Und mit Band 2412 kehrte ich im November 2007 zur Erstauflage zurück. Das Thema waren die Aarus – das konnte ich einfach nicht an mir vorüberziehen lassen!
Danach folgte eine Zeit, in der der Begriff »Stammgastautorin« geprägt wurde … doch das geschah ab 2010 und ist daher eine Geschichte für den – hoffnungsvolles Augenzwinkern – fünften Band der Chronik!
Damit möchte ich den Vorhang öffnen für eine aufregende neue Ära der PERRY RHODAN-Chronik und wünsche spannendes Lesevergnügen und nostalgische Erinnerungen!
Susan Schwartz, Frühjahr 2021
Zeiten des Wandels
von Michael Thiesen
Die Jahre 1996 bis 2008 brachten für den großen Kosmos Perry Rhodans und zugleich auch für mein kleines persönliches Perryversum beträchtliche Umwälzungen mit sich.
Eine der Änderungen – eher äußerlich zwar, nichtsdestotrotz aber sehr tiefgehend – betraf das Erscheinungsbild der Hefte. 1995 war Johnny Bruck gestorben, der – man glaubt es kaum – zuvor die Titelbilder so gut wie aller PERRY RHODAN-Hefte gestaltet hatte. Nun trat ein Team neuer Illustratoren an, sein Werk fortzuführen. Die drei Neuen, Alfred Kelsner, Swen Papenbrock und Ralph Voltz bemühten sich zunächst sichtlich um eine optische Kontinuität, doch mit der Zeit und der Hinzuziehung weitere Künstler und vor allem auch neuer Techniken wurde die Gestaltung immer eigenständiger. Legt man heute eines der aktuellen Hefte neben ein altes mit Bruck-Cover, ist der Unterschied unverkennbar. Von manchen wird diese stilistische Veränderung als Verlust empfunden, doch sie hat das Erscheinungsbild von PERRY RHODAN weiterentwickelt und aus den Sechzigern ins neue Jahrtausend gebracht.
Fast zeitgleich erfolgte ein anderer, eher interner Wechsel. Klaus N. Frick übernahm endgültig die redaktionelle Verantwortung für die PERRY RHODAN-Serie. Er hatte nicht nur einen ganz anderen Zugang zu Perry Rhodan als Dr. Florian Marzin, sein Vorgänger, er konnte auch mit Autorenteam und Fans gleichermaßen gut umgehen. Eine seiner bedeutsamsten frühen Entscheidungen war es, Robert Feldhoff zu fördern und ihn zum Exposé-Autor zu machen.
Robert Feldhoffs »Aufstieg« kam nicht von ungefähr. Schon im Hamamesch-Zyklus, dem abschließenden Viertel des zu Ende gegangenen Großzyklus um das Große kosmische Rätsel, hatte man sein gestalterisches Potenzial erkennen können. Nun begann er offiziell zusammen mit Ernst Vlcek die Richtung der Serie zu bestimmen und entscheidend zu prägen.
Wohl mehr als jeder andere PERRY RHODAN-Autor setzte Feldhoff auf die Bildgewalt der Szenen, die er schuf. Als verfasse er nicht Romane, sondern Drehbücher für einen Film. Eigentlich kein Wunder, hatte er doch schon die ersten Szenarios für Dirk Schulz’ Comic-Serie »Indigo« entworfen. Für PERRY RHODAN brachte er beeindruckende Bilder hervor – man denke nur an die ungeschlachten Maunari-Körper, in die Kosmokraten mit dem Ungestüm olympischer Götter hineinfuhren, um sich in unserem Universum zu manifestieren, und die dann unter ihrer Präsenz verbrannten. Geradezu blass muten dagegen frühere Manifestationen Taurecs oder Vishnas an. Auch Protagonisten wie Zerberoff und die anderen Duale der Terminalen Kolonne TRAITOR zeugen von Feldhoffs optischer Orientierung.
Als Robert Feldhoff mit Heft 2000 offiziell die Alleinverantwortung für die PERRY RHODAN-Exposés übernahm, stand zunächst ungenannt, aber unverzichtbar Rainer Castor an seiner Seite. Vom Berater Hanns Kneifels bei der Neubearbeitung der Zeitabenteuer hatte er über eine vielbeachtete Taschenbuch-Trilogie und die ATLAN-Miniserie TRAVERSAN den Weg ins PERRY RHODAN-Autorenteam gefunden. In seiner umfassenden Kenntnis der ganzen Serie, seinem technisch-naturwissenschaftlichen Verständnis und seiner Liebe zum Detail fand die überbordende Kreativität Feldhoffs Ergänzung und Korrektiv zugleich.
Ohne Rainer Castor wäre die Renaissance des alten PERRY RHODAN-Feelings durch die Erhöhung der Hyperimpedanz und die damit verbundene Rückbesinnung auf alte Technologien kaum denkbar gewesen. Aber durch sie wurde die Milchstraße von einem großen Vorgarten wieder zu einem kosmischen Labyrinth. Wurde die Reise durch das All von der gemütlichen Kaffeefahrt wieder zum Abenteuer.
Während die Autoren der PERRY RHODAN-Serie ihre Helden und ihre Leser durch die Galaxien Thoregons, durch das ferne Tradom, durch die Vergangenheit Segafrendos, in die Nähe der entstehenden Negasphäre Hangay und in die Epoche ARCHETIMS führten, fand auch ich selbst meinen ganz persönlichen Weg in die »Fabrik des Perryversums«.
Nach langen Jahren als isolierter Nur-Leser hatte ich ein paar Jahre zuvor mit einigem Erstaunen festgestellt, dass meine bescheidenen Versuche einer PERRY RHODAN-Zusammenfassung auch andere interessierten, und der SFCU hatte begonnen, meinen »Zeitraffer« zu publizieren. Auf einem kleinen ACD-Con in Darmstadt, so glaube ich mich zu erinnern, lernte ich wenig später Klaus N. Frick persönlich kennen, der von den »Zeitraffern« recht angetan war. Schließlich fragte er mich, ob ich Lust hätte, bei PERRY RHODAN mitzumachen. Meine Aufgabe glich derjenigen von Menke Laas, dem »ersten« Siganesen der Serie. Als Pannenspürer sollte ich dafür sorgen, dass sich möglichst wenige Fehler in die Romane einschlichen. Ich war sehr enthusiastisch und siegesgewiss, aber der Job hat mich bescheiden gemacht, denn ich habe lernen müssen, dass man ein solches Ziel wirklich nur annähernd erreichen kann. Dass man froh sein muss, wenn einem nicht allzu viel durchschlüpft.
In den Neunzigern wurde die Tradition der »kleinen« Cons begründet. Sinzig und Garching ließen die PERRY RHODAN-Gemeinde zusammenrücken. In Sinzig traf ich erstmals Rainer Castor, und wir begannen eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit. Noch immer kann ich nicht fassen, dass es ihn nicht mehr gibt.
Mit PERRY RHODAN alt zu werden ändert selbstverständlich den Blick auf die Geschichten um Terraner, Arkoniden, Maahks, Ganschkaren oder Mom’Serimer. Man hätte aus seinem Leben wohl auch nichts gelernt, wenn man alles mit den gleichen Augen sähe wie ein Dreizehnjähriger. Aber aus dem Innern der »Fabrik« ändert sich die Wahrnehmung noch einmal. Man verliert gewissermaßen die Unschuld, die Unbekümmertheit der Lektüre.
Erhalten geblieben ist mir das Faszinosum dieses in Raum und Zeit gewaltigen literarischen Kosmos, verbunden mit der Befriedigung darüber, daran ein kleines bisschen mitgebaut zu haben. Ich erinnere mich gut an meinen naiven Stolz, als Robert Feldhoff das sagenumwobene Zentrum des Wissens der Galaxis Pooryga, den Archivplaneten der Crozeiren, Mthiesen III nannte.
Nur in die Luft jagen hätte er ihn ja nicht gleich müssen …
Meine PERRY RHODAN-Zeit
von Klaus Bollhöfener
Was für ein Projekt! Eine Biografie über die größte Science-Fiction-Romanserie, aufgeschrieben in drei Bänden, in denen auf über 1700 Seiten ein Zeitraum von 35 Jahren aufgearbeitet wird. Und jetzt liegt bereits der vierte Band mit noch einmal 528 Seiten vor, vollgepackt mit weiteren Facetten und Bildern zur Geschichte der PERRY RHODAN-Serie und somit auch zur Geschichte der deutschen SF-Szene insgesamt.
In diesem Buch geht es um die Jahre 1996 bis 2008, mit denen der Start ins multimediale Zeitalter begann. Dass zu dieser Zeit das Medium Internet und auch so etwas wie CD-ROMs etwas ganz Neues waren, vergisst man beim Zurückblicken leicht.
Zum Ende des Jahres 1996 begann »meine« PERRY RHODAN-Zeit mit einem dreimonatigen Praktikum bei VPM. Zuvor hatte ich in Würzburg eine Weiterbildung zum Multimedia-Operator absolviert und hatte schon mit den ersten Vorbereitungen zum Aufbau der PR-FanZentrale begonnen. Der Kontakt zum Verlag bestand also bereits, und so lag die Wahl des Ortes für das Praktikum ziemlich nahe, wenn auch leider nicht geografisch.
Eckhard Schwettmann war bereits Anfang 1996 zum PERRY RHODAN-Team in Rastatt gestoßen und sollte sich um das Marketing der Serie kümmern. Ein Aufgabenbereich, den es in dieser Form bis dahin noch nicht gegeben hatte. Und Eckhard legte los …
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