Wolfram Letzner - Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien

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Ein Reiseziel mit großer Vergangenheit macht von sich reden Wüst und rau erscheint die Region nur in den Schilderungen des Karl May. Tatsächlich bieten sich dem Reisenden saftig grüne Landschaften, dichte moos- und efeubehaftete Wälder (Montenegro), braune, Macchia bewachsene und duftende Karstlandschaften (Mazedonien) – Albanien und seine Nachbarländer sind reizvoll auch aufgrund der Hinterlassenschaften ihrer wechselvollen Geschichte. Illyrer, Griechen, Römer und ein halbes Jahrtausend osmanischer Herrschaft zeichneten das kulturelle Erbe des Landes. Dieses stellt der Band in gewohnter Ausstattung vor: Die Ruinenstätten Apollonia und Butrint bilden einen eindrucksvollen Rahmen der griechischen und römischen Zeit. Über den Städten Kruja und Berat thront jeweils eine eindrucksvolle mittelalterliche Festung und die historischen Altstädte versprühen den besonderen Charme des Unberührten. Doch erst durch die Ausflüge nach Mazedonien und Montenegro kann ein Bild der gemeinsamen Geschichte der gesamten Region entstehen. Dem Autor ist es mit präzisen Texten, Plänen und eindrucksvollen Fotografien gelungen, einen umfassenden Kulturreiseführer mit den wichtigsten archäologischen und historischen Stätten in Albanien vorzulegen. Weiterführende Kontaktdaten wie wichtige Telefonnummern oder auch die Adressen der Orte, in deren Museen die wichtigsten Objekte und Kunstwerke heute zu finden sind, helfen dem in Albanien, Montenegro und Mazedonien Reisenden auf all seinen Wegen.

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Die Pläne des faschistischen Italiens reichten aber weiter, denn Albanien sollte nur das Sprungbrett zur Eroberung Griechenlands sein. Im Jahr 1940 befahl Benito Mussolini den Angriff, doch der Duce hatte sich gründlich verschätzt. Griechischen und britischen Truppen gelang es, die Italiener massiv unter Druck zu setzen, sodass Italien, durch einen Militärpakt mit dem Deutschen Reich verbunden, um Unterstützung bat. Dieser Bitte wurde entsprochen, weil sich die militärische Führung dadurch die Sicherung wichtiger Rohstoffquellen auf dem Balkan versprach.

Als Besatzungsmacht traten die deutschen Truppen in Albanien aber erst von 1943 bis 1944 auf, nachdem die Italiener kaum noch handlungsfähig waren. Neben den Truppen der Alliierten waren es vor allem Partisanen, die Widerstand leisteten und unter diesen taten sich besonders die Kommunisten hervor. Deshalb war es nicht überraschend, dass diese im Jahr 1946 die Volksrepublik Albanien unter der Führung Enver Hoxhas ausriefen.

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Abb. 5 Sveti Naum. Das Kloster aus dem 9. Jh. wurde im Jahr 1925 vom damaligen König Zogu I. an das Königreich Jugoslawien abgetreten.

Mochte die Sowjetunion hier anfangs einen Sieg der Revolution und ihren Einfluss gefestigt sehen, so wurden dessen Führer schnell enttäuscht. Albanien ging einen Sonderweg und trennte sich schnell vom großen Bruder. Auch China versuchte, in Albanien Fuß zu fassen, scheiterte aber ebenso an den politischen Vorstellungen des Regimes. Auf chinesischen Einfluss lässt sich wohl die Atheismus-Kampagne der 1960er-Jahre zurückführen, die großen kulturellen Schaden anrichtete.

Die Politik Hoxhas isolierte das Land, sodass es politisch und wirtschaftlich ins Abseits geriet. Ein Politikwandel war erst nach dem Tode des kommunistischen Diktators im Jahre 1985 möglich. Der Übergang zur Demokratie war mühsam und gefährlich, weil nicht nur die Politiker unerfahren waren, sondern auch die normalen Menschen.

Was in „gefestigten Gesellschaften“ vielleicht nur als Randnotiz gesehen worden wäre, sollte in Albanien zur Unruhen führen. Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurden Investments zweifelhafter Natur angeboten, bei denen Rendite bis zu 120 Prozent versprochen wurden. Fast jeder, der auch nur etwas Geld übrig hatte, investierte darin, bis das System 1995 / 6 zusammenbrach. Es brachen bürgerkriegsähnliche Unruhen aus, die erst durch den Einsatz internationaler Friedenstruppen beendet werden konnten und so Rahmenbedingungen für eine richtige Demokratisierung geschaffen wurden.

Heute stellt sich das Land – inzwischen auch Mitglied der Nato – als gefestigt und sicher dar.

Literatur

O. J. Schmitt, Die Albaner. Eine Geschichte zwischen Orient und Okzident (2012); M. Zahrnt, Die Römer im Land Alexanders des Großen (2010); M. Sanader, Dalmatia (2009) S. 23−29; E. Hösch, Geschichte des Balkans (2007); R. Ndarurinze, Albanien entdecken. Auf den Spuren Skanderbegs 2(2008); H. Rickert, Einleitung in die Geschichte der Albaner (2006).

In eindrucksvoller Landschaft, geprägt von zahlreichen Höhenzügen, liegt eine antike Stadt, deren Bedeutung immerhin so groß ist, dass sie zu einem der bedeutendsten archäologischen Parks des Landes wurde.

01 AMANTIA – DIE STADT MIT DEM BESTERHALTENEN ANTIKEN STADION DES LANDES

ALBANIEN

Nur 30 km östlich von Vlorë liegt in einer Hügellandschaft das antike Amantia. Wer den Ort besichtigen will, muss schon aufgrund der Ausdehnung des archäologischen Geländes etwas Zeit mitbringen.

Historischer Überblick

Amantia ist eine Höhensiedlung, die auf einem etwa 20 ha großen, felsigen Plateau liegt. Ihren Anfang nahm die Stadt in einer vorstädtischen Siedlung, die Hekataios von Milet jedoch nicht erwähnt.

Aufgrund der archäologischen Befunde lässt sich aber erkennen, dass die Entwicklung zur Stadt ab der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. stattfand. Dabei war der Ort das Zentrum des Stammes der Amantier. Im Jahr 230 v. Chr. wurde die Stadt Mitglied des epirotischen Bundes.

Der Ort blieb bis 168 v. Chr. frei, geriet dann aber unter römische Kontrolle und wurde Teil der Provinz Macedonia. Im Jahr 67 n. Chr. wurde Amantia schließlich der neuen Provinz Epirus Nova zugeordnet. Über die innere Geschichte der Stadt während der Kaiserzeit ist sehr wenig bekannt. Hatte sie über Jahrhunderte hinweg gut vom Handel profitiert, so scheint mit der Anlage und zunehmenden Bedeutung der Via Egnatia eine Stagnation eingesetzt zu haben. Als Widerspruch dazu lässt sich aber eine Inschrift anführen, die den Bau eines Speichers durch einen P. Pomponius Aelianus im 2. Jh. n. Chr. belegt. Auch über diesen Zeitraum hinaus besaß Amantia einige Bedeutung, denn für das Jahr 344 n. Chr. wird es als Bischofssitz aufgeführt.

Im 6. Jh. erwähnt der sonst weitgehend unbekannte oströmische Geograf und Grammatiker Hierokles den Ort als eine der neun Städte der Provinz Epirus Nova. Auch Prokop, der eine Neubefestigung durch Justinian erwähnt, folgt dieser Bewertung.

In späterer Zeit wurde die Stadt vollständig aufgelassen. Der Bischofssitz wurde nach Glavinica verlegt. Noch heute gibt es dort ein Titularbistum der römisch-katholischen Kirche; darunter versteht man ein Bistum, das real nicht mehr existiert, der Bischofsstuhl aber besetzt ist.

Forschungsgeschichte

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Amantia lässt sich wohl grundsätzlich unter zwei Aspekten betrachten. Zwar rückte das Titularbistum schon im 18. Jh. in das Blickfeld der Forschung, doch fanden archäologische Untersuchungen in größerem Umfang erst ab den 1960er-Jahren statt.

Funde und Befunde

Das abgelegene Amantia bietet eine Reihe von eindrucksvollen archäologischen Denkmälern, in denen sich die unterschiedlichsten Bereiche antiken Lebens widerspiegeln.

Die Stadtbefestigung

Die Mauer ist für den Besucher sicherlich eines der spektakulärsten Denkmäler der Stadt. Mit einer Länge von 2.100 m umschließt sie das Plateau. Verstärkt wurde sie durch mehrere Bastionen; drei Tore erlaubten den Zugang.

Die Archäologen konnten bislang feststellen, dass die Befestigung ursprünglich im 5. Jh. v. Chr. aus polygonalem Mauerwerk errichtet wurde. Aber bereits um die Mitte des 4. Jhs. v. Chr. war es nötig geworden, sie teilweise zu erneuern. Dabei wurden die Tore stärker abgesichert, indem man Türme aufsetzte. An der Ostseite steht die Mauer noch mit einer Höhe von 3 m an. Dort finden sich auch Reparaturen mit Ziegeln und kleineren Steinblöcken; diese Arbeiten lassen sich mit den Instandsetzungsarbeiten in der Regierungszeit Justinians in Verbindungen bringen.

Innenbebauung

Innerhalb der Mauern lassen sich heute Spuren von Wohnbebauung erkennen. Dabei handelt es sich um Felsabarbeitungen, auf denen die Häuser errichtet wurden. Die Archäologen gehen aufgrund dieser Beobachtungen davon aus, dass sich das Stadtbild über sehr lange Zeit an epirotisch-illyrische Formen gehalten habe.

Weitere Wohnbebauung scheint es an der Nordostseite des Hügels gegeben zu haben. Neben Oberflächenfunden von Ziegeln und Steinen sind es vor allem die Wetterverhältnisse, die dafür sprechen; die Fläche ist vor starken Südwestwinden geschützt.

Das Stadion – die besterhaltene Anlage ihrer Art in Albanien

Außerhalb des Mauerrings, nach Süden hin, erhebt sich das gut erhaltene, in den 1950er-Jahren ausgegrabene Stadion der Stadt. Hier fanden sportliche Wettbewerbe zu den wesentlichen religiösen und politischen Festen statt. Es wurde um 300 v. Chr. errichtet, wie die Archäologen den hier gefundenen Inschriften entnehmen konnten. Seine Nutzung endete nach 600 Jahren im 3. Jh. n. Chr.

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