Nebenbei gesagt, habe ich Peter vor einem guten Jahr wiedergetroffen, wir waren essen und haben uns prima über alte Erinnerungen amüsiert. Aber keine Sorge, es dauert nicht mehr lange, bis PERRY RHODAN wieder ins Spiel kommt. Nämlich genau … jetzt!
Mit einem Taschenbuch für die JERRY COTTON-Reihe, das ich ziemlich gut fand, bewarb ich mich schließlich bei der PERRY RHODAN-Redaktion, und das völlig unbekannterweise – ich kannte dort niemanden, niemand kannte mich. Im Fandom habe ich mich nie herumgetrieben, ich war nur einige Male bei der Frankfurter Buchmesse am Perry-Stand, hatte Autogramme abgeholt und kaum ein Wort herausgebracht, standen auf der anderen Seite des Signierpults doch die großen literarischen Helden.
Ein gewisser Klaus Frick las mein JERRY COTTON-Manuskript und lud mich in den Verlag ein. Also spazierte ich siegessicher dorthin, mit meiner Schlappmütze falsch herum auf dem Kopf. Klaus sagte mir später, er habe sich bei dem Anblick gefragt, was ich wohl für ein Typ sei. Und er hatte aufmunternde Worte an dem Tag: »Ich hab’s gelesen, und ich sag dir gleich: Ich hätte das nicht gekauft.«
Bämm!
Aber immerhin fuhr er fort mit: »Allerdings sehe ich ein gewisses Talent. Schreib einen ATLAN. Wir beginnen da bald mit einem neuen Minizyklus, den Lordrichtern.« Und ich so: »Wie ist der Name?« Klaus sprach es nämlich mit seinem leicht schwäbischen Zungenschlag aus, und mein Pfälzer Ohr verstand das nicht. Ich glaube, mir war erst bei der dritten Wiederholung klar, wie das Wort hieß. Peinlich.
Denkwürdig übrigens auch die Frage des Chefredakteurs: »Willst du dann bei uns auch das bescheuerte Horror-Pseudonym Montillon benutzen?« Denn das verwendete ich beim DÄMONENKILLER (alias DORIAN HUNTER), bei COCO ZAMIS und bei PROFESSOR ZAMORRA. Da konterte ich lässig: »Das ist der Mädchenname meiner Frau.«
Also schrieb ich ATLAN, und so wanderte ich redaktionell zu Sabine Kropp. Sie las meine ersten Seiten, die ich testweise in den Verlag gab. Den Text schickte sie mir zurück, ich schaute drauf und sah rot. Buchstäblich. Alles war mit Anmerkungen übersät, was ich hier und da schlicht falsch gemacht hatte. (Wem dieses Prinzip so langsam bekannt vorkommt, dem sei gesagt: Ja. Gut aufgepasst.)
Aber Sabine und ich rauften uns zusammen, und die Art, wie ich Action schilderte, imponierte offenbar. Der Roman erschien, und auch weitere ATLANS.
Später fuhr ich erneut in den Verlag – es ging darum, dass ich ein PERRY RHODAN EXTRA verfassen sollte. Während ich in Klaus Fricks Büro saß, überraschte er mich mal wieder – eine seiner Spezialitäten. Er habe seine Meinung geändert. Pfeif auf den EXTRA-Band, ich könne doch stattdessen einen Doppelband für die Erstauflage schreiben.
Und da war er, der Ruf.
Und da ist übrigens noch etwas: Nämlich das Ende dieses Vorworts zur PERRY RHODAN-Chronik der Zeit, in der ich als Autor in die Serie eingestiegen bin. Und in der der oben erwähnte Band 3000 ferne Zukunftsmusik war.
Was lange währt, wird noch besser!
von Susan Schwartz
Mit diesem abgewandelten Zitat freue ich mich sehr, die werte Leserschaft und ebenso die Fangemeinde zu diesem vierten Band der PERRY-RHODAN-Chronik begrüßen zu dürfen.
In banger Hoffnung haben wir darauf gewartet, denn lange stand gar nicht fest, ob es überhaupt weitergehen wird. Eckhard Schwettmanns tragischer und viel zu früher Tod im Jahr 2014 hat eine große Lücke gerissen.
Doch was spielt Zeit schon für eine Rolle im Perryversum? Machen wir einfach einen Zeitsprung, wie er häufig von einem Zyklus, der mit Band -99 endet, zum nächsten Zyklus mit -00 (alles auf Anfang) stattfindet. Bei uns sind es acht Jahre Zeitsprung zwischen dem Erscheinen des dritten Chronikbands und dem nun vorliegenden Band 4.
In dieser Chronik werden die Jahre 1996 bis 2008 beleuchtet – eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt und an die sich viele von uns sicher noch gut erinnern können. Auch wenn 1996 bereits ein Vierteljahrhundert her ist und sagenhafte 1300 Romane in 16 Zyklen der Erstauflage dazwischenliegen.
Im Februar 1996 erschien Band 1800, der eine, wie ich finde, neue Ära einleitete. Robert Feldhoff war mit seinem Einstiegsband voll als Expokrat involviert und hat mit dem Beginn des insgesamt 400 Romane umfassenden Großzyklus »Thoregon« der Serie eine neue Richtung gegeben.
Zwölf Jahre umfasst diese Chronik – und da war doch einiges los. Bedeutendster Markierungspunkt war sicherlich der WeltCon zur Jahrhundert- und Jahrtausendwende, weil, als wäre es von Anfang an so geplant gewesen, fast mit Punktlandung Weihnachten 1999 Band 2000 erschien. Ein Zahlenspiel, das seinesgleichen sucht, weil es in dieser Form nicht mehr wiederholt werden kann.
Silvester 1999 – ein einmaliges Ereignis, kann man sagen. Was hatte man Panik vor dem Y2K, dem Millennium-Bug, der drohte, alle Computer auf der ganzen Welt zum Absturz zu bringen. Die interne Echtzeituhr konnte eventuell nicht von 99 auf 00 umspringen, »00« bedeutete »nichts«, was zu völlig falschen Sortierungen oder Verlusten hätte führen können … Diese Panik steigerte sich zur Apokalypse-Hysterie in den Medien, weil ein weltweiter Absturz womöglich Atomraketen hätte losschicken können, dazu Verkehrschaos, Börsencrash, Flugzeugabstürze, Weltwirtschaftskrise … Moment, ich muss mir erst mal Luft zufächeln, das macht mich ganz atemlos.
Ein Vorgriff auf Band 3000? Datensintflut, Posizid … klingt doch irgendwie ganz ähnlich. Aber damals haben wir im Rahmen der Serie noch längst nicht daran gedacht – schon gar nicht an Band 3000. Weitere tausend Bände! Das hätten wir nie zu hoffen gewagt! Der Untergang der Heftromanzeit wurde damals in fast noch schwärzeren Farben ausgemalt als die Schrecken des Umschaltens – klick! – von 1999 auf 2000. Da wir zwar Science-Fiction-Autoren, aber keine Wahrsager der realen Welt sind, haben wir nichts vom heraufziehenden digitalen Zeitalter der elektronischen Bücher geahnt – obwohl wir sie ja eigentlich in den Romanen beschrieben …
Jedenfalls fand dieses Millennium-Katastrophen-Szenario nicht einmal annähernd Eingang in Band 2000. (Und das ist gut so, möchte ich hinzufügen.)
In unserer realen Welt blieben die Katastrophen aus. Nach einem bombastischen Feuerwerk und Endzeit-Partys erwachte man am 1. Januar des Jahres 2000 mit dem größten Kater aller Zeiten und stellte fest: Die Welt drehte sich weiter, als wäre nichts geschehen.
Der einzige Unterschied war die Zeitrechnung – 2000 war ein Säkular- und Schaltjahr zugleich.
Der nicht minder einzigartige Jubiläumsband hatte etwas ganz anderes, viel Wichtigeres zu erzählen: Ein lange gehütetes Rätsel, die Geschichte von ES. Wann wäre der Zeitpunkt dafür jemals besser gewesen? Der damit beginnende Zyklus »Die Solare Residenz« wies darauf hin, dass die Menschheit und ihr Ursprungssystem einmal mehr ins Zentrum gerückt wurden.
Und ins Zentrum wurde ebenso die Leserschaft, die Fangemeinde gerückt, indem ein WeltCon zu diesem Anlass abgehalten wurde, auf dem es auch eine Sonderausgabe zum Jubelroman gab, mit einem zusätzlichen schwarzen Umschlag, auf dem sich die Autoren in langen Signierstunden verewigten.
Während Perry Rhodan also die Brücke in die Unendlichkeit betrat, war das erste Jahrzehnt des dritten Jahrtausends auch bei uns eine Zeit des Aufbruchs. Die EU war »in Vielfalt geeint«. Nicht nur die Grenzen zwischen den Mitgliedsstaaten fielen, sondern man konnte nun als Tourist bequem überall mit dem Euro bezahlen. Jeder EU-Bürger durfte leben und arbeiten, wo er wollte, ohne Kampf um Visa oder Einbürgerung. Sich frei bewegen, frei leben, das gab uns das Gefühl, als wären wir auf Perry Rhodans Terra in ferner Zukunft.
Auch für mich war es ein Aufbruch in neue Gefilde, denn ich beendete nach über elf Jahren Mitgliedschaft im November 2003 meine Mitarbeit im Autorenteam. Diese »Enthaltsamkeit« hielt aber nicht lange vor, denn bereits 2004 war ich bei ATLAN-OBSIDIAN mit einem Roman und der Betreuung der Leserkontaktseite beteiligt. Außerhalb der Serie habe ich ab 2006 eng mit der Redaktion zusammengearbeitet – nämlich bei den beiden Großprojekten ELFENZEIT und SCHATTENLORD. »Ein bisschen Perry«, könnte man sagen.
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