Blobels besondere Liebe gilt Dresden; vermutlich auch deshalb, weil seine Eltern dem Dresden-Inferno entkommen sind.
Ehrungen und Anerkennungen:
1978 US Steel Award in Molecular Biology
1992 Medaille der deutschen Biochemischen Gesellschaft
1992 Max-Planck-Forschungspreis
1997 Award for Excellence in Science and Technology
1999 Nobelpreis für Medizin, Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
2000 Ehrensenator der Technischen Universität Dresden
2001 Ehrenbürger von Waltersdorf/Niegosławice
2001 Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Bergakademie Freiberg/Sachsen
2001 Mitglied des Ordens „Pour le mérite" der Bundesrepublik Deutschland
2006 St. Heinrich Nadel mit Krone des St. Heinrich Ordens
* 21. Januar 1912 in Neisse/Nysa
† 15. Oktober 2000 in Burlington, Massachusetts
deutsch-US-amerikanischer Biochemiker
1964 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
Bloch legte das Abitur am Realgymnasium in Neisse ab.
1930 bis 1934 studierte er Chemie und Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule in München. 1934 schloss er das Studium als Dipl.Ing. für Chemie ab. Sein Gesuch um Fortsetzung des Studiums und Zulassung zur Promotion wurde abgelehnt.
1934 musste Bloch Deutschland verlassen. Er fand eine Assistenstelle am Schweizerischen Höhenforschungsinstitut in Davos.
1936 wanderte Bloch in die Vereinigten Staaten aus. Im selben Jahr promovierte er an der Columbia University in New York zum Doktor der Naturwissenschaften und war dort bis 1946 als Forschungsprofessor tätig. Danach wechselte er als Assistenzprofessor an den Lehrstuhl für Biochemie der University of Chicago. Hier wurde er 1948 außerordentlicher und 1950 ordentlicher Professor.
1944 nahm Bloch die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1953 verbrachte Bloch ein Jahr am Organisch-Chemischen Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.
Von 1954 bis 1982 war Bloch Inhaber der Lehrstuhls für Biochemie an der Harvard University in Cambridge. Ausserdem war noch von 1979 bis 1984 für die Harvard School of Public Health tätig.
1964 erhielt Professor Konrad Bloch zusammen mit Professor Feodor Lynen 13vom Max-Planck-Institut in München den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin „für die Arbeiten auf dem Gebiet des Mechanismus und der Regulierung des Cholesterol- und Fettsäurestoffwechsels".
Konrad Bloch war Mitglied der National Academy of Sciences, des Public Health Service der American Chemical Society, Mitherausgeber des Journal of Biochemistry und Berater chemischer Firmen. Er empfing die Ehrendoktorwürde von mehreren US-amerikanischen Universitäten und Universitäten weltweit. 1967 ernannte die Technische Hochschule München Professor Konrad Bloch zum Ehrendoktor. Er war Mitglied oder Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland.
1987 erhielt er vom Land Nordrhein-Westfalen den Oberschlesischen Kulturpreis als Zeichen der Verbundenheit mit seiner Heimat Schlesien. Die Stadt Nysa/Neisse ehrt Konrad Emil Bloch mit einer dreisprachigen Gedenktafel am Gebäude des einstigen Realgymnasiums, das er besuchte.
13Feodor Lynen, 1911–1979, deutscher Biochemiker
„Wem Zeit wie Ewigkeit
und Ewigkeit wie Zeit,
der ist befreit von allem Streit."
(Jakob Böhme)
* 1575 in Alt Seidenberg bei Görlitz
† 17. November 1624 in Görlitz
Mystiker und Philosoph
Böhme wurde im lutherischen Glauben erzogen. Über seine Kindheit ist nicht viel überliefert. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk. Nach Abschluss der Lehre ging er auf Wanderschaft. Wo und wie lange er sie verbrachte, ist nicht nachweisbar. Nachweisbar ist, dass Böhme 1599 als Schuhmachermeister in Görlitz sesshaft wurde, heiratete, Erfolg in seinem Handwerk, ein eigenes Haus und viele Freunde hatte.
Durch ein Lichterlebnis angesichts eines Zinnkruges erfuhr Böhme eine wahre Erleuchtung. Er begann über die Anfänge allen Seins nachzudenken. Böhme beschäftigte die Frage nach der Herkunft des Bösen in der guten Schöpfung Gottes, nach dem Zusammenziehen von Gut und Böse in allem von Gott Gestalteten bis hin zu Mensch und Tier. Böhme wollte den Geheimnissen von Gott und Mensch auf die Spur kommen. Er war ein angesehener Mann bis zu seiner Schöpfungsgeschichte „Morgenröthe im Aufgang" (1612), später auch „Aurora" genannt, in der er seine Einsichten und astrologischen Spekulationen schilderte. Als eine Abschrift dieser Schrift in die Hände des orthodoxen Oberpfarrers der Stadt Görlitz und somit an die Öffentlichkeit gelangte, erhielt Böhme Schreibverbot. Bald veröffentlichte er jedoch neue Schriften und seine Popularität wuchs. 1624 folgte er einem Ruf an den Dresdner Hof.
Man nannte Böhme Philosophus teutonicus. Er war der bedeutendste Vertreter der deutschen Mystik. Als einer der ersten deutschen Philosophen schrieb er in deutscher Sprache.
Als Religions-Philosoph bewegte er die ganze geistige Welt. Hegel 14nannte Böhme den „ersten deutschen Philosophen".
14Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770 - 1831, deutscher Philosoph
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(Dietrich Bonhoeffer, 1944)
* 4. Februar 1906 in Breslau
† 9. April 1945 im KZ Flossenbürg
evangelischer Theologe
Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
Dietrich Bonhoeffers Vater war Professor für Psychiatrie und Neurologie an der Friedrich-WilhelmsUniversität in Breslau und Klinikdirektor. 1912 erhielt er einen Ruf an die Charité in Berlin, die Familie zog nach Berlin. Bonhoeffer wuchs mit sieben Geschwistern auf.
Von 1923 bis 1927 studierte Bonhoeffer Theologie in Tübingen, Rom und Berlin. 1927 promovierte er in Berlin mit seiner Dissertation „Sanctorum Communio – eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche".
Nach seinem Vikariat bei einer deutschen Gemeinde in Barcelona legte Bonhoeffer 1929 sein zweites theologisches Examen in Berlin ab und habilitierte 1930 zum Thema „Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie".
Von 1930 bis 1932 war Bonhoeffer Stipendiat an der Theologischen Hochschule in New York. 1931 erhielt er eine Dozentenstelle an der Universität Berlin und wird Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule.
Mit seinem Vortrag zum Thema „Die Kirche in der Judenfrage" lenkte er die Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten auf sich und kam mit dem Regime in Konflikt. Daraufhin ging er nach England und betreute von 1933 bis 1935 deutsche evangelische Kirchengemeinden in London. Trotz des Angebots in England zu bleiben, kehrte Bonhoeffer 1935 nach Deutschland zurück und war in der bekennenden Kirche 15tätig. Die Predigerseminare wurden von den Nationalsozialisten bald verboten, Bonhoeffer erhielt Lehrverbot.
1939 reiste Bonhoeffer in die USA und übernahm eine Gastdozentur am Union Theological Seminary in New York. Das Angebot, in den USA zu bleiben, lehnte Bonhoeffer ab, kehrte nach Deutschland zurück, arbeitete aktiv als Widerstandskämpfer. Durch seinen Schwager, Hans von Dohnanyi, der Jurist im NS-Justizministerium und Sonderführer der deutschen Abwehr war, hatte er Zugang zu Widerstandskreisen. Bonhoeffer war auch sehr eng mit dem schlesischen Widerstandskämpfer Helmuth James von Moltke 16befreundet.
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