Auf dem Planeten Trokan, der an Stelle des alten Mars die Sonne umkreist, hat sich unter einem Zeitrafferfeld die Zivilisation der Herreach entwickelt. Als das Feld zusammenbricht und Rhodan, Reginald Bull und Alaska Saedelaere durch einen sogenannten »Pilzdom« eine Brücke in die Unendlichkeit betreten, werden sie getrennt. Saedelaere wird in die Galaxis Bröhnder verschlagen und geht eine unfreiwillige Symbiose mit der abgeworfenen Haut des verbrecherischen Mutanten Kummerog ein, während Rhodan und Bull in der Galaxis Plantagoo auf die Zivilisation der Galornen treffen. Sowohl in Bröhnder als auch in Plantagoo fällt der Begriff »Thoregon«, hinter dem sich ein intergalaktisches Bündnis zu verbergen scheint.
In der Milchstraße tauchen derweil seltsame Igelschiffe auf, die zahlreiche Welten besetzen und dank ihres die Sinne verwirrenden Tangle-Scans kaum zu besiegen sind. Atlan und der aus Hangay zurückgekehrte Ronald Tekener führen den Kampf gegen die Invasoren an, die sechs verschiedenen Völkern entstammen, aber mit dem Mutterwesen Goedda einen gemeinsamen Ursprung aufweisen.
Auf der BASIS regt sich in Form der wiederbelebten Galactic Guardians eine neue Gefahr, der sich die TLD-Agentin Rebekka DeMonn stellen muss.
Später zeigt sich in der Milchstraße eine neue Entwicklung bei der »Invasion« der Tolkander. Mit den »Philosophen« kommt eine weitere Gattung Wesen ins Spiel, und immer mehr bewohnte Planeten fallen dem von ihnen ausgelösten »Kritzelwahn« anheim. Die Philosophen, die sich als freundliche Wesen geben, die man (aufgrund ihrer starken psionischen Kräfte) einfach liebhaben muss, verkünden den bevorstehenden Untergang. Dabei bringen sie immer mehr Galaktiker in ihre geistige Gewalt. Neben den Zellaktivatorträgern scheinen nur die Herreach gegen ihre den Tod bringende Ausstrahlungen immun zu sein …
Mit Band 1800, Robert Feldhoffs »Zeitraffer«, sahen wir den Beginn des Großzyklus »Thoregon«, der uns 400 Bände lang beschäftigen sollte, um erst in PR 2199 zu enden. Dahinter stand Feldhoffs Idee, der Serie einen »größeren Rahmen« zu geben, der eine Hintergrundgeschichte schildern sollte, die deutlich über die übliche Länge eines Zyklus hinausging und es ermöglichen würde, eine durchgehende Story über einen größeren Zeitraum zu erzählen.
Das Jahr 1996 sah den letzten PR-Roman von Peter Griese (Band 1827); der Autor war am 29. April verstorben (s. den Nachruf auf S. 46).
Zur Jahresmitte stieg der Preis der Heftromane der Erstauflage auf 2,40 Mark.
Ein Nachtrag: Zwischen Januar 1998 und Oktober 1999 gab es eine Thoregon-Buchausgabe. Sie erschien im Bechtermünz Verlag und wurde exklusiv über Weltbild vertrieben. Die Bücher enthielten jeweils vier Hefte sowie deren Innenillustrationen und ein Vorwort von Klaus N. Frick. Die Serie wurde im Oktober mit Band 8 (enthielt die Romane 1820 bis 1823) wieder eingestellt.
Zeitgleich mit dem Erscheinen von PR 1800 ging die erste Version der PERRY RHODAN-Homepage ins Netz. Diese Entscheidung war damals durchaus mutig, verfügten doch 1996 gerade einmal 3,1 Prozent der Deutschen über einen regelmäßig genutzten Internetanschluss; doch bereits im Folgejahr waren es bereits 6,7 Prozent. Im Jahre 2020, in dem diese Zeilen geschrieben werden, reden wir indes schon, je nach Quelle, von 86–89 Prozent. Die Entscheidung war also nicht nur mutig, sondern auch vorausschauend.
Die neue Richtung unter Robert Feldhoff
Nach dem Hirdobaan-Abschnitt (PR 1750–1799), der den 200-bändigen Zyklus um »Das größte kosmische Rätsel« zum Abschluss gebracht hatte, sah Klaus N. Frick die PERRY RHODAN-Serie in einer Krise. In einem »Logbuch der Redaktion« vom 26. Februar 2015 beschrieb der Redakteur rückblickend die seinerzeitige Planungssituation als ein »Stochern im Dunkeln« und als »spontan«, was häufig zu guten Ideen, aber nur selten zu befriedigenden Zusammenhängen führte. In einer längeren Pause während eines Autoren-Seminars in Wolfenbüttel, an dem sowohl Frick als auch Feldhoff als Referenten teilnahmen, machte Robert Feldhoff seinen Vorschlag einer übergreifenden Handlung, die mehrere Zyklen im Hintergrund verbinden sollte: »Stell dir ein Bündnis von mehreren Galaxien vor, vielleicht gerade sechs Stück, sie alle unter der Kontrolle von einer Superintelligenz. Und die Menschen werden das sechste Mitglied in diesem Bündnis. Sie müssen sich in diesem Bündnis behaupten – und natürlich gibt es Anfeindungen und Probleme, allerlei Schwierigkeiten, die unsere Helden beseitigen müssen.«
Dies war der Anfang jener Entwicklung, die dafür sorgte, dass das Thoregon-Thema für den neu ins Exposé-Team aufgenommenen Robert Feldhoff (s. die Kurzbiografie in Chronik 3, S. 347) die erste Gelegenheit wurde, sich in vollem Umfang an der Gestaltung zu beteiligen. Er nutzte diese Gelegenheit, um mit einem »kleinen« Zeitsprung von 68 Jahren die Konstellationen in der Milchstraße neu aufzubauen. Insbesondere die Isolierung der Unsterblichen durch die terranische Regierung sorgte für einen düsteren Beginn und setzte den Trend fort, der bereits im Doppelzyklus um die Cantaro und die Linguiden eindrucksvolle Schlaglichter gesetzt hatte: die veränderte Betrachtung von lange etablierten Völkern und Schauplätzen in der Milchstraße, die dadurch für langjährige Leser an neuem Reiz gewannen und für Neulinge ein frisches Bild boten.
Inoffiziell war Robert Feldhoff bereits seit Heft 1701 in die Exposé-Erstellung involviert gewesen, hatte aber keinen merklichen Einfluss auf jenen Zyklus ausüben können. Feldhoffs Einfluss wurde erst ab PR 1750 spürbar, als er der von Ernst Vlcek nur vage eingeführten Entität Gomasch Endredde Tiefe und Hintergrund vermittelte. So entstanden die Bände von 1750 bis 1799, die den Großzyklus in eine gänzlich neue Richtung schoben und ihm einen Abschluss verschafften, den man so zu seinem Beginn mit PR 1600 nicht vorgeplant, geschweige denn erwartet hatte.
PR 1800 installierte Feldhoff als gleichwertigen Exposé-Gestalter neben Vlcek; im Tolkander-Zyklus betreute er speziell die Abenteuer um Perry Rhodan und Reginald Bull in der Galaxis Plantagoo. Vlcek resümierte später, dass er um die Impulse froh gewesen sei, die er von Feldhoff für die Exposé-Arbeit erhalten habe, da nun nach Kurt Mahrs Tod nicht länger alle Verantwortung auf seinen Schultern ruhte.
Aus dem noch unter Florian Marzin entstandenen Arbeitspapier zum »Cortez«-Zyklus3 entwickelten sich die auf der »Tafelrunde der Unsterblichen« beruhende Idee des Projekts Camelot (ein also durchaus bewusst gewählter Name) sowie die verschiedenen Zustandsformen der Tolkander; die Herreach und ihr Zeitraffer waren ein rein Feldhoff’scher Zusatz. Und erst später würde klar werden, dass die durchaus komplex dargestellten Machenschaften der Tolkander-Völker nur ein erster Puzzlestein in einem weitaus größeren Gesamtbild sein würden.
Info zur Romanserie
Die GILGAMESCH
Die in PR 1800 noch auf Vorgabe von Florian Marzin neu eingeführte GILGAMESCH war als neues »Signaturschiff« der Unsterblichen gedacht, mit dem an die Erfolge der MARCO POLO, der SOL und der BASIS angeknüpft werden sollte. Sie war ein Modulraumer mit einem Durchmesser von zweieinhalb Kilometern, der aus dreizehn Großraumschiffen bestand. Der Gesamtverbund wurde nach dem sumerischen König Gilgamesch benannt.
Im Grundzustand war die GILGAMESCH ein Pentagondodekaeder (also ein Zwölfflächner, dessen Einzelflächen eine fünfeckige Form hatten), Jede der zwölf Flächen war gleichzeitig der Bug eines GILGAMESCH-Moduls. Die Module I bis XII waren mit dem Heck an das Zentralmodul XIII, MERLIN, angedockt, das ebenfalls ein Pentagondodekaeder war und 500 m maß. Die Module I bis XII waren grob ellipsoid mit einem Maximaldurchmesser von 700 Metern und einer Länge von 1076 Metern.
Bildliche Darstellungen des ungewöhnlichen Raumschiffs sind rar. Ohnehin sieht man meist nur den Zentralkörper und wenige Einzelmodule. Eine gute Vorstellung davon, wie sich die Einzelmodule zu einem Pentagondodekaeder vereinigen können, vermittelt das von Andreas Adamus geschaffene Titelbild der SOL-Ausgabe Nummer 19 (1999).
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