Ich danke dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Mineralogischen Museums in Wrocław, Dipl.-Geologen Antoni Stryjewski, für wertvolle Hinweise, Informationen und Bilder, und die Betreuung während meiner Recherchen an der Universität Wrocław sowie Jan Bankiel, Goczałkowice für aktuelle Bilder aus Oberschlesien und Dipl.-Ing. Jerzy Hawryszków, Wrocław. Ich danke der Bibliothek im „Haus der Heimat" in Stuttgart, die sich als wertvolle Quelle für Bücher über Schlesien und Schlesier erwiesen hat. Meinen Dank verdient auch mein Ehemann für seine moralische Unterstützung und Geduld, und Begleitung auf den Spuren der schöpferischen Schlesier.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Lebensskizzen in bescheidenem Umfang zur Kulturleistung der Schlesier beigetragen habe – obwohl es schwierig war, eine Grenze zu setzen – und übergebe das Buch allen Schlesiern, schlesischen Freunden und interessierten Lesern.
(alias François Charles Achard)
* 28. April 1753 in Berlin,
† 20. April 1821 in Cunern/Konary
Naturwissenschaftler
Schlesischer Pionier des Rübenzuckers
Achard stammte aus einer Hugenottenfamilie. Sein Vater war Theologe und unterrichtete in der Französischen Gemeinde in Berlin. Über Franz Carl Achards Ausbildung ist wenig bekannt. Vermutlich war er Autodidakt.
Achards Verdienst ist zweifellos die Entwicklung der Technik zur industriellen Herstellung von Zucker aus Rüben. Nach vielen Forschungsarbeiten kaufte er mit seinem eigenen Vermögen das Gut Cunern-Wohlau/ Konary-Wołów für den Anbau von Rüben. 1801 errichtete Achard hier die erste Rübenzuckerfabrik der Welt. 1806 entstand auf dem Grundbesitz seines Nachbarn, der seine Forschungsarbeiten unterstützte, eine größere und leistungsfähigere Rübenzuckerfabrik.
Nach Schlesien kam Achard wegen der Rübe. Es war bekannt, dass die „weiße schlesische Rübe" einen besonders süßen Geschmack und den höchsten Zuckergehalt hatte. Der Zuckergehalt der weißen schlesischen Runkelrübe, der „Beta Silesia", wurde von Achard und seinem Gutsnachbarn mittels Selektion verbessert.
1809 erschien Achards Hauptwerk „Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben". Im selben Jahr gründete Achard eine Lehranstalt für Zucker- und Syrupherstellung aus Runkelrüben in Wohlau: Es war die erste Ausbildungsstätte dieser Art überhaupt.
Achard war bemüht, die Zuckerproduktion aus Rüben technisch zu verbessern und ökonomischer zu machen. Er beschäftigte sich auch mit der Verwertung aller Nebenerzeugnisse und Rückstände und arbeitete an der Veredelung der Nebenprodukte der Zuckerherstellung. Von Achard kam auch die Idee, aus den Abfällen Branntwein, Cognac, Rum und Arrak herzustellen.
Zucker war zu Achards Zeit ein Luxusprodukt. Mit seiner erfolgreichen Zuckergewinnung aus Rüben und infolge des steigenden Zuckerbedarfs entstand die Kultur der Zuckerdose.
Achard war Forscher, kein Techniker und Kaufmann. Infolgedessen und infolge unglücklicher Umstände gingen seine Betriebe 1815 bankrott. Achard starb verarmt 1821 in Wohlau.
Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof von Herrnmotschelnitz/Moczydlnica Dworska in der Nähe von Cunern. Die Grabplatte aus dem Jahre 1886 ist zu Ehren des Begründers der deutschen Zuckerindustrie gewidmet.
Ein Grabstein mit goldener Inschrift zu Ehren Achards ist in der Dauerausstellung zur Geschichte des Zuckers im Kloster Leubus, Wohlau/Klasztor Lubiąż, Wołów zu sehen.
Der verfallene, evangelische Friedhof in Herrnmotschelnitz wurde mit Mitteln der polnischen Zuckerindustrie und der Südzucker AG wieder hergerichtet und eingeweiht. Er steht unter Denkmalschutz. Ruinen der ersten Zuckerfabrik in Cunern erinnern mit einer Gedenktafel an den Erbauer.
Das Kompendium der Encyklopedia Wrocławia würdigt Franz Carl Achard mit einem Eintrag.
Gedenktafel am Geburtshaus von Kurt Alder in Königshütte/Chorzów, ul. Wolności 59, in polnischer Sprache (Foto und Übersetzung: Autorin, 2012):
In diesem Haus wurde am 10.07.1902
Kurt Alder geboren
Nobelpreiseträger für Chemie
* 10. Juli 1902 in Königshütte/Chorzów
† 20. Juni 1958 in Köln
Chemiker
1950 Nobelpreisträger für Chemie
1922 legte Alder das Abitur in Königshütte ab. Danach studierte er Chemie an der Universität in Berlin. Nach einem Jahr Chemiestudium in Berlin setzte Alder das Studium in Kiel fort und legte 1924 seine Diplomprüfung ab.
1926 promovierte Alder zum Dr. rer. nat. über das Thema „Ursache und Verlauf der Azoester-Reaktion". 1930 habilitierte er sich.
1936 ging er als Abteilungsleiter zum I.G. Farben-Werk nach Leverkusen und arbeitete an der Weiterentwicklung und Zusammensetzung des synthetischen Gummis Buna.
1940 wechselte Alder an die Universität Köln und wurde Inhaber des Lehrstuhls für Chemie, der während des II. Weltkrieges nach Marburg verlagert wurde.
1950 erhielt Alder zusammen mit seinem Lehrer, Prof. Dr. Otto Diels 1, den Nobelpreis für „die Entwicklung der Dien-Synthese", die für die Herstellung synthetischer Kunststoffe wichtig ist.
1949-1950 war Alder Dekan der philosophischen Fakultät an der Universität Köln. Die Wahl zum rector magnificus lehnte Alder 1955 aus gesundheitlichen Gründen ab.
Zahlreiche Ehrungen und Anerkennungen aus dem In- und Ausland krönten sein Leben für die Wissenschaft, darunter:
1938 Emil-Fischer-Medaille vom deutschen Chemiker-Verband
1939 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale
1950 Nobelpreis für Chemie zusammen mit Otto Diels
1950 Ehrendoktorwürde der Kölner Medizinischen Fakultät
1954 Ehrendoktorwürde der Universität Salamanca
1955 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
1979 ein großer Krater auf dem Mond erhält zu seinen Ehren den Namen „Alder-Krater"
Kurt Alder war ein hervorragender Wissenschaftler. Er hat mehr als 170 wissenschaftliche Arbeiten geschrieben, von denen etwa 150 die DienSynthese behandeln.
Der größte Hörsaal im chemischen Institut der Universität zu Köln ist nach Kurt Alder benannt. 1991 gründete Alders Ehefrau die AlderStiftung, die einen Förderpreis für begabte Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der organischen Chemie vergibt.
1Otto Paul Hermann Diels, 1876 - 1954, deutscher Chemiker
Arco, Georg Wilhelm Alexander Hans Graf von
* 30. August 1869 in Großgorschütz/Gorzyce
† 5. Mai 1940 in Berlin
Ingenieur
Physiker
Pionier der Nachrichtentechnik
Arco besuchte das humanistische Gymnasium St. Maria Magdalena zu Breslau. Danach studierte er Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Nach zwei Semestern entschied er sich für die Offizierslaufbahn. Er brach jedoch bald die Militärkarriere ab, kehrte an die Technische Hochschule zurück, studierte Maschinenbau und Elektronik (1893 – 1896) an der TH Berlin-Charlottenburg und wurde Assistent von Adolf Slaby 2.
1898 nahm Arco die Tätigkeit als Ingenieur im Kabelwerk der AEG (später: AEG-Slaby-Gruppe) auf und beschäftigte sich mit Prüfmethoden für Kabel hinsichtlich deren Isolationswiderstandes. Arco wurde Spezialist der AEG für drahtlose Telegraphie.
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