgewogene Mischung aus völlig unbekannten Kleinoden, Zufallsentdeckungen und einigen Höhepunkten angestrebt. Häufig sind es sehr spezielle Blickwinkel.
Also aufgerafft, lassen Sie sich von unseren Impulsen inspirieren und erschließen Sie rund um Dresden neue Gefilde, Ecken und Winkel – die Begeisterung für dieses herrliche Fleckchen sächsisch-böhmischer Erde kommt von ganz allein.
1 Ein goldener Richtungsweiser
Dresden: Rathausmann Dresden
Ein fünf Meter großer Recke in luftiger Höhe! Er soll der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches werden, sozusagen der geografische Mittelpunkt. Niemand trägt sein Haupt in der sächsischen Residenzstadt höher als er – genau 100,3 Meter über der Elbe bei Normalpegel. Das entspricht exakt der gleichen Höhe des Wetterhahnes auf dem Dresdner Schlossturm, denn unser letzter sächsischer König lehnte jeden Gebäudeneubau ab, der höher sein sollte als sein Residenzschloss. Nicht der König, sondern ein muskelbepackter Ringkämpfer und Artist vom Zirkus Sarasani stand dem Bildhauer Richard Guhr für die Figur Modell. Seit der Einweihung des Neuen Rathauses im Jahre 1910 wacht der goldene Mann als Schutzpatron über Dresden. Im Zweiten Weltkrieg reichten seine Kräfte als Herkules nicht aus, um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.
Zum 800. Geburtstag von Dresden 2006 wurde die Skulptur aus Kupferblech kurzzeitig von ihrem hohen Posten heruntergeholt und bekam eine frische Vergoldung verpasst. Bei diesem Ausflug hinunter zur Erde konnten die Dresdner ihren Rathausmann ausnahmsweise aus der Nähe betrachten und seine Pose leichter deuten. Mit der Linken leert er ein Füllhorn, aus dem es nur so purzelt. Sind es figürliche Allegorien, die überlebensgroß den Turmumlauf zieren? Es handelt sich dabei um sechzehn Sandsteinfiguren, die allesamt die edelsten menschlichen Tugenden wie Liebe und Hoffnung, Weisheit und Klugheit, Glaube und Mut, Güte und Beharrlichkeit darstellen – um nur einige zu nennen. In Summe können es all diese guten Gaben sein, die aus dem Füllhorn geschüttet werden, damit es den Menschen in dieser Stadt wohlergehen möge. Die rechte Hand des Rathausmannes weist über uns hinweg diffus in die Ferne. Aus unserer Sicht kann das nur bedeuten: auf zu Jan Hüblers und Kirsten Balbigs Lieblingsplätzen rund um Dresden!
Читать дальше