Immer wieder stößt man in Beckers Originaltexten bei einzelnen Begriffen auf die im Englischen ungewöhnliche Großschreibung von Anfangsbuchstaben als Hinweis auf spirituelle Aspekte, die bestimmten seiner osteopathischen Betrachtungsweisen zugrunde liegen. In der deutschen Übersetzung wurde dem wie folgt Rechnung getragen:
Substantive: Erster Buchstabe fett (z. B. Atem des Lebens)
Adjektive, Verben: Erster Buchstabe groß (z. B. Höchstes, Hören)
Gerade bei den ‚großen‘ Vertretern der Osteopathie muss vor einem vorschnellen Interpretieren der Begriffe gewarnt werden (Stichwort: ‚zwischen den Zeilen‘ ), weil keine Nachfrage beim Autor möglich ist bzw. keine Primärquellen zur Deutung vorliegen. Hier gilt es, sich an den Vorbildern zu orientieren und jederzeit auch gegenüber Interpretationen fachfremder Menschen offen zu bleiben. So folgt man den Grundmechanismen der fruchtbaren inneren Weiterentwicklung, die bereits in den 1860ern von dem englischen Philosophen und Soziologen Herbert Spencer (1820–1903) treffend als steter Wandel zwischen dissolution (Auflösung – auch der eigenen Interpretation) und evolution (Entwicklung einer neuen Interpretation) beschrieben wurde.
Auch bei Rollin Becker zeigt sich wieder die auffällige Inkonsistenz osteopathischer Fachsprache – und dies umso deutlicher, je weiter sich die Thematik von den medizinischen Grundlagenfächern entfernt. Hier führt eine der großen Stärken der Osteopathie – die Bedeutung der individuellen Freiheit – bei der Wortwahl für gleiche Sachverhalte häufig zu wahrhaft babylonischem Begriffsgewirr, was eine konsistente Wissenschaftlichkeit beim Vermitteln der Inhalte erheblich erschwert.
Umso begrüßenswerter sind daher die Initiativen einzelner Institutionen wie etwa der World Osteopathic Health Organisation , deren Ziel es ist, ein verbindliches osteopathisches Glossar zu erstellen, das in naher Zukunft und international von allen Vertretern der Osteopathie anerkannt wird.
Aber nun wünsche ich allen Lesern viel Vergnügen und Inspiration bei der Lektüre dieses Buchs. Begleiten Sie Dr. Becker auf seiner Reise ins Grenzland der Osteopathie.
Rollin Becker
Leben in Bewegung
Für Ardath Becker
VORWORT 1 VORWORT 1 Rollin E. Becker, DO gehörte zu den Studenten von William Garner Sutherland, DO, DSc(hon) die zuhörten und über den Sinn und die Bedeutung dessen, was sie bei ihm lernten, nachdachten. Er war ein osteopathisch behandelnder Arzt und unterrichtete als Lehrer gemeinsam mit Dr. Sutherland. Zum Glück schrieb Dr. Becker einiges von dem auf, was er aus seinen Studien und aus seiner beruflichen Praxis als Osteopath lernte. Diese Zusammenstellung seiner Schriften reflektiert beinahe 60 Jahre klinischer Erfahrung. Obgleich die Lehre der Osteopathie nun schon über 100 Jahre existiert, gibt es nicht viel Literatur, die auf tatsächlicher Erfahrung in osteopathischer Diagnose und der Behandlung klinischer Probleme basiert. Das vorliegende Buch über Dr. Beckers Werk leistet deshalb einen wichtigen Beitrag in diesem Bereich. In den Kursen der Sutherland Cranial Teaching Foundation (SCTF) pflegte Dr. Becker zu den Teilnehmern zu sagen, dass ihre Lernerfahrung beim Behandeln in ihrer eigenen Praxis weitergehen würde. Das stimmt, denn kein Patient gleicht dem anderen, wenn es um das Diagnostizieren körperlicher Probleme geht. Behandler, die heutzutage osteopathisch arbeiten, bemerken in den Körpern ihrer Patienten viele Probleme, mit denen Dr. Still oder Dr. Sutherland nie zu tun hatten. Umgekehrt wird ein Osteopath heute wahrscheinlich manchen der Probleme, mit denen Dr. Still in seinem beruflichen Leben konfrontiert war, nicht begegnen. Die Naturwissenschaften bieten uns mittlerweile viele Informationen, die zur Diagnose und zu dem Verständnis beitragen, wie Probleme der Körpermechanik sich als physiologische Störungen zeigen. Dennoch gelten die einfachen mechanischen Prinzipien des manuellen Arbeitens in der Osteopathie heute ebenso wie vor 100 Jahren, als sie erstmals gelehrt wurden; und diese Prinzipien tragen in sich das Versprechen von etwas Weitreichendem. Deshalb sagte Dr. Sutherland: „Die Möglichkeiten in Dr. Stills Wissenschaft der Osteopathie sind größer als die Weiten des Himmels.“ 1 Mit diesen ‚Möglichkeiten‘ im Hinterkopf praktizierte Dr. Becker Osteopathie und lernte dabei von den Beschwerden seiner Patienten. Die Erforschung dieser Möglichkeiten gab ihm viel Wertvolles, das er als Lehrer wiederum weitergeben konnte. Anne L. Wales, DO, DSc(hon)
VORWORT 2
EINFÜHRUNG
BIOGRAFIE
1. STUDIUM UND PRAXIS DER OSTEOPATHIE
1.1. Ein tiefer Ozean des Studiums
1.2. Studenten ein Leben lang
1.3. Schritte vorwärts
1.4. Hilfe ist immer zur Stelle
1.5. Die Lebendigkeit nutzen
1.6. Entspanne dich, es eilt nicht
1.7. Seid still und erkennet
2. DEN MECHANISMUS VERSTEHEN
2.1. Der unwillkürliche Mechanismus
2.2. Bewegung – der Schlüssel zu Diagnose und Behandlung
2.3. Andrew Taylor Still: Arzt – Ingenieur – Menschenfreund
2.4. Stillpunkte
2.5. Mit deinem Mechanismus sitzen
3. DIE TIDE DES LIQUOR CEREBROSPINALIS
3.1. Der Liquor cerebrospinalis
3.2. Die Potency der Tide
3.3. Die Fluktuation des Liquor cerebrospinalis: ihre Natur und ihr therapeutischer Gebrauch
3.4. Arbeiten mit dem Liquor cerebrospinalis
3.5. Der Liquor cerebrospinalis – ein Mechanismus
3.6. Zeit, Gewebe und Tiden
4. DIE KUNST DER PALPATION
4.1. Die Aufgabe der diagnostischen Palpation im Kraniosakralen Mechanismus
4.2. Palpationsfähigkeiten entwickeln
4.3. Zuhören lernen
5. DIAGNOSTISCHES BERÜHREN: PRINZIPIEN UND ANWENDUNG
5.1. Diagnostisches Berühren Teil 1: Lebendige Funktion fühlen
5.2. Diagnostisches Berühren Teil 2: Was diagnostisches Berühren erreichen kann
5.3. Diagnostisches Berühren Teil 3: Anwendung
5.4. Diagnostisches Berühren Teil 4: Trauma und Stress
6. BEHANDLUNGSPRINZIPIEN UND BEHANDLUNGSMETHODEN
6.1. Philosophie und Methoden des Behandelns
6.2. Flexibilität in der Osteopathie
6.3. Vom Mechanismus geführt
6.4. Über das Behandeln
6.5. Ursache und Wirkung
6.6. Die Herrschaft der Gesundheit
6.7. Emotionale Faktoren
6.8. Ausgeglichene Membranspannung
6.9. Kinder: Diagnose und Behandlung
7. DAS WESEN VON TRAUMEN
7.1. Körperphysiologie plus Kraftfaktoren
7.2. X → Beeinträchtigung durch Schleudertrauma
7.3. Schleudertrauma
8. KLINISCHE ÜBERLEGUNGEN
8.1. Herangehensweise bei klinischen Problemen
8.2. Klinische Beobachtungen
8.3. Betrachtungen zum viszeralen Bereich: Herz und urogenitales System
8.4. Knieverletzungen
8.5. Sinusprobleme
8.6. Membranöse Gelenk-Dysfunktionen im Zahnbereich
8.7. Das Auge
Rollin E. Becker, DO gehörte zu den Studenten von William Garner Sutherland, DO, DSc(hon) die zuhörten und über den Sinn und die Bedeutung dessen, was sie bei ihm lernten, nachdachten. Er war ein osteopathisch behandelnder Arzt und unterrichtete als Lehrer gemeinsam mit Dr. Sutherland. Zum Glück schrieb Dr. Becker einiges von dem auf, was er aus seinen Studien und aus seiner beruflichen Praxis als Osteopath lernte.
Diese Zusammenstellung seiner Schriften reflektiert beinahe 60 Jahre klinischer Erfahrung. Obgleich die Lehre der Osteopathie nun schon über 100 Jahre existiert, gibt es nicht viel Literatur, die auf tatsächlicher Erfahrung in osteopathischer Diagnose und der Behandlung klinischer Probleme basiert. Das vorliegende Buch über Dr. Beckers Werk leistet deshalb einen wichtigen Beitrag in diesem Bereich.
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