Die Biologische Station Bonn veranstaltet regelmäßig geführte Wanderungen durch die Siegauen.
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Siegauen
Startpunkt Wanderung: Wanderparkplatz
Bergstraße
53844 Troisdorf-Bergheim
Biologische Station Bonn
0228 2495799
www.biostation-bonn.de
4 Museum für Fluss und Mensch
Troisdorf: Fischereimuseum Bergheim an der Sieg
Wer beim Wort »Fischereimuseum« an einen in die Jahre gekommenen, holzvertäfelten Altbau mit einem Sammelsurium angestaubter Exponate denkt, wird im Fischereimuseum Bergheim an der Sieg angenehm überrascht sein: Großzügig, licht und modern präsentiert sich das Gebäude. Hier wird die über 1000-jährige Geschichte des Fischerlebens an der Sieg wieder springlebendig und im wahrsten Sinne des Wortes »be-greifbar«.
Einst galt die Sieg als einer der fischreichsten Flüsse Deutschlands. An manchen Tagen seien die Fischernetze so schwer gewesen, dass man sie kaum aus dem Wasser hieven konnte, weiß Gerd Stöcker. Auch der Artenreichtum galt als einmalig: Zander und Hecht, Schleie und Lachs, Karausche, Barsch und Karpfen und viele andere tummelten sich hier. Und dann geht da noch das Gerücht von einem 2,20 Meter langen Wels …
Besondere Bedeutung in der Region hatte der Aalfang, der umfassende Kenntnisse und eine gute Fangtechnik erforderte. Ein historisches Aalfangboot, Aalschokker genannt, liegt heute unterhalb des Museums im Diescholls, einem Altarm der Sieg, vor Anker. Als eines von vier Schiffen gehörte die Maria Theresia der Fischerfamilie Mertens, die es durch Schenkung dem Museum vermachte.
Die Geschichte dieser Bergheimer Fischerfamilien lässt sich weit über tausend Jahre zurückverfolgen. Im Laufe der Jahrhunderte schlossen sie sich zu einem zunftähnlichen Verbund zusammen – der Fischerei-Bruderschaft zu Bergheim an der Sieg. Heute, nach mehr als 1.030 Jahren, zählt sie noch über 300 Mitglieder. Zwar gibt es keinen berufsmäßigen Fischfang mehr, doch die Fischerei-Bruderschaft pflegt weiterhin ihre Traditionen und den Naturschutz. Die traditionelle Flussfischerei der Bruderschaft zählt seit dem Jahr 2016 zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Das seit 2010 existierende Museum wird vom Förderverein des Fischereimuseums betrieben und von der Fischerei-Bruderschaft ehrenamtlich unterstützt. Dank umfassender Gewässerschutzmaßnahmen tummeln sich auch wieder Lachs und Meerforelle, Zander, Barsch und Aal in der Sieg wie eh und je.
Das Museum bietet ein umfassendes Veranstaltungsprogramm für die ganze Familie, etwa jahreszeitliche Wanderungen und originelle Mitmachaktionen für kleine Forscher und Bastler.
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Fischereimuseum Bergheim an der Sieg
Nachtigallenweg 39
53844 Troisdorf-Bergheim
0228 94589017
www.fischereimuseum-bergheim-sieg.de
5 Fährmann, hol über
Troisdorf: Siegfähre bei Bergheim
Früher gab es zahlreiche Fährverbindungen an den Ufern der Sieg. Heutzutage ist nur noch eine einzige erhalten geblieben: die Einmann-Gierfähre St. Adelheid, die die Städte Troisdorf-Bergheim und Bonn-Geislar verbindet. Ihr Prinzip ist so simpel wie clever: Angetrieben von der Strömungskraft, gleitet das Boot an einem quer über den Fluss gespannten Drahtseil entlang. Mit einem großen Heckruder wird gesteuert. Bei niedrigem Wasserstand wird mit einer Stake nachgeholfen. Die St. Adelheid ist die letzte noch betriebene Einmann-Gierfähre Deutschlands.
Über 40 Jahre lang beförderte Mathias Mertens Fahrgäste über die Sieg. Früher, bevor die nahe Brücke gebaut wurde, waren es vor allem Handwerker, die er von Troisdorf in den Bonner Stadtbezirk übersetzte, hat er mir einmal erzählt. Morgens um 5.30 Uhr ging die erste Fahrt, abends um 22.30 Uhr die letzte; nur bei Hochwasser oder bei schwerem Eisgang, wie zuletzt 1972, blieb die Fähre außer Betrieb.
Viele Hochzeitsgesellschaften hat er damals übergesetzt und immer musste er mit aufs Bild. Auch die Staatsoper von Shanghai hatte er zu Gast und natürlich die Politprominenz, vor allem zu alten Bonner Hauptstadtzeiten, aber auch später: Bundeskanzler Schröder etwa oder Norbert Blüm. Dann war da mal der Tag der Nackten, eine Horde unbekleideter Menschen, gefolgt von einem Fernsehteam …
Schon einmal bildete Mathias Mertens das Schlusslicht: Er war der letzte berufsmäßige Aalfischer auf dem Rhein; »sein« Aalschokker liegt heute vor dem Fischereimuseum vor Anker. Als ihn die zunehmende Wasserverschmutzung zum Aufgeben zwang, wurde er Fährmann. 2015 ist »Mertens Mattes«, wie seine Freunde ihn nannten, verstorben, doch »seine Fähre« geht noch immer. Heute hat Gabriel Gojic das Heckruder in der Hand. Etwa eineinhalb Minuten dauert die Flussüberquerung, pro Fährfahrt können etwa 20 Personen befördert werden.
Der Fährbetrieb geht in der Regel von Ostern bis zum Tag der Deutschen Einheit.
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Siegfähre
Zur Siegfähre
53844 Troisdorf-Bergheim
6 Ein Biergarten mit Fährverbindung
Troisdorf: Gaststätte Zur Siegfähre bei Bergheim
Direkt an der Siegfähre in Troisdorf-Bergheim liegt die gleichnamige Gaststätte. Der große Biergarten mit herrlichem Blick auf den Fluss ist erste Anlaufstelle für Spaziergänger und Radfahrer, die in den Siegauen unterwegs sind. Auch viele Stammgäste aus der Region kommen immer wieder gern in das 1923 erbaute Lokal, das seit 1973 von der Familie Adscheid geführt wird.
Auf einem Grünstreifen zwischen Gaststätte und Flussufer liegt heute die alte dunkelgrüne Gierfähre Sieglinde, die seit Ende der 1940er-Jahre ihre Dienste tat. 2005 wurde sie durch ein neues, größeres Boot mit Aluminiumrumpf ersetzt, doch noch immer ist es etwas Besonderes, im Biergarten oder in den verglasten Innenräumen oberhalb des Flusses zu sitzen und dem Fährbetrieb zuzuschauen. So schön, so schlicht: Das Interieur des Gasthauses muss ohne großen Schnickschnack auskommen, denn alljährlich im Oktober heißt es einpacken und ausziehen. Dann wird das Gebäude komplett leergeräumt. Fast so sicher wie das Amen in der Kirche ist nämlich das winterliche Hochwasser, das nur einmal ausblieb, seit die Familie Adscheid die Gaststätte übernahm.
Herrscht wieder einmal »Land unter«, so steht das Wasser nicht selten bis zum Dach – ein spektakulärer Anblick und immer wieder ein beliebtes Fotomotiv. In der Konsequenz bedeutet dies für Alexander und Petra Adscheid jedoch alle Jahre wieder, bevor sie im Frühjahr in die neue Saison starten: komplett renovieren und streichen. Die Gastronomen nehmen es mit erstaunlicher Gelassenheit hin. Das Hochwasser gehört eben dazu, dafür genießt man die einmalige Lage. Das sahen bereits Alexander Adscheids Eltern so, die das Lokal zuvor führten. Damals bestand es allerdings nur aus einem überdachten, nach allen Seiten offenen Innenraum. Doch als die Theke an Ostern im Jahr 1975 komplett einschneite, schien die Zeit reif für den Ausbau. Seither können die Gäste auch bei schlechter Witterung den Blick aufs Wasser genießen, ohne selbst nass zu werden.
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