Die Konditionierung - Die psychische Abhängigkeit
Nikotin macht uns nicht nur körperlich abhängig durch den Umbau des Botenstoffsystems im Gehirn, sondern Nikotin sorgt auch dafür, dass wir auf viele Rauchsituationen konditioniert sind. Wir „überlernen“, unter Nikotineinfluss bestimmte Situationen ganz fest mit der Zigarette zu verknüpfen, und diese konditionierten Situationen wirken dann als direkter Impuls zur Zigarette zu greifen, zum Beispiel zum Kaffee, wenn andere rauchen, zum Alkohol, nach dem Essen ….. Dann rauchen wir „ einfach so“. Unabhängig vom Nikotinspiegel. Beobachten Sie einmal bewusst andere Raucher. Sie werden erstaunt sein, wie automatisiert und unbewusst diese Rauchimpulse ausgeführt werden.
Genauso gut können es auch emotionale Situationen sein, die als Rauchauslöser dienen. Bei Stress oder schlechter Stimmung – weiß man genau, wie man das Grundgefühl mit einer Zigarette anheben kann. Mit 70.000 Zügen pro Jahr konditioniert man dieses Verhalten immer wieder. Viele Raucher fragen sich ein Leben lang, warum sie jetzt schon wieder Lust auf eine Zigarette haben, wo sie doch eben erst geraucht haben. Erst seit kurzem versteht man, wie diese Konditionierung von Rauchauslösern funktioniert. Es ist der Hauptgrund, warum wir immer weiter rauchen und warum Nikotin so abhängig macht. Seien Sie also gespannt auf Kapitel 11.
Während Sie körperlich nach dem Rauchstopp nach wenigen Tagen schon clean – also nikotinfrei – sind, müssen diese gelernten Situationen erst nach und nach „verlernt“ oder „entkonditioniert“ werden. Die gute Nachricht: Wenn Sie einmal diese Gehirnwäsche beseitigt haben, ist auch die Lust zu rauchen weg. Ein gutes Essen wird dann nicht mehr durch eine Zigarette zum Schluss noch besser und der Kaffee ist genauso anregend ohne dazu zu rauchen. Sie werden nie wieder darüber nachdenken. Millionen Ex-Raucher können das bestätigen. Und auch Sie haben, bevor Sie anfingen zu rauchen, als Kind nie im Entferntesten daran gedacht ein Eis, ein Stück Kuchen oder die Portion Pommes mit dem Inhalieren von Rauch danach noch zu verbessern.
Die Taschenspielertricks des Nikotins
Voraussetzung für das Aufhören ist es, die Taschenspieler-Tricks des Nikotins genau zu durchschauen. Die Droge Nikotin gaukelt Ihnen vor, dass Zigaretten schmecken und Sie sich besser damit fühlen. Das erfahren Sie ganz real. Dieses Gefühl kennt jeder Raucher. Tatsächlich aber rauchen Sie hauptsächlich gegen die Unruhe und Leere der Nikotin-Entzugserscheinungen an und fühlen sich dadurch erst besser. Das müssen Sie jetzt überhaupt noch nicht akzeptieren! Wenn Sie den Mechanismus aber einmal durchschaut haben, dann können Sie sich leicht dazu entschließen, aus dem Teufelskreis auszusteigen. Dazu sollten Sie das Buch ganz unvoreingenommen lesen und für Neues offen sein. Ich möchte Sie zu nichts überreden! Sie sollten sich auch nicht von Partnern oder anderen Menschen unter Druck setzen lassen. Hier geht es nur um Sie! Und Sie dürfen und sollten weiterrauchen, während Sie das Buch lesen. Ich möchte, dass Sie sich vollkommen entspannt beim Lesen fühlen.
Bitte reduzieren Sie das Rauchen auch nicht! Das setzt Sie unnötig unter Druck und macht jede einzelne Zigarette wichtiger als vorher.
Bitte rauchen Sie weiter!
Ich möchte auch aus einem weiteren Grund, dass Sie weiterrauchen. Nur so können Sie Ihr Rauchverhalten unter die Lupe nehmen und auch andere Raucher, ohne selber zu schmachten, genauer beobachten. Je besser Sie wissen, wann Sie rauchen, was gefühlsmäßig typische Rauchauslöser bei Ihnen sind, was Sie persönlich am Rauchen mögen und auch, was Sie am Rauchen hassen, warum Sie vielleicht aufhören möchten und welche Ängste Sie beim Aufhören haben, desto leichter werden Sie aufhören können. Ich kann Ihnen zwar wichtige Fragen stellen und viele Denkanstöße geben, aber nur Sie können sich selbst die richtigen Antworten geben. Nehmen Sie sich dazu etwas Zeit. Es geht um nichts weniger als um Ihr Leben. Es könnte eine der weitreichendsten Entscheidungen im Leben für Sie sein. Eines Ihrer wichtigsten Projekte. Wenn Sie sich dann tatsächlich entscheiden sollten, die letzte Zigarette zu rauchen, helfen Ihnen Ihre Antworten enorm weiter. Warum? In den ersten Wochen nach dem Rauchstopp müssen Sie sich genau daran erinnern können, was Sie erreichen wollten. Egal, was Ihnen das Suchthirn einflüstern will. Sie haben Ihr Ziel festgehalten und klar vor Augen. So schaffen Sie es.
Zusätzliche Motivation: Gesundheit
Nein: Ich werde Sie im Buch nicht mit gesundheitlichen Horrorszenarien quälen. Das bringt Sie nicht weiter. Erzeugt nur Abwehr. Täglich auf der Zigarettenschachtel sehen Sie, dass Rauchen schädlich ist. Und hat es geholfen? Nein. Es nervt. Nur 5 Seiten im Buch habe ich der Gesundheit gewidmet. Vielleicht 5 Seiten, und zwar wo Raucher eine Art Milchmädchenrechnung mit Risikovergleichen und selbstgebastelten Einzelfallbetrachtungen aufmachen, um weiterrauchen zu können. Nach dem Motto: „Ach, Umweltgifte sind doch genauso gefährlich wie rauchen“ „Es wird mich schon nicht erwischen“ oder „Mein Onkel Fritz raucht und ist schon 85“. Gefolgt vom Klassiker: „An irgendetwas muss man ja sterben“. Die Frage ist nur: Wann und Wie? Welches Risiko haben Sie als Raucher wirklich? Dazu gibt es sehr genaue Zahlen. Bei jeder anderen Entscheidung, die Ihr späteres Leben so stark betreffen wird, sammeln Sie doch auch erst einmal Informationen. Natürlich vermeidet man als Raucher diese Informationen möglichst, um in Ruhe weiterzurauchen. Aber das Verdrängen der Ängste um die eigene Gesundheit weg ins Unterbewusste bindet viel Energie. Dort bleiben die Ängste aktiv und müssen ständig weggedrückt werden. Schlimmer noch: sie nagen am Selbstwertgefühl, weil man genau weiß was man sich antut.
Sich mit den Folgen des Rauchens zu beschäftigen, löst zwar zuerst einmal Stress und Ängste aus. Vielleicht rauchen Sie auch ganz kurzfristig einige Zigaretten mehr, um diesen Stress mit etwas Nikotin wegzudrücken. Das ist vollkommen Ok! Aber dann formiert sich dieses Wissen zu einem großen Bild und der Blick in die Realität motiviert zum Aufhören.
Vor allem Nichtraucher meinen immer, man könnte das Rauchen aufgeben, wenn man endlos bespricht, warum man das Rauchen besser sein lassen sollte. Das funktioniert so natürlich überhaupt nicht. Sie rauchen ja nicht wegen der Gründe, warum Sie es lieber sein lassen sollten, sondern wegen der Gründe, warum Sie gerne rauchen! Das heißt auch: Die Gründe, warum Sie „gerne“ rauchen, muss man genauer anschauen. Ohne das „gerne Rauchen“ durchschaut zu haben, würden Sie immer den gefühlten Vorteil des Rauchens „aufgeben“, statt für immer und ohne Reue endlich auszusteigen. Ist Rauchen wirklich ein Gewinn für das Lebensgefühl? Fühlen Sie sich besser damit? Erst wenn Sie sich am Ende des Buches darauf eine Antwort gegeben haben, gebe ich Ihnen noch einen ganz kleinen Motivationsschub mit der Gesundheit. Denn wie jeder andere möchten Sie natürlich gerne lange leben. Das Suchthirn will uns zwar einflüstern, dass wir lieber „jetzt genießen“ und „sowieso an irgendetwas sterben müssen“. Aber tief im Unterbewussten ist Ihr Lebensinstinkt kraftvoller. Ihr Unterbewusstes lässt sich nicht täuschen. Sie wissen es schon immer: Länger leben ist wichtiger als länger rauchen! Auch wenn Sie vielleicht noch nicht wissen, wie Sie dies praktisch umsetzen können.
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