Im November 1951 wurde er vom Sowjetgeheimdienst (KGB) vermutlich wegen seiner Aktivitäten gegen die Kulturpolitik der DDR verhaftet und zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Im Bergwerk Workuta arbeitete er zwei Jahre, danach bis zur Entlassung im Wohnungsbau in Sverdlovsk. Er lernte die russische Sprache. Nach seiner vorzeitigen Entlassung kam Bienek 1955 in die Bundesrepublik Deutschland.
Bienek arbeitete zunächst als Redakteur, Lektor und Herausgeber, bevor er sich für die Tätigkeit als freier Schriftsteller entschied.
1957 erschien das „Traumbuch eines Gefangenen" und 1968 der Roman „Die Zelle", in dem er über seine Erlebnisse während der Zwangsarbeit – über das Leben am Eismeer – berichtet.
Später beschäftigte sich Bienek mit seiner Kindheit, mit Oberschlesien und den Oberschlesiern u. a. 1976 im Gedichtband „Gleiwitzer Kindheit" und in seiner Tetralogie, der Oberschlesischen Chronik, die aus vier Romanen besteht: 1975 Die erste Polka, 1977 Septemberlicht, 1979 Zeit ohne Glocken, 1982 Erde und Feuer.
Die Tetralogie wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Für sie erhielt Horst Bienek zahlreiche internationale Literaturpreise.
Noch zwei weitere Bücher, deren Handlung in Oberschlesien spielt, machten Bienek berühmt: „Reise in die Kindheit" (1988) und „Birken und Hochöfen. Eine Kindheit in Oberschlesien" (1990). Bieneks Wurzeln sind in Oberschlesien und seiner Geburtsstadt Gleiwitz geblieben. Sie bildeten auch das Hauptthema seiner Werke.
Bieneks Geburtshaus in Gleiwitz/Gliwice, ul. Horsta-Bienka und die Gedenktafeln in deutscher und polnischer Sprache.
(Fotos: Jan Bankiel 2014)
Horst Bienek
1930 – 1990
Der deutsche Schriftsteller
Horst Bienek wohnte in diesem
Haus von 1930 bis 1945.
Seine Heimatstadt Gliwice verewigte er in einem Romanzyklus
mit den Romanen „Die erste Polka", „Septemberlicht",
„Zeit ohne Glocken", „Erde ohne Feuer". Er starb 1990 in München.
Horst Bienek wurde mit vielen Preisen geehrt, darunter:
1969 Bremer Literaturpreis
1978 Kulturpreis Schlesien
1981 Nelly-Sachs-Preis
1983 Andreas-Gryphius-Preis
Nach ihm ist der Preis der Münchener Akademie der Schönen Künste benannt, die alle zwei Jahre den Horst-Bienek-Preis für Lyrik verleiht. Das Kompendium der Encyklopedia Wrocławia würdigt Horst Bienek mit einem Eintrag.
9Zitat aus „Die vertauschten Augen", erschien postum 1991
10Bertolt Brecht, 1898 - 1956, deutscher Dramatiker und Lyriker
* 26. Januar 1896 in Neumarkt/Środa Śląska
† 21. Mai 1976 in Großweier/Baden-Württemberg
Schriftsteller
Journalist
Rundfunkpionier
Bischoff besuchte die Grundschule in Neumarkt, danach das Gymnasium in Breslau. Vor Beginn des Studiums wurde er 1914 Soldat.
Nach dem Krieg studierte er Germanistik, Philosophie und Literaturwissenschaften an der Universität in Breslau. Das Studium unterbrach er aber schon nach wenigen Semestern und entschied sich als Dramaturg am Breslauer Stadttheater zu arbeiten.
1921 erschienen sein erster Gedichtband „Gottwanderer", 1922 der Roman „Ohnegesicht" und 1925 „Alter" sowie der Gedichtband „Die Gezeiten".
Von 1925 bis 1933 war er beim Breslauer Rundfunk tätig und leitete die „Schlesische Funkstunde", ab 1929 war er Intendant des schlesischen Rundfunks. Sein Verdienst während dieser Tätigkeit war die Entwicklung der Darstellungsformen, wie die Hörfolge und die Hörspiele. So entstand 1928 das Hörspiel „Hallo! Hier Welle Erdball!". Es wird noch heute als das älteste deutschsprachige Ton-Hörspiel betrachtet. 1926 nahm er auch die Serienfolge des Hörspiels „Runxendorf mit seiner Welle OS" des schlesischen Humoristen Ludwig Manfred Lommel 11in das Programm auf.
1933 wurde Bischoff von den Nationalsozialisten seines Amtes beim Breslauer Rundfunk enthoben und als vermutlicher „Kulturbolschewik" inhaftiert. Nach Monaten der Inhaftierung kam es zu einem Prozess, der mit einem Freispruch aus Mangel an Beweisen endete.
Bischoff fand eine Anstellung als Verlagslektor beim Ullstein-Verlag in Berlin. Hier entstanden zahlreiche Werke: die Romane „Die goldenen Schlösser" (1935), „Der Wassermann" (1937) und die Lyrikbände „Schlesischer Psalter" (1939). Seine Gedichte behandeln den Alltag in Schlesien. Das Thema seiner Werke sind alte schlesische Sitten, Bräuche und Berufe, wie Bildschnitzer, Glasschleifer, Weber im Riesengebirge und Lumpensammler.
1943 erschien der Band „Sternbild der Heimat" mit Gedichten und Geschichten aus der schlesischen Heimat.
Bischoff lebte in Berlin und Wolfshau/Wilcza Poręba. 1945 nach der Vertreibung aus Wolfshau kam Bischoff in den westlichen Teil Deutschlands und war von 1946 bis 1965 Intendant des Südwestfunks in Baden-Baden. 1953 erschienen ein Band von Erzählungen „Gold über Danae" und 1964 „Rosenzauber".
In Anerkennung seiner Verdienste für den Deutschen Rundfunk wurde Bischoff 1951 der Ehrentitel eines Professors verliehen und zum Ehrensenator der Universität Freiburg ernannt. 1954 erhielt Bischoff das Große Bundesverdienstkreuz und 1976 den Eichendorff-Literaturpreis des Wangener Kreises 12. Bischoff war Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, des PEN-Clubs, der Akademie der Wissenschaften und Literatur und des Kulturwerks Schlesien. Das Kompendium der Encyklopedia Wrocławia würdigt Friedrich Bischoff mit einem Eintrag.
11s. Lommel Ludwig , Manfred
12Der Wangener Kreis - Gesellschaft für Literatur und Kunst des Ostens e. V. wurde 1950 in Wangen im Allgäu für schlesische Künstler und Gelehrte gegründet (Wikipedia).
* 21. Mai 1936 in Waltersdorf/Niegosławice
deutsch-US-amerikanischer Mediziner
1999 Nobelpreis für Medizin
1945 flüchteten seine Eltern vor der Roten Armee zu Verwandten in die Nähe von Dresden. 1947 kam die Familie nach Freiberg/Sachsen, wo der Vater seine Tätigkeit als Tierarzt wieder aufnahm.
1954 legte Blobel das Abitur ab, durfte aber nicht studieren, weil sein Vater als Tierarzt laut Gesetzgebung der Deutschen Demokratischen Republik „der kapitalistischen Klasse" angehörte. Nach dem Abitur flüchtete Blobel über die „grüne Grenze" nach Frankfurt am Main und nahm sein Medizinstudium auf. Nach einigen Semestern in München, Kiel und Tübingen beendete Blobel das Studium der Medizin mit der Promotion in Tübingen (1960).
1963 ging Blobel in die USA, studierte noch Chemie und promovierte in Onkologie an der Universität in Wisconsin.
1969 folgte er dem Ruf an die Rockefeller Universität in New York, wo er von 1969 bis 1973 als Assistenzprofessor und von 1973 bis 1976 als außerordentlicher Professor wirkte. Seit 1986 war er als Forschungsprofessor am Howard Hughes Medical Institute tätig.
1987 nahm Blobel die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1994 wurde Blobel Mitglied der amerikanischen National Academy of Science. Im selben Jahr gründete er den uneigennützigen Verein „Friends of Dresden, Inc.", um Spenden für die Restaurierung Dresdens zu sammeln.
1999 erhielt Blobel den Nobelpreis für Medizin „für die Entdeckung der in Proteinen eingebauten Signale, die ihren Transport und die Lokalisierung in der Zelle steuern". Das Preisgeld spendete er für die Restaurierung Dresdens, ganz speziell für den Wiederaufbau der Frauenkirche und der Dresdner Synagoge. Er unterstützt auch das Projekt des Wiederaufbaus der Universitätskirche in Leipzig unter der Leitung des Paulinervereins e. V.
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