Ruprecht Günther - Das Bild der Zeit

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Was passiert mit einem Menschen, dessen Geist in einen anderen Körper ersetzt wird? Worauf gründet sich unser so sicher geglaubter Eindruck von Identität? Als Sigi Schnitzler, ein begnadeter Kunstmaler, und sein Freund Karl-Heinz in einem Berliner Keller eine mysteriöse Schwarze treffen, ahnen sie nicht, dass bald genau diese Fragen auf sie einstürmen werden. Ohne es zu wissen, sind sie Figuren in einem tödlichen Spiel, dessen Anfänge zurückreichen in das Berlin und Lissabon des Zweiten Weltkriegs. Auch Sigis brasilianische Frau Joana gerät unter die Schatten der Vergangenheit, während ihr Mann um ein Werk ringt, das die Protagonisten in seinen Sog zieht: Das Bild der Zeit. Sigi und Karl-Heinz werden innerhalb weniger Tage von Freunden zu Feinden. Einer von ihnen würde alles tun, um das Spiel weiterzuführen; der andere will es beenden; um jeden Preis …

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Ruprecht Günther

DAS BILD DER ZEIT

Roman

adakia Verlag UG(haftungsbeschränkt)

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.deabrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.

Gesamtherstellung: adakia Verlag, Gera

1. Auflage, März 2015

ISBN 978-3-941935-19-8 (Print)

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

ISBN 978-3-941935-31-0 (ePub)

ISBN 978-3-941935-32-7 (Mobi)

ISBN 978-3-941935-33-4 (PDF)

Für Neném

Inhalt Cover Titel Ruprecht Günther DAS BILD DER ZEIT Roman Impressum - фото 1

Inhalt

Cover

Titel Ruprecht Günther DAS BILD DER ZEIT Roman

Impressum adakia Verlag UG (haftungsbeschränkt) Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig. Gesamtherstellung: adakia Verlag, Gera 1. Auflage, März 2015 ISBN 978-3-941935-19-8 (Print) E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017 ISBN 978-3-941935-31-0 (ePub) ISBN 978-3-941935-32-7 (Mobi) ISBN 978-3-941935-33-4 (PDF)

Widmung Für Neném

Zitat Eines Schattens Traum ist der Mensch. Pindar

Prolog

1. Friedrichshain

2. Kamila

3. Atelier

4. Der Leib der Erde

5. Karl-Heinz

Montag

6. Die erste Begegnung

7. Kamila

Dienstag

8. Erwachen

9. Entscheidung

10. Kamila

11. Atelier

12. Büro

13. Fremde Nähe

14. Kamila

15. Umschwung

16. Sertão

Mittwoch

17. Sigi

18. Joana

19. Kamila

20. Sigi

21. Karl-Heinz

22. Der Landstreicher

23. GGK

24. Kamila

25. Freundinnen

Donnerstag

26. Das Fest

27. Der Anfang vom Ende

28. Maria Mulambo

29. Sertão

Freitag

30. Die Aufgabe

31. Sigi

32. Susi

33. Karl-Heinz

34. Kamila

35. Im Park

36. Atelier

37. Auf der Jagd

38. Friedhof

39. Joana

40. Gejagte

41. Im Keler

42. Unter der Erde

43. Der Doktor

44. Das Bild

45. An einem Strang

46. Der dritte Versuch

47. Joana

48. Sigi

49. Joana

50. Das Ende

Epilog

Eines Schattens Traum

ist der Mensch.

Pindar

Prolog

Auf einmal war es so, als berge selbst das Licht ein Geheimnis. Ein schräger Sonnenstrahl tastete sich über die Stufen hinab und zeichnete schnurgerade Bahnen aus glitzerndem Staub. Die zerbrochenen, vor Schmutz starrenden Scheiben glühten auf wie flüssiges Feuer. Selbst die Spinnweben stapelten hoch und wirkten für Augenblicke, als seien sie aus Gold gewebt. Der Abenddunst verspann sich zu einem transparenten Pulver, das alles, worauf es sich legte, verwandelte in etwas höher Geordnetes und Edles:

Der rostige alte VW-Bus war plötzlich ein Gefäß für Zauberformeln und magische Utensilien; die Blätter des rachitischen Buschs vor der Kellertür dienten in Wahrheit zur Zubereitung eines kostbaren Aphrodisiakums; der Schimmel an der bröckelnden Hauswand war ein Pilz, der je nach Dosierung töten mochte oder einen Adepten einführen in uralte und geheimnisvolle Riten.

Die hintere Klappe des Busses war geöffnet. Dahinter stapelten sich in wilder Unordnung Masken, diverse Kleider und Perücken, eine Glaskugel und mystisch anmutende Figuren. Ein dürrer dunkelhäutiger Mann, dem sein erschrockener Ausdruck auf dem Gesicht festgeschrieben schien, griff mit spitzen Fingern nach einer rot-schwarzen Statuette und ließ sie um ein Haar fallen.

»Pass doch auf, du Idiot«, zischte sein Mentor Valtinho, ein hochgewachsener, gut gebauter Schwarzer mit kurz geschnittenen Haaren. »Oder willst du, dass dich Exu auf der Stelle in die Hölle nimmt?«

Der Kleinere zuckte zusammen. »Jetzt noch nicht!«

Er schlug sich an die Stirne und lies die Figur dabei um ein Haar erneut fallen. Valtinho lachte schallend. Ungeduldig riss er seinem Assistenten die Statue aus den Fingern und erteilte ihm einen Tritt. Er wog den Exu liebevoll in der Hand und eilte mit schwingenden Hüften über die Treppe nach unten.

»Wenn ich nicht wäre, lägen meine Heiligen längst alle zerbrochen auf dem Müll.«

Er lachte wieder. Vorsichtig setzte er die Figur an der rechten Seite des Eingangs ab. An der linken thronte bereits ein ähnliches Exemplar. Valtinho hob beide Hände an und murmelte Beschwörungen in einer fremdartigen gutturalen Sprache. Dann öffnete er die quietschende Türe und betrat den Keller.

Ihm schlug ein stechender Geruch nach Moder und verdorbenem Fleisch entgegen. An der Rückwand hing ein sorgfältig gebündelter blutroter Vorhang. Davor standen ein heruntergekommener Sessel und größere Statuetten mit Darstellungen des Exu, des großen Dämons. Er besaß die Macht, Menschenwege zu öffnen und zu schließen, und mit seiner Hilfe sollte jedes wichtige Vorhaben auf der Erde beginnen.

Zu ihm gesellte sich die im Tanz erstarrte Gestalt Maria Mulambos, deren schwarz glänzende Haare in einem imaginären Wind zu flattern schienen. Vor dem Sessel stand ein kleiner, in schmutziges Weiß gedeckter Tisch mit zwei Stühlen. Über den staubigen Betonboden breitete sich ein zerschlissener Teppich. Zu beiden Seiten des spärlich beleuchteten Raums lagerte Gerümpel.

Valtinho trat konzentriert an den Tisch. Darauf lagen zu einem Kreis gebündelte Ketten aus bunten Perlen. In ihrer Mitte ruhte ein Satz kleiner Miesmuscheln.

Seine Hand fasste nach den Muscheln und warf sie mit einer raschen Bewegung flach auf den Tisch. Aufmerksam betrachtete er den Wurf. Er drehte nachdenklich seinen goldenen Ring und schürzte die Lippen. »Sie verlangt wieder ein Spiel …«

Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem Lächeln.

1. Friedrichshain

Ende August 2010

Kaum einen Kilometer in Luftlinie entfernt saß ein Mann in einem Friedrichshainer Lokal und telefonierte. Die letzten Sonnenstrahlen illuminierten seine mühsam beherrschten Züge und liehen ihnen einen überraschenden und wenig passenden Glanz.

Die Bedienungen zündeten Kerzen an, deren flackerndes Gelb mit dem schrägen Licht der Sonne konkurrierte. Kleine Kinder rasten um die weiß gedeckten Tische und spielten Fangen, während ihre Eltern bei einem Glas Wein oder Bier plauderten. Die Luft war nach dem heißen Tag angenehm lau, und die meisten Menschen bemühten sich, die Unbilden des Lebens für ein paar Stunden zu vergessen.

Nur Karl-Heinz’ gereizte Stimmung wollte nicht recht zu dem Ambiente passen. Er okkupierte einen ganzen Tisch für sich allein und füllte ihn weniger durch sein Volumen als durch seine hektischen Gesten aus. Mit einer einzigen Bewegung fegte er eine Fliege vom Designer T-Shirt und entfernte eine Strähne von seiner Wange. »Hör mal, Sabine, es tut mir wirklich leid – ein Geschäftsessen, ja. Wir müssen das auf ein andermal verschieben.«

Er schob einen Olivenkern mit der Zunge zwischen die Zähne und legte ihn akribisch auf den Teller.

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