Bernd-Jürgen Fischer
Handbuch zu Marcel Prousts
»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«
Mit 36 Abbildungen, Stammtafeln und Karten
Reclam
2017, 2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Durchgesehene Ausgabe 2022
Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH
Coverabbildung: © iStock.com/naqiewei
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2022
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-961794-7
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020659-1
www.reclam.de
Inhalt
I. Kurzbiographie
Biographien
Herkunft
Ausbildung und Beruf
Gesundheit
Liebschaften
Bekanntschaften
Curriculum vitae
II. Frühe Werke
III. Die »Suche nach der verlorenen Zeit«
Materialien
Vorveröffentlichungen
Die Erstausgabe
Zur Rezeption
Die Kritik zu Lebzeiten
Nachrufe und Kritik der postumen Bände
Proust und kein Ende
Proust über die »Suche nach der verlorenen Zeit«
Übersetzungen
Ins Deutsche
Ins Englische
Ins Spanische
Ins Russische
In weitere Sprachen
Umsetzungen in audio-visuelle Medien
Illustrierte Ausgaben
Graphic Novels (Bandes dessinées)
Hörbücher
Verfilmungen, Ballett, Vertonungen
Kino- und Fernsehfilme
Filmprojekte
Ballett
Vertonungen
Literatur zu »Proust und die Medien«
Zum Aufbau der »Suche«
Zur Makrostruktur
Zur inneren Struktur
Zur chronologischen Struktur
Die »Suche« und ihre Zeit
Technik
Wissenschaft
Kunst
Gesellschaftliche und politische Entwicklungen
Schwere Zeiten: Einstein und Bergson
IV. Korrespondenz
V. Bibliographien
VI. Marcel-Proust-Gesellschaften
VII. Die Geographie der »Suche«
Die Bucht von Balbec
Les Rues de Paris
VIII. Stammbäume
Stammbaum Marcel Proust
Stammbaum Reynaldo Hahn
Stammbaum der Guermantes
IX. Register zu den Bänden I–VII
Namenverzeichnis
Titelverzeichnis
Themenverzeichnis
Konkordanz
Abbildungsnachweis
I KURZBIOGRAPHIE
»Er hat etwas von einem verdorbenen Bernardin de Saint-Pierre und einem naiven Petronius an sich.« (Anatole France in seinem Vorwort zu Prousts Les Plaisirs et les Jours.)
Proust mit sechzehn und Lavallière.
Foto von Paul Nadar, März 1887.
Biographien
Das Leben Prousts wurde im Laufe der letzten fünfzig Jahre gründlich erforscht und in zahlreichen Biographien mehr oder weniger umfassend beschrieben. Ich beschränke mich deshalb hier auf die Kerndaten. Für umfangreichere Information sei der Leser vor allem auf die werkorientierte Biographie von Tadié (1996) verwiesen, die zwar etwas trocken ist, dafür aber auf ihren über 1000 Seiten kein Detail auslässt. Nicht minder sorgfältig recherchiert, mit einem Schwergewicht auf Prousts künstlerischen Kontakten, ist William C. Carters Biographie Marcel Proust. A Life (2000), die durch ihren diskursiven Stil besticht. Den gleichen Schwerpunkt gibt Mary Ann Caws ihrer überblicksartigen Biographie Marcel Proust von 2005. Angenehm lesbar, allerdings auch wenig zuverlässig, ist die autorenzentrierte Biographie von Painter (Bd. I: 1959; Bd. II: 1965), die noch von dem Verständnis der Suche als einer verklausulierten Biographie ausgeht und deshalb Prousts Leben gelegentlich aus seinem Werk zu rekonstruieren scheint, um dann das Werk aus seinem Leben heraus zu erhellen. Dieser bei Proust oft schwierigen Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion verleiht Adam Watt Gewicht in seiner Biographie Proust von 2013. Eine unterhaltsame und dabei sorgfältig recherchierte Biographie stammt von Ghislain de Diesbach (1991), die sich allerdings allzu sehr auf das gesellschaftliche Leben Prousts kapriziert; sie ist bislang nur auf Französisch und auf Spanisch erhältlich. Ronald Hayman bemüht sich in seiner Proust-Biographie (1990), vor allem anhand der Korrespondenz den inneren Zustand zu rekonstruieren, der für Proust überhaupt erst den Ansatz zur Suche ermöglichte. Dabei ist ihm der Aspekt der Homosexualität besonders wichtig, ohne dass er allerdings über die Ebene des Altbekannten nennenswert hinausgelangte; zudem verwechselt er gern, wie schon Painter, den Erzähler der Suche mit ihrem Autor. Die leicht lesbare Biographie von Edmund White (1999) betrachtet Prousts Leben ebenfalls unter dem homosexuellen Aspekt, ohne dabei jedoch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Henri Bonnets lesenswerter Essay von 1959, Marcel Proust de 1907 à 1914, der allerdings außerhalb Frankreichs wenig bekannt ist, stellt die Genese des Werkes in den Vordergrund.
In eine eigene Klasse von Biographien gehören sicherlich die Erinnerungen von Céleste Albaret, die als ehemalige Haushälterin Prousts und zugleich die Françoise des Romans von einer ganz eigenen Warte auf das Leben und Werk Prousts blickt. Der weit entfernte Zeitpunkt (1974), von dem aus sie zurückblickt, lässt freilich gelegentlich Zweifel aufkommen, ob nicht auch früher Gehörtes zu später Erinnertem geworden ist. Eher als Kuriosum seien hier auch die Erinnerungen Avec Marcel Proust (1966) von Marcel Plantevignes (1889–1966) erwähnt, den Proust 1908 in Cabourg kennen- und allem Anschein nach auch lieben lernte. In seinem Buch stellt er sich mehr oder weniger als Prousts Ideenlieferant für die Suche dar; wohl nicht ohne Grund nannte Proust ihn »Le Chevalier Fantaisie«.
Für eine rasche Orientierung bildet Michel-Thiriets Marcel Proust Lexikon (1987, erw. 1992) ein nützliches Hilfsmittel. Einen enzyklopädisch aufgebauten Zugang zu Leben und Werk Prousts bietet der Dictionnaire Marcel Proust von Bouillaguet und Rogers (2004), der bei der Übersetzung aus dem Französischen durch Luzius Keller und Melanie Walz unter dem Titel Marcel Proust Enzyklopädie (2009) obendrein einige wesentliche Erweiterungen erfahren hat. Für ganz Eilige sei schließlich noch auf den kompakten Überblick über Leben und Werk von K. Biermann (2005) hingewiesen sowie auf die CD Suchers Leidenschaften. Marcel Proust. Eine Einführung in Leben und Werk, gelesen von Gerd Wameling und C. Bernd Sucher (Argon, 2012).
Eine Sammlung von 14 Essays über die Freunde und Bekannten Prousts erschien 2010 bei Gallimard. Eine Biographie von Prousts Vater erschien 2003 unter dem Titel Le Dr Adrien Proust, eine Biographie seiner Mutter 2004 unter dem Titel Madame Proust. Einem besonderen Aspekt des Lebens Prousts geht 2014 Rubén Gallo nach, der überraschend viele Lateinamerikaner in Prousts Umfeld entdeckt.
1943 Ramon Fernandez: À la gloire de Marcel Proust. Paris: Éditions de la Nouvelle Revue Critique, 1943. [Mit Faksimiles und Fotografien Prousts, seiner Familie und seines Umfeldes.]
1949 André Maurois: À la recherche de Marcel Proust. Paris: Hachette, 1949. [Dt.: Auf den Spuren von Marcel Proust. Übers. von Ruth Uecker-Lutz. Hamburg: Claassen, 1956. Neuausg. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1971.]
1949 Léon Tauman: Marcel Proust. Une vie et une synthèse. Paris: Librairie Armand Colin, 1949.
1953 Claude Mauriac (Hrsg.): Marcel Proust par lui-même. Paris: Éditions du Seuil, 1953. [Dt.: Marcel Proust in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Übers. von Eva Rechel-Mertens. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1958.]
1959 Henri Bonnet: Marcel Proust de 1907 à 1914. Essai de biographie critique. Avec un supplément bibliographique. Paris: Nizet, 1959.
1959 George Painter: Marcel Proust. A Biography. London: Chatto & Windus, 1959.
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