Wolfram Letzner - Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien

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Ein Reiseziel mit großer Vergangenheit macht von sich reden Wüst und rau erscheint die Region nur in den Schilderungen des Karl May. Tatsächlich bieten sich dem Reisenden saftig grüne Landschaften, dichte moos- und efeubehaftete Wälder (Montenegro), braune, Macchia bewachsene und duftende Karstlandschaften (Mazedonien) – Albanien und seine Nachbarländer sind reizvoll auch aufgrund der Hinterlassenschaften ihrer wechselvollen Geschichte. Illyrer, Griechen, Römer und ein halbes Jahrtausend osmanischer Herrschaft zeichneten das kulturelle Erbe des Landes. Dieses stellt der Band in gewohnter Ausstattung vor: Die Ruinenstätten Apollonia und Butrint bilden einen eindrucksvollen Rahmen der griechischen und römischen Zeit. Über den Städten Kruja und Berat thront jeweils eine eindrucksvolle mittelalterliche Festung und die historischen Altstädte versprühen den besonderen Charme des Unberührten. Doch erst durch die Ausflüge nach Mazedonien und Montenegro kann ein Bild der gemeinsamen Geschichte der gesamten Region entstehen. Dem Autor ist es mit präzisen Texten, Plänen und eindrucksvollen Fotografien gelungen, einen umfassenden Kulturreiseführer mit den wichtigsten archäologischen und historischen Stätten in Albanien vorzulegen. Weiterführende Kontaktdaten wie wichtige Telefonnummern oder auch die Adressen der Orte, in deren Museen die wichtigsten Objekte und Kunstwerke heute zu finden sind, helfen dem in Albanien, Montenegro und Mazedonien Reisenden auf all seinen Wegen.

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Das Jahr 1079 ist für Albanien ein wichtiges Jahr, denn der byzantinische Geschichtsschreiber Michael Attaleiates (1020 / 1030–ca. 1085) sprach erstmals von Albanern. Aber schon zwei Jahre später drohte dem Land neues Ungemach, weil die Normannen 1081Teile Albaniens besetzten. Ihre Herrschaft sollte aber nur bis 1185 währen. Allerdings gaben diese nicht gänzlich auf, sodass es immer wieder zu erfolglosen Feldzügen kam.

Die politische Karte Albaniens sollte sich ändern, nachdem im Jahr 1204 Konstantinopel durch die Teilnehmer des vierten Kreuzzugs erobert und das „Lateinische Kaiserreich“ errichtet wurde. Die neuen Spielräume ermöglichten noch 1204 die Gründung des unabhängigen Fürstentums Albanon, welches aber nur zehn Jahre überdauerte.

Im Jahr 1272 wagte Karl I., der König von Neapel, die Invasion Albaniens. Ihm gelang es, die Küstengebiete von Durrës bis hinab nach Vlorë zu besetzen und das kurzlebige Regnum Albaniae auszurufen.

Daneben sollte eine Reihe von Fürstentümern entstehen, deren Territorien über das Gebiet des heutigen Albaniens reichten und deren Herrscher sich teilweise noch byzantinischer Titel bedienten. Ihre Wirkungsgeschichte lässt sich wohl eher als begrenzt bezeichnen. Dauerhaft hingegen waren die Erwerbungen der Republik Venedig zu Beginn des 13. Jhs. Nach der Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs in Konstantinopel fielen Albanien und Epirus an die Serenissima. Weitere Erwerbungen sollten noch folgen, so Durrës im Jahr 1392.

Zwischen 1343 und 1347 wurde Albanien Teil des Großserbischen Reiches. Doch diese Episode sollte 1389 auf dem Amselfeld ein jähes Ende nehmen. Die Serben verloren die Schlacht gegen die Osmanen – noch heute ein nationales Trauma.

Dieser osmanische Sieg sollte in den folgenden Jahren auch für Albanien Konsequenzen haben. Nach und nach wurde das Land erobert. Dieser Entwicklung setzte sich Georg Castriota (1405−1468), genannt Skanderbeg, entgegen.

Skanderbeg, eigentlich Gjergi Kastrioti, war ein typisches Kind seiner Zeit. Aus dem albanischen Adel stammend, kam er nach militärischen Niederlagen des Vaters gegen die Türken als Geisel an den Hof Mehmets II. nach Adrianopel, dem heutigen Edirne. Wie viele seiner Zeitgenossen wechselte der junge Kastrioti die Seiten, als er bei den Janitscharen unterkam und zum Islam konvertierte. Mit dem Übertritt wechselte er auch den Namen zu Iskender, aus dem später Skanderbeg wurde.

Im Jahr 1438 wurde er als Gouverneur nach Albanien geschickt, weil man ihn für linientreu hielt. Diese Haltung sollte sich grundlegend ändern, als der Vater 1443 durch die Osmanen ermordet wurde. Iskender revoltierte mit seinen Truppen gegen seinen ehemaligen Dienstherrn und übernahm die Herrschaft über sein angestammtes Fürstentum. Aus politischen Gründen trat er zum katholischen Glauben über, dadurch erhoffte er sich die päpstliche Unterstützung.

Was aber Skanderbeg ausmachte, war seine Erkenntnis, alleine nichts erfolgreich gegen die Osmanen ausrichten zu können. So schuf er 1444 die „Liga von Lezhë“. Hier waren alle Mächte vereint, die Widerstand leisten wollten und konnten. Bis zu seinem Tode 1468 gelang es Skanderbeg, die Türken auf militärischem und diplomatischem Weg aufzuhalten. Die von ihm geschaffenen Grundlagen reichten aus, um die Unabhängigkeit Albaniens (im weitesten Sinne) bis 1478 zu sichern.

Osmanische Zeit

Nachdem der albanische Widerstand gebrochen war, konnten die Herrscher vom Bosporus darangehen, Land und Leute nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Neben der wirtschaftlichen und politischen Eingliederung ging es darum, die Albaner kulturell und religiös in das Reich zu integrieren, also zu islamisieren. Entlang der Straßen, die das Land durchzogen, gelang dies auch. Im Norden hingegen, im Raum um Shkodër, blieb die Bevölkerung weiterhin katholisch; in den Albanischen Alpen, begünstigt durch die Unzugänglichkeit der Region, überlebte die Orthodoxie. Aber auch an der Küste gab es noch kleine Gebiete, so um Sarandë herum, die christlich blieben.

Die osmanische Misswirtschaft löste bis in das 16. Jh. hinein eine Migrationswelle nach Süditalien aus. Erst in den beiden darauf folgenden Jahrhunderten sollte sich die Lage verbessern. Zeugnis dafür ist die Bestandsaufnahme des Osmanischen Reiches durch Evliya Çelebi.

Jedoch sollte der Zerfall des riesigen Imperiums schon bald einsetzen. Im späten 17. Jh. hatte sich aus europäischer Sichtweise das Bild vom „Kranken Mann am Bosporus“ etabliert, weil die einstige Großmacht zunehmend zerfiel. Besonders populär wurde der Begriff aber im 19. Jh.

Symptomatisch lässt sich dies an der Person des Ali Pascha ausmachen, dessen Karriere als Anführer einer Diebesbande begann, um schließlich als fast autonomer Herrscher – im Namen des Sultans in Istanbul – über weite Teile Südalbaniens und Epirus zu regieren. Seine Unterstützung für die griechische Unabhängigkeitsbewegung wurde in Istanbul als Hochverrat gesehen; osmanischen Truppen gelang es, Ali Pascha in Ioannina einzuschließen. Er verteidigte die Stadt heldenhaft, was ihm den Beinamen Löwe von Ioannina eintrug. Sein Ende fand er – je nach Sichtweise – durch Mord oder durch eine legale Hinrichtung.

Sein Handeln, die Umstände seines Todes, und der Geschmack des 19. Jhs. ließen ihn in die Weltliteratur eingehen. So erwähnt Alexandre Dumas in seinem Meisterwerk „Der Graf von Montechristo“ die Geschehnisse von Ioannina.

Moderne

Will man das heutige Albanien verstehen, so muss man genau hinschauen, wie es sich historisch entwickelte. Im 19. Jh. setzten auch in Albanien – durchaus vergleichbar mit anderen Regionen des Balkans − nationalorientierte Strömungen ein. Dabei ging es zunächst darum, die albanische Sprache und Kultur zu stärken. Von dort aus war der Schritt zur Forderung nach einem Nationalstaat nicht mehr weit. Aber der Weg dahin sollte von außen her geöffnet werden.

Zu Beginn des 20. Jhs. glich der ganze Balkan einem Pulverfass, das jeden Moment zu explodieren drohte. Im Jahr 1908 war ein serbisch-bulgarisches Bündnis entstanden, das sich zwar formell gegen Österreich-Ungarn, aber eigentlich gegen das Osmanische Reich – immer noch im Besitz großer Teile des Balkans – richtete. Diesem Bündnis schlossen sich Griechenland und Montenegro an.

Im Oktober 1912 erklärte das Bündnis dem Osmanischen Reich den Krieg, der mit großer Brutalität geführt wurde. Die Osmanen verloren nach der Niederlage fast den ganzen Balkan. Der Friede von London beendete schließlich den Ersten Balkankrieg. Aber der Konflikt war noch nicht beigelegt; aus ehemaligen Bundesgenossen wurden Feinde. Der nun folgende Zweite Balkankrieg endete 1913 mit dem Frieden von Bukarest.

Die Großmächte, die im Hintergrund die Strippen gezogen hatten, konnten nicht ignorieren, dass bereits 1912 ein albanischer Staat ausgerufen worden war. Jedoch glaubten die Vertreter der Großmächte nicht an den Erfolg dieses Staates und beschlossen die Errichtung des Fürstentums Albanien unter der Herrschaft Wilhelms, Fürst zu Wied (1876−1945). Dessen Herrschaft sollte aber schon 1914 nach einem halben Jahr enden; innerer Widerstand und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren die Ursachen. Das Fürstentum Albanien bestand allerdings bis 1925 formal weiter.

In diesem Jahr wurde Ahmet Zogu, aus dem albanischen Adel stammend, zum Präsidenten der noch jungen Republik gewählt. Doch bereits drei Jahre später schaffte Zogu die Republik wieder ab und rief sich zum König aus. Zur Durchsetzung seiner Politik suchte er Hilfe beim Königreich Jugoslawien. Ausdruck dieser Politik war die Schenkung des Klosters Sveti Naum am Ohrid-See (Abb. 5). In seiner Außenpolitik orientierte er sich später Richtung Italien, sodass das Land zunehmend unter dessen Einfluss geriet. Dies spiegelt sich nicht nur in den archäologischen Forschungen, sondern auch in Architektur und Infrastrukturmaßnahmen wider. Der zunehmende Druck des faschistischen Italiens auf das Land zwang Zogu 1939 dazu, ins griechische Exil zu gehen; Italien besetzte nun das Land.

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