Wolfram Letzner - Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien

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Ein Reiseziel mit großer Vergangenheit macht von sich reden Wüst und rau erscheint die Region nur in den Schilderungen des Karl May. Tatsächlich bieten sich dem Reisenden saftig grüne Landschaften, dichte moos- und efeubehaftete Wälder (Montenegro), braune, Macchia bewachsene und duftende Karstlandschaften (Mazedonien) – Albanien und seine Nachbarländer sind reizvoll auch aufgrund der Hinterlassenschaften ihrer wechselvollen Geschichte. Illyrer, Griechen, Römer und ein halbes Jahrtausend osmanischer Herrschaft zeichneten das kulturelle Erbe des Landes. Dieses stellt der Band in gewohnter Ausstattung vor: Die Ruinenstätten Apollonia und Butrint bilden einen eindrucksvollen Rahmen der griechischen und römischen Zeit. Über den Städten Kruja und Berat thront jeweils eine eindrucksvolle mittelalterliche Festung und die historischen Altstädte versprühen den besonderen Charme des Unberührten. Doch erst durch die Ausflüge nach Mazedonien und Montenegro kann ein Bild der gemeinsamen Geschichte der gesamten Region entstehen. Dem Autor ist es mit präzisen Texten, Plänen und eindrucksvollen Fotografien gelungen, einen umfassenden Kulturreiseführer mit den wichtigsten archäologischen und historischen Stätten in Albanien vorzulegen. Weiterführende Kontaktdaten wie wichtige Telefonnummern oder auch die Adressen der Orte, in deren Museen die wichtigsten Objekte und Kunstwerke heute zu finden sind, helfen dem in Albanien, Montenegro und Mazedonien Reisenden auf all seinen Wegen.

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An dieser Stelle müssen wir uns intensiver mit den Illyrern und Illyrien auseinandersetzen. Sie erscheinen nicht nur in archäologischen Funden und Befunden, sondern auch in schriftlichen Quellen. Die frühesten Erwähnungen finden sich bei Hekataios von Milet im 6. / 5. Jh. v. Chr. Darüber hinaus werden sie bei Herodot und Thukydides erwähnt. Reichhaltige geografische Angaben zu Illyrien finden sich in den Werken des Ps.-Skylax (um 300 v. Chr.) und des Ps.-Skymnos (ca. 110 v. Chr.).

Sowohl aus den schriftlichen Quellen als auch aus der Sachkultur heraus lässt sich Illyriens Größe erfassen. Es erstreckte sich über einen weitaus größeren geografischen Raum als jenen des heutigen Albanien. Sein Gebiet umfasste etwa einen Bereich von Mazedonien aus bis an die Donau und die Save sowie bis zur Bucht von Triest.

Aus den Quellen wissen wir auch, dass sich hinter der Bezeichnung „Illyrer“ eine Reihe von Stämmen verbirgt (Abb. 4). Diese einzelnen Stämme verfügten über Zentralorte, die z. T. in römischer Zeit und auch darüber hinaus weiter besiedelt waren.

Aus einzelnen Stämmen entwickelten sich zunächst ab dem 7. Jh. v. Chr. Föderationen, aus denen wiederum im 5. und 4. Jh. v. Chr. die ersten illyrischen Königreiche entstanden. Über deren Geschichte wissen wir recht gut Bescheid, da sie sowohl zu Griechen als auch zu Römern Kontakte unterschiedlicher Natur pflegten.

Abb 4 Die illyrischen Stämme Antike Zwischen 650 und 450 v Chr sollte - фото 6

Abb. 4 Die illyrischen Stämme.

Antike

Zwischen 650 und 450 v. Chr. sollte sich in Illyrien ein Wandel vollziehen, weil die Griechen hier Städte anlegten. Im Jahr 627 v. Chr. wurde etwa Epidamnos, das spätere Dyrrachium, gegründet. Um 600 v. Chr. sollte Apollonia folgen. Durch den Kontakt mit den Griechen entstanden zwischen 400 und 350 v. Chr. aus den protourbanen Siedlungen der Illyrer richtige Städte nach griechischem Vorbild.

Die Beziehungen zwischen den Illyrern und ihren Nachbarn waren nicht immer konfliktfrei. Sowohl unter dem makedonischen König Philipp II. als auch unter seinem Sohn, Alexander dem Großen, kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, durch die Makedonien sein Territorium erweitern konnte.

Zwischen 335 und 300 v. Chr. gelang es dem illyrischen König Glaukias Stabilität und Sicherheit nicht nur für sein Reich zu gewährleisten, sondern auch über dessen Grenzen hinaus Einfluss zu nehmen. Im Jahr 309 v. Chr. unterstützte er den Molosser Pyrrhos bei der Rückgewinnung seines Thrones.

Das 3. Jh. v. Chr. sollte für Illyrien eine bewegte Zeit werden, weil 279 v. Chr. die Kelten in das Gebiet der Dardaner und nach Makedonien einfielen. Aber auch mit den Nachbarn geriet man wieder aneinander.

In der Regierungszeit Agrons (250–230 v. Chr.) sollten sich die Verhältnisse in der Region jedoch nachhaltig ändern. Sein Augenmerk lag vor allem auf der Ausdehnung des illyrischen Einflussbereiches bis nach Griechenland hinein.

Nach dem Tode Agrons übernahm dessen Witwe Teuta (230–229 v. Chr.) die Staatsgeschäfte, welche der politischen Richtung ihres Mannes folgte. Jedoch hatte sie dabei ganz offenkundig ihre Möglichkeiten ausgereizt und geriet in Konflikt mit Rom, das seine Interessen während des 3. Jhs. v. Chr. über Italien hinaus ausgedehnt hatte. Der Erste Illyrische Krieg (229–228 v. Chr.) führte dazu, dass Rom die Städte Apollonia und Dyrrachium zu seinem Protektorat machte. Die Macht vom Tiber konnte somit immer einen Grund finden, um auf dem Balkan zu intervenieren. Wenig später folgte der Zweite Illyrische Krieg (219–218 v. Chr.) und schon 213 v. Chr. sollte Illyrien wieder zum Schachtfeld werden. Philipp V. von Makedonien griff 198 v. Chr.in illyrische Verhältnisse ein und geriet deshalb mit Rom aneinander. Er wurde in einer Schlacht am Vjosa durch Flaminius geschlagen.

Danach kam es zu einer kurzen Periode des Friedens unter Genthios (reg. 181–168 v. Chr.), die letztendlich mit dem Dritten Illyrische Krieg endete und der illyrische Staat zerschlagen wurde. Letztendlich entschloss sich Rom im Jahr 148 v. Chr. zur Einrichtung der Provinz Makedonien, in die auch Illyrien aufging.

Aber in der neuen Provinz kehrte keineswegs Ruhe ein, die Region sollte zum Schlachtfeld des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius werden. Für beide Kriegsparteien war die Provinz als Brückenkopf wichtig, um weitere Gebiete im Osten des Römischen Reiches zu kontrollieren.

Auch Octavian, der spätere Augustus, wusste um die Bedeutung der Region. Nach der Ermordung Caesars im Jahr 44 v. Chr. war das Reich schließlich zwischen ihm und Marcus Antonius, einem Weggefährten Caesars, aufgeteilt worden. Octavian hatte aber größere Ambitionen, sodass er Dalmatien 34 / 33 v. Chr. besetzen ließ. Das war vermutlich auch schon eine Reaktion auf die Politik des Antonius, der 36 v. Chr. die ägyptische Königin Kleopatra geheiratet und damit römische Interessen aufgegeben hatte. So kam es zum Krieg, der z. T. auf dem Balkan geführt wurde und den Octavian gewann. Nach seinem Sieg gründete er römische Kolonien in Dyrrhachium, Byllis und Buthrotum, weil er viele seiner Veteranen versorgen musste und darüber hinaus durch diese Ansiedlungen die römische Herrschaft absichern konnte. Verwaltungstechnisch ordnete er das Gebiet 27 v. Chr. neu, indem er die Provinz Illyricum unter Einschluss Dalmatiens und Pannoniens schuf.

Roms Herrschaft war keineswegs gerne gesehen. Im Jahr 6 n. Chr. brach der Aufstand des Bato aus, der weite Teile Illyriens ergriff. Danach kehrte weitgehend Ruhe ein.

Zu Anfang des 4. Jhs. n. Chr. erforderte die politische Gesamtsituation im Römischen Reich die Neuorganisation der staatlichen Strukturen. Aus der unter Diokletian entstandenen Präfektur Illyricum sollten die Provinzen Epirus Vetus, Epirus Nova und Praevaliens entstehen.

Spätantike und Byzanz

Die Neuordnung des Imperiums reichte nicht aus, um dieses langfristig zu stabilisieren. So kam es schließlich im Jahr 395 zur Teilung des Imperiums in einen westlichen und einen östlichen Teil. Politisch gehörte der Balkan zum Osten, jedoch – uns mag das heute als Kuriosität erscheinen – blieb die kirchliche Oberhoheit beim römischen Papst. Erst um das Jahr 750 herum schlug der byzantinische Kaiser im Streit mit dem Papst den Balkan dem Patriarchat von Konstantinopel zu.

Die Provinz Illyrien fiel mit ihrem nördlichen Teil – bezogen auf die moderne Region um Shkodër und Lezhë – an das Weströmische Reich, während alles südlich davon Ostrom zugeschlagen wurde. Ein Zeugnis für diese Teilung stellen noch heute die Konfessionen dar: der Norden katholisch, der Süden orthodox.

Das byzantinische Albanien erfuhr im 5. und 6. Jh. noch einmal eine Blütezeit. Davon zeugen die Spuren zahlreicher Baumaßnahmen, etwa großartige Kirchen mit prächtigen Mosaiken, aber auch neue Befestigungen. Letztere reichten jedoch nicht aus, um die Hunnen oder den Sturm der Völkerwanderung abzuwehren. West- und Ostgoten drangen ein, denen schließlich zwischen 570 und 600 slawische Völker wie Awaren, Serben oder Kroaten folgten.

Schließlich wurden die Illyrer als Volk im Jahr 602 letztmalig in den „Miracula Sancti Demetrii“, der Heiligenlegende des Demetrios von Thessaloniki, erwähnt. Zu einem ernstzunehmenden Rivalen Ostroms sollten sich die im 7. Jh. bis nach Zentralalbanien vorstoßenden Bulgaren entwickeln. In der Folge der Eroberung gingen Städte wie etwa Byllis und Amantia unter.

Mittelalter

Weil Ostrom aus verschiedenen Gründen heraus eine Periode der Schwäche durchlebte, gelang es den Bulgaren gegen Ende des 9. Jhs. erneut in das heutige Albanien vorzustoßen. Mehr als 100 Jahre sollte es dauern, bis der byzantinische Kaiser Basileios II. (reg. 976–1025) im Jahr 1014 die besetzten Gebiete rückerobern konnte.

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