Die Autoren
Evelyn Heinemann, Prof. Dr. em., studierte Psychologie und Sonderpädagogik (Frankfurt und Marburg). Nach Tätigkeiten als Sonderschullehrerin und Pädagogische Mitarbeiterin (Universität Frankfurt) war sie Professorin für Psychologie an der Evangelischen Fachhochschule in Nürnberg und 25 Jahre Professorin für Allgemeine Sonderpädagogik an der Universität Mainz. Forschungs- und Lehrschwerpunkt war all die Jahre Psychoanalytische Pädagogik. Sie absolvierte eine psychoanalytische Ausbildung am DPV Institut in Giessen und führte in Nebentätigkeit psychoanalytische Therapien mit Menschen mit geistigen Behinderungen durch.
Hans Heinz Hopf, Dr. rer. biol. hum., ist analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, Dozent, Supervisor und Ehrenmitglied an den Psychoanalytischen Instituten Stuttgart, Freiburg und Würzburg. 2013 erhielt er den Diotima-Ehrenpreis der deutschen Psychotherapeutenschaft und 2018 wurde ihm die Staufer-Medaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.
Evelyn Heinemann Hans Hopf
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6., aktualisierte Auflage 2021
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© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
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ISBN 978-3-17-038998-4
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Vorwort zur sechsten Auflage
Wir freuen uns, dass die Nachfrage auf unser Buch über Psychische Störungen und ihre Psychodynamiken ungebrochen ist, so dass eine sechste, aktualisierte Auflage erscheint. Wir haben uns entschieden, die Theorie zum selbstverletzenden Verhalten zu ergänzen und zwei Fallbeispiele hinzuzufügen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das selbstverletzende Verhalten von Jugendlichen zugenommen hat: Deutschland gehört innerhalb von Europa zu den Ländern mit den höchsten Prävalenzraten (Plener et al., 2018).
Nach wie vor hat es ein psychodynamisches Verstehen der Sammel-Diagnose ADHS schwer. Um diese medizinische Diagnose hat sich ein geschlossenes System etabliert. So gut wie alle Kinder mit sozialen Auffälligkeiten, mit jedweden Formen von Konzentrationsstörungen, bekommen heutzutage Medikation. Als Psychotherapiegutachter konnte ich (H. H.) beobachten, dass mittlerweile beginnende Schulprobleme, mäßig gesteigerte Bewegungsunruhe, auch leicht aggressives Verhalten eines Kindes sofort medikamentös behandelt werden, nicht selten ohne ausreichende psychologische Diagnostik. Der Eindruck entsteht, dass Kinder gelegentlich konzentrierter, leistungsstärker – vor allem aber diszipliniert werden sollen.
Damit werden die zentralen Konflikte verschleiert. Viele Kinder- und Jugendpsychiater sind dankbar, dass Ihnen für alle sozialen Störungen ein vermeintlich ›hilfreiches‹ Medikament zur Verfügung steht, das schnelle Hilfen verspricht. Eltern fühlen sich entlastet. ADHS ist gemäß der offiziellen Kinder- und Jugendpsychiatrie eine angeborene Transmitterstörung. Folglich haben die Symptome auch nichts mit ihnen und ihren Beziehungen zu tun. Wer an ihre Verantwortung appelliert, weist ihnen – angeblich – Schuld zu. Fast immer beginnt eine psychoanalytische Therapie mit dem mühevollen Unterfangen, Eltern darüber aufzuklären, dass Konzentrationsprobleme und Bewegungsunruhe zu allererst pädagogischen und psychologischen Bereichen zuzuordnen sind.
In Kitas, Kindergärten und Schulen bekommen Kinder von ihren Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern oft schon nach kurzer Beobachtung ihres Verhaltens die Diagnose ADHS, obwohl die dazu notwendigen Kenntnisse fehlen, und sie das gar nicht dürften. Lehrerinnen und Lehrer üben nicht selten Druck auf Eltern aus, ihren Kindern eine Medikation zu verabreichen, damit sie im Unterricht angepasste Kinder haben.
Von 1973 bis 1995 hatte ich (H. H.) kein Kind wegen Bewegungsunruhe oder Unaufmerksamkeit in psychotherapeutischer Behandlung, auch nicht mit ähnlichen Begleitsymptomen, und ich besitze noch die Akten aller Kinder, die ich während 47 Jahren behandelt habe. Was ebenfalls nicht zur Kenntnis genommen wird, ist, dass es damals bei den Mädchen auch kein selbstverletzendes Verhalten gab. Selbst Jugendliche mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung hatten selten eine entsprechende Symptomatik. Heute ist es oft so, dass Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten im Umkehrschluss die Diagnose Borderline-Störung erhalten, weil die offizielle Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht immer nach Ursachen und der Dynamik fragt. Wir gehen davon aus, dass das selbstverletzende Verhalten die Parallel-Störung zum ADHS der Jungen ist. Nur werden die Spannungen nicht wie bei den Jungen externalisiert, sondern internalisierend als destruktive Kraft auf das eigene Selbst und den Körper gerichtet. Beide Störungsbilder zeigen Mängel innerhalb der Symbolisierungsfähigkeit. Wir vermuten, dass beide auch zentrale Folgen einer sich verändernden Gesellschaft sind. Mittlerweile haben bereits Jugendliche der frühen Adoleszenz Geschlechtsverkehr, oft von der Familie aktiv unterstützt. Dies kann als eine neue Freiheit angesehen werden. Aber welche Folgen hat das bei einem strengen Über-Ich? Die einstigen Verbote und strengen Regeln haben Mädchen in der Präadoleszenz und später auch geschützt. Wir leben in einer Gesellschaft mit vielen Freiheiten. Sie stellt aber keinen stabilen Rahmen mehr zur Verfügung. Sie ist wenig haltend und bewahrend. Viele junge Mädchen sind von frühen sexuellen Beziehungen überfordert.
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