Wir hocken am leicht lodernden Lagerfeuerchen und staunen gebannt in dieses Geschehen. Ein bunter Lichtertanz am Nachthimmel. Für die Indianer und Inuit gilt dies als mystischer Vorgang und man ist geneigt, diesem Glauben zu folgen.
Am nächsten Morgen kommen die Kumpels nur langsam aus den Schlafsäcken. Für heute ist ein kleiner gemeinsamer Wandertag Richtung nahem Mossy Lake auf dem Programm. Sollte eigentlich eine gemütliche Sache werden, versichert Ralf. Er kennt den Trail von damals. Und hatte recht; gottseidank, denn auf eine Wiederholung der letzten Tage war ich nicht unbedingt scharf. Der Rest der Crew war auch nicht gerade erpicht, ähnliches zu erleben.
Die Unternehmung stand jedoch nicht unter einem guten Stern. Bereits während des längeren Anstiegs über die Birch-Portage, war nicht die allerbeste Stimmung. Weshalb? Weiß nicht so genau.
Am Mossy-Lake angelangt, trotz märchenhafter Lage, gab es wegen des weiteren Vorgehens Unstimmigkeiten. Es kam fast zu Eklat. Man hat sich in Gruppen gespalten. Bring mal die Wünsche von sechs Leuten unter einen Hut!? Sogleich kann man das Thema diskutieren: Der Busch schreibt seine eigenen Gesetze bezüglich Sozialethik, Toleranz, Teamfähigkeit. Mein Sohn weiß ein Lied davon zu singen. Es kostete ihm beinahe das Leben!
Nun, dem HP muss man schon zugutehalten, er hat es weniger mit der Fischerei und rennt zum Ausgleich ständig mit der Knarre im Walde rum. Allerdings ohne den geringsten Erfolg, nicht mal eine Krähe oder so. Vielleicht wirkt er deshalb etwas frustriert und stinkig, mosert rum von früh bis spät. Ralf meint, so kenne er seinen Spezi gar nicht. Man kann eben zu Hause nicht mit Sicherheit einen Menschen einschätzen, wie er sich im Buschleben verhalten wird.
Na ja, die Urlaubszeit ist ohnedies bald um. Schade für HP, er ist hier nicht besonders glücklich, so der Eindruck.
Themawechsel!
Damit kommen wir immerhin zu einem versöhnlichen Abschluss. Ein gebührendes Finale!
Am vorletzten Tag geh’ ich nochmal so richtig ran. Mit den Hechten an der schon erwähnten Traum(a)-Insel, wo die peinliche, knapp gefährliche Kenterung passierte, hab’ ich noch eine Rechnung offen und will es erneut versuchen, natürlich wieder alleine, klammheimlich. Das Wetter war wohl nicht gerade ideal, es nieselte ohne Ende. Das darf einen old fisherman nicht abschrecken. „King of Pike“ muss seinen Nimbus retten!
Machen wir’s kurz. Bald brachte ich zwei mittelmäßige Esox (zoolog. für Hecht) zur Strecke, kehre retour zum Camp und lass’ mir stolz die Schultern klopfen.
Wenig erzählt wurde bislang von Rosis Angelerfolgen. Man soll deshalb nicht meinen, die Gute hätte keine Ahnung von der Fischwaid. Von wegen! Die Schülerin hat hier sogar ihrem Meister den Rang abgelaufen, mit zwar nicht vielen Hechten, dafür jedoch legte sie manche Forelle und eine stolze Strecke von den bläulich befahnten, herrlichen und ganz vorzüglich schmeckenden Äschen auf die Schuppen.
Bei dieser Gelegenheit passt die Erwähnung, dass über die jeweiligen Fangerfolge akribisch Buch geführt wurde.
Klarer Spitzenreiter der Rangliste ist der fleißige Christian, gefolgt von Ralf und Rosi. Meine Wenigkeit ist auf den letzten Plätzen zu finden. Um vielleicht doch noch eine Rangstufe zu erhöhen, musste ich unbedingt noch zu allerletzter Stunde, am Abholtag, nach dem Frühstück ausrücken, in Begleitung von Roswitha. Hierzu wählten wir eine flache, etwa eine Meile entfernte Bucht.
Im glasklaren Wasser konnte man die beißlustigen Hechte gut beobachten, wie sie auf die angebotenen Kunstköder losgehen. Leider waren die meisten von kleinerem Kaliber. Einzig Roswitha, wer sonst, hatte ein nennenswertes Exemplar am Haken. Man höre und staune, dies war genau der 99-ste in der Gesamtstatistik. Stolze Zahl! Der Fisch wurde wieder in die Freiheit entlassen, denn die Buschküche ist geschlossen. Heut’ abends werden wir im Pizza-Hut einkehren.
In der Nachbarbucht sind Grizzly und HP ebenso zu Werke. Und was passiert? Nicht lange nach Rosi’s Fang, hört man den lautstarken Erfolgsruf von Christian. Er macht exakt die Hundert voll. Wenn das mal kein glücklicher Zufall ist?
Zugegeben, hier bin ich vom eigentlichen Thema des Buchtitels etwas abgewichen, aber erwähnenswert allemal! Übrigens, wer sich für die Fischwaid interessiert, kann hierüber viel in einem anderen Buch von mir erfahren.
Diese letzten Stunden auf dem Wasser müssen schnell verronnen sein, denn wir werden überrascht von einem Motorengebrumm aus den Lüften. Und bald senkt sich eine Beaver und setzt auf. Verfrüht werden wir abgeholt. Jetzt ist aber Tempo angesagt. Das Nachbarkanu ist bereits eine Weile zuvor heimgekehrt.
Kamen ganz schön ins Schwitzen.
Mittlerweile kommt die Einmotorige uns schwimmend entgegen. Als der Pilot außen auf die Kufen steigt, erkennen wir sofort den „Bauer“ im Overall.
„Hurry, hurry“, ruft er und wirft uns ein langes Seil zu, mit der Aufforderung: „Hold the rope!“ Grinsend klettert er zurück in das Cockpit und tuckert los. Mich krampfhaft am Schlepptau haltend, werden wir Richtung Ufer gezogen; dazwischen manch heikle Situation. Wer hat dergleichen schon mal gesehn? Buh … uns ging ganz schön die Muffe!
Bald ist man samt dem umfangreichen Krempel, der freilich rechtzeitig vorbereitet war, in das uralte Vehikel verladen und los geht’s.
„Sandy ade! Es war wunderschön!“
Während des Rückfluges bei prächtiger Sicht, ergötzt man sich noch reichlich aus der Vogelperspektive an diesem herrlichen Buschland, die nordkanadische Wildnis, … und bringe eine unheilbare Krankheit nach Hause: Das Buschfieber!
Vielleicht hat der geneigte Leser bei meinen ersten Wildniserfahrungen einen realistischen Eindruck vom Buschleben bekommen. Es ist keineswegs tägliche Trapperidylle angesagt. Es gibt oftmals ganz verflixte Situationen zu bestehen und wird durch traumhaft schöne Erlebnisse entschädigt.
Und freilich war das längst nicht Alles, was wir während der gut drei Wochen hier erlebten. Eine ausführliche Erzählung könnte allein ein dickes Buch füllen.
Hier kam es lediglich darauf an, einige charakteristische Vorkommnisse herauszugreifen, um einen ausreichenden Eindruck vom ganz banalen Buschleben zu vermitteln. Dies soll gleichfalls für die folgenden Kapitel gelten. Es ist mein großer Wunsch, dies möge halbwegs gelingen.
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