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Saubachtal
Startpunkt Wanderung: Straßenkreuzung mitten im Ort/Langer Weg
D-01665 Klipphausen-Constappel
Neudeckmühle
Neudeckmühlenweg 13
D-01665 Klipphausen
+49 (0)35204 48466
www.neudeckmuehle.de
5 Archimedische Schraube
Triebischtal: Barthmühle Garsebach
Dieser Platz ist eine Hommage an meinen Vater. Ab und an spüre ich seine Prägung, wenn es um Technik und Maschinenbau geht. Letztendlich sind auch die vielen Semester Studium an der TU in Dresden bis zum Diplomingenieur nicht spurlos an mir vorübergegangen. Wenn ich in den Hof der Barthmühle spaziere, kommen genau diese Schwingungen aus Studentenzeiten in mir an die Oberfläche. Der Bauunternehmer Uwe Riße hat mit seiner Frau vor 20 Jahren den Mühlenhof gekauft und liebevoll saniert. Im Jahre 2016 rüstete er das historische Wasserwerk von einer Francisturbine auf eine Archimedische Schraube um. Ihre Dimension ist gewaltig: Die Schraube hat einen Durchmesser von zwei Metern und eine Länge von zwölf Metern! Sie läuft offen unter einem Vordach und dreht sich gemütlich wie ein Korkenzieher um ihre eigene Achse. Der Triebisch ist nicht anzusehen, dass sie beim Durchschaukeln in den Gewindekammern 20 Kilowatt Leistung an den Generator abgeben muss. Was für ein technisch raffinierter Goliath!
Hier schließt sich der Kreis zu meinem Vater, der als Konstrukteur im VEB Sachsenwerk in seiner Freizeit ein begeisterter Bastler gewesen ist. Als ich noch ein kleiner Junge war, werkelte er in monatelanger Bastelei im Keller an einer Miniwasserkraftanlage. Sie passte in eine Entwicklerschale, kaum größer als ein Kuchenblech, darin ein unterschlächtiges Wasserrad mit Schöpfwerk, eine Archimedische Schraube und eine Rückstrahlturbine. Das Modell war über Jahre der Mittelpunkt aller Kinderfeste in unserer Familie. Ich bin voller Freude, dass sich mein Vater und Herr Riße zum Gedankenaustausch und zur Modellvorführung in der Barthmühle getroffen haben. Da drehten sich große und die kleine Archimedische Schraube mal gleichzeitig nebeneinander. Übrigens ist hinter der Mühle ein Spielareal mit verschiedenen Wassermechaniken eingerichtet, nicht nur für Kinder!
Die Barthmühle bietet auch als Pension und für Feierlichkeiten ein gemütliches und uriges Ambiente.
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Barthmühle Garsebach
Meißener Straße 2
D-01665 Triebischtal-Garsebach
+49 (0)3521 400660
www.barthmuehle.de
6 Die Wiege Sachsens
Meißen: Denkmal am Heinrichsplatz
Der Platz hat was. Nicht konkret greifbare, aber spürbare Energien durchziehen unsere Körper und Seelen, wenn wir uns hier auf den sommerwarmen Stufen des Brunnens niederlassen. Um diesen Ort in seiner ganzen historischen Dimension zu begreifen, müssen wir sehr weit in der Zeit zurückgehen, denn bereits in der Jungsteinzeit vor 8.000 Jahren lassen sich archäologische Funde im Meißner Raum nachweisen. Später entstandene Wallanlagen und Hügelgräber konnten einem Alter von etwa 3.000 Jahren zugeordnet werden. Richtig ernst wurde es im Jahre 929, als der deutsche König Heinrich die hiesige Elbefurt inspizierte und die einmalige strategische Lage des 70 Meter hohen Felsens erkannte. Er ließ den bewaldeten Hang roden und eine erste Grenzfeste mit Heerlager errichten. Er stärkte das Militär und führte erfolgreiche Feldzüge gegen die Slawen, die fortan zähneknirschend Tribut an den König zu entrichten hatten. So legte König Heinrich I. die Saat für eine prächtige Entwicklung zur Residenzstadt der Wettiner. Über 800 Jahre beherrschte diese Fürsten- und Königsfamilie in einer schier endlosen Ahnenreihe die Geschicke Sachsens. Aus Platzmangel verlor Meißen um 1485 seinen Status als wettinische Hauptstadt an Dresden.
Seit 1863 schaut das Denkmal Heinrichs I. mit ernstem Gesichtsausdruck auf uns lebende Zeitgenossen herunter. Die meisterhafte Bronzeskulptur schuf Robert Henze, ein Kommilitone von Johannes Schilling an der Dresdner Kunstakademie. Zu Füßen des stolzen Königs plätschert der gleichnamige Brunnen mit Stufen. Gerne sitze auch ich im Sommer auf dem warmen Sandstein im Schatten zweier ausgewachsener Linden und genieße das beste Eis der Stadt vom benachbarten Venezia-Eiscafé. Das verleiht diesem geschichtsträchtigen Ort ein bisschen Leichtigkeit.
Wenige Meter hinter dem Denkmal steht das ehemalige Franziskanerkloster, seit 1903 Stadtmuseum, und wartet unter anderem mit interessanten Sonderausstellungen auf.
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Denkmal am Heinrichsplatz
D-01662 Meißen
Tourist-Information
Markt 3
D-01662 Meißen
+49 (0)3521 41940
www.touristinfo-meissen.de
7 Ein mystischer Ort
Meißen: Meißner Dom
Harmlos präsentiert sich heute der Domplatz im freundlichen Mittagslicht. Folgende Szene verlangt ein gänzlich anderes Wetterszenario: Gespenstische Nebel wallen über den Burghof. Vorn am Burggrafenpalast gibt es einen Menschenauflauf. Todesschreie, scharfe Befehle, sausende Schwerthiebe und auf einmal herrscht Grabesstille. Nur noch der kalte Wind lässt Blätter über das Pflaster rascheln. Ein Steinkreuz am Burghofeingang erinnert bis heute an das blutige Gemetzel Anno 1407, als dem Zwickauer Bürgermeister und drei Ratsherren wegen Gehorsamsverweigerung die Köpfe abgeschlagen wurden.
Aus dem Mittelalter sind auch harmlosere Episoden des Burgbergs überliefert wie jenes schlichte Rätsel im Gewand eines Reimes: »Wo ist der Berg, auf dem drei Schlösser stehn und nebenher drei Wasser gehn?« Es handelt sich um den Meißner Burgberg mit Bischofspalast, Markgrafenburg und Burggrafenpalast, flankiert von Elbe, Triebisch und Meisabach! Burggraf, Markgraf und Bischof fungierten im Mittelalter eher als rivalisierende Autoritäten denn als harmonische Troika in Sachen Machtausübung. Besonders von Bischof Benno (1066–1106) sind eine schwankende Haltung und Rebellion gegen den König überliefert. Als der widerständige Kirchenmann festgenommen wurde, warf er die Domschlüssel voller Wut in die Elbe. Als Bischof Benno nach längerer Haft wieder in sein Amt zurückkehrte, fing ein Fischer für das Abendmahl des Heimkehrers einen Elbekarpfen. Aus dessen Leib wurde der Legende nach jener Schlüsselbund geborgen!
Die Arbeiten am Dom wurden vor über 750 Jahren begonnen und trotz sich wandelnder Baustile gilt er heute als gotischer Kirchenbau. So ist ein homogenes wie gewaltiges Gotteshaus entstanden, dessen Vollendung erst vor einhundert Jahren mit den beiden neogotischen Turmspitzen ihren Abschluss fand.
Auf einem schönen Spaziergang außen um den Burgberg die Aussicht genießen und ein Gläschen Meißner Wein auf der Terrasse des Domkellers kosten.
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