Mario Covi
VON KANADA NACH PANAMA - Teil 2
30.000 km im VW-Bulli durch Kanada, USA, Mexiko und Mittelamerika
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Inhaltsverzeichnis
Titel Mario Covi VON KANADA NACH PANAMA - Teil 2 30.000 km im VW-Bulli durch Kanada, USA, Mexiko und Mittelamerika Dieses ebook wurde erstellt bei
1. RÜCKBLENDE
2. PIE DE LA CUESTA
3. MOCTEZUMAS RACHE
4. PALENQUE
5. WEIHNACHTEN
6. KARIBISCHES ENDE DER WELT
7. KRACH, MARIHUANA, CHECHÉM UND CHA-KÁ
8. CHICHEN ITZA UND UXMAL
9. NACH OAXACA
10. PLÄNESCHMIEDEN, TRAVENFIEBER UND MEZCALRAUSCH
11. SAN CRISTOBAL DE LAS CASAS
12. EL TAPON
13. POLITISCHE NACHHILFE AM LAGO DE ATITLAN
14. COPALRAUCH IN CHICHICASTENANGO
15. VULKANE
16. IZTAPÁ
17. EL SALVADOR
18. DURCH HONDURAS NACH NICARAGUA
19. GEOPOLITIK UND MACHOKRAM
20. EIN FLECKEN DEMOKRATIE
21. IRAZÚ UND CERRO DE LA MUERTE
22. PANAMA
23. DIE LETZTE ETAPPE
24. AUSKLANG
Impressum neobooks
Dieser zweite Teil unserer langen Reise von Kanada nach Panama verlangt einen kurzen Rückblick. Ist man als Berichterstatter dem interessierten Leser schuldig, nicht wahr? Also blenden wir zurück:
In einem zum schlichten Camper umgebauten VW-Bulli waren meine Frau und ich Anfang Juli 1967 von Toronto/Kanada zu einer ungewöhnlichen, insgesamt elf Monate langen Hochzeitsreise gestartet. Zuvor hatten wir unsere Passage als sogenannte Überarbeiter auf einem Frachter von Deutschland nach Kanada verdient, Neun Monate später sollten wir dann in Mittelamerika abermals einen nostalgischen Dampfer besteigen, auf dem wir bis zu unserer Rückkehr nach Deutschland im Mai 1968 arbeiten würden
Begeistert von der Weite Nordamerikas und den großzügigen, damals sehr oft kostenfreien Campingplätzen, umrundeten wir die Großen Seen, erreichten die USA, querten Minnesota, North-Dakota und Wyoming, um dann im Norden Montanas wieder kanadischen Boden zu erreichen. Die Rocky Mountains in Alberta hielten uns in Atem, und in B.C. die faszinierende Stadt Vancouver. Wir erreichten Vancouver-Island und ihre zu jener Zeit noch unentdeckten touristischen Kleinode am Pacific Rim, Tofino und Ucluelet, Anfang September.
An der Westküste der USA folgten wir der 'Traumstraße der Welt', bogen in Kalifornien ins Landesinnere ab, um im Yosemite Nationalpark die Sierra Nevada Richtung Death Valley und Grand Canyon zu überqueren.
Es war bereits Oktober als wir in Colorado Uschi und Herbert trafen, ein Pärchen, ebenfalls auf Hochzeitsreise, mit dem wir verabredet hatten, die nächsten vier Monate aus Sicherheitsgründen gemeinsam durch Mexiko und Mittelamerika zu reisen.
Anfang November erreichten wir schließlich Mexiko. In Nuevo Laredo, der typischen Border-Town zwischen Texas und Mexiko, überquerten wir den Rio Grande. Jetzt wurde es ernst mit dem wilden Campen, denn offizielle Campingplätze gab es seinerzeit so gut wie keine 'south of the border'...
Mexiko war aufregend, abenteuerlich, voller neuer Eindrücke. Eine ganze Woche lang schauten wir uns die Sehenswürdigkeiten von Mexico-City an, danach die weiten Tempelbezirke der Azteken in Tula und Teotihuacán. Auf dem weiteren Weg nach Süden verloren wir Uschi und Herbert und waren wieder auf uns alleine angewiesen.
In punkto Sicherheit war das gar nicht so gut. Und prompt wurde Hildrun beinahe überfallen, während ich einem natürlichen Drängen folgend in einem von unserem Lagerplatz entfernteren Dickicht verschwunden war. Zum Glück hatte ich ihr noch unseren Revolver auf den Frühstückstisch gelegt.
Als ich frohgemut zurückkehrte fragte mich Hildrun: "Hast du irgendetwas mitbekommen?"
"Wie, mitbekommen?", fragte ich blöde.
"Ich bin fast überfallen worden", sagte meine Frau mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton. "Da kam plötzlich ein Personenwagen mit vier Männern angefahren. Der Wagen wendete, drei Männer stiegen aus, und der vierte blieb bei laufendem Motor sitzen..."
"Was?", fragte ich ungläubig, denn ich hatte dort hinten im Wäldchen akustisch absolut nichts wahrgenommen.
"Die drei Mexikaner kamen zum Bulli, gingen rundherum und schauten durch die Fenster herein. Was meinst du, wie ich mich gefühlt habe... Einer rief dann dauernd 'todo claro?', tat so als wolle er unbedingt wissen, ob alles okay sei. Ich hatte meine Hand auf dem Revolver und sagte nur: 'Si, todo claro!'"
Wow! Der Anblick einer allem Anschein nach allein durchs wilde Mexiko reisenden blonden jungen Frau, die da mit großen grau-grünen Augen aus dem Bulli starrte und drohend ihre Hand auf einem Revolver ruhen hatte, musste die finsteren Burschen bestimmt aus dem Konzept gebracht haben. Das sah ungewöhnlich, möglicherweise sogar gefährlich aus. Davon sollte man lieber die Finger lassen!
Bei der Weiterfahrt stellten wir fest, dass man von einer der oberen Straßenkehren doch nach unten in die Kiesgrube schauen konnte. Vermutlich hatten die Männer gedacht, da stünde ein unbewachtes Auto, das man leicht knacken könnte. Ich glaube nicht, dass sie aus edler Hilfsbereitschaft nachschauten. Möglicherweise waren sie sogar zu einem gewaltsamen Überfall bereit, der durch den exotischen Anblick einer wehrhaften blonden 'Gringa' zum Glück abgewendet werden konnte. So liebenswert die Mexikaner sein konnten, so schön das Land auch war, wir mussten kritisch bleiben und durften vor der potentiellen Bedrohung durch Kriminelle nicht die Augen verschließen. Leider hat sich die Situation für Individualreisende in Mexiko und Mittelamerika in all den Jahren extrem verschlechtert...
Wir erreichten Acapulco. Wir steuerten die Hafenpromenade an und fühlten uns vom Anblick der vielen Wolkenkratzer nicht animiert, diesen Brennpunkt des Tourismus attraktiv zu finden. Nein, das war nicht unsere Welt. So machten wir uns gleich weiter auf den Weg nach Pie de la Cuesta, einem kleinen Fischerort nördlich von Acapulco. Dorthin, einem Geheimtipp unter Weltenbummlern folgend, hatten wir ja ursprünglich gewollt.
Unsere Reiseroute (8.400 km) durch Mexiko
Nein, Acapulco mit seinen Wolkenkratzern und seinen mondänen Hotels war nicht nach unserem Geschmack. So vertrauten wir dem Geheimtipp und steuerten den Strandabschnitt nördlich von Acapulco an. Tatsächlich gelangten wir in eine andere Welt und fanden auch bald das idyllische Dörfchen Pie de la Cuesta, abseits vom Trubel, zwischen Pazifikbrandung und der weiten, von Kokospalmen umsäumten Laguna de Coyuca.
Und als wir an den Palmenhainen, üppigen Blütenhecken und palmblattgedeckten Hütten vorbeifuhren, sahen wir den markanten Hochraum-Bulli mit Kölner Kennzeichen. Da standen sie, Herbert und Uschi, in alter Frische.
Wir hatten uns wieder gefunden!
Man konnte sich am Strand Sonnenunterstände mieten. Von einer freundlichen mexikanischen Familie mieteten wir einen langgestreckten, mit rustikalem Picknickmobiliar ausgestatteten Sonnenunterstand gleich für eine Woche. Für umgerechnet 70 Pfennige pro Auto und Tag. Üblicherweise suchten hier Badegäste Schatten, doch als Dauerkunden waren wir mindestens so willkommen. Wir durften auch die nahe Toilette benutzen und waren somit rundherum versorgt. Süßwasser zogen wir aus der Zisterne, und die nahe Süßwasser-Lagune bot Waschwasser für ein Vollbad im Überfluss. Schwimmen im Pazifik war bei der gefährlichen Brandung und wegen der Haie nicht so entspannend.
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