Ute Reichmann - Handbuch Ambulante Einzelbetreuung
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[14][15]Geschichte der ambulanten Einzelbetreuung
Mary Richmonds Konzept sozialer Fallarbeit
1922, in dem Jahr, in dem im Deutschen Reich mit dem Reichsjugendwohlfahrtsgesetz die Grundlage zur Entstehung der Jugendämter gelegt wurde, veröffentlichte Mary Ellen Richmond ein Buch mit dem Titel: „What is social case work?“. 2Richmond war seit 1893 Generalsekretärin der Wohlfahrtsorganisation „Charity Organisation Society“ (COS) in Baltimore (USA) gewesen und seit 1911 Abteilungsleiterin für Wohlfahrtsorganisationen der Russell Sage Foundation in New York (vgl. auch zum Folgenden Braches-Chyrek 2013). Die COS, die sowohl Hauptamtliche als auch Laienhelferinnen beschäftigte, hatte unter Richmonds Leitung Qualifizierungs- und Professionalisierungskonzepte für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter entwickelt, auf die sich viele später entwickelte Leitprinzipien der Sozialarbeit wie „Hilfe zur Selbsthilfe“, Alltags- und Lebensweltorientierung, Beziehungs- und Adressatenorientierung usw. zurückführen lassen (Müller 2006 4: 23, Neuffer, 1990: 24ff.). In ihrem Buch stellte sie Fallgeschichten vor, die ihr in der Arbeit der COS begegnet waren und die beispielhaft dafür sein sollten, was Mary Richmond unter sozialer Fallarbeit – „Social Case Work“ – verstand (vgl. Riemann, Schütze 2012). Darunter findet sich auch die Geschichte der jungen, polnischstämmigen Maria Bielowski:
„Maria Bielowski went to work in a factory, when she was only fifteen. After many disagreements with her stepmother about the share of their wages to be turned over to the family and also about her habit of staying out late at night, she left home and began to live in lodging houses and cheap hotels. From one of these the girl was brought into court for stealing a few dollars from a fellow- boarder. To those who saw her just after her arrest she was a very unprepossessing sight. Her features were dark and heavy, her clothing ragged, dirty and badly stained; her head was crowned with three strands of false hair, later found to be infested with vermin. […] From two places of employment her record was that of an irregular worker. One hospital asked to examine her reported that she had good intellectual capacity but a psychopathic personality. As regards her family, the Bielowskis had come from Poland five years earlier – the father, his second wife, and four children. But the father had died three years after his arrival, and the stepmother, who could speak not a dozen English words, appeared, although a good woman, to have lost all control over the children. The two grown sons were away from home; the younger boy was in a reformatory.“ 3
[16]Die COS bot Maria ein Unterstützungsangebot, das heutigen ambulanten Jugendhilfemaßnahmen ähnelt. Eine Alternative für sie wäre die Besserungsanstalt gewesen, in der ihr jüngerer Bruder untergebracht war. Doch weil Maria vor ihrem Auszug Zuhause keinerlei Auffälligkeiten gezeigt hatte, sie nach den wenigen Jahren in Amerika schon gut Englisch sprach und in der Schule gute Leistungen gezeigt hatte, übernahm die COS die Betreuung, weil, wie Mary Richmond schreibt, der Versuch einer persönlichen Betreuung „unter Bedingungen, die ein Maximum an individualisierter Fürsorge bieten, guten Erfolg verspricht.“ 4
Maria Bielowski wurde eine professionelle Betreuerin an die Seite gestellt, die sie alle zwei Wochen besuchte und ihr half, ihre Lebensbedingungen schrittweise zu verbessern. Die Betreuung dauerte insgesamt vier Jahre. Marias Neigung zu unrealistischen Zukunftsplänen und ihre Bereitschaft, die Schulausbildung aufgrund plötzlicher und aussichtsloser Ideen in Frage zu stellen, gefährdeten dabei mehr als einmal den Erfolg der Hilfe. Mary Richmond beschreibt die feinfühligen und originellen pädagogischen Strategien der Betreuerin, wodurch sie die Störungen, Rückfälle und Schwierigkeiten ihrer Adressatin in Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung verwandelte:
„One day Maria received a circular from a distant city offering, through a course of lessons by mail, to give her a perfect speaking and singing voice. The fee was $ 50. She applied at once to her guardian for the loan of the money, and was told that the next time they were both in the city they could consult some one whose knowledge of music would make him a good judge of the value of the offer. A teacher of a good music school was asked to test her voice and give an opinion of the plan. When Maria heard the small, wavering sounds that she made in trying to sing to the master, even she was convinced that the correspondence course was not worth considering.“ 5
Doch die Betreuerin sieht ihre Aufgabe nicht darin, ihre Adressatin zu desillusionieren. Sie hilft ihr vielmehr, eine realistische und lebenspraktisch brauchbare Vorstellung ihrer eigenen Stärken und Schwächen auszubilden. So wird an anderer Stelle geschildert,[17] dass sie einem Aufsatz ihrer Adressatin zur Veröffentlichung verhilft (Richmond 1922: 40).
Wie es Marias Betreuerin gelang, alltägliche Herausforderungen für ihre Adressatin in Lernerfahrungen zu verwandeln, war aus Sicht Mary Richmonds der entscheidende Wirkfaktor des Hilfeerfolgs. Dabei war die Betreuerin grundsätzlich für alle Lebensbereiche zuständig: Sie achtete auf Marias körperliches Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Sie half ihr, Hygiene und Selbstsorge zu lernen und aufrecht zu erhalten. Sie führte sie zu einem sorgsamen, ehrlichen und vorausschauenden Umgang mit Geld und Eigentum. Sie unterstützte sie bei ihrem schulischen Werdegang, bei der Suche nach Unterkünften und Ausbildungsstellen und verhalf ihr mithilfe ihrer Hintergrundorganisation zu Bildungserfolg und wirtschaftlicher Autonomie. Dank all dieser Unterstützungsaktivitäten gelang es Maria Bielowski schließlich, selbstständig die Lebensanforderungen der amerikanischen Gesellschaft zu bewältigen – trotz ungünstiger biografischer Voraussetzungen, trotz Migrationshintergrund, trotz problematischer Lebenserfahrungen und Delinquenz.
Was Mary Richmond an diesem Fall beschreibt, eine durch eine professionelle Sozialarbeiterin niedrigschwellig, alltagsnah, über eine längere Zeit und advokatorisch durchgeführte ambulante Betreuung eines jungen Menschen, dessen Lebensweg durch familiäre Probleme, Desintegration und Delinquenz gefährdet ist, wurde als Konzept in einer Zeit wirtschaftlicher Rezession in Amerika entwickelt.
Die COS war von den Ideen des schottischen Sozial- und Kirchenreformers Thomas Chalmers beeinflusst, der in Kilmany und Glasgow Anfang des 19. Jahrhunderts kirchliche Sozialarbeit mit einem aufsuchenden und gewissermaßen ressourcen- und netzwerkorientierten Ansatz erfolgreich durchgeführt hatte (Müller 20 06 4: 28, Neuffer 1990: 23), und durch das deutsche „Elberfelder Modell“, ein ab 1853 in Elberfeld praktiziertes Konzept ehrenamtlicher, individueller, dezentraler und zeitlich begrenzter Armenhilfe und Fürsorgeerziehung (Müller 20 06 4: 19f., Braches-Chyrek 2013: 171f.). Die COS übernahm die Aufteilung nach Bezirken bzw. Distrikten, eine über Bedürftigkeit entscheidende Diagnostik zu Fallbeginn und das Verfahren der Hausbesuche durch Familienbesucherinnen („friendly visitors“) (vgl. Richmond 1899, 1917, 1922).
Im Amerika des beginnenden 20. Jahrhunderts waren solche unaufwändigen, kostengünstigen Modelle ideologisch anschlussfähig und boten eher eine Lösung für die sozialen Schwierigkeiten in den nordamerikanischen Industriestädten als die klassischen fürsorgerischen oder sanktionierenden Angebote der Sozialpädagogik und Armenhilfe. Die COS grenzte sich gegenüber kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen ab und verweigerte die reine Vergabe von Almosen strikt. Richmond forderte professionelle, am Einzelfall ausgerichtete sozialpädagogische Intervention statt „relief only“ 6und legte damit den Grundstein für spätere ambulante Hilfeangebote für junge Menschen und Erwachsene. Sie entwarf partnerschaftliche Maßnahmen, die direkt beim realen Lebenskontext und den eigenen Lebenszielen der Adressatinnen und Adressaten ansetzten, individuelle Möglichkeiten ausloteten und diese in der dialogischen Auseinandersetzung prozessual und pragmatisch bei der Umsetzung begleiteten. Fallarbeit musste sich aus Richmonds Sicht dynamisch zwischen den Polen Selbsthilfe und professionelle Unterstützung ausrichten und zwischen der Verwirklichung individueller Lebensziele und gesellschaftlicher Einbettung vermitteln. Die angewendete Methodik musste entsprechend flexibel und umfangreich sein und umfasste die in ihren Fallgeschichten [18] im Einzelnen nachweisbaren Handlungsmodi Beobachten, Zeigen, dialogisches Reflektieren, Begleiten und aktiv Unterstützen, mit denen spezifisch auf die Erfordernisse der Personen und ihrer Lebensumwelten reagiert werden konnte. Diese methodische Vielfalt ist typisch für Richmonds Konzept der Fallarbeit. Sie sah das Ziel ihrer Arbeit in der persönlichen Weiterentwicklung der Personen, die sie unterstützte, und stand damit in der Tradition eines aufgeklärten Bildungsbürgertums des späten 18. und des 19. Jahrhunderts. Ihr Konzept der Fallarbeit, das in seiner Tragweite und seinem Anregungspotenzial in Deutschland bis heute unterschätzt und selten direkt und genau rezipiert wurde, bietet viele Anschlüsse für die gegenwärtige Diskussion um eine Integration der Ziele und Angebote der Bereiche Sozialisation, Erziehung und Bildung.
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